Hier ist ein Kompost, auf den ich täglich etwas aus den Notizen vom Vortag werfe.

Hier kannst du mehr darüber lesen, wie der Kompost entstanden ist und wie er funktioniert.

19. Dezember 2024

Ein warmer, windiger Tag, ein Wolken und blauer Himmel Tag, ein bewegter Tag. Zuckerplätzchen und Tee, und Wärmflasche aufs Herz gedrückt. Die man in einer Pannensituation auch der Autobatterie auflegen kann, die dann vielleicht wieder Saft liefert, und dann springt das Auto wieder an, teilte das Freundi vorhin mit mir.

Nicht-binär-sein noch mehr als VERB sehen. Genderqueering. Ich bin nicht genderqueer, ich queere mein Gender. Ich bin nicht nicht-binär, ich weiche die Binaritäten auf, in denen ich und andere mich steckten.

Abi Palmer in SlugsKeep adapting, keep changing, keep them wondering what the hell you are.

Slugs ist wirklich ein Manifest, hat eine klare Agenda, weiß ziemlich genau, wo es hin will, weil es von einer so klaren Begeisterung für etwas außerhalb der schreibenden Person getragen wird, weil es mich zu diesem Special Interest an Nacktschnecken führt, mich schmiert, mich umschleimt – kann ich deshalb seine autofiktionalen Elemente so gut mit tragen, weil es zwar sucht und tastet, ich aber nicht das Gefühl habe, in einer endlosen, kreiselnden, hilflosen Suchbewegung gefangen zu sein (wie es mir zum Beispiel manchmal mit Zambrenos Drifts ging, und was ja auch eine völlig legitime und notwendige Form ist, und ich gerade einfach zurzeit nicht so viel Hunger danach habe)?

Ist die Große Freiheit immer direkt vor einem?

Über Geld nachdenken, kommen fast die Tränen. Drucker muss repariert werden, kommen fast die Tränen. Aufregung vor der Moderation nachher, kommen fast die Tränen. Aber gut, gut, gut, es geht ja auch um WE HAVE TO MAKE NEW LOVE und das ist Arbeit und viel.

Ich musste bei dem Motto der Lesung neben dem heartpulling Lied von Björk auch an weitere Formen von Verbunden-Sein denken, die sich weiterhin und immer dringlicher anfühlen, an Haraways Kinship (Verwandtschaft) mit den Mehr-als-Menschlichen, an queere Beziehungs- und Familienformen jenseits der klassischen Kernfamilie, an politische Allianzen über Lager hinweg, um drohendem Faschismus zu begegnen, alles neue Liebe, die wir machen müssen, alles alte Arbeit, die wir machen müssen. Und all das tauchte tatsächlich in den Texten auf, und in den Gesprächen dazwischen, und in den Begegnungen danach.

Es kann eine Form von Verbundenheit sein, wenn wir unsere Themen mit ganz leichter Hand füreinander mit halten. Und manchmal müssen wir eine Zumutung sein für andere, uns also anderen zumuten, um Nähe herzustellen oder wieder zu ermöglichen.

Das Freundi sagt dem Kind beim Einschlafen, morgen sei was von mir im Adventskalender, und das Kind antwortet: Ich wittere Nagellack.

(Heute ist noch etwas Mond, ein halber hängender, ein schlapper.)

Maybe I wanted a second literal healing process to follow along with.

18. Dezember 2024

Maybe I wanted a literal healing process to follow along with.

Ich ziehe es jetzt durch, so gut ich kann und so weit ich Kraft habe, und schreibe kleine PSe, wie ich heiße und was für Pronomen ich verwende, und schreibe kein Sorry und kein Grinsi. I do not have to accomodate everybody.

Dieses viele Mailen mit Menschen, die mich fast alle falsch gendern, und der eine, der es nicht tat, sagte am Telefon, da müsse ich mich nicht dafür bedanken, aber hast du eine Ahnung, nein du hast keine, wie selten das ist, die Menschen, die am Nebentisch rätseln, was FLINTA* wohl bedeutet und was das mit den verschiedenen Toiletten auf sich hat, der junge Mann, der neben uns homophobe Ängste reproduziert, nur weil er auf ein Yoga-Retreat gehen wird und da vielleicht auch andere Männer sein werden, die Angst, eine Flagge aufzuhängen und die Tatsache, dass die Regenbogenfahne am Park oben nicht mehr hängt, das Standesamt, das ich nie erreiche, aber langsam brauche ich doch wirklich diese aktualisierte Geburtsurkunde. Eine Schicht Selbstmitleid, eine dünne Schicht vielleicht, wie so eine Schokoglasur um ein Eis, die ich ein bisschen aufknacken muss, die andere Gefühle hält. Die Müdigkeit enthält und Traurigkeit. Aber ich bin hier, ich bin weiter hier und streichle mein Hundi.

was was
was und wie spricht man mich eigentlich aus
was was wie
was was
was ist der unterschied zwischen zumutung und wut
hab ich ihn schon
wie
spricht man zumutung aus
wie
spricht man wut aus
was versuche ich hier gerade
versuche ich mir fragen zu stellen
versuche ich schön zu klingen
versuche ich deep zu klingen
versuche ich etwas zu versuchen
versuche ich
einen schmerz mitzutragen
und ihm die richtige größe zu geben
oder anders:
wie trage ich einen schmerz mit
und gebe ihm die richtige größe
wie spreche ich schmerz aus
was was
was

Vielleicht: Zumutung ist ARBEIT. Wut ist ENERGIE.

heilt halt.

Wie gut Petersilie und Zitrone schmecken. Wie sehr sie nach GARTEN schmecken.

17. Dezember 2024

Sehr geil an The Outrun auch diese eigentlich extrem binären Gegenüberstellungen – Großstadt und entlegener Bauernhof, Club und betende Familie, trinken und nicht trinken, Techno und Orchester – und wie sehr sich all das vermischen und berühren durfte, wie sehr alles gleichzeitig da sein durfte und durch Wetter und Wind verbunden. Und nach wie vor so drängend wohltuend und selten: dass eine weiblich gelesene Person in Buch oder Film auf völlig natürliche Art intellektuelle Interessen hat; keine Überfliegerin sein muss, es auch nicht vordergründig darum geht, aber sie einfach Sachen sieht und sich für sie interessiert und sie reflektiert und darüber spricht. (Der Film sei eine Art von Essay, sagte das Freundi.)

Die Nachtigall gestern, mitten im milden Dezember Abend.

If I am going to have words tattooed on myself, they better be slippery words.

Rotte f. ‘Schar, Menge’, besonders (seit frühnhd. Zeit) ‘Haufen, Horde, üble, verbrecherische Bande’
Rotten Vb. ‘sich in aufrührerischer Absicht spontan zusammenschließen’

Hi stuffed animal. We are now changed. We are changing and changing and changing.

Reading Kate Zambreno as one of my ghost ships, these sister ships sailing with the possibilities of other, parallel lives. If I were a more academic writer. If I were a woman. If I had wanted a child. If I had a dog. If I were American.

16. Dezember 2024

day by day.

15. Dezember 2024

Laurie Anderson in From The AirThis is the time.
And this is the record of the time.

14. Dezember 2024

BEI MIR BLEIBEN

Und ich bleibe glücklich über das Stück PASKUDNIK, das mich sehr berührt und meinen Glauben an die Möglichkeit von Performances wieder hergestellt hat. Was für eine Nähe von der Person auf der Bühne ausging, wie schnell ich mich ihr so verbunden fühlte, dass es mir widerstrebte, als sie für eine Weile von der Bühne verschwand, um sich umzuziehen für den Abschluss in Drag. Was für eine unglaublich berührende Stimme sie hatte. Was für ein ziehend schmerzhaft schönes Bild für den Prozess, sich selber in der eigenen Queerness zu erkennen und zu sehen und zu begreifen, als sie sich auf der dunklen Bühne in kurzen, spielerisch-dramatischen Gesten mit der Taschenlampe des Handys selber beleuchtete. Wie sie dann sehr charmant eine Person aus dem Publikum bat, das Telefon für sie zu halten, bisschen höher noch bitte, und sie dann in deren Licht erschien, das ja aber weiterhin ihr eigenes Licht war.

13. Dezember 2024

ich knetete im aufwachen ein hefebrötchen

12. Dezember 2024

im traum ein zug, im traum ein buch, in dem zug war es überhitzt, in dem buch war jedes blatt nummeriert, die seitenzahl vorne und hinten also gleich, und außerdem ging die nummerierung einmal von vorne und einmal von hinten los, jede seitenzahl also vier mal vorhanden. aber es war eine übersetzung eines gedichtes drin, das mich auf angenehme weise sehr verwirrt hatte.

Was ist heilig? Es ist nicht die Form, die heilig ist.

taking explicit and grand pleasure in my life. freude daran, wie ich die weichen kakis im konsum aussuche am morgen, und zwei grapefruits nehme, weil sie im angebot sind. an der einräumenden stimmung im supermarkt, an den morgenkrähen. daran, dass das freundi mich anruft, weil es hilfe braucht bei einer formulierung. freude an den freundis am frühstückstisch, die in guter laune sind und trotzdem meinen launeknick halten können, mit denen ich meine sorge teilen darf. daran, wie mich das freundi liebt und kennt. wie das andere freundi mich fest umarmt.

Es ist vermutlich mehr die Präsenz, die heilig ist.

Beschreibung einer Type: Die noch einer Ameise den Rucksack abziehen würde, um ihn für sie zu tragen.

Eine Präsenz und einen Moment alles sein lassen.

(Und Flaggen raus hängen & die Tür bestickern.)

11. Dezember 2024

hund haben heißt lernen mit erwartungen zu leben und die nicht dauernd zu erfüllen

und es heißt andere ohren haben

uterus haben heißt regelmäßig schmerzen haben

briefe verschicken heißt manchmal keine antworten erhalten

krähe sein heißt manchmal zwei erdnüsse im schnabel

Erwartungspingpong mit meinem Hund. Wer isst wann. Wer will wann was. Wer versteht, was wer wann will. Wer hat das Sagen, Mensch oder Hund? Wer versteht die Traurigkeit und Unruhe in mir. Wer von uns versteht meine Kunst, meinen Drang zu schreiben, mein Wille zu formen, meine Welten zu erfinden. Wer findet, dass meine Brotarbeit auch eine Welt ist, die ich erfunden habe. Hier will ich sein, diese Wege will ich abwackeln. Vor diesen umgedrehten, im Wäldchen hinterlassenen Kloschüsseln mich erschrecken. An diesen Hauseingängen schnuppern.

loving others as in: being collaborators of moments and spaces, and being playmates.

10. Dezember 2024

so i have an imaginary dog now

der natürlich schnappi heißt

der so ist wie er ist und alle verstehen das und akzeptieren das, weil ist ja ein hund, können wir unsere moralvorstellungen ja nicht drüber legen, der muss nicht winken und habeinenschönentag rufen, der kann neben mir sitzen und furzen und mal schnappen und mal süß grunzen und muss einfach gar nichts sagen

der nichts muss

und nur ich muss ihn bedingungslos lieben

und sollte halt darauf achten, dass er niemanden heftig erschrickt oder gar beißt, aber da habe ich ja auch einfluss darauf

ROTTEN

verrotten und zusammenrotten und auch mal completely rotten sein dürfen

und ja jetzt gleich dann bitte endlich die Erzählung, bitte endlich die FABRIK, bitte endlich dieser Ort, an dem alle Tiere frei laufen

HUNDI MIT MÜTZE

das Bild, das uns heute alle aufheiterte

9. Dezember 2024

Ich will gut für diese Menschen da sein können, die hier sind, um von uns mit gehalten zu werden, und ich werde mich weiter und immer wieder daran erinnern, dass das nicht viel von mir braucht, dass das nicht bedeutet, dass ich mich endlos verausgaben muss, sondern dass ich auch mit kleinen Gesten und Impulsen genau richtig da sein kann.

Lege den DAS-Anhänger ab, denn der dünne Faden kratzt mich im Nacken. Wie schwer trage ich an meinem Pronomen?

(Ich verschenke auf einmal Schmuck, ich mache wieder Schmuck, ich verschicke Bilder von Schmuck, ich kommuniziere wieder über Schmuck; es kann auch ganz einfach gehen, sich alte eigene Sprachen wieder anzueignen, man muss manchmal gar nicht viel darüber nachdenken.)

Schöner Moment, als mir in der Gegenbahn jemand im Schmetterling entgegengeflogen kam, als ich auch am fliegen war.

Der Wind roch gestern zuerst nach Koriander. Später nach Lagerfeuer.

8. Dezember 2024

Es sind eher große Wangen als dicke Backen. Bei den Schwänen.

(einen Stein umstellen, eine Muschel woanders hinlegen, eine Zeichnung aufhängen)

Die Eisenbahnstraße explodiert, überall drei Sterne auf grün-weiß-schwarzen Flaggen, überall so eine greifbare, leuchtende Freude, Kinder hängen aus Autofenstern und machen Peace-Zeichen, überall hupen die Autos und stehen kreuz und quer, alle winken sich zu und alle filmen und alle böllern, es ist Autocorso und Hochzeit und Silvester auf einmal, und alle drumherum scheinen sich mitzufreuen.

Das Freundi entwickelt eine seiner Figuren gerade mit KI, es beschreibt der KI die Figur, was sie gelesen und gemacht hat, und fragt dann, wie sie in bestimmten Situationen reagieren würde. Was seltsam reizvoll klingt, ein mechanisches Mitdenken, das vielleicht andere Verknüpfungen zieht als man selber, wie ein Aufdecken von Geheimnissen in den Falten der Welt, eine potenziell irritierend interessante Vermischung und Reibung von Innen und Außen.

7. Dezember 2024

Am Schauspiel Leipzig sehe ich so selten etwas im Bühnenbild oder in den Kostümen, was handgemacht aussieht. Alles ist gekauft und produziert, alles hat eine poppige, glänzige, bunte Ästhetik. Bisschen wie in einem Bildschirm. Ich habe oft eine Sehnsucht nach Dingen, die handgemacht sind, ich will Spuren von Menschen sehen, ihr Ringen mit dem Material und ihren eigenen Entscheidungen.

Wie sehr ich mich über meine Nase orientiere, wie mich das verunsicherte, als ich während des Schnupfens nichts riechen konnte, wie erleichtert ich bin, dass dieser (oft auch anstrengende Sinn) wieder da ist.

Die dicken Backen von Schwänen, die mir im Einschlafen neulich so präsent waren. (Und die Freude über so ein konkretes, seltsames Bild.)

6. Dezember 2024

Ich brauche auch andere Menschen, um weird und weich bleiben zu können. Verbunden geht nicht alleine.

5. Dezember 2024

Es war ein kleines Äffchen, ein cymbal-banging monkey toy, das in mir saß und Alarm machte. Ich begrüßte es und wir saßen eine Weile zusammen, während es weiter Alarm schlug, und ich fragte irgendwann, ob wir sprechen können, ja ja, vor was genau es denn Alarm schlüge, und es rief fröhlich: Weil alles schief gehen könnte! Ah ja! Stimmt. Danke. Es könnte wirklich alles schief gehen.

