sideways approach
Ein wichtiges Werkzeug im Üben von nicht-binärem Denken ist für mich der „sideways approach“ - also statt frontal auf ein Thema oder einen Konflikt zuzugehen und nur noch zwei Seiten darin zu sehen, ihm irgendwie anders begegnen. Nicht (nur) frontal, wertend, logisch, einsortierend, weil all das die Binarität und damit oft die Verhärtung nur fester zurrt. Stattdessen sich über versteckte Möglichkeiten, andere Blickwinkel, Bilder, Bewegungen Gedichte, mit Tarotkarten, Spielen, dem Körper, Träumen, taking it to the trees dem Thema nähern, um damit Raum zu schaffen für neue Handlungsmöglichkeiten und starken und gleichzeitig spielerischen Widerstand. There is so much room still to tuck anarchist tools into any place, to practice skills of freedom, to jump, skip, dance around the binaries and hierarchies.
Ein sideways approach ist also eine Art des Denkens und Handelns, die eine gewohnte Konfrontation mit Gegensätzen vermeidet und stattdessen nach alternativen Wegen sucht, die quer zu den üblichen Denkmustern verlaufen. Oder drüber oder drunter, tanzend oder singend.
Dazu gehören nicht-rationale, körperliche, spielerische und künstlerische Zugänge. Dazu gehören pilzische Bewegungen, die sich verflechten, verzweigen, vernetzen, anstatt sich hierarchisch zu organisieren. Dazu gehört der Zufall. Dazu gehören Hirnschwapps. Dazu gehören Improvisation, Dazzle Drag und Beutel.
Im Kern ist es eine Herangehensweise, die bewusst die üblichen direkten, linearen und binären Denk- und Handlungsmuster durchbricht. Statt einer These eine Antithese gegenüberzustellen, ewiges Pro-Kontra-Gezerre, endloser Positionierungsaktionismus, oder Probleme durch logische Analyse zu „lösen“ (lol), öffnet der sideways approach einen dritten, vierten, fünften … Raum.
Statt frontal gegen eine Mauer zu rennen oder sich von ihr abzuwenden, bewegt man sich seitlich an ihr entlang, entdeckt ihre Texturen, findet unerwartete Durchgänge, klettert drüber, spielt mit ihrem Schatten, setzt sich als Sporen in ihren Ritzen fest, bemalt sie, besprüht sie, höhlt sie mit Regentropfen aus, baut sich Fluggeräte und schwebt drüber.
Statt in sich immer weiter verhärtende Opposition zu gehen, dominante Denk- und Handlungsmuster zu unterlaufen, mit komplexen Strategien von Verschiebung, Vermischung und Transformation, sich dreckig machen, sich berühren lassen, sich verbinden, immer mehr und vor allem: sich verbinden.
Gilles Deleuze und Félix Guattari in ihrer Einführung zum Rhizomalways in the middle … the rhizome is alliance, uniquely alliance … the middle is by no means an average; on the contrary, it is where things pick up speed
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siehe auch Seiten wählen, Verwirrung als Fertigkeit, Komplexität zumuten und wir haben die Fantasie für mehr als das