Drehregler-Mentalität
Mit das hilfreichste Konzept, das ich für meine Patchwork-Arbeit gefunden habe, ist das Drehregler-Konzept.
Es geht zurück auf diesen Artikel aus dem Fitnessbereich. Darin beschreibt der Autor, wie fatal das ist, wenn wir alles, was wir für unsere Gesundheit tun, mit einem Kippschalter belegen – also entweder ganz oder gar nicht machen. Entweder wir machen Alkoholfasten oder wir kippen täglich mehrere Gläser. Entweder wir kochen täglich selber ein frisches supergesundes Essen oder wir futtern nur Pommes. Entweder wir machen täglich die Power-Extra-Abs-aus-Stahl-Challenge mit, oder wir hängen nur auf dem Sofa. Usw.
„Always something.“Er schlägt vor, stattdessen mit einem Drehregler zu arbeiten, und „immer etwas“ zu machen. Zurzeit habe ich andere Prioritäten, also drehe ich meine körperliche Bewegung auf drei oder vier – aber eben nicht null. Wie diese drei aussieht, ist natürlich für jede Person unterschiedlich. Bei manchen ist das dann „nur“ ein kleines Workout, bei anderen einfach der Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad.
Übertragen auf mein Patchwork heißt das: Ich muss nie einen meiner Bereiche komplett pausieren oder unterbrechen. Der Regler ist für alle Bereiche immer an, aber eben mal auf 2 oder 3 und mal auf 8.
Zum Beispiel kann ich in einer Phase intensiv an meinem Unternehmen arbeiten, und deshalb selber wenig Lyrik schreiben. Dafür kann ich in der Zeit zum Mittagessen Gedichte lesen und an meinem monatlichen Texttreffen teilnehmen, auch ohne einen eigenen Text dabei zu haben. Beides sorgt dafür, dass mein „Lyrik-Hirn“ an bleibt, dass ich weiter kleine Fäden spinne. Und dass ich in der nächsten Phase, wenn dann mein Schreiben wieder mehr dran ist, müheloser den Übergang dazu finden kann.
(So kann ich immer mehr als gesamter Mensch anwesend sein.)
siehe auch jeden Tag etwas Kleines und Der Weg hier raus ist nicht binär