Ich bin’s, das Ricardas.

Der Name ist ohne Zweifel ein sehr kleines Gedicht. Der Name ist ohne Zweifel eine sehr kleine Grenzüberschreitung. Der Name ruft ohne Zweifel nach Anderen. Der Name bedarf ohne Zweifel einer Übersetzung. Der Name ist ohne Zweifel eine Art Zwiebel. In der Zwiebel wohnt der Zweifel. Der Zweifel zwickt. Der Zweifel hat Schalen, Tränen. Die Zwiebel hat kein Zentrum. Ziel der Zwiebel ist ein anderer Zweifel. zitiere ich Uljana Wolf am Ende des Briefes, und schreibe dann: Danke, dass du diese sehr kleinen Gedichte, diese sehr kleinen Grenzüberschreitungen mit uns trägst. Wir rufen nach dir, und wir rufen alle nach Übersetzungen.

(i fucking did it, i finally sent this letter, i love you guys, have fun with it)

Ich schaue in den Himmel
und weiß es gibt den See

auf meinem handy display glitzern einzelne pixel tänzerisch, auf dem großen monitor brennen unten rechts kleine wolken durch, elektronische patina

4. Dezember 2024

Das Nachbarskind im Traum bei uns in der Küche, zum Nachmittagssnack, und drei Katzen, oder mindestens drei, eine schwarzweiße steckte ihren Kopf aus einer Steckdose, die anderen waren auch irgendwo im Verteilerschrank, die kleinste heiße Superhero, sagte das Kind.

Ich spüre, dass das vielleicht auch ein Grund ist, warum ich den Kompost beenden möchte: Weil ich ihn, in dieser fortlaufenden Selbstkuratierung, manchmal ungewollt als Werkzeug verwende, um Recht zu haben, um mich richtig zu fühlen, um (mir) zu zeigen, wie richtig ich bin. Und ja, über die Länge und die Regelmäßigkeit kommt schon ein bisschen Widerspruch und Reibung hinein, aber vielleicht nicht in dem Maß, das mich eigentlich interessiert. Vielleicht langweilt mich das Ricardas, das ich im Kompost spüre, manchmal. Das die wichtigsten Teile auslässt, auslassen muss, um andere nicht zu verletzen, das nur halb durchzieht, das Angst hat, gefährlich zu sein. Ich spüre eine Sehnsucht nach meiner Kunst, nach Orten, an denen ich gefährlich sein darf. An denen ich explizit die Widersprüche und die Reibungen und das Ringen aufsuchen kann. Wie in meiner Erzählung. Wo ich experimentieren kann mit den verschiedenen Modi und Menschen in mir, jede Figur ein anderer Teil von mir und im Erzählen und Erfinden dürfen sie sich komplett und vollständig und unvorsichtig ausleben. Das für mich gerade die Schwierigkeit mit Autofiktion, im Lesen wie im Schreiben, diese Klammheit, dieses Kreiseln, dieses Feststecken, diese Vorsicht, diese Wiederholungen, diese Realität.

(Und ja, das ist natürlich genau das, was mich in anderen Phasen so stark anzieht.)

Ich habe eine Sehnsucht danach, Menschen zu spüren. Umarmen, streicheln, schlendern, festhalten, wegdrücken, rangeln, bubeln, rennen. Oder wieder: im Wasser zu sein. Zu wirbeln, zu drehen, das Wasser zu spüren, die Verwirbelungen zu spüren, alleine und doch mit anderen verbunden sein. Die anderen zu sehen, mit den anderen zu tauchen, gemeinsam zu sehen, was sich am Grund versteckt. Sich gemeinsam von Beckenrändern abstoßen und umherschießen. Spielen. Sich dabei verletzen, sich versehentlich gegenseitig verletzen und Aua rufen und Entschuldigung rufen und Pause machen oder weiter spielen.

Catherine Lacey in I Searched for a Missing Citation, And You Won’t Believe What Happened Next!kicherkicher: … perhaps we should all question our desire to use epigraphs at all, as they often seem like nervous throat clearing on the part of the writer, or an attempt to elevate ones work to the de-contextualized line at hand, which, like an inside joke, often fails to deliver anything to the reader. (And don’t get me started on using multiple epigraphs, or epigraphs for every chapter or essay in a book. I love you nerds, but please get a life.)

Und mein neues Kundi erinnert mich an das Motto, das ich dem Selbstlernkurs vorangestellt habe und das mir heute selber gut tat, wieder zu lesen: nicht schneller, nicht besser, nicht schöner als ich kann.

3. Dezember 2024

Vielleicht auch, weil im Kompost das eigentliche Material, das, was mich emotional am meisten beschäftigt und oft die Brille ist, durch die ich auf vieles andere schaue, gar keinen Platz finden kann, weil es noch zu roh ist und-oder zu sehr andere Menschen betrifft. Vielleicht ließe sich das mit etwas Zeit dazwischen anders betrachten und verdichten, ließe sich der richtige Abstand finden. Vielleicht ließen sich daraus Gedichte schreiben. Das interessiert mich gerade, spüre ich, ein Köcheln-lassen mit ALLEN Elementen, und nicht nur denen, mit denen ich bereits am Tag darauf raus gehen kann. Der Veröffentlichungsmuskel ist trainiert durch dieses Jahr, und jetzt will ich vielleicht etwas anderes machen mit dieser Kraft.

Und will ich dann trotzdem noch die Jahresnotizen, Veröffentlichtes und Unveröffentlichtes, zu einem eigenen Text verarbeiten? Ist da genug drin? Habe ich genug Lust auf diese autobiographische bis autofiktionale Schreibaufgabe, auf dieses Mammutprojekt? Ist mir meine Erzählung nicht gerade wichtiger, ist die nicht Mammutprojekt genug?

(Das hier Veröffentlichte macht nicht mal ein Viertel vom Gesamtnotierten des Jahres aus, stelle ich mit einem Schreck fest; das Schreibprogramm schätzt die Lesezeit meiner Jahresnotizen bisher auf 24 Stunden und 38 Minuten – so viel zum ach ich lese über Silvester mal kurz mein Jahr nach.)

Das Freundi sagt, einfach alles zusammenpacken und zu Verlagen schicken! Aber auch wenn ich sehe, wie viel Potenzial dieser Materialhaufen hat, ist er nicht bearbeitet und damit nicht klar genug, way too all-over-the-place. Er müsste eine konzentriertere Form der Bewegung finden, und ich bräuchte einen Modus, um das bisher Unveröffentlichte einzuflechten.

Wie mehr improvisieren in meiner neuen Form des Kompostierens?

Ich habe Lust auf meine Notizen, die Mini-Essays, ich habe Lust auf die Briefe, die fühlen sich beide so vernachlässigt an, dabei sind das Grundpraktiken von mir und Kommunikationsräume, die mir wichtig sind. Das Kompostjahr war (ist noch) spannend und toll und hilfreich, und es ist gut, wenn es endet. Es wäre nicht mal schade, wenn „nichts weiteres“ daraus entstünde, es war nicht umsonst (nothing is wasted), es wirkt so sehr weiter. Und es ist ja genug Material da zum Lesen und nochmal Lesen, wer mag.

mit den Mini-Essays weiterhin ein Glossar erarbeiten meiner eigenen wichtigsten Begriffe, Gedanken, Zitate = die Grundfäden in meinem Gewebe (Kettfäden?); das, was ich immer und immer wieder berühre

Gerade eine Phase, in der ich oft gar keine Musik hören will. In der ich es gerne mag, den Alltagsgeräuschen um mich zuzuhören, dem Regen auf dem Fensterbrett, das höhere Ping, wenn ein Tropfen auf das Emaille-Eimerchen fällt, in dem ich meinen Biomüll sammle, den verschiedenen motorisierten Werkzeugen in der Nachbarschaft, dem Vibrieren des Wasserfilters. Variationen von Stille.

Mein neues Outfitkonzept ist Rot, Blau und Gelb, erzähle ich dem Freundi, das sich zum Glück immer für so etwas interessiert, ich will aussehen wie ein Playmobil-Männchen.

(Ich spüre eine unerwartete Erleichterung in mir, dass dieses Kompost-Projekt ein Ende finden wird, dass ich wieder in einem anderen Tempo mit meinen Gedanken sitzen kann. Es war so eine gute Idee, das zu machen, und ich werde noch eine Weile brauchen, um zu verstehen, was ich alles dabei gelernt habe, und es ist so gut, dass ich auch für diesen Behälter einen Deckel fabrizieren kann.)

2. Dezember 2024

Wie sehr ich immer mehr in Gesten über das Schreiben nachdenke, das Schreiben als immer weniger getrennt vom Körper und seinem Ausdruck erlebe. Heute morgen seit langer Zeit wieder eine QiGong Sequenz mitgemacht, und ich genieße die Gesten darin so sehr, es sind keine Haltungen, sondern bewegte, fließende Gesten, und das macht etwas Schönes mit mir.

Diese höchst filigrane und vielschichtige Arbeit, den Menschen im eigenen Leben die stimmige Wichtigkeit zu geben (sich selber eingeschlossen), zu begreifen, wie viel sie einem bedeuten und warum, und sich gleichzeitig nicht komplett in ihnen zu verstricken, innere Räume für sich zu behalten. In die man vielleicht andere einlädt, die temporäre gemeinsame Zuhauses sein können, die nach einer Weile wieder nur für einen selber sind, nachklingen mit der Präsenz des anderen, der sie dadurch mit gestaltet, aber öffnen und schließen tun wir sie selber. Und manche Räume sind nur für uns, und auch die will ich ernst nehmen und nicht zu ernst, sie hoch halten und nicht überhöhen. All das Teil vom Finden des stimmigen Abstands, Teil vom Finden der eigenen stimmigen Größe, und all das ist in Bewegung, nie fertig gefühlt, nie final gesetzt, sondern sehr flüssig.

(wässrig klingt schwächlich, weil verdünnt und dünne, aber eigentlich ist Wasser dermaßen gewaltig; wie immer: Kontext)

Glaube ich, weniger Titel zu brauchen, weil ich meine Texte verständlich genug finde, sie verständlich und zugänglich genug schreiben will? Will ich meinem Text nichts mitgeben?

Emmanuel Levinas in einem Interview in The Provocation of Levinas – Rethinking the OtherFaith is not a question of the existence or non-existence of God. It is believing that love without reward is valuable.

Vielleicht auch einfach: grundsätzlich nicht geil zu werten über die Werkzeuge anderer. Auch dann nicht, wenn die Werkzeuge ihnen selbst schaden - everybody is doing the best they can, trying to take care of themselves in whatever way works or is accessible. Höchstens dann, wenn ihre Werkzeuge anderen schaden.

Heute beim Baden die Idee, den Kompost nach einem Jahr aufzuhören. Weil ich nicht mehr oder immer noch nicht weiß, warum ich das eigentlich mache, sprich: was ich mit diesem Material mache, mit dieser großen Menge an Material. Weil ich meine PAZ wieder anders brauche. Weil ich kleinere, kompaktere, griffigere Ergebnisse, Veröffentlichungen, Bearbeitetes will. Weil ich den Prozess sowieso beibehalten werde. Weil ich etwas mit diesem Material machen will, das habe ich gelernt inzwischen.

Vielleicht fasttäglich ein Mini-Kompost, ein einzelner Auszug, falls griffbereit, als Story. Und dann erstmal nur für mich die Vortagesnotizen überarbeiten, Muster in ihnen erkennen, sie zu passenden Notizenskizzen verteilen, Päckchen schnüren? Und eine andere Routine, in der ich daraus Hier-ist-etwas-Briefe schreibe? Habe ich inzwischen selber wieder vor allem Lust, an etwas Zusammengehörigem zu schreiben, Lust auf das Bündeln und Schleifen und Herausarbeiten? Machen mich meine eigenen Fragmente nervös?

What is this text about? – We have no idea, sir.

1. Dezember 2024

Erstaunlich oft bin ich mit mir selber genau so, wie ich mir immer wünsche, dass andere nicht mit mir sind: Ich zünde gleich mit in einen Ärger, gieße direkt Öl hinein, oder beschwichtige mich sofort, gebe mir gleich einen Ratschlag, weiß sofort, was zu tun ist, ohne mich vorher wirklich selber angehört zu haben. (Im Focusing übe ich, genau das anders zu machen, das bleibt sehr beeindruckend.)

Das richtige Maß an Arbeit finden, das ist es vermutlich. Nicht davon ausgehen, dass man nur mit viel Arbeit geliebt wird, und auch nicht glauben, dass man tief und ehrlich lieben kann ganz ohne zu arbeiten. Wie mit der Heiligkeit auch, wie mit den Abständen und den Zeiten und den Intensitäten und der eigenen Größe, das stimmige Maß finden. Das wusste meine Mama schon immer, dass es darauf ankommt.

Vielleicht ist preciousness die Haltung, mit der man sein Kostbares trägt, und das kann, wie alles andere auch, mit leichtem Griff geschehen oder mit sehr festem. Und unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Neigungen und Bedürfnisse in dem, wie sie ihr Kostbares halten.

Titel können in Texten auch eine Form von preciousness sein, ein Rahmen, um Bedeutungen zu benennen oder den Blick auf das Wichtige zu lenken, ein Ausstellen, ein Zeigen-auf, eventuell sogar ein Überhöhen. Ich arbeite kaum mit Zwischenüberschriften, habe das Gefühl, sie würden mich vermutlich zu fest halten. Bei anderen sind sie wirklich kleine Spells, wichtige Wegweiser für den darauffolgenden Text, für sein Lesen und sein Schreiben. Titel und Überschriften können wie Schmuckschächtelchen sein, auf deren Samt man den Text bettet, und diese Geste passt nicht zu jedem Text. Meine vielen Gedankenstriche sind vielleicht auch affektiert.

Ist Autofiktion ein Versuch der Gesamtgeflechtfassung? also dessen, was im Cakemaker nicht passiert ist?

das als Freude in mir ankommen lassen: die trödelnde Ruhe meines langen sonnigen Sonntages. ich alleine beim Spazieren, beim Schauen, beim Umhergehen in meinem Tempo, ich alleine in der Wohnung, ich alleine im Atelier, umherstapelnd, mit leichter Hand sortierend, Dinge in die Hand nehmend, meine Räume betrachtend, in der Kostbarkeit dieser Räume und der Dinge darin schwimmen und überall Lichtflecken, die ich fotografiere und als Gruß an das Freundi in einer Story teile, und das Freundi teilt deren Lichtflecken in deren Stories, und wir machen beide heute SONNTAG und brauchen nicht mehr von der Welt.

und es gäbe so viel zu tun und ich spüre es heute einfach nicht.

