Ein Versuch der Definition von Schmuck
Ich fange wieder von vorne an, deshalb erstmal ein Brief und eine Sammlung.
Schmuck als Mikro-Sender
Ágnes Nemes Nagy, Über die Dinge
Wenn wir also einen Kieselstein aufheben, ein Blatt oder eine weggeworfene Zündkerze, irgendein wichtiges oder triviales Detail aus der Welt, die uns umgibt, so kann es geschehen, dass dieses Etwas sich unter unseren Händen in einen Mikro-Sender verwandelt und ein ganz unerwartetes Programm ausstrahlt …
Zum Beispiel ein mit Bojen und Schwimmern geschmückter Baum.
Schmuck als politisches Element
Rebecca Ross Russell, Gender and Jewelry – A Feminist Analysis
Jewelry responds to our most primitive urges, for control, honor, and sex. It is at once the most ancient and most immediate of art forms, one that is defined by its connection and interaction with the body. In this sense it is inescapably political, its meaning bound to the possibilities of the body it lies on.
Um in Beziehung mit der Welt um uns zu sein
Marjan Unger in diesem Interview
As a person you have to deal with yourself. You have to relate to other people. The good thing about jewellery is: it makes you alive … Because, if you don’t live and don’t relate to all the things around you, I don’t think you are alive.
Zum Beispiel über eine Hemdtasche voller Radieschen.
Schmuck als Erinnerungsstück, das Gefühle enthält
(wie ein Gedicht vielleicht)
Marjan Unger and Suzanne Van Leeuwen, Jewellery Matters
When one surveys the many different motives for wearing jewellery, there is one aspect that stands out: jewellery’s capacity to keep memories alive and to render emotions visible and tangible. Memories are not so much about a nostalgic yearning for the past as about personal experiences. What’s more, jewels stand a good chance of surviving their makers and original owners, at which point they might function as a memento for relatives.
Um unser Leben attraktiv zu machen
Denn es ist nicht immer nur der ungeschmückte Minimalismus, der Freude macht, und Schmuck kann eine gute Komplexität bringen.
William Morris, Nützliche Arbeit oder nutzlose Plackerei
Wir müssen beginnen, den schmückenden Teil des Lebens von Neuem zu schaffen – seine Genüsse, sinnliche und geistige, wissenschaftliche und künstlerische, gemeinsame und individuelle – auf der Grundlage freiwilliger Arbeit, die wir freudig und in dem Bewusstsein übernehmen, uns selbst und unseren Nachbarn damit Gutes zu tun. Die unbedingt notwendige Arbeit, die an erster Stelle steht, würde nur einen kleinen Teil jedes Tages in Anspruch nehmen und insofern nicht beschwerlich fallen; sie würde aber täglich wiederkehren und uns dadurch die Freude des Tages verderben, wenn sie nicht während ihrer Dauer erträglich gemacht würde. Mit anderen Worten, jede Arbeit, auch die gewöhnlichste, muss attraktiv gemacht werden.
Zeitgenössischer Schmuck als autistische Bubbel für individualistische Perfektionist:innen
Gert Staal und Ted Noten, Celebration of the street: Manifesto for the new jewellery
Contemporary jewellery pieces are like Rotary badges. As functional and just as steeped in the conventions they once tried to undermine. They have become the shorthand gesture of recognition for those who speak the same language. A rusty code that only has value for the intimate few. (…) Jewellery must be owned by the public if it wants to touch the public.
Und ein Vorschlag einer wissenschaftlichen Definition
nochmal Marjan Unger, hier in ihrer Doktorarbeit Jewellery in Context
A piece of jewellery is an object that is worn on the human body, as a decorative and symbolic addition to its outward appearance.
siehe auch erinnern und Schmuck machen als Besitz machen