Ein Mann kann natürlich ein Feminist sein
Ich schreibe „Mann+“, um mit dem Plus zu signalisieren, dass ich hier alle Menschen meine, die aufgrund ihres wahrgenommenen Geschlechts im Patriarchat ungefragt Privilegien erhalten, aber eben auch den hier beschriebenen negativen Erfahrungen darin ausgesetzt sind. Dazu können beispielsweise Trans-Männer genau so gehören wie genderqueere Personen, denen bei Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde.Männer+ sollten sogar Feminist:innen sein, denn das Patriarchat übt auch auf sie Gewalt aus und engt sie ein.
Das geschieht zum Beispiel über den hohen gesellschaftlichen Druck und die extrem verbreitete Erzählung, dass „ein Mann keine Gefühle zeigt“, und Männer+ somit bereits als kleine Kinder weniger Möglichkeiten erhalten, ihre Gefühle zu fühlen, zu verarbeiten und mit ihnen umzugehen. Das wiederum begrenzt sie oft in ihren Möglichkeiten, auf andere Menschen (egal welchen Geschlechts) zuzugehen und intime, gleichberechtigte Beziehungen zu führen.
Die Definitionen, die wir von Männlichkeit, Mannsein und Sexualität haben, sind toxisch für alle Beteiligten, sie sind beleidigend und engen ein.
Nils Pickert nennt das den Preis der Männlichkeit. Er fragt: „Was müssen andere, was musst du dafür bezahlen, der Mann zu sein, der du heute bist? Was hat es dich gekostet, als Mann dort zu sein, wo du heute stehst? Welchen Preis haben andere dafür zahlen müssen?“ Er beschreibt daraufhin seine eigenen Gewalterfahrungen, die fehlende Sprache, die er dafür finden konnte, sowie das Geld und die Freundschaften, Zeit und Nerven, die ihn Männlichkeit gekostet haben.
„In more gender-equal societies men are half as likely to be depressed, less likely to commit suicide, have around a 40% smaller risk of dying a violent death and even suffer less from chronic back pain. Adolescent boys in those countries have fewer psychosomatic complaints and are more likely to use contraceptives. And sex? Contrary to the stereotypes, one study found that men with feminist partners reported greater sexual satisfaction, as did women with partners who supported feminism.“ – Anne Karpf in We all benefit from a more gender-equal society. Even men.Die feministische Arbeit lohnt sich auf jeden Fall für alle: Je gleichberechtigter eine Gesellschaft, umso weniger Männer+ bekommen Depressionen, begehen Selbstmord, machen Gewalterfahrungen. Und sie haben weniger Rückenschmerzen und besseren Sex.
bell hooks schreibt dazu in ihrem Buch All About Love:
love is impossible where the will to dominate exists