Ich lerne darauf zu hören, wie jemandens Blut fließt, wie dick- oder dünnflüssig es wann ist. Und interessiere mich zurzeit besonders für diejenigen, die mit ihrer Vergangenheit leben, oder leben müssen, deren Vorher für sie greifbar und präsent ist, im Präsens geschrieben. Also diejenigen, die immer wieder um die gleichen Themen kreisen, kreisen müssen, die im inneren Gespräch bleiben mit den Menschen, die sie früher begleitet haben. Diejenigen, die keine ganzen Phasen ihres Lebens vergessen, die niemanden vergessen, den sie mal gefährlich lange umarmten. Wie leicht das geht, zu vergessen, wen man gefährlich lang umarmte. Ich schreibe so viel Tagebuch, ich schreibe das alles runter, wer kommt und wer geht, wen ich wie lange umarme, und schaue diese Berichte nie wieder an, und dann scheine ich sie zu vergessen. Ich weiß nicht mehr, ob wir uns küssten. (Ja.) Ich weiß nicht mehr, ob es mir gut ging. (Ja, und auch Nein.) Ob dieses Vergessen daran liegt, dass ich es alles weg geschrieben habe, die Bewegungen, Gefühle, Gedanken verarbeitet, verstoffwechselt, getrocknet? Wo habe ich die inneren Bilder dazu in mir abgelegt? Wie geht das, dass Intensitäten sich verlieren in nachfolgenden Intensitäten? Wenn ich vielleicht mehr Büchlein machen würde, mehr stöbern in meinem eigenen Material, mich bewusster erinnern, mehr mit mir arbeiten. The class ends with the death of practice, to humble you and to remind you that there is nothing here that you can take home with you. Und ich nehme doch so viel mit. Durch das Hingehen und da sein, denn wenn man nichts mitnehmen kann, muss ich komplett da sein, um alles zu erfahren. Wenn das ein Trick ist, ist es ein guter. Und an den Satz there is nothing here that you can take home with you erinnere ich mich tatsächlich, auch bevor ich ihn wieder las, der blieb mir erhalten, der taucht immer wieder von alleine auf. Dieser Text besteht aus Sätzen, die ich 2011 geschrieben habe und welchen, die ich heute geschrieben habe. Wie gehe ich vor, wenn ich ein Gedicht schreiben will? Also eins, das mich nicht selber langweilt, eins mit neuen, schönen, berührenden Worten. Kaum bin ich zu Hause, bricht draußen ein Sturm los, rechts im Fenster weht der Baum, links hinter der Tür ist das Freundi mit seiner Musik. Es ist alles Kopf und alles Aufmerksamkeit, und wir bewundern diejenigen, die weniger Hemmungen haben. Ich sehe uns an einem sommerlichen Tisch sitzen und ein Tagebuch-Game spielen, es ist ein Trinkspiel, wir lesen alle den Eintrag eines bestimmten Tages aus unseren alten Tagebüchern laut vor, und wenn bestimmte Begriffe darin vorkommen, müssen wir einen Schnaps trinken. Was wären das für Begriffe, wie klingt mein Tagebuch-Bingo? Ich brauche Sachen zum Zeigen, ich will sehen, wie Menschen reagieren, ich will kommunizieren. Ich will den Kram nicht machen, nur um ihn zu archivieren. Ich habe keine Kinder, die meine Notizen für mich in die Bücherei tragen werden. Ich will das Tagebuch als Ausgangspunkt nehmen, hemmungsloser mich selber recyceln, alles jetzt an die Luft setzen, es darf in der Öffentlichkeit trocknen, oder verschimmeln, je nach Wetter. I want to laugh about the tropes of my own life. Mein Tagebuch-Bingo ist natürlich Essen. Überall und in jedem Eintrag rufe ich Pasta, Honigbrote, Brownies, Torten, Smoothies, Eier, Tee, Paprikash, Avocadosalate auf, meine Erinnerungen gliedern sich in Geschmäcker. Und dann auch noch der Eintrag, in dem ich das Büchlein über die USA-Reise bearbeite und dabei darüber entsetzt bin, was für einen Fokus ich immer auf Essen lege beim Schreiben. Zu den alten Tagebucheinträgen tauchen die dazugehörigen Stimmungen und Wildheiten und Traurigkeiten wieder auf, manchmal sogar auch wieder Bilder, innere Bilder, nicht die Fotos, die ich in der Zeit machte. Ich bekomme eine Erzählübung geschenkt: einen Absatz, Gedanken, Szene aus dem Tagebuch oder dem Kompost nehmen und ausarbeiten mit Blick auf Außen. Und dann der Eintrag, in dem ich begreife, dass das eine grenzwertige Obsession war, dass das kurz vor der Ess-Störung war, meine Fixiertheit auf jedes einzelne Lebensmittel, auf die Menge Zucker im Brot, wie oft ich die Tiefkühltruhe auf- und zu klappte; und daran spüre, dass dreizehn Jahre vergangen sind, und ich anders geworden bin, ich mich inzwischen hemmungslos ernähren kann. Ich stemme mich gegen die Traurigkeit. Solange ich drin bin, ist ja auch alles gut. Also ist der Screensaver heute eben traurig. Nicht ich. Und dann der Eintrag, in dem ich begreife, dass das natürlich eine Liebe war, und dass ich heute an diese Liebe anknüpfe, dass mir Menschen in anderen Menschen wiederbegegnen, dass ich im Geflecht über so viele Fäden und in alle Dimensionen liebe, dass meine Liebe so auch diejenigen erreicht, denen ich sie damals nicht zeigen konnte. Wir werden jedes Jahr erwachsener, und es ist jedes Jahr mehr und jedes Jahr weniger. Ich koche für das Freundi eine Kichererbsensuppe und rühre den Avocado-Hüttenkäse-Dip aus einem Tagebucheintrag von 2015, wenn schon so viel Essen drin ist, kann ich das Tagebuch ja auch als Kochbuch nutzen, wir dippen Dinkelcracker hinein und legen gesalzene Brennesseln aus des Freundis Garten oben drauf. Wir umarmen uns lange, und tags zuvor notierte ich: Am liebsten hätte ich eine Welt, der ich alles erzählen könnte.
People in Portland use their houses like kids play with their doll-houses, stuffing the front porches in unretrievable ways, hanging bikes from trees, planting edibles all over the yard, more decorating than living, nothing is sacred.
hier ein recyceltes gedicht:
a variety of fine, words & swords remix v2
raise them swords,
you dirty knights in
whatever white,
whatever you can find,
raise them to us!
raise them to the
widechested openfaced
brighthearted
request of love.
raise them to
clam-chowdered trips
& nights near the sea
dancing and drumming
in lonely bars
while the moon
puts on its
prettiest little crown.
raise them to seagulls
on the land,
to valley girls &
travelling folk &
to those who
choose to stay home,
to not caring about
what country you’re in
as long as somebody
introduces you as
„this is my new friend“.
raise them to
messy cars
& even messier pals,
to coffee cups in hands
& dancing pants on butts,
raise them to honesty
& happy times,
raise them to big fat
lies about your
sword drawing skills.
& no, I wasn’t drunk
last night, not at all,
adrenaline keeps me
sober as a sword.
xo
r