Das Freundi erzählte von den aktivistischen Verlagen in Russland, die queere Biographien übersetzen und veröffentlichen und dabei alle Stellen schwärzen, die ihnen von der Zensur sowieso gestrichen würden, die aber sichtbar in dem Buch stehen bleiben und damit wenigstens erkennbar sind als Löcher, durch die die eigentlichen Inhalte weggesickert sind, gezwungen wurden, wegzusickern.

die Behutsamkeit einer Geste (and then touch me / like something holy). ob in jeder Zärtlichkeit eine kleine Heiligkeit darin steckt?

Sind wir mit den Dingen, die uns heilig sind, geiziger und enger als mit anderen (weil ja kostbar, weil ja wertvoll)? Wie ist das Verhältnis von Heiligkeit und innerer Freiheit?

Wir brauchen alle so unterschiedliche Gesten, und so unterschiedliche Praktiken, und das ist eine Freude, diesen Gesten und diesen Praktiken und ihren Unterschieden nachzuspüren, zu verstehen, woher sie kommen und was sie bedeuten.

& das WINTERLICHT jetzt ist es da

30. November 2024

Ewald Ernst: Zwiebeln, Porree und Lauch; aus der Reihe Bücher für den Gartenfreund
(meine riesige Freude an SCHLICHTEN Sachbüchern, an gut gerahmten Themen, an Special Interests mit großer Selbstverständlichkeit verfolgt)

Wie anders würde ich lesen, was würde ich anders begreifen, wenn ich dauerhaft alle paar Minuten meine Augen eine Weile schließen müsste?

Das Freundi bringt den Begriff performativen Optimismus auf - ich glaube, damit ist gemeint, was wir (die Freundis und ich, adrienne maree brown, Laurie Anderson mit den wippenden Socken, überhaupt mein halbes Instagram) so viel machen: immer wieder bewusst zum Guten steuern, immer wieder bewusst einander Kraft und Hoffnung machen, jeden noch so kleinen Fortschritt feiern, beteuern, dass jede noch so winzige Handlung im Alltag zählt und die Welt ein bisschen besser macht. Und die Müdigkeit daran kommt vielleicht daher, dass in diesen vielen mutmachenden Räumen trotzdem nicht wirklich Platz ist für alle Gefühle, für die Verzweiflung, die Wut, die Fassungslosigkeit, die Ohnmacht; weil wir all das vielleicht nicht halten könnten. Und natürlich daher, dass jedes Performen Arbeit ist.

Ich denke beim Baden nach über preciousness, wie in Alice Sparkly Kats You can’t be precious about yourself if you want to learn von vor ein paar Tagen, wie es bei Zambreno immer wieder auftaucht, die sich daran stört, wie precious andere ihr eigenes Schreiben nehmen. Wie das übersetzen? Precious an sich ist klar, das ist wertvoll und kostbar; being precious ist nicht so leicht greifbar im Deutschen, es geht in die Richtung von gekünstelt, affektiert, geziert sein. Du darfst dich nicht zu ernst nehmen, wenn du etwas lernen willst. Du darfst dich nicht so wichtig nehmen, wenn du etwas lernen willst. Du darfst dir selber nicht zu kostbar sein, wenn du etwas lernen willst.

Diese Kostbarkeit führt mich wieder zur Heiligkeit und ich denke darüber nach, wie wir uns wichtig nehmen und was wir als wichtig deklarieren, was für uns heilig und unantastbar ist und wie das bei anderen Menschen manchmal als überzogen und übersteuert ankommt. Wie umgehen mit unseren eigenen heiligen Dingen, Gedanken, Orten …? Wo wie luftig sein, und wo wie erdnah? Wie umgehen mit den heiligen Dingen anderer, wann sie respektieren und ganz weich achten und wann einen kleinen Stupser hineinpieksen in eine zu groß geratene Heiligkeit? (Die zu groß geratene Heiligkeit die, die Gefahr läuft zu erstarren, zu einer einengenden, zu festen Struktur zu werden, zu einem Prinzip zu werden, zu einer Regel, die kaum noch etwas mit ihrem Ursprungsimpuls zu tun hat.)

Wer stupst mir in meine zu große Heiligkeit?

Und ich denke darüber nach, wie wir manchmal einfach schützen müssen, was uns heilig und wertvoll ist, damit es in uns lebendig bleiben kann. Vor wem muss ich was schützen? Und wer muss was vor mir schützen?

Auch das ein interessanter Blick, mit dem ich Menschen betrachten kann: nachzuspüren und zu lernen, was ihnen heilig ist und wie sie damit umgehen.

(Ernst nehmen, aber eben nicht zu ernst; der heilige Grat, schrieb ich im Juli.)

29. November 2024

also Eiter, der aus den Augen kommt, ist einfach fehlplatziert.

ein gebrauchter Teebeutel auf dem schmerzenden Auge ein genau richtiges Kleingewicht. darunter kann ich auch die anderen Augen wirklich schließen und einen Moment zur Ruhe kommen.

wie sich wirklich jede Stelle im Körper entzünden und fies weh tun kann, wie unterschiedlich all diese Schmerzen sind. ich stelle mir mich in der weiten Wildnis vor, auf einer Flucht, mit diesen entzündeten Augen, überhaupt mit meinen schwachen Augen, ich hätte doch keine zwei Tage überlebt.

& die Aussparungen im Cakemaker Film, dieses karge Erzählen und manchen Dingen sehr viel Raum geben. Was meist so schön funktioniert, zum Beispiel in den unkommentierten Blicken zwischen Fremden, oder wenn ihre Hände nicht zu sehen sind beim Teig kneten oder in den ersten Berührungen, sondern nur ihre Gesichter. Wie viel Platz in diesem Film ist für das Merkwürdige, das sich hier sehr normal entwickeln darf (there is nothing that cannot be natural.) – The backstories are specific but sketchy; not everything is said and told; motives and goals are murky; and characters are allowed to keep secrets from viewers, beschreibt das jemand und das ist so eine Kunst und umkreist sehr die Fragen, die ich mir in meinem Erzählen gerade stelle.

Darin finde ich auch die Stellen hilfreich, die für mich nicht funktionieren, allen voran wie isoliert der schwule Mann in diesem Film da steht, völlig losgelöst und alleine in der Welt, ein unverbundenes, trauriges Teilchen ohne Familie oder Freund:innen. Was vielen Menschen vermutlich nicht auffällt, aber es setzt sich doch dennoch als Bild in ihnen fest, reiht sich ein in Darstellungen isolierter queerer Menschen. Wie auch die Hauptdarstellerin zwar Familie, aber wieder mal keine Freund:innen hatte, zum spiegelnden Abgleich, zum Hinein- oder Hinaussteigern; wie das kaum ein Film schafft oder es überhaupt versucht, ein reales Beziehungsgeflecht zu erzählen, die Vielfältigkeit der Verknüpfungen und Einflüsse, die wir haben und brauchen.

(Diese Isoliertheit, dieses Ausgestelltsein der Figuren, damit sie klarer und besser der Geschichte dienen können, macht mich dann auch nervös und ungeduldig gegenüber den ästhetischen Entscheidungen in dem Film, wie schön er ist, wie alles Störende und Hässliche und Verkomplizierende weggeräumt und weggeschnitten ist.)

The film sees no reason to categorize its feelings and motivations, and it’s all the stronger for it. – und ja, ich verstehe die begeisterten Reviews natürlich auch so sehr. Vielleicht kommt diese Isolierung auch mit der israelischen Perspektive auf den Deutschen, auf den eigentlich doppelt Bösen, der dann eben doch so schön wenig eingeordnet wird; vielleicht brauchte dieser Regisseur für diese Form der Nicht-Binarität in der Darstellung eine Loslösung der Figur aus fast allen anderen Kontexten.

(Und es ist so sehr ein Film über die verschiedenen Formen, die Trauer annehmen kann, die verschiedenen Löcher, die Menschen in den Welten anderer hinterlassen können.)

& dieser Typ mit dem Schäferhund, an dem ich mit dem Rad vorbei wollte, wissend, dass das baustellenbedingt gerade kein Fahrradweg ist und deshalb vorsichtig und langsam, höflich mehrfach bittend, ob ich vorbei könne, für den ich einfach Luft war, der offensichtlich beschlossen hatte, mir mein Fehlverhalten aufzuzeigen, indem ich nicht existierte, der seinen Hund keinen Millimeter zur Seite zog, der selber komplett den Gehweg blockierte, und nein, er trug keine Kopfhörer. Was für ein entwürdigendes Gefühl, ein Gespenst zu sein.

& ich lese immer mehr auch mit des Freundis Blickwinkeln, suche selber nach weichen Stellen und religiösen Mustern, horche auf, wenn es darum geht, was Sprache können soll. Was soll meine Sprache können? Die ist halt Teil von Lebenspraxis. Und manchmal soll sie einfach Spaß machen.

Can you think of writing as a gaze?, fragt Zambreno ihre Studierenden, die davon weitestgehend unbewegt bleiben.

Die Bindehautentzündung gibt mir das körperliche Gefühl, gerade eine gute Stunde lang intensivst geheult zu haben, jedoch ohne das Gefühl, etwas weiter bewegt zu haben, ohne die seltsam befriedigende Erschöpfung einer gelösten Traurigkeit oder Wut.

Was würde ich auf die einsame Insel mitnehmen? Welchen Text würde ich in Dauerschleife lesen wollen und können? Welchen Film würde ich zigfach anschauen wollen? In welchem Kunstwerk fühle ich, dass es mir auf Jahre hinaus ein Gegenüber sein könnte? Diese Frage hat heute eine seltsam hohe Dringlichkeit für mich.

die flauschige Textur der frischen halben Zimtschnecke

ich sähe aus wie ein enttäuschter Gockel, sagte das Freundi, und so fühle ich mich ein Stück weit auch

Vampirspaziergang gemacht
hellen Kapuzenpulli gefunden, wie im Universum bestellt (ha ha das war ein Witz, manifesting is a bitch)

Überhöhungen haben irgendwann einfach nichts mehr mit den Menschen zu tun, die überhöht werden.

Und ja, diese Krankheiten sind natürlich nur Zufälle, mein Körper will mich nicht auf die Probe stellen und mir nichts anderes sagen als machmapausejetztbitte, mein Leben ist kein Roman, in dem alles hinterlegte Bedeutungen hat, rote tränende Augen sind einfach rote tränende Augen, egal wann und egal wo. (Mein Louise Hay Hate hier, und stimmt, na klar, Susan Sontags Krankheit als Metapher und natürlich Ann Boyer.)

28. November 2024

Gestern ein kleines Video mit Laurie Anderson gesehen, die einen Text von Rebecca Solnit las, und beides ist mir schön hängen geblieben, vor allem aber Anderson als Vibe, als Person, als Energie. Es wäre schön, sie würde in mir einziehen und immerzu ermutigende Dinge aus einem ihrer beiden Handys vorlesen und dabei mit den bunten Socken wippen: There is no alternative to persevering, and that does not require you to feel good.

Hier kurz die mir mutmachende Erinnerung: Kommerz ist nicht Kapitalismus. Kommerziell ist kein Schimpfwort. Kommerz ist Handel, ist ein Tausch von Dingen und Dienstleistungen unter Menschen. Auch wenn Teile dieser getauschten Dinge Geldscheine sind, behält Handel ein widerständiges Potenzial, bleibt das ein Bereich, in dem Menschen unter sich Vereinbarungen treffen und Prioritäten festlegen können, in dem sie einem geteilten Wertesystem folgen können. In dem ihr Überleben nicht abhängt von dem Einverständnis und den Förderungen der aktuell machthabenden Politiker:innen.

Darin auch: Kultur muss nicht immer nur in einem institutionellen Rahmen stattfinden, und tut das Gottseidank auch nicht nur. Finde ich die aktuellen Kürzungen im Kulturbereich dennoch absurd und hochgradig gefährlich? Ja, natürlich. Wenn gekürzt würde, um all das Ersparte klug und kreativ zum Beispiel in Kindergärten und Grundschulen zu stecken, okay, dann könnte ich den Impuls immerhin halbwegs verstehen, auch wenn ich immer noch andere Ideen hätte, woher das anderswo ebenfalls benötigte Geld zu nehmen wäre hüstel Vermögensteuer hüstel; aber wenn – so wie es gerade geschieht – im Kulturbereich gnadenlos gekürzt wird und in anderen Bereichen nicht und man damit so tut, als wäre man eine komplett rechte Regierung, noch bevor das eigentlich Realität ist, da bin ich dann auch nur noch fassungslos und wütend und eigentlich so enttäuscht wie meistens.

Das Zeichenheft immer neben mir liegen haben, a space for all the marks I make, ein bewusstes, wildes Chaos, etwas, das schrottig und hässlich sein soll, das nicht zum Anschauen oder Zeigen oder Teilen gedacht ist, sondern zum Auffangen von Gefühlen. Ein Erlebnis haben auf der Seite, an einem Ort, an dem ich mich sicher fühle. Vielleicht will ich diese Praxis erst in mir spüren und entwickeln, bevor ich sie mit anderen wieder teilen kann. Vielleicht habe ich mich zu früh raus gezwungen, und fühlte mich darin meistens falsch, was ja auch nicht überraschend ist. Also zurück zum Gefühl, und zurück zum Erleben. Und erstmal nichts mehr zeigen, an dieser Stelle mich nicht zeigen.

Augen schließen
dann zeichnen

(das auch das mir manchmal noch fehlende Stückchen zur Improvisation)

Zeichnerisch hirnschwappen, und wenn ich nicht weiter weiß, zeichne ich die geschlossenen Augen.

so schön im Kompost gewildert, für meine Figuren.

27. November 2024

Noch so etwas, was sich wie eine Basis-Wahrheit anfühlt, eins dieser Dinge also, die ich mir immer und immer wieder neu und in anderen Worten sage: Wenn ich gesehen werden will, muss ich mich zeigen, und wenn ich mich zeige, habe ich keine Kontrolle mehr darüber, wie ich gesehen werde.

Impuls also: mich mehr zeigen, Unterschiedliches zeigen, alles zeigen, verwirren, in Bewegung verschwinden und in der Bewegungsunschärfe auftauchen. Nicht lächeln, viel lächeln, nicht sprechen, viel sprechen, nicht zuwenden, mich komplett hinwenden, nach Hause gehen, raus gehen. Auch alles eine Form von Dazzle Drag.

You can’t be precious about yourself if you want to learn, schreibt Alice Sparkly Kat, und ich nehme es an, auch wenn es anlässlich Mercury Retrogrades kommt, wovon ich nichts verstehe, ich nehme das alles an und will auf verschiedenste Weisen lernen und das unterschiedlichste Wissen aufsaugen, nichts ist so fest, wie ich oft schon dachte, dass es fix und fest sei; Tätowierungen funktionieren nur, wenn man die Ewigkeit vergisst oder bewusst ignoriert.

Wildheit in der richtigen Größe.

Das Freundi, als es um das Erlernen von Beziehungsfähigkeiten ging und um meinen Traum eines Unterrichtsfachs in der Grundschule, in dem es um Beziehungen geht, zu sich selber und zu anderen: Wir scheitern ja immer und immer wieder an der Frage: verstehst du mich?

