Die Verben sind mir wichtig

In einem Text sind die Verben für mich meist wichtiger als die Adjektive. Wie bunt kannst du ohne Beschreibungen schreiben?

Im Leben sind die Verben für mich wichtiger als die Substantive. Ein Verb enthält mehr Raum für Veränderung als ein Substantiv. Wie lebendig kannst du ohne ein Kästchen sein?

Oscar Wilde said that if you know what you want to be, then you inevitably become it – that is your punishment, but if you never know, then you can be anything. There is a truth to that. We are not nouns, we are verbs. I am not a thing – an actor, a writer – I am a person who does things – I write, I act – and I never know what I am going to do next. I think you can be imprisoned if you think of yourself as a noun.“ – Stephen FryWill ich ein Tänzer sein? Will ich eine Jägerin sein? Ach, höre auf mit den Hauptwörtern! Die Tunwörter sind interessanter und machen frei, das weißt du doch, konzentriere dich auf die Verben und vor allem die täglichen Verben.

Kunst ist eine Praxis wie alles andere, und eine Praxis findet in der Praxis statt, also in den Verben.


Später lerne ich, dass viele andere das natürlich weit vor uns wussten.

It’s no wonder that our language was forbidden. The language we speak is an affront to the ears of the colonist in every way, because it is a language that challenges the fundamental tenets of Western thinking — that humans alone are possessed of rights and all the rest of the living world exists for human use. Those whom my ancestors called relatives were renamed natural resources. In contrast to verb-based Potawatomi, the English language is made up primarily of nouns, somehow appropriate for a culture so obsessed with things.“ – Robin Wall Kimmerer in Speaking of Nature; ursprünglich auf dieses Thema gestoßen bin ich in dem Essay „Learning the Grammar of Animacy“ in ihrem Buch Braiding Sweetgrass, dieser Essay ist als Die Grammatik der Lebendigkeit auch auf Deutsch erschienenZum Beispiel besteht Potawatomi (die Sprache eines indigenen Volkes aus dem Nordosten von Nordamerika, die aufgrund gezielter Unterdrückung und extremer Verbote durch weiße Siedler:innen heute beinah ausgestorben ist) zu 70% aus Verben – im Gegensatz zu den 10% Verben im Deutschen.

Die Verbformen in Potawatomi werden verändert, je nachdem ob darin eine Beziehung zu einem lebendigen Wesen (dazu gehören Steine und Wasser genau so wie Pflanzen und Tiere) oder einem menschengemachten Etwas ausgedrückt wird.

In diesen Verben hat also eine weitere Form der Lebendigkeit Raum: Eine verwandtschaftliche Beziehung zu der mehr-als-menschlichen Welt um uns, und nicht nur ein Benennen der angeblich leblosen Dinge, die uns dienen sollen.


Wie ist es mit Namen? Sind Namen wichtiger oder das Benennen?