Räuchern

Ich bin ein Nasentier, so nennen mich meine Menschen. Ach Ricardas, du Nasentier. Ich rieche alles und oft zu viel. Ich spreche davon, dass Websites nach einem selber riechen sollen. Ich rieche an meinen Teekräutern, bevor ich sie aufgieße.

Ich mag Wind, ich feiere den Wind, er bringt mir immer Nachrichten. Rauchen und riechen entstanden tatsächlich geschwisterlich, und die Verknüpfungen vom riechen zum rülpsen machen mir FreudeGeruch und Rauch müssen doch eine geteilte Wortwurzel haben, und Rauchzeichen, also Sprache, gehört sicher auch dazu.

Ich räuchere Kräuter und Harze, die mir Claudia schickt, die sie in ihrem Garten oder drumherum gesammelt hat. Claudia hat mir das Räuchern ermöglicht, indem sie sagte: Das ist die schnellste Möglichkeit, aus dem Kopf zu kommen. Und: Du kannst dabei nichts falsch machen. Sie hat mir damit die Möglichkeit aufgemacht, meinen eigenen Ritualen aufzuspüren, zu schauen und zu fühlen, was für mich richtig ist, dass ich nichts klauen muss, wie klein dieses Ritual auch sein darf.

Claudia hat mir auch gezeigt, wie sanft ich räuchern kann, wenn ich eine ganz kleine Menge Kräuter auf das Sieb über dem Teelicht gebe, ein paar in die Mitte, die meisten an den Rand. Das gibt dann keinen dramatischen Schwall, sondern ein feines Kräuseln, ein einzelner duftender Rauchfaden. Ich kann Gerüche nicht so genau beschreiben, wie ich mir das wünsche, aber manchmal hat es eine Tiefe und eine Zartheit, als würde man eine Rose grillen.

Und beim Lüften nach dem Räuchern übergebe ich alles wieder dem Wind.