Wie lange braucht ein Buch?
„It’s a matter of just setting the things down and accepting that other people might not like them. You set a sentence down and it should be the least that’s possible to say about the subject.” — Jesse BallIch entdecke Jesse Ball. Er schreibt einen gesamten Roman in sechs Tagen, weil das Schreiben für ihn eine Performance ist, die an einem Stück durchlebt und für die Leser erlebbar gemacht werden muss. Vergleichbar mit einem Klavierkonzert, das Fehler enthalten darf, aber durch das Erleben am Stück mehr Reichtum enthält, als wenn es fehlerfrei aus einzelnen Aufnahmen zusammengstückelt würde.
Daran merke ich, wie sehr ich selber offensichtlich glaube, dass ein Buch lange brauchen muss, und dass auch dieser Glaube abschüttelbar ist. Vielleicht könnte das Schreiben ja Spaß machen und schnell gehen? Ich traue dem noch nicht.
Catherine Lacey braucht länger für ihre Bücher und findet, dass das Ding mit der Zeit überbewertet und ein Buch kein Kuchen ist:
„The preparation is about paying attention to what you love and to be able to see as clearly as possible. It’s a matter of your whole life’s regime.” — Jesse BallBall wird gefragt, wie er sich auf das Schreiben seines Buches vorbereitet, und er antwortet: In der Vorbereitung geht es darum, genau darauf zu achten, was dich anzieht, und das so klar wie möglich zu sehen. Es geht um die Ordnung deines gesamten Lebens.
Nick Cave erzählt hier von dem Album „Carnage“, das beinah komplett fertig in zweieinhalb Tagen im Studio entstand, in einer pandemiebedingten Auftritts- und Reisepause:
I think it was one of the popes who, when asked how long he prayed each day, replied, “About ten minutes, but I spend all day thinking about it”. So it was with Carnage. (…) I think we both felt the enforced stasis, not just unnerving, but also strangely and fitfully energizing, and so, when we began working in the studio, Carnage came out fast and necessary, as proof of life.