Kapitalismus

Kapitalismus ist einer dieser Begriffe, den alle irgendwie verstehen, aber den man nur schwer konkret definieren kann.

Hier meine Versuche:

Ich lehne mich mit diesem Versuch eines Festpinnens an die Definition von Erik Olin Wright in seinem Buch How to be an Anti-Capitalist in the 21st Century an: „(…) the distinct feature of a capitalist market economy is the ways in which private owners of capital wield power both within firms and within the economic system as a whole.Kapitalistische Marktwirtschaft ist eine Wirtschaftsform, in dem der Handel, die Industrie und die Gewinne eines Landes von privaten Unternehmen kontrolliert werden und nicht von den Menschen, deren Zeit und Arbeit diese Unternehmen tragen. Sprich eine Wirtschaftsform, in der die Arbeit vieler Menschen wenige Menschen (extrem) reich macht. Diesen wenigen gehören die gesamten Produktionsmittel und sie können daraus privaten Profit ziehen und nach Belieben anhäufen. Vor allem neoliberaler Kapitalismus ist damit geprägt von Ausbeutung, davon, das Maximum aus einer Sache oder einem Menschen herauszuholen.

Im Gegensatz dazu steht zum Beispiel die kooperative Marktwirtschaft, in der gemeinschaftlich geführte Unternehmen ihre Gewinne an ihre Mitarbeiter:innen verteilen.

our economics privatises profits and socialises risks“ – Zitat von Professor David Harvey in diesem Artikel Kapitalismus verlegt den Profit in den privaten Bereich und die Risiken in den gemeinschaftlichen Bereich (wie wir zum Beispiel während Corona allzu deutlich erkennen können).

Kapitalismus ist außerdem eine Kultur, eine Haltung, die diesen Grundgedanken der Ausbeutung („Optimierung“) ebenfalls in den privaten Bereich trägt, und wirtschaftliche Grundsätze (zum Beispiel Kosten-Nutzen-Abwägungen oder Fragen danach, ob und was jemand verdient habe) auf Beziehungen zwischen Einzelpersonen.

David Graeber in Revolution in ReverseThe things we care most about — our loves, passions, rivalries, obsessions — are always other people; and in most societies that are not capitalist, it’s taken for granted that the manufacture of material goods is a subordinate moment in a larger process of fashioning people. In fact, I would argue that one of the most alienating aspects of capitalism is the fact that it forces us to pretend that it is the other way around, and that societies exist primarily to increase their output of things.


siehe auch meine Definition von Antikapitalismus beziehungsweise eines antikapitalistischen Unternehmens, sowie wie fühlt sich der Kapitalismus an? und Handel ist nicht gleich Kapitalismus