wieder zeichnen

Lynda Barry

“As kids we went to the page to find something, to have an experience. As adults we have it backwards. We think that we need to have an experience before we go to the page.”

Genau das: Früher habe ich gezeichnet, und es war ein Erlebnis. Im Zeichnen habe ich Geschichten, Orte, Wesen erfunden und gelebt, im Zeichnen war ich woanders (meist in einem Mäusebau), Zeichnen war Leben wie alles andere auch.

Wenn ich heute versuche zu zeichnen, versuche ich, etwas zu erreichen. Ich will eine Person sein, die zeichnet. Und scheitere, denn so und zur Zeit bin ich keine Person, die zeichnet.

Was vermutlich daran liegt, dass ich im Zeichnen selbst kein Erlebnis mehr habe.

Was ich so sehr vermisse.

Ich zeichne inzwischen wieder, unter anderem weil ich ein tägliches Zeichentagebuch führe.

Ich zeichne durch das Peinliche hindurch, durch die Scham, durch die falschen Perspektiven, durch die zu langen Arme und zu kurzen Oberkörper. Oder an ihnen vorbei, in einem anderen Boot.

Auch hier – on the page – beim Zeichnen und Schreiben und Collagieren, geht es um Intuition und das Auswählen und Nutzen der Werkzeuge dafür.

Und auch hier um die Erfahrung, um so etwas wie Präsenz und Ziellosigkeit und Unoptimierbarkeit: nicht zeichnen, um so oder so zu sein, sondern zeichnen, weil es Spaß macht.

Ich will auch diese Notizen mehr dafür verwenden: Nicht nur im Tippen denken, sondern mit der Hand.


siehe auch zeichnen lernen