26. November 2024

Lauren Groff in diesem Interviewwith fiction, when you’re thinking things through, you’re not answering any questions, you’re just asking more questions.

ich bin teil vom KÜNSTLER:INNENKOLLEKTIV KOMPOST
wir singen im kompost, wir singen immer lauter und die babies lachen immer wilder
was brauche ich mehr

Kleine gedankliche Nusslager in hohlen Bäumen anlegen von den Dingen, die ich dem Freundi erzählen will, und mich darüber freuen.

Und ich füge die Erzählung zusammen, und es fügt sich etwas, und ich habe Zweifel aber auch keine, ich kann diese Geschichte erzählen, ich kann diese Stränge halten und es ist eine schöne Geschichte, eine wahre Geschichte.

Wenn ich beschrieben werde, stehe ich fest, wenn ich festgehalten werde, werde ich FEST GEHALTEN.

Also weiter spielen. Ganz unterschiedliche Signale senden. Gar nicht erst eins (ein fertiges Bild) sein wollen. Gar nicht erst eins (ein fertiges Bild) im anderen suchen wollen. Sich trotzdem verstehen wollen, begreifen, aber im Sinne von spüren. Gemeinsam shiften, gemeinsam Schönheit in der Bewegungsunschärfe finden. Tanzen, alleine und miteinander.

Auch: diese ganz einfache Wahrheit, dass wir mit jedem Menschen anders sind, dass immer wieder etwas anderes in uns zum Klingen kommt, dass es kaum einen fixen Kern im Menschen gibt, dass es den höchstens in Büchern gibt, dass wir uns selber nicht festhalten können, nur zu fest halten, und dann bekommen wir irgendwann keine Luft mehr.

Und ah! es geht wirklich schön voran mit der Erzählung, ich bin wieder in einem fließenden Gewässer mit diesem Boot, irgendwas passiert in dem Zusammenfügen all dieser Elemente, so kann ich weiter schleifen und weiter spielen und weiter hineingießen, was fehlt.

25. November 2024

ich habe gerade keine aufgabe. ICH HABE GERADE KEINE AUFGABE.

ps lieben heißt auch nicht, aufgaben zu haben.

(und lieben ist natürlich trotzdem auch eine aufgabe.)

wie löchrig darf, kann eine liebe sein? wie löchrig darf, kann eine geschichte sein? (vollständigkeit: abhängen, wegwerfen.)

Zuhause als Begriff ohne Besitzanspruch, aber mit Gestaltungsanteil. Zuhause als etwas, das es nur ein paar Stunden oder Tage gibt, das verschwindet und wannanders wieder auftaucht.

Wie langweilig das tatsächlich ist, im Gespräch einfach nur feste „Positionen“ auszutauschen, hier stehe ich, und hier stehe ich, und fertig. Viel mehr noch Menschen in bewusster Veränderung und Beweglichkeit begegnen, in meiner Flüssigkeit und ihrer Flüssigkeit, mit dem Wissen darum und der Erfahrung dessen, dass wir uns in jedem Moment tiefer Begegnung sofort wieder ein bisschen verändern, unsere Positionen sich verschieben können, unsere Konsistenzen sich wandeln. Badewanne auch deshalb sehr guter Ort für Gespräche.

Tending to my sharpness. Learning to use it skillfully, not to dull it.

Groß, klein, wieder groß. Weit, nah, wieder weit, noch weiter, noch näher. Zuhause, draußen, drinnen, zuhause, woanders.

This is me, this is not me.

24. November 2024

das mitlesende Auge auf mir
das potenziell mitlesende Auge auf mir
das liebevolle Auge auf mir
das kritische Auge auf mir

Wie das Kind mich fragte, ob ich schon mal unfreundlich gewesen sei, und ich sage ja, natürlich, und dann stocke – wie ihm erklären, dass das manchmal sein muss und manchmal nicht, dass wir uns manchmal bei anderen entschuldigen müssen, wenn wir unfreundlich zu ihnen waren, und manchmal bei uns selber, wenn wir zu freundlich zu anderen waren?

was ist das problem mit der heilen welt
lol

focusing bisschen wie googeln in einem selber

23. November 2024

Was ich über Honigbienen alles nicht weiß, und wie mir ein Pixi-Buch (!) das vorführt. Zum Beispiel wie die Arbeiterinnen zyklisch durch die Aufgaben im Bienenstock wechseln, alle paar Tage ihres sechswöchigen Lebens übernehmen sie instinktiv eine andere Aufgabe. Wie fühlt sich das wohl an? Erinnern sie sich später an Tätigkeiten, die sie in den ersten Tagen ihres Lebens gemacht haben? Sind sie nostalgisch? Wechseln wir genau so durch unsere Aufgaben, wenn wir zuerst robben und dann gehen üben, zuerst tönen und dann sprechen?

(Wie können aus unbefruchteten Eiern die Drohnen werden? Also müssen Eier nicht befruchtet werden, damit sie etwas Lebendiges ergeben? Wie können wir da noch von „Eiern“ sprechen? Bräuchte es da nicht einen anderen Begriff? Wie können wir bei Insekten überhaupt von „männlich“ oder „weiblich“ sprechen? Wo wir alles unsere klebrigen Schablonen drauf klatschen.)

Der ungeheuere Aufwand, Kinder in dieser Welt, so wie sie gerade gebaut ist, wirklich angemessen zu begleiten. Individuell genau so wie gesellschaftlich, und es wird immer noch viel zu wenig wirklich darüber gesprochen und es spielt letzlich immer noch eine viel zu kleine Rolle, bleibt ein angebliches Nischenthema neben den ernstzunehmenderen „großen Themen“. Aber was, bitte, kann es eigentlich Größeres geben als diese Frage, denn was vom Wesentlichen, bitte, steckt nicht in ihr mit drin?

UN GENSBA / GOLDENR / WALT PILZ. (Ungenießbarer goldener Waldpilz.)

Sich Outside Eye sein – sich gegenseitig unterschiedliche Blickwinkel auf die verschiedenen eigenen Beziehungen sein. Denn das Sprechen und Beobachten und Fühlen in einer Beziehung wirkt auf die anderen mit ein, schärft oder erweicht den Blick, den wir auf die anderen Beziehungen haben.

Das Outside Eye am Theater: Ich bin hier um zu berichten, was ich gesehen habe und was es bei mir ausgelöst hat. Outside Eyes werden in den Entstehungsprozess eingeladen, und sie werden begrenzt. Sie machen vielleicht Vorschläge, sie stellen Fragen, aber sie sind keine Regisseur:innen, sie führen nichts zusammen und halten das Stück nicht in ihrer Hand.

Jott-A, so sagt das Kind zurzeit oft „Ja“. Es erbuchstabt sich die Welt.

22. November 2024

Große Vorfreude darauf, dem Kind das Programmieren beizubringen, den produktiven Umgang mit Medien und Internet, mit ihm ganz früh eine Website machen und das als Werkzeug von Weltgestaltung mit zu geben.

Lewis Hyde in Trickster makes this WorldMaybe it is not the trickster who is unruly; maybe our own rules and need for order are the true authors of misrule and cruelty. (…) The abundance that Krishna wants (or symbolizes) is available only when structure has been removed. Prepared foods include rules, the stolen butter (…) feeds without confining. (…) Krishnas revelation must come through disruption: if it came any other way, it would have to come through some sort of structure, and all structure - no matter how „good“ - exists by excluding something.

Wir machen viele Werkchen, sitzen den ganzen Nachmittag bis ins Dunkle hinein am Tisch und modellieren, ausgehend von meinem Anhänger, den ich seit ein paar Tagen trage, angeregt von des Freundis kleinem Glasfrosch, der so schön in mir nachwirkt, die gute Weirdheit darin, wie wir inzwischen oder schon immer gute schroffe Leinwände für niedliche kleine Moves sind.

Dem Kind keine Knappheit mit geben, keine Farben begrenzen, keine Gesten verkleinern, nicht die Fehler wiederholen, die man mit sich selber dauernd macht.

Der zweite Satz an Fimo-Teilen im Ofen brannte beinah an, es dampfte wild heraus, was das Freundi gerade noch rechtzeitig sah, wir rissen die Fenster auf und stellten das Blech in den Schnee und wedelten mit Handtüchern und es war wilde Aufregung und wir hatten Schiss, dass gleich der Rauchmelder angeht und in dem Moment sagt das Kind zu mir: Komm, wir zeichnen, das beruhigt mich immer am besten. Das Freundi musste Stunden später noch lachen über diesen Spruch, die Küche steht fast in Flammen und das Kind will zeichnen.

Eine beinah ganz weiße Stadttaube mit anthrazitfarbenem Schwanz und einem dunklen Fleck am Auge, eine gefiederte Träne, sie sah ein bisschen aus wie eine Möwe aber bewegte sich so taubisch, eine Taube im Harlekin-Kostüm.

Die Schneckenskulptur im Park halb beschneit, die Luft so gut kalt und klar, die Eiszapfen hängen wieder bereit, München im Winter ist mir so ein klarer Vibe, ich erkenne so vieles in dieser Jahreszeit hier wieder, es war hier so oft Winter und wir haben sie alle überlebt.

Kimberly Blaeser in I was built by inherited hungers. This is not a poem that names them.and how to walk away

(ich bin mit Leichtigkeit hier)

21. November 2024

Wie weit wir nach wie vor entfernt sind von einem nicht-binären, gleichwertigen Lesen von Körpern, zeigt dieses Gedankenexperiment: Stell dir vor, in christlichen Kirchen hinge überlebensgroß über dem Altar eine nackte gekreuzigte Figur mit einem weiblich gelesenen Körper. Kopf hängend, Blut tropfend. Versuche, diesen Körper, mit sichtbaren Brüsten über den ausgemergelten Rippen, nicht sexualisiert zu lesen. Versuche, dir von diesem Bild etwas Allgemeingültiges über die Menschheit erzählen zu lassen, von Nächstenliebe, von Schuld, von Vergebung, von Gemeinschaft; irgendetwas, was nicht nur mit dem Ausgesetzt-Sein in patriarchalen Strukturen zu tun hat. Die gekreuzigte Frau wäre eine Hexe. Erst mit vielen Tüchern verhüllt darf der weibliche Körper zu uns sprechen, und auch dann nicht von den gemeinsamen Bedingungen des Mensch-Seins, sondern weinend spezifisch vom Leid der Mutter, oder mit Säugling im Schoß von der Geburt Gottes und Immerwährender Jungfräulichkeit.

(Ooh, Marienverehrung als Thema und Geschichte spannender als gedacht, wie das aus dem Volk kam und verlangt wurde, wie Maria sich für viele näher anfühlte als Jesus der Sohn Gottes.)

Wenn ich zu große Heiligkeit wittere, will ich Löcher hinein pieksen.

(Vielleicht ist es tatsächlich das: gar nicht so sehr die zu starken Strukturen, in die ich pieksen will, sondern die zu große Heiligkeit. Wobei das eine eh oft das andere mit sich bringt.)

Mehr Behälter, oder alles in einen?

Eugene Gendlin in Focusing People can stand what is true, for they are already enduring it.

(Even we have been twisting each other out of our shapes. That is something to really learn: to feel and stay in my own shape, and to let the other person feel and stay in their shape, and then to let those shapes meet.)

Wie viele Bedeutungen dürfen Symbole haben?

Hier sein üben. Die Form finden, die ich hier habe und haben will.

20. November 2024

It’s gonna take a little time / but with you by my side / I won’t let go / until I’ve got what’s mine – auf einmal verstehe ich diese Zeile aus diesem Lied nochmal ganz anders, da geht es nicht darum, etwas vom anderen zu bekommen, sondern etwas aus sich heraus zu erarbeiten, über sich zu begreifen, für sich zu sortieren, in der Präsenz des anderen, in genau dem Licht, das nur diese andere Person auf einen scheinen kann.

Give me the poem that hasn’t brushed its teeth all day and it’s already late afternoon. So schreibe ich Ars Poetica weiter, das Gedicht von Kenyatta Rogers, das das Freundi mir vorhin schickte.

(Ich bin an einer Kapazitätsgrenze angekommen, was die offenen Tabs in meinem Kopf angeht.)

Wir zeigen irgendwie immer auf uns zurück, wenn wir über das und die schreiben wollen, die wir lieben.

☁️

19. November 2024

einander Nebelkrähen sein
(aber nicht nur aus Hunger)
(sondern auch aus Appetit)

Wie löchrig darf, kann eine Liebe sein?
Wie löchrig darf, kann eine Geschichte sein?
Wie viele Aussparungen hält sie aus?
Wie viel Struktur braucht sie wirklich?
Von was wird sie im Innern trotzdem oder sowieso gehalten?
Wie löchrig darf eine Praxis sein, wie DIY darf eine Praxis sein?
Wie fest müssen wir uns halten?
Wie frei dürfen wir uns machen?

Das sind natürlich auch alles Fragen von Nähe und Distanz, von richtigen Verhältnissen, von Stabilität im Chaos, in Bewegung.

Lorraine O’Grady in slow and soft and righteous, improvising at the end of the world (and how we make a new one) von Sonia Louise DavisThe best collaborator is someone who has her own business to mind.

18. November 2024

Es muss nichts rein bleiben, keine Liebe muss rein bleiben, kein Geliebtes muss rein bleiben, keine Kommunikation kann rein bleiben, wir sind alle im Kontakt miteinander, wir färben aufeinander ab und wirken aufeinander ein, wir nehmen den Dreck der Welt auf und schwitzen ihn wieder raus, in Veränderung muss es bleiben, in Bewegung muss es bleiben, lebendig muss es bleiben. Das ja der Sinn des Lebens, habe ich ja vor Jahren schon geträumt: Die Moleküle müssen in Bewegung bleiben.

[All das] nehme ich mit in den heutigen Tag, für den ich mich nicht so richtig zuständig fühle.

also: the things i love in myself can differ from what you love in me.

In zu voller Nachmittagshalle, mit blockierend langsam rückenschwimmender Person in der schnellen Bahn, was zu mehreren Fast-Unfällen und recht viel Durcheinander führte, unbemerkt von dieser Person – so wird das niemandem gerecht und das Durcheinander wäre nicht nötig, vor allem, wenn es vier Langsam-Schwimmi-Bahnen gibt und nur eine schnelle. Sich selber verorten können ist in diesen Geschwindigkeitsfragen schon auch relevant, für alle, und die Bereitschaft, weiter um sich herum mitzubekommen, was passiert, sich nicht auszuklinken und nur den eigenen Stiefel durchzuziehen. Mal ist es wichtig, Geschwindigkeiten anzugleichen, und mal ist es wichtig, passende eigene Räume für die jeweiligen Geschwindigkeiten zu haben.

17. November 2024

ich träumte, ihr wärt alle da

Die verwirrte Gestalt auf der Straße, die uns um Hilfe bat, nicht mehr wusste, wann ihr Rückflug nach Rom geht, uns nur den Ausdruck für den Hinflug hin hielt, mit Brandloch in der Mitte.

