Tending und Maintenance
Nachölen ist aufwändig – Möbel umstellen, saugen, wischen, über Nacht warten, bis es trocken ist, dann ölen und mindestens wieder über Nacht warten, bis es eingezogen ist, dann Möbel zurückstellen.Ich hatte ewig lang schon vor unsere Holzböden nachzuölen, und genau so lang habe ich es vor mir her geschoben. Bis es mir selber dann irgendwann zu bunt wurde und ich mir ein Wochenende blockte und es endlich angegangen bin und natürlich sehr froh darum war.
Das Überraschende daran war für mich, dass ich nicht nur froh um das Ergebnis war (endlich abgehakt, Boden wieder in Schuss), sondern dass mir vor allem der Prozess so viel gegeben hat.
Denn eine solche Zuwendung ist ja auch eine Liebeserklärung. An den Boden selber, an die Bäume, die über Jahrzehnte in noch viel aufwändigerer Arbeit diese Dielen Ring um Ring erstellten, an die Menschen, denen diese Dielen vor mir gedient haben, an die Menschen, mit denen ich jetzt diese Räume teilen darf.
So dachte ich, das Öl einreibend, über die englischen Begriffe Maintenance und Tending nach. Maintenance als die Wartung, die Aufrechterhaltung, die Instandhaltung – das war lange Zeit mein Begriff für diese Art von regelmäßig wiederkehrender Arbeit.
Inzwischen mag ich dafür das Verb Tending viel lieber, das Pflegen, Kümmern, Hüten bedeutet. Denn da steckt die liebevolle Hinwendung viel mehr drin, damit das große Ganze, und damit die Freude. Da steckt die Beziehung drin, die ich beim Pflegen genau so entwickle wie beim Reparieren.
Und, wie mich Kali im Gespräch erinnert: There is always also tenderness in the tending. Es ist immer auch Zärtlichkeit, Empfindlichkeit, Weichheit im Pflegen.