Das kleine Kind am Enten-Pinguin-Brunnen, das nicht aufhörte, uns anzustrahlen. Es leuchtete und lachte und wollte einfach nicht weiter gehen.

(Licht und Liebe kommen dann hinein, wenn ich mich nicht zu fest zuschnüre.)

16. November 2024

adrienne maree brown in Emergent StrategyRiding change like dolphins ride the ocean

Und immer wieder Octavia Butler in Parable of the Sower:

all that you touch
you change
all that you change
changes you
the only lasting truth
is change
god is change

Und jetzt fühlt es sich wirklich so an, als würde ich zu einer Geburt fahren. Schön.

15. November 2024

Heute turnende Vögel gezeichnet, ein spielerisches Rabendrama.

musste schon mal in den pullover für morgen schlüpfen
ich packe alle haltungen ein, die ich brauchen werde

14. November 2024

was die meisen wohl
über den specht denken

13. November 2024

Eugene Gendlin in Focusing One often needs several attitudes at once.

12. November 2024

aus From Democracy to Freedom von CrimethincWhat we do every day determines what kind of society we live in.

Ich mag meinen Kompost heute, mein Versuch, mein Experiment, ich mag Arbeit aufzeigen und dann wieder verschleiern; die Vereinbarung heißt: ich zeige euch mein Rohmaterial, und dann zeige ich euch doch ein Gedicht aus dem Rohmaterial von gestern, spontan heute im Bett entstanden, und wer kann dann noch sagen, was roh ist und was verarbeitet?

Monika Rinck in Champagner für die PferdeDie eigenen Fähigkeiten weniger als Fleiß, sondern vielmehr als Freiheit unter Beweis stellen.

Ich flechte Notizen zum Zeichnen in die Erzählung, ich dumpe alles in die Erzählung, es wird völlig Wilder Westen in der Erzählung, ich mache dort alles, was man nicht tun soll, Perspektivwechsel mitten im Absatz und tausend verschiedene Erzählarten und -formen. Aber yes, so fühle ich gerade die Geschichte, und warum auch nicht.

Hiatus Kaiyote in Stone Or Lavenderwe can weave all things together and be alright

Der us-amerikanische Autor wird nach der Hoffnung gefragt, alle sollen derzeit mit Hoffnung aufwarten, er redet ein bisschen drumrum und landet dann dabei, dass man Hauptsache weiter schreiben müsse. Und ja, so stütze ich mich selber ja auch gerade wenn allein an meinem Tisch (weiter schreiben, weiter singen, weiter schwimmen) – aber das von einer Bühne zu hören, vor lauter nickenden Menschen, da landete es anders bei mir, da bin ich fast aufgesprungen, da fehlt mir die Community darin und das Verknüpfen und die Dringlichkeit der Aufgabe, das Schreiben UND das Veröffentlichen subversiv weiter zu ermöglichen. Denn nur weil eines weiter schreibt ist noch nichts gerettet, nicht, wenn wieder Bücher verboten und Medienhäuser übernommen werden. Pilzische underground Veröffentlichungsnetzwerke braucht es, Bücher, die sich im Dunklen von selber verbreiten, Zines und Sticker zum selber drucken und Ärger machen. Nicht mehr mitspielen in diesem wackligen Betrieb, dafür andere Wege tunneln, hin zu den Orten mit mehr Kollektiven und weniger Egos; wir müssen uns auch verändern, wir werden uns noch anders brauchen.

11. November 2024

in der wasserzeit die nun begonnen hat sind wir weicher als sonst und fester als zuvor fahren wir mit zarten fingern über gezogene grenzen wir denken nichts im wasser wir drehen uns und spüren der drehung nach wir greifen voran mit glitzernd blau lackierten nägeln es bleibt wichtig dass es schön ist über der oberfläche sind die arme entspannt darunter haben wir viel kraft im wasser recken wir uns um länger zu sein an land ziehen wir nicht den kopf ein um kleiner zu werden

(papa, sagen wir, wir werden das noch erleben, dass die becken leer bleiben, du nicht mehr)

10. November 2024

Sind das Tal hinunter und dann auf einen der Berge rauf, so viel Nebel, so leuchtendes Laub, die gelben Flecken im Trüb, und auf dem Boden mehrfach die gelben leuchtenden Flecken eines dicken Feuersalamanders, gut genährte Regenmollis, erstarren vor uns und tatschen dann weiter.

9. November 2024

Die feuerfesten Kugeln oben auf den Fachwerkhäusern, in denen angeblich wichtige Dokumente aufbewahrt wurden, damit sie einen Brand überleben; ein erster Cloud Speicher, denke ich. Die anderen glauben nicht, dass das wirklich funktioniert und ich habe es noch nicht nachgelesen.

von gottes gnaden frier ich, seht auf einem der geschnitzten Zierbänder an den Häusern in goldener Schrift. Es hätte von gottes gnaden friedrich heißen sollen, aber die Schnitzperson konnte nicht lesen oder hatte nicht genug Platz.

Perlband, Tauband, Pflöcke, Zahnband; Celler Elle, Celler Zwische

All dieser gezeigte Reichtum; in jeder Zeit dieser Stadt wollten die Bürger:innen offensichtlich nichts anderes, als über verschiedenste Mittel sichtbar zu machen, wie viel Geld sie bereits angesammelt hatten.

Im stadtgeschichtlichen Museum überhaupt keine Lust auf das Bürgertumgedöns, ich suchte nur nach Holzlöffeln.

Im Kunstmuseum daneben Freude über die schroff gebohrten Löcher einer Lichtinstallation, eine fast körperliche Freude über das Nichtperfekte. Schön auch die Plexiglas Leuchtpfeile und nebenan die echten aus Holz und Feuerstein.

Und toll der Feierabendziegel – die Ziegelmacher:innen verzierten wohl den letzten Ziegel, den sie an einem Tag herstellten, mit Sprüchen und Ornamenten, und somit ist einer von Tausend Ziegeln wohl ein solcher Glücksziegel gewesen. So einen täglichen Arbeitsabschluss hätte ich auch gerne, denke ich zuerst, aber das ist natürlich Quatsch, viel wichtiger ist eine Arbeit, bei der man nicht tausendmal täglich gleichförmig etwas herstellen muss, um dann nur auf dem letzten Element kreativ sein zu dürfen. Und trotzdem ein schöner Brauch, einer, der zeigt, wie Menschen in allen Strukturen zumindest versuchen, sich Raum zu nehmen, zu spielen.

Ich friere ungerner als früher.

Ich bin des Freundis kleiner Trichter, schreibt es als Antwort auf das Foto von mir mit trichterartig umwickeltem Schal, als trüge ich einen Plastiktrichter, wie die, mit denen Hundies daran gehindert werden, ihre Wunden abzuschlecken, ihre Hot Spots.

8. November 2024

Zaltbommel! (steht auf einem LKW und übernehme ich als Ausruf)

In allen Liedtexten kommt heute der Himmel vor, und hier hängt das gemalte Portrait eines Pferdes, und zwischen seinem Ohr und der Stirnlocke scheint der Himmel durch, der gesamte Pferdekopf scheint vom Himmel durchdrungen, wir haben alle den Himmel in den Ohren.

7. November 2024

Aleah BlackYou cannot make me be in love with a politician or a nation. I am in love with the grass and the birds and the people and the stones.

weiter machen. weiter selbständig sein und selbstbestimmt. weiter schreiben. weiter singen. weiter schwimmen. weiter die bäume sehen und die vögel und die steine.

6. November 2024

Beobachtungen davon, wer (unbewusst) Autorität zugesprochen bekommt: Nach wie vor Menschen, die als cis Männer wahrgenommen werden, egal, ob sie zigfach verurteile Verbrecher sind oder nicht; aber auch im Kleinen beobachte ich das immer wieder, dieses fast unsichtbare Plus an Aufmerksamkeit und Ernstgenommenwerden, das vor allem auch viele weiblich sozialisierte Menschen Männern gegenüber aufbringen, das sitzt so elend tief (und ich will vielen Männern ja auch Aufmerksamkeit und Ernsthaftigkeit geben, da ist die Meta-Ebene oft im Gespräch mit der persönlichen). Grazile, aufgeregte, junge, lächelnde Frauen bekommen eher keine unbewusste Autorität zugesprochen. Frauen dann, wenn sie ein Kind bekommen haben, als ob sie dann erst mitreden dürften, zumindest in bestimmten Bereichen, nach dieser Zumutung für ihren Körper und für ihr Leben, erst dann auch für andere gelegentlich eine Zumutung sein dürfen. Das sind langweilige Beobachtungen und keine inspirierenden, und vermutlich trotzdem wichtig, zum Bewusstermachen der eigenen inneren Autoritätsverteilungsmaschinerie.

Den Kompost online zu stellen, das ist an manchen Tagen eine richtige Kraftanstrengung, auch das eine Anspannung, ein Wappnen, ein Durchziehen. Mampft, kleine Würmer, mampft.

Ich overthinke übrigens überhaupt nicht alles. Diesen neuen Namen, den habe ich fast gar nicht durch- und bedacht, den habe ich nur gefühlt, wie auch die Tätowierungen, das sind alles ziemlich schnelle, ziemlich emotionale Körperentscheidungen gewesen. Felt senses, maybe. Auch das ist exemplarisches Verhalten, für ein Exemplar von mir.

Das Freundi fragt in der Gruppe nach kleinen Hoffnungen und ich stocke und schreibe folgendes, in der Zeit, in der ich eigentlich an der Erzählung schreiben wollte: Hoffnung, die tröstet und einlullt, will ich gerade gar nicht; meine Hoffnung ist gerade meine Wut, auch und speziell auf die Democrats und die anderen besorgten Menschen, hier wie dort, die immer ganz doll überrascht sind nach Wahlergebnissen, die die ganze Zeit glauben, das wird schon alles, auch wenn sie nichts wirklich ändern und sich nicht wirklich trauen, für etwas und gegen etwas zu stehen (im Klartext: Geld umzuverteilen) (muss da auch an Paula Fürstenbergs tollen wütenden Artikel denken).

Und klar, wir brauchen irgendwie Hoffnung, um irgendwie Energie zu haben, um uns wie Pilze weiter im Untergrund zu stärken, aber ich glaube nicht, dass es noch die Hoffnung auf eine gerettete Welt ist, die uns tragen kann – rein klimatechnisch schaffen wir doch eh nicht mehr wirklich eine Umkehr, nicht so, wie es gerade weiter geht. Sondern wenn Hoffnung, dann eher auf ein gemeinsames, verbundenes, würde- und liebevolles Untergehen. In dem es jeden Tag noch so viel zu gestalten gibt, denn es zählt ja trotzdem jeder Tag und jeder Moment, in dem wir uns dafür entscheiden, uns gegenseitig voller Liebe und Respekt und Ruhe zu begegnen.

Eine Weile dann die Scham geschaukelt, dass ich damit in der Gruppe auch eine Zumutung war, zu scharf war, unpassend war. Diese tiefe Angst, das seltsame ANDERE zu sein. Zu groß, zu haarig, zu bissig, not in sync mit den anderen, mit der Welt, ohne Peile aber mit offenem Schnabel usw. Die Angst, dass ich ein Freundi verletzt habe, das doch nur etwas Kraft suchte.

Tadzio Müller hier, geteilt von PennyWenn ich von Hoffnung rede, meint das eine Situation, in der ich diese Dunkelheit anerkenne, und dann darin Pläne machen kann, wie ich mit anderen zusammen trotzdem Gutes in der Welt schaffen kann. … klar ist diese Hoffnung nicht so hell, so bunt, so sparkly, wie die magischen Hoffnungen auf die bessere Welt für Alle, die uns Linke meist antreibt. Aber es ist eine realistische Hoffnung, und eine Strategie, die uns auch in der Katastrophe handlungsfähig machen kann. … Es ist eine schwächere, eine mattere Hoffnung. Aber sie hat den Vorteil, realistisch und umsetzbar zu sein, und so nicht zur üblichen Depression zu führen, die auftritt, wenn das eigene magische Denken entzaubert wird.

Paula Fürstenberg in Es ist alles gesagt und wenig erledigtIch glaube, gegen rechte Politik hilft genau eine Sache: linke Politik. – und da kommt, glaube ich, meine Wut her: dass ich so wenig mitbekomme, dass wirklich linke Politik gemacht wird. Weil ich vor allem belanglose Parteipolitik mitbekomme. Ich sehe nicht, dass Geld umverteilt wird, weg von den Superreichen und Ziemlichdollreichen, hin zu den Normalos. Dass Worst-Case-Szenarien konkret durchdacht und Notfallpläne erstellt würden, dass zB zivilgesellschaftliche Initiativen und antifaschistische Kulturprojekte institutionelle Förderungen bekämen, oder konkret Pläne umgesetzt würden, um auch in Zukunft sichere Abtreibungen in Deutschland zu ermöglichen, legal oder nicht, dass auf Parteienebene einfach so viel wie möglich versucht würde, die politischen Tatsachen jetzt in freie und menschliche Richtungen zu zimmern, so gut es geht, bevor die Faschist:innen noch mehr Zugriff auf diese Tatsachen erhalten. Als würde magisches Denken wirklich reichen, als würde es wirklich reichen zu sagen, wir machen mal weiter so, wie es jetzt ist.

Aber ich weiß auch gar nicht, warum ich da überhaupt noch eine Wut habe, ich habe euch Politiker:innen doch schon so lange aufgegeben.

Wie’s mich ärgert, dass so viele weiblich gelesene und sozialisierte Menschen so viel über BEZIEHUNG schreiben und darauf so oft reduziert werden, ich ja auch und ich mich ja auch, wie ich ein bisschen neidisch bin auf der anderen verschwurbelte, intellektuelle Themen, wie sie philosophisch und politisch klingen. Diese alte Frage nach dem „Frauenschreiben“. Ich schreibe schon auch viel über Sachthemen, aber dann meist über special interests und deren Verknüpfungen, irgendwie praktisch, irgendwie erdig, kann und will dieses ganz Losgelöste ja auch gar nicht.

Vielleicht einfach manchmal den Kompost füllen wie ein Mann?

Ach Leute, ich will doch wirklich nur spielen.

Und dann hält unser hiesiger Verbrecher noch eine flammende Rede, und alle sind erstaunt, dass der Kanzler ja doch sprechen kann und doch sozialdemokratische Entscheidungen treffen kann, und damit geht hier das Chaos vermutlich erst so richtig los.

5. November 2024

so viele tiere im traum, eine ganze herde auf einmal, wir hatten sie in einer art virtuellem raum hergelockt und dann kamen sie, es waren viele tiger vor allem.

Und wir dürfen uns ja auch nichts vormachen, es ist immer noch Realität, dass selbst in Berlin eine männlich gelesene Person mit rotem Nagellack Ver- oder Bewunderung hervorrufen kann.

Und ich darf mir nichts vormachen: Die Gynäkologin notiert sich zwar meinen Wunsch, nur noch mit Vor- und Nachnamen aufgerufen zu werden, schickt aber im gleichen Augenblick voraus, dass ihr Automatismus das vermutlich verhindern wird, erzählt von einem ihrer Patienten, einem trans Mann, den sie auch „als Mann wahrnehme“, den sie aber immer noch versehentlich mit „Frau Soundso“ aufrufe. Uff. Wie stark innerlich gepanzert er jedes Mal in diesem stickigen Wartezimmer sitzen muss. Was für eine Anspannung das sein muss, wie fest du dich dann halten musst, in einer Situation, die eigentlich vor allem Vertrauen erfordert. Das muss doch lösbar sein, wenn man es lösen will; und wenn man das als Ärztin nicht über Software oder Notizen an sich selbst hinbekommt, könnte man sich ja auch gesamt umstellen und einfach alle Patient:innen mit Vor- und Nachnamen aufrufen, Problem gelöst. Aber das sagte ich in dem Moment alles nicht, ich stehe ja selber in einer Art Abhängigkeitsverhältnis mit dieser Ärztin, bin froh, eine meist mitfühlende und kompetente Gynäkologin gefunden zu haben, in dieser Stadt, in der fast alle Praxen Aufnahmestopp von Neupatient:innen haben; Schweigen aus Mangel, Schweigen aus Unsicherheit, vielleicht schaffe ich es, nächstes Mal etwas zu sagen.

Es ist um kurz nach fünf schon stockdunkel und die Lichter drinnen mir immer viel zu hell.

4. November 2024

im traum machte ich mit dem freundi und einem lover vom freundi musik, auf einem riesigen saiteninstrument, das der lover selber gebaut hatte, aus schroffem baumarkt-holz, mit modern gewellten rändern, größer als ein cello, so stand es auf dem boden, und ich legte die arme darum und zupfte und fand leise töne. das freundi schloss das instrument an den verstärker an, und gab mir später eine kleinere, handlichere version davon, das freundi und der lover nahmen klassischere gitarren und so machten wir gemeinsam musik.

Guía Carmonas Listengedicht aus dem SchreibwochenendePutzen, gibt es; ich hasse putzen, gibt es; auf Spanisch, limpiar, gibt es; ich möchte manchmal nicht übersetzen müssen, gibt es; das klappt nicht immer, gibt es; so wie putzen, putzen, gibt es; minimalistisch putzen, gibt es? Wie geht das, minimalistisch putzen, gibt es? Einen Staubkorn am Tag putzen, gibt es?

Heute also mein Termin, heute der bürokratische Teil von Ricardas, heute also das Ablegen des Geschlechteintrags, ab heute wird der papiererne Teil meiner Zuordenbarkeit allmählich verschwinden. We’re doing this.

Ein Sehnsuchtsschmerz, als ich das Foto von dem Kind in seinem neuen bunten Pulli am Frühstückstisch sehe, eine große Sehnsucht nach dem Kind und nach dem Freundi, und irgendwie auch eine Sehnsucht nach einer anderen Zeit, als ich dort noch viel öfter saß, als ich noch nicht so viel in meinem Leben durcheinandergewirbelt hatte, eine Sehnsucht nach Einfachheit und Normalheit, nach Familie. Was Fiktion ist, wie alles andere auch, und trotzdem darf die Sehnsucht danach da sein.

Erstaunlich emotional bin ich in diesem Standesamt, das the likes of us vermutlich bisher eher selten gesehen hat. Sie können sich auch oben platzieren und zur gegebenen Zeit klopfen. Die kleinen Blicke untereinander im Gang, ein kleines Lächeln, wir wissen genau, warum wir hier sind.

Ja, Hallo Frau Kiel – also noch!

Rührung, obwohl ich sie nicht wollte, ich wollte das Behördliche nicht so groß aufhängen, aber auf eine Art wurde mir heute, in einer sehr deutschen Sprache, der Sprache der Formulare und wilden bürokratischen Abläufe und Bestimmungen, mach ich da jetzt einen Strich hin oder schreibe ich „gestrichen“? Moment, ich muss mal die Kollegin fragen, in einem großen alten Rathaus mitten in der Stadt, amtlich bestätigt, dass ich existiere, zu meinen Bedingungen. Das dann noch personifiziert durch eine aufgeräumte und nette, wenn auch etwas unbeholfene, Standesbeamtin, in dieser energiereichen Anfangsstimmung, wir machen die ganze Woche nichts anderes, und das macht tatsächlich Spaß, weil alle haben gute Laune, weil’s etwas Schönes ist. Es schwingen schon auch große Ebenen mit, wie klein dieses Zeitfenster eventuell gerade ist, in der eine Selbstbestimmung dieser Art überhaupt möglich ist; und natürlich auch, wie gefährlich diese Selbstbestimmung auf Dauer eventuell ist. Aber das war ja einer meiner größten Gründe, diesen Schritt zu gehen, aus Solidarität mit Menschen, deren Trans-Sein auffälliger ist als meins, die sowieso sofort erkannt würden.

Draußen: Hallo, wir sind vom Radio und machen eine Umfrage zum Thema warum Leipzig so eine schöne Stadt ist, was fällt Ihnen dazu ein? Ich pausierte und schluckte und sagte nichts und spürte die Tränen schon kommen und sagte ich kann gerade nicht und die beiden Munteren sagten einfach was immer Ihnen als Erstes in den Sinn kommt und ich sagte lange weiter nichts, mit dem großen blauen Mikro direkt vor meiner Nase und dann sagte ich nein, ich kann gerade wirklich nicht und ging weiter. Stellte mich zum Weinen eine Weile unter die Kastanie und jetzt geht’s weiter. Leipzig ist schön, weil ich hier meinen neuen Namen bekommen habe. Fuck, da träne ich ja schon wieder.

Und esse nun wirklich mein Mittagscroissant, mein Feier-des-Tages-Croissant, denn ich heiße spätestens jetzt RICARDAS und Ricardas können mittags Croissants essen.

Monika Rinck in Champagner für die PferdeIch glaube, ich möchte das Schwimmen gar nicht so theoretisieren, weil ich immer das Gefühl habe, ich darf es nicht mit Theorie infizieren. Es muss einfach das Schwimmen sein. Also wenn ich jetzt immer denken würde: „Ich schwimme, um Nein zu sagen“ – das darf ich gar nicht denken! Also das wäre mir wirklich sehr unangenehm. Wie ein Verlust. Ich schwimme, um zu schwimmen. Das Schwimmen ist das Schwimmen. … Vielleicht muss man das Schwimmen auch vor der Sprache retten. Vielleicht soll Sprache gar nicht überall hinein.

Ich schwimme, um zu schwimmen, diesen Selbstzweck, diese Selbstverständlichkeit fühle ich sehr. Warum sollte ich auch sonst schwimmen? Höchstens, um geschwommen zu sein.

UND ich finde: Nicht alles Schreiben ist ein Theoretisieren. Es geht, manchmal, über das Schwimmen zu schreiben, ohne dass es gerettet werden muss, weil das Schreiben in dem Moment ein Fühlen des Schwimmens ist. Ich muss ja auch die Liebe nicht vor dem Schreiben retten. Muss sie nur gut behandeln im Schreiben.

Aber vielleicht besteht die Gefahr dieses Verlustes bei mir auch nicht so sehr, da ich beim Schwimmen nie, wirklich nie, ans Schreiben denke. Ich bin im Wasser ohne Sprache.

Ich schreibe über das Schwimmen erst später, im Nachfühlen und Verknüpfen, dann sehe ich Parallelen zu anderen Dingen, dann schaue ich mir vielleicht auch theoretische Dinge dazu an, also handwerklich-theoretische (Schwimmvideos) und gelegentlich auch metaphorisch-theoretische (Radiobeiträge über schwimmende Autor:innen), wobei mich die Parellelen vom Atemmaß im Schreiben von Gedichten zum Atemmaß im Schwimmen irgendwie eher langweilen, da habe ich vielleicht keinen Sinn dafür.

Das mit den exemplarischen Verhaltensweisen ist halt auch eine Schreibi-Mentalität, der Wunsch nach einer gelungenen Verdichtung; ich habe das passende Bild entdeckt und es steht für alles!

Ich kam nach Hause heute Mittag und hatte Lust zu singen.

3. November 2024

Pfannkuchen und Sonne und richtig kalte Luft und tropfende Fenster und Igor Levit und Beate Trögers Radiobeitrag über schwimmende Autor:innen. Darin John von Düffel, der benennt, was für eine Normierung im Schwimmtraining für den Leistungssport stattfindet, nur so habe „man überhaupt eine Chance, schnell zu schwimmen“. I don’t know tho. Kaue noch etwas darauf herum, wie auch auf anderen Stellen des Beitrags.

Was war das jetzt nochmal mit der Atmung beim Schwimmen? Ich glaube, es trainiert die Lungen und das Zwerchfell gut, weil es ein so kurzes Einatmen ist - ah ja nee Moment, spannend fand ich vor allem in meiner YouTube Recherche gestern Abend den Gedanken, dass die Ausatmung so extrem wichtig ist beim Schwimmen, dass, wenn die Luft ganz ausgeatmet ist, der nächste Atemzug von selbst kommt, in seinem wirklich eigenen Tempo, und dass das wiederum mein Schwimmtempo bestimmt, die Anzahl meiner Züge. Ich also, also mein Atem, als komplett eigener Tempomat, nein, ich meine diese Ticktockerdinge auf dem Klavier, als eigener Rhythmus-Angeber jedenfalls für meine Bewegung.

So schön wie alle im Zoom stumm geschaltet ihre Mantras laut sprechen.

die traurigkeit gibt es
das wissen darum gibt es
das wissen
um die traurigkeit der anderen
gibt es
es gibt
den herbst in mir
und es gibt
den herbst in dir
und es gibt
die sonne dazwischen
und es gibt
november rain
in meiner playlist
es gibt darin die zeile
everybody needs some time on their own
es gibt darin den refrain
everybody needs somebody
und die stelle
you’re not the only one
es gibt ruefles gedanken
dass alle gedichte
von einsamkeit handeln
hier gibt es
einen ähnlichen gedanken
und es gibt dort
das herbstlicht
das in jedem zimmer anders aussieht
es gibt all diese zimmer
es gibt all diese menschen darin
es gibt all ihre ohren
die jeden satz anders hören
die sätze
die wir sagen
gibt es
es gibt a.
die lacht

(Vielleicht doch mit einem Buchstaben probieren, also eine alphabetische Gedichtliste) (Angst vor Plattheit gibt es, vor der Poesie der Randomness)

WELLEWELLEWELLEWELLEWELLEWELLEWELLEWELLE

so schön dass ich nicht mehr immer lust zu denken und zu schreiben habe

Unsere Abschiedsformeln füreinander aus dem Schreibwochenende, inspiriert von Pierres SchreibmantrasHalte dich spielerisch
Halte dich wohlig
Halte dich geräumig
Halte dich offen
Halte dich weitläufig
Halte dich hauuuuuuuuu jaa, freudig
Halte dich albern, halte dich heilig!
Halte dich offen!
Halte dich durch-, ver-, unerwachsen!
halte dich kernig
Halte dich lebendig!
Halte dich offen
Halte dich punkig
Halte dich aus!
Halte dich an die Verabredung mit dir selbst
Halte dich gerade
Halte dich frei
Halte dich fröhlich

Eine unserer Teilnehmerinnen will sich unsere Punk-Attitüde noch mehr abschauen, will noch rotziger und unbekümmerter an Dinge gehen, will sich daran erinnern beim nächsten Gespräch mit ihrer Lektorin, indem sie sich eine Sicherheitsnadel an die Unterhose sticht.

Feiert euer Leben, zitiert eine andere Teilnehmerin die Sterbekarte eines Freundes, der wusste, dass er bald sterben würde und das als Gruß für die Freundis hinterlassen wollte. Das sei aufgetaucht, als wir gefragt hätten nach dem, was wir heute feiern. Und sie erzählte, wie sie erstmalig ihren erwachsenen Töchtern einen Text geschickt hat, und beide hätten so berührt innerhalb einer Minute geantwortet. Und wie gut das ist, und wie oft es übersehen wird: Für die Menschen zu schreiben, die in unserer nächsten Nähe sind, die wir lieben, ist ein mindestens genau so wichtiger Grund zu schreiben wie um einen großen Roman bei Suhrkamp zu veröffentlichen (hüstel hüstel also eh nicht).

Wie für Laien und Lernende die Normierung, die in Teilen in einer Professionalisierung liegt, erstmal nicht erkennbar ist.

Einen schön seltsamen Dokfilm über einen kleinen queeren Wagenplatz in Berlin angeschaut, der sich so sehr dem Erzählen verweigerte, und so langsam und fragmentarisch war, dass er mittendrin nur noch aus endlosen Aufnahmen von verschwommenen Blüteninneren bestand (wie sehr langer und relativ ereignisloser Sex mit einer Blüte fühlte sich das an), mit Baustellengeräuschen im Hintergrund, das ging so lange und so unbekümmert, dass eine Person aufstand und ging, und dann noch eine und noch eine, und das Kino sich mit einem Schwall um ein Drittel leerte. Und es ging trotzdem um etwas in dem Film, es ging um queere Liebe und Utopie und darum, wenn beides vorbei ist.

Mute dich der Welt zu, mute dich den anderen zu, und vertraue darauf, dass die dann schon gehen, wenn sie nicht mehr wollen oder nicht mehr können, das ist Teil der Verabredung des Zumutens.

Das waren auch Tempi-Fragen in dem Film: Wie langsam „darf“ ich etwas erzählen? Ab wann wird eine Verlangsamung, ein Herauszögern, ein nicht-Entsprechen, eine Verweigerung, zu einer Zumutung? Wie ist das, eine Geschichte zu erwarten, sie angedeutet zu bekommen, hier ein Fuß, dort ein Lied, da eine Berührung, dort ein Dialogfetzen, und dann doch keine zu bekommen, oder zumindest keine klassisch erzählte? Mit einer großen aufgemachten aber unbefriedigten Neugier aus dem Kino zu gehen? Zu wissen, dass es diese Menschen so gab, und sie aber genau so und genau dort so nicht mehr leben können, dass an Stelle ihrer Wägen da nun ein Container steht, oder inzwischen vermutlich bereits ein Bürogebäude, ein neues Türmchen.

aus einer Besprechung des Films Komljen makes little or no distinction between documentary and fiction, narrative and abstraction, using all of these as tools to explore his ideas.

(jetzt höre ich das auf dem Banjo gespielte Lied darin schon wieder nicht mehr, dabei wollte ich es mir so sehr merken, war so zerrissen davon)

vielleicht ist mein Schwimmding eigentlich ein Essay über NORMIERUNG
und darüber, wie schwer das ist, die eigene Form zu finden, wenn wir etwas Neues lernen
wie schwer es ist, Mensch zu sein
also der Mensch, der man nun mal eigentlich ist
wie sehr ich GUT sein will, noch ohne zu wissen was GUT für mich bedeutet
und darüber, wen wir für uns als Expert:in erklären, zu welchen Expert:innen wir Zugang haben, wer zu einer inneren Autorität wird

Tiefe Zwerchfellatmung geschieht viel schneller und viel kleiner (und viel stiller) als man erstmal denkt, auch das lerne ich im Singen und im Schwimmen, das Zwerchfell ist quasi ein Vakuum, das von selber Luft einsaugt, wenn wir es lassen. Gutes Fell.

2. November 2024

Manchmal der Traum noch komplizierter und schamvoller als der Tag.

Auch das unterscheidet Menschen: ihr Interesse an anderen Menschen, ihre Neugier auf sie, ihre Besessenheit mit ihnen, wie viel sie über andere Menschen nachdenken, wir stark sie sie mitdenken, wie viel Kapazität sie für andere haben.

Das Vertrauen ist so schwere Arbeit, das Vertrauen in mich, dass ich wirklich mich der Welt, also den anderen, so zumuten darf, wie ich bin, das Vertrauen, dass ich nicht gefährlich bin, kein Monster bin, nicht der Abgrund in mir alles übernimmt; das Vertrauen in die anderen, dass die stark sind, stark genug für mich, stark genug für unser Geflecht, und dass sie weich sind und sich berühren lassen, weich genug für mich, weich genug für unser Geflecht, das ist alles sehr viel verlangt voneinander, da dürfen wir alle müde sein, sehr müde sein, Köpfe schütteln, uns zurück ziehen, Nein sagen, an anderen Tischen auftauchen, in anderen Leben auftauchen, zurückgehen in der Zeit und uns mit früher beschäftigen, denn vielleicht ist genau das gerade dran, etwas von uns zeigen, den Impuls: hier ist etwas ernst nehmen.

da wird nichts fehlen, wenn ich still bin.

Wann ist Sparsamkeit passend? Wann ist Großzügigkeit bis hin zur Verschwendung passend?

wie müde bin ich.

Da waren Fragen über Geschwindigkeiten und Motivationen, Antriebe und Autoritäten im Kopf, wem gehorche ich, wem gehöre ich, wen achte ich, wen verachte ich, all das, was uns prägt und was auf uns draufschaut und wen wir anschauen, wer wie viel Platz nimmt und Zeit bekommt und wer still bleibt, und wie die Stillen ins Sprechen bringen? Und bräuchten wir noch so viel mehr Zeit und haben wir die überhaupt? Für was brauchen wir Zeit und wie laufen die Prozesse ab. Ich lasse im Tag die vielen Menschen, ich lasse sie gleich in ihren Kacheln weiter wohnen und leben und sprechen und küssen und streiten und schreiben und stillen und still sein und laut sein und was immer sie noch alles tun in diesem Adventskalender, und ich schließe den Computer und schließe ihre Augen auf mich und lasse nur noch meine Augen ruhen auf mir und meinen Räumen, auf dem Ockerraum, den ich aufräumen will, auf meinen Händen, die vielleicht noch etwas schnitzen oder zeichnen werden, vielleicht werden meine Füße mich auch noch durch die Gegend tragen, werde ich in Mülltonnen schauen nach essbaren Resten des Samstags im Supermarkt, werde ich den Schreibspaziergang nachholen, der vorhin im Wasser stattfand, durch den ich mich hindurch kraulte und schmetterte, weil ich keine Lust mehr zu denken hatte und nur noch Lust hatte, meinen Körper zu fühlen, die aufklatschenden Unterarme.

SCHWIMMVIDEOS IM BETT WIE NETT

(i want to get out of my own way, i want to enjoy my strokes, i want to fly, ich will intuitiv schwimmen und nichts gewinnen, ich will leicht im wasser sein und nicht nur schnell, schwimmen als achtsamkeitsübung, als eine in-mir-drin-sein-übung, als ein spüren des wassers, als ein herausfinden meiner bewegungsformen, der funktionsweisen meines körpers. dabei können regeln aus videos und die regeln des niedlichen sportstudenten hilfreich sein, als ansatzpunkte zum experimentieren und als spiegel, aber es bleibt meine praxis und mein raum und mein tun und mein körper und vor allem meine freude.)

1. November 2024

Die Versuche, Kontrolle zu behalten, verstecken sich manchmal am geschicktesten.

Tony Hoagland in in Mary Ruefles Essay On Fear… fear [is] the ghost of an experience: we fear the reoccurence of a pain we once felt, and in this way fear is like a hangover. The memory of our pain is a pain unto itself, and thus feeds our fear like a foyer with mirrors on both sides.

Punk & DIY & Anarchie Haltung noch viel mehr zum Schwimmen und Singen bringen, kostenlos singen, kostenlos schwimmen, mich noch viel mehr dem inneren Wettbewerb und der Leistungsmaschinerie widersetzen; mitmachen, ohne irgendetwas oder irgendwen gewinnen zu wollen.

Was würde passieren, wirklich passieren, wenn ich mein Tempo radikal drosseln würde? Ist das etwas, was auch ich mir erlauben dürfte? Will ich das, brauche ich das? Tempi, tempi, tempi, tempi, tempi, steckt da auch ein Tempel drin? Mag ich so Wortschachtelfragen, glaube ich an Etymologie? Aber woran sollte ich sonst glauben.

Was ist im (digitalen) Hirnschwapp noch Atempause und was schon eine Lücke? Wann weiß man, dass man nicht weiterkommt und beginnen sollte, das letzte Wort zu wiederholen? Also wie schnell muss es schwappen, damit es noch als Schwappen gilt.

Schreiben zwischen ALBERN und HEILIG

Im sich halten steckt die Haltung.

Mein Schreibmantra für dieses Schreibwochenende vielleicht, das vielleicht ein bisschen alle Mantras ist: Mute dich der Welt zu. Vielleicht meine ich eigentlich: Mute dich den Anderen zu.

& ja, wie wichtig das ist, auch mal einen Moment lang nicht angeschaut zu werden.

Jemand sagt Spüre dich beim Schreiben, und ich höre im ersten Moment Störe dich beim Schreiben.

aus Und ich schrieb von Andreia C. Faria, aus dem Portugiesischen übersetzt von Odile Kennel, geteilt von Kathrin BachIch schreibe was mir aus der Hand / fällt, rissige, himmlische Dinge. / … / Ich mache lange kraftvolle Spaziergänge. Darüber hinaus / gehe ich drunter und drüber wie alles andere auch.

Claudia Collin, geteilt am Ende unseres ersten Co-WritingsEin Sturm bist Du nicht. Ein Falke? Vielleicht ein Gesang? Aber groß?

Kaum hatte ich das Haus verlassen, trottete mir ein großer Fuchs über den Weg und später, als ich wieder zurück war, raschelte ein anderer, oder vielleicht war er es auch wieder, oder sie oder es, in den Blättern unter der Linde.

nachtbrote, nachttrost

Ja, stimmt, ich würde durchdrehen, würde mir man das Schreiben verbieten. Das ist schon auch hilfreich, mir immer wieder mal klar zu machen, dass es anderen Menschen nicht so geht, dass dieses absurde Notiervolumen, das die Freundies und ich haben, nicht alle Menschen wollen oder brauchen. Auch ich gehe letztlich immer davon aus, dass alle so ticken wie ich.

31. Oktober 2024

Wie wir den Schweiß von den Händen abspritzten auf die heißen Steine in der Mitte, er zischend dort landete, Schweiß ablassen nannte das jemand.

Je feiner ich mich in meine Schwimmtechniken einarbeite, umso mehr begreife ich, dass es auch hier um einen schnellen, fließenden Wechsel zwischen Spannung und Entspannung geht. Dass ich eine Grundspannung brauche, aber keine überflüssige in den Muskeln, die in dem jeweiligen Moment nicht gefragt sind. Das ist wie beim Singen, und fühlt sich für mich auch noch ähnlich komplex an, aber es wird kommen.

„Kann“ „man“ über das Schwimmen sprechen oder schreiben, ohne sich mit der Frage nach Nicht-Normkörpern zu befassen? Es ist halt ein so sehr körperlicher Raum, so eine Schwimmhalle und die Duschen davor, und es fällt dort im Zweifel nochmal viel deutlicher auf, mit was für einem Körper du kommst (welche Farbe, welche Größe, welche Verletzungen, welche Narben, welche Geschlechtsteile und welche vielleicht nicht mehr, welche Krankheiten usw). Und wie immer sehen wir diejenigen ja nicht, die sich entscheiden, nicht hin zu gehen, weil sie nicht so gesehen werden wollen. Obwohl sie vielleicht eigentlich auch gerne schwimmen, und es auch ihnen so gut täte.

Man bestreute am Morgen den Holzfußboden mit verschiedenen Kräutern und kehrte die Blätter und Stängel wieder aus, wenn sie abends vertrocknet waren und ihren Duft nicht mehr verströmten. (Lief man dann den ganzen Tag über auf den Kräutern?)

Noch eine Parallele zwischen dem Singen lernen und dem Schwimmen lernen: In beidem habe ich Übungen, Drills, Ausschnitte, in denen ich mich auf ein bestimmtes Element gebündelt fokussieren kann, um diesen einen Skill präzise zu bearbeiten. Und in beidem habe ich oft keine Lust dazu, will lieber das Ganze tun (das gesamte Lied mitsingen, den kompletten Schmetterling schwimmen), weil ich dann in einen Flow komme, und weil das beides meine HOBBIES sind, und ich die mache, um in Flow zu kommen, weil ich dieses Ganze so genieße. Oft genug streue ich ja die Übungen kurz mal ein, so dass ich technisch ein bisschen weiter lernen kann, aber letztlich mache ich das so sehr einfach nur zum SPASS und will es mir selber nicht zu doll verschulen.

(Wobei es auch Tage gibt, an denen genau diese Ausschnitte und Übungen mir am meisten Spaß machen, sich viel machbarer anfühlen.)

die wunderschönen roten Punkte der Forellen, hast du sowas schon mal gesehen! nein, denn es sind Zander

Das Freundi und das Kind riefen vorhin an, um mir zu erzählen, dass eine Taube direkt vor ihnen aus der Luft gefallen war, mit großem Platsch auf dem Gehweg landete und tot war. Dass ich das sicherlich für ein Gedicht verwenden könne. Und dass das Kind jetzt ein kleines Stoff-Küken hat, das es mit in den Kindergarten nehmen und dort in der Hand halten kann, wenn es das Gefühl hat, dass die anderen es nicht mögen. Und ich erzählte, dass das andere Freundi jetzt eine Haarklammer in der Form einer Ente hat, die ganz oben im Haarnest sitzt, und mit dieser Ente bereits im Kino war.

30. Oktober 2024

Dieser unglaublich steile Hügel im Traum, fast so als führen wir die Seite eines Hochhauses hoch.

(lol räuchern mit rauchmelder keine gute idee)

Karen Blixen 1937 in Out of Africa, gefunden in Mary Ruefles Essay On Secrets in Madness, Rack, and Honey (siehe auch hier für eine postkoloniale Perspektive auf Blixen)„Your Excellency does well to look at the Hyena,“ said he. „It is a great thing to have got a Hyena to Hamburg, where there has never been one till now. All Hyenas, you will know, are hermaphrodites, and in Africa, where they come from, on a full-moon night they will meet and join in a ring of copulation wherein each individual takes the double part of male and female. Did you know that?“ „No,“ said Count Schimmelmann, with a slight movement of disgust. „Do you consider now, Your Excellency,“ said the showman, „that it should be, on account of this fact, harder to a Hyena than to other animals to be shut up by itself in a cage? Would he feel a double want, or is he, because he unites in himself the complementary qualities of creation, satisfied in himself, and in harmony? In other words, since we are all prisoners in life, are we happier, or more miserable, the more talents we possess?“

Warum erkenne ich am Rascheln in den gefallenen Lindenblättern welcher Nachbar gerade mit seinem Hund die Wiese durchquert? Das kann nur sein, weil er gerade an mich gedacht hat, oder?

Ich kann hier in keine Richtung schauen, ohne an dich zu denken.

Kerzen anzünden, Karottenscheiben legen, die Suppe, die Ribollita, umrühren, das Feuernest anzünden, bei all dem reden, so ein bisschen, genau richtig viel. Wie lange das Freundi diesen Abend letztlich vorbereitet hatte, Jahre kamen heute zusammen und Orte quer durch Europa, Birke undAuf jeden Fall ist der Name nicht von einem „Süßen Mädel“ herzuleiten. (aus dem Wikipedia Eintrag) Mädesüß. Wie das Weidengerüst der schönen Schwitzhütte schon stand. Wie wir nach und nach die Decken darauf legten, als wollten wir das Gerüst wärmen, wie es dadurch zu einem großen müden Tier wurde, einem, dem man gerne die Flanke tätscheln würde. Mit Schlupfloch im Bauch, durch das wir hinein schlupften, ich nahm darin mit zwei Schäufelchen die glühenden Steine in Empfang, die das Freundi auf einer Mistgabel vom Feuer her trug. Ich hätte gern in der dunklen dampfigen Höhle gesungen, ein noch neuer Impuls für mich, aber ich verstehe, dass Singen um heiße Steine herum nicht für alle funktioniert. Also summten wir und klatschten unsere triefenden Oberarme.

Das Freundi, das ein Drag King ist, sieht in meinem chest tattoo einen Penis.

Und ein anderes Mal hätten sie Flyer gemacht mit den Fahrplänen, die man sich am Ticketautomaten ausdrucken lassen kann, hätten da die Fahrt in den Ort eingegeben an dem entsprechenden Tag und die Deutsche Bahn das dann für sie drucken lassen, jeden Morgen auf dem Weg zur Schule beim Warten auf die S-Bahn ein paar. Die Pläne dann noch bestempelt und fertig.

Die riesige Rauch- oder Qualmwolke, die aus dem angezündeten Nest voll feuchter Dornen aufstieg. Das containerte Knoblauchbrot in der Gartenhexe, einerseits schlabbrig, andererseits verbrannt, die Joghurts auf dem Nachtisch-Tisch. Der Chai, dessen Duft die ganze Gartenhütte erfüllte, als eine Tasse davon hinein getragen wurde.

29. Oktober 2024

my skills are not knives that hold me down, that pin me in place. they are tools i can use, in any shape i choose.

28. Oktober 2024

Wie viele Sinti hatte er zwei Vornamen, „einen fürs Standesamt und einen in der Sprache der Sinti und Roma“. Rukeli bezeichnet hier einen schönen, biegsamen Baum. (aus dem Wikipedia Eintrag)Die Lesungen wirken immer noch nach; heute musste ich viel an Johann Wilhelm „Rukeli“ Trollmann denken, den Boxer, von dem Anna Zett erzählt hatte, der von den Nazis als undeutsch eingestuft wurde und 1944 im KZ ermordet wurde, weil er seine eigenen Bewegungen hatte, weil er Sinti war und jüdisch. Vor seinem letzten Kampf 1933 wurde Trollmann verboten, in seinem eigenen, tänzelnden, schnellen Stil zu kämpfen, er solle „deutsch“ kämpfen, stabil mit den Fäusten – woraufhin er mit „arisch“ blondgefärbten Haaren und komplett weißgepudert in den Ring trat, sich Fuß an Fuß mit dem Gegner stellte, keinerlei Beinarbeit machte, keinen Schlägen auswich, nach fünf Runden k.o. geschlagen war und damit seine Boxerkarriere beendet. Erst 2003 (!) bekam er posthum seinen Meistertitel wieder anerkannt, aber ohne Meistergürtel, da weigerte sich der Bund Deutscher Berufsboxer, ein Manager und eine Promoterin ließen daraufhin einen Gürtel auf eigene Kosten herstellen und überreichten den Trollmanns Verwandten.

das Freundi kann mit den stützenden Drähten, die aus dem verletzten Finger ragen, vielleicht Radio hören

Lucille Cliftonthe leaves believe / such letting go is love

aus dem Hexen Flexen Manifest von SukulturHexen flexen: Sie wissen sich der Werkzeuge zu bedienen, handwerklicher und intellektueller. Sie bauen Barrikaden und Baumhäuser, sie forschen und lesen, sie reißen Zäune ein, sie wollen alles selbst nachprüfen, sie schrauben an ihren Fahrrädern und wachsen ihre Besen, damit sie geschmeidig durch die Luft gleiten. – das mochte ich, und schickte es dem Freundi und es gab dem Freundi auch etwas Aufwind, und gleichzeitig ist mir das Manifest in sich zu binär, zu schreiend, so sehr auf Kraft und Schnelligkeit ausgelegt, aber es muss doch auch langsame und zögerliche und zarte Hexenzustände geben können, schwache und weiche. Das ist für mich auch keine Vision, in der alle schnell und geschmeidig und clever sein müssen.

27. Oktober 2024

Erpressertexte, also welche, in denen man gar nicht anders kann als die guten Erzählenden gut zu finden und die bösen Anderen scheiße, in denen also weder die Lesenden noch die Figuren wirklich Handlungsspielraum haben, das ist eine sehr eigene Form von Beklemmung. Gibt es eine solche Eindeutigkeit in der Realität? Wer braucht Texte mit einer solchen Eindeutigkeit?

Das Freundi lernt eine Sprache aus 120 Wörtern, die somit vor allem aus Kontext besteht.

26. Oktober 2024

Erleichterung über eine weitere sichere Ankunft eines neuen kleinen Menschens, hello, hello, willkommen zu dieser crazy Kiste Welt.

Freude über das Frühstück mit dem Freundi in der Morgensonne, in der noch taunassen Wiese voller crunchy Blätter, eine dünne Kümmelstange mit Honig, süßer Tee. Freude über unser uns gemeinsam und gegenseitig Versorgen.

Ich brauche keine Angst haben, dieses Geflecht ist gut und sicher und stark.

Bei der Edit-Release beim Gespräch über Drift paraphrasiert Maryam Aras jemanden, habe leider vergessen, wen, mit den Worten: Alles Erlebte, das im Schreiben verwendet wird, ist Fiktion.

Zambreno wird zitiert, die im Buch vom Null-zu-Null spricht, dem Wunschzustand des Schreibens, das Ur-Schreiben, als hätte man noch nie geschrieben, als würde niemand zusehen. Linn Penelope Rieger spricht vom Morgen, dem täglichen Null-zu-Null. Ich staune über dieses Bild, bin beeindruckt davon, dass andere Menschen anscheinend wissen, wie viel es für sie steht, ich glaube, ich weiß nie, wie viel es steht.

Linn wünscht sich Bücher als Zettelkasten, die Reihenfolge beliebig und jederzeit neu legbar.

Ivana Sokola liest: Wenn ich mich gehen lasse, kommt Fremdes hervor, und ich spüre den Satz so tief, als hätte ich ihn selber geschrieben.

Ulrike liest mit ihrem Pind (dem Patenkind) den Text über die Tür und den Hausmeister.

Tarot als Zettelkasten, das aber dann als Essay (Gedanke während Anna Zetts Legung).

Und ein schöner Versprecher: Das noch nicht ungeschriebene Buch.

auf der brücke unter sternen richtung osten geschaut

25. Oktober 2024

Ich zeigte mit der cupped Hand, wie ein Löffel organisch ist, mein Arm der Stiel, die schöpfende Handfläche der Laffe, Laffe bedeutet eigentlich Lippe und kommt aus dem Althochdeutschen. Der Begriff Löffel kommt von dem althochdeutschen Wort „laffan“, was so viel wie „schlürfen, lecken“ meint., ausgerechnet die BILD weiß das alles. Und ist doch interessant, dass der Löffel Hand und Arm ist, aber auch selber einen Kopf mit Lippen und einen Hals und einen Körper hat.

So vielleicht wieder Schmuck machen: Talismane für Freundis. Aber wirklich ganz spezifisch und mit Intention, für die Klinik, zum Einzug, zum Heilen, jeweils mit Keksen verschenkt. (Und dann aus dem dabei entstandenen Konzept 50 Stück davon auf einmal machen an einem Wochenende.)

Es stimmt, die Blätter fallen ganz unterschiedlich, manche schweben, manche krachen.

Der Aufguss in der rappelvollen kleinen Sauna, alle quatschten wie beim Familienfest, die Autobauer in China, die kämen ja alle zum Studieren nach Ilmenau, das Gespräch drohte zu kippen, da fragte aus der anderen Ecke jemand: Kann man Brot eigentlich einfrieren? ( – das merke ich mir als universell einsetzbaren Stopper für alle kippenden Gespräche), dann trug der Bademeister ein Heinz Erhard Gedicht vor.

24. Oktober 2024

Ich lege das Eifrige gegenüber anderen Menschen immer mehr ab, das Geflissentliche, das Dienstbereite. Und darf Stellen davon behalten, darf weiterhin mich mit anderen verbinden wollen, anderen Freuden machen wollen. Fragen von Maß und Rhythmus.

Ich nehme sehr spürbar gerade in ein ohnehin komplexes Jonglieren einen oder zwei oder drei weitere Bälle auf. Und ich will und kann trotzdem nicht dauernd hoch konzentriert sein. So something will probably have to fall, and something will probably fall. Und ich habe keine Angst davor.

Und ich spüre trotzdem mein Herz klopfen, meine Nervenenden im Dauerfeuer. Kehre unbewusst zu Techniken aus dem März zurück, stelle auf do not disturb und singe laut und egal in der Mittagspause. Die zu spät ist, wie ich auch zu spät ins Bett bin. Ich muss auf Dinge verzichten und die Alltagsanker im Blick behalten in der nächsten Zeit. Ich kann unmöglich für alle um mich so da sein, wie ich mir das eigentlich wünsche.

Singen lernen heißt für mich gerade lernen, den Bauch schnell und mühelos wieder zu entspannen. Ein Umgang mit Luft und Spannung.

Robert KellyThe incomprehensible is the only thing that makes sense. That is, it creates sense – the sense of something happening to you as you read.

Schenke mir etwas Trödel, because i need Trödel to love my life, i need so much Trödeltime.

ich bin heute so angezogen wie diese Tage sind
im Rosaschleier

Das Freundi spricht von seinen gesandstrahlten Kunststoffen, dass die sich lecker anfühlen.

(Wir wohnen halt in Wörtern.)

23. Oktober 2024

Dieses Schreiben, und vor allem aber auch der Schritt nach außen über den Kompost, ist natürlich wirklich ein extremes Commitment (eine starke Verbindlichkeit) zur Beschäftigung und Begegnung mit mir selbst. Was mich auch manchmal müde macht. Aber ja, so bin ich wohl in mir gestaltet, wenn ich etwas begonnen habe und so lange es nützlich bleibt, ziehe ich es durch. Würde trotzdem heute am liebsten im Bett liegen bleiben, weiter dösen und vielleicht ein bisschen lesen und Pistaziencreme von Löffeln lecken und sonst nichts.

Ich brauche eben wirklich alles / vieles, viele Menschen brauchen alles / vieles, und vieles davon passt auf den ersten Blick nicht zusammen und ergibt keine Einheit, das ist ein Teil der Realität, mit dem ich mich immer weiter auseinandersetzen darf.

Remember, kids: the goal is to love life. Und vielleicht brauchen wir alle viel weniger dafür, als wir eigentlich glauben, weniger Aufwand, weniger Perfektion, weniger Festhalten, weniger Kontrolle.

an jedem fenster die kleinen kohlmeisen

unter jedem augenpaar die ringe

auf jedem tisch die stapel der angelesenen bücher

Wieder diese Jahreszeit, in der es in der Sonne tagsüber t-shirtlich warm wird, die Nacht aber so kühl ist, dass ich morgens beinah Handschuhe auf dem Fahrrad brauche, in der die Blätter und der Himmel und die Luft so leuchten, dass ich mich zwingen muss, aus der Brachfläche heraus den Weg ins Atelier einzuschlagen, nicht weiter zu fahren, über die Eisenbahnbrücke, die Straße an den Feldern entlang, durch das Dorf an den See und dort auf das Wasser zu schauen und die raschelnden Blätter zu hören und Sanddorn zu pflücken, die kleinen knallorangenen Beeren mit dem roten Pulver darauf einzeln in meinen Mund zu stecken.

50m Schmetterling am Stück, mehrfach

Das staubig-rot-rosane Licht dieser Jahreszeit, das ist so echt, das ist keine poetische Erfindung, die Sonne gießt sich anders über den Abend in diesen Wochen, die Blattfarben verändern alles, auch die orangenen machen den Gesamteindruck rosalich.

Uh, anscheinend habe ich Lust auf einen Glastopf! Lust darauf, meinen Nudeln beim Tanzen im sprudelnden Wasser zuzuschauen! Die Schichten meiner Suppe zu analysieren! Denn es gibt tatsächlich Töpfe aus Glas.

Fachmännischkeit, wenn sie auch nur einen Hauch aufgetragen wird, macht bei mir etwas zwischen Amüsement, Rührung und Genervtheit auf – sie scheint aber, vor allem bei männlich sozialisierten Menschen, eine beliebte Strategie zu sein.

Das Freundi merkt an, dass Autofahrer:innen immer entschuldigt werden, dass sie andere Menschen vorsätzlich totfahren können und dennoch viel laschere Strafen bekommen, als sie es für einen anderen Mord bekämen, dass in Formulierungen über Autounfälle die handelnden Menschen meist passiviert werden und keine volle Verantwortung tragen müssen, ihr Tun wird sprachlich verschleiert und die Unentrinnbarkeit der Gefährlichkeit von Autos einfach hingenommen.

Wie könnte ich einen Workshop zum Thema AI im Schreiben so gestalten, dass er experimentell und freudvoll bleibt, dass alle was lernen und sich nicht einschüchtern lassen und danach mit digitalen Lassos über die Sprachmodelle gallopieren? Vielleicht in einem Teil davon die umgedrehte Richtung ausprobieren: zum Beispiel absurde Klickanzeigen (Neuer BH ohne Bügel - entwickelt von einem 70-jährigen Ingenieur) selber schreiben, versuchen, AI zu matchen in ihrer Absurdität und Randomness und ihrem Erfüllen-wollen.

Geschichte müsste so sehr als lebendiges, dynamisches Gebilde gelehrt werden, als eine kuratierte Sammlung von Eindrücken eines Vorhers, die auch andere kuratieren könnten und hätten kuratieren können, hätten das nicht bisher meist die Privilegierten übernommen, die Gewinner, die Norm; Geschichte müsste Lust machen auf spezifische Archivarbeit (feministische Archive, queere Archive, Arbeiter:innen-Archive usw), das Bewusstsein der verschiedenen Blickwinkel auf Geschehen muss da mit rein und der Vielschichtigkeit und Unzuverlässigkeit von Erzählung, nationales Ego muss raus und eine Verbindung gezogen werden zwischen unseren Vorstellungen von dem, was wie warum passiert ist, vermischt mit den realen Erlebnissen von Menschen und den Erzählungen ihrer Vorfahren, und dem, wie wir heute handeln und uns die Welt erklären. Das hängt alles so eng zusammen, und verändert sich so viel schneller, als wir es dann nachvollziehen können oder wollen, wir krallen uns so heftig im Jetzt fest, verteidigen unseren aktuellen Wissensstand, und was gerade als Wahrheit und Vollständigkeit behauptet wird, bis aufs Blut. Vielfalt und Veränderlichkeit müsste man durch Geschichte lernen, ein Umgehen mit der Wackligkeit von allem.

Ich lerne doch immer auch etwas über mich in einem Gespräch, höre selber nochmal eine andere Komponente, verknüpfe etwas neu, kann mich beobachten in meinen Reaktionen, Mustern und Sehnsüchten, wie ich stricke, wie ich folge.

Pierre Horn im book for twodurch die Unschärfe hindurch nach einem Faden zu greifen

22.Oktober 2024

Ich glaube, ich will die Erzählung durchgehender schreiben, Prosa und Gedichte und Newsletter und Monologe durcheinander, nicht einzeln abgesetzte Gedichte hintereinander, das ist kein Gedichtband, das ist eine Mischform im Fluss, so dass eins zum anderen führt, dass alles seinen eigenen Rhythmus erhält, dass manches verlangsamt wird durch Umbrüche und anderes vor sich hin perlt, ich darf erzählen und ich darf steuern. Auch das Jahresbuch zum Kompost könnte durchgehend sein, könnte die Datumseinträge hinter sich lassen.

Als kleiner bunter Wanderbub marschiere ich zum Märchenbrunnen, und laufe mir gleich eine Blase an die Ferse in den neuen roten Socken, wie sich das gehört.

Ich denke schnell, bin aber dadurch vermutlich weniger gründlich, komme manchmal erst durch Menge, Wiederholung und Zufall in die Tiefe.

Diese Revolution in mir, mein Ablegen der Scham, oder es war noch etwas Tieferes, auf jeden Fall zerkrümele ich es allmählich, versande es, schüttele mich frei und freier, in 150 Jahren ist das eh alles egal, und das sogar auch auf der Brotarbeitsebene. Ich habe wieder richtig Lust auf diese Arbeit, auf ihre Entwicklung, auf die weirden kleinen Workshops, die ich und die wir halten werden, auf die Themen, die wir allmählich gehen lassen werden, ich habe keine Angst vor dieser Veränderung, seit einer Weile schon nicht mehr und seit heute so richtig. Im Gespräch mit dem Freundi klären sich Dinge so gut und Wahrheiten werden nach oben gespült und wir werden einen neuen Namen suchen und es wird einen neuen Behälter geben. Weil wir neu sind, weil wir alt sind, weil wir uns langsam trauen. Wir lassen es sich alles von innen heraus verändern.

Das Freundi sagt, es habe da so ein Dokument mit Notizen und angefangenen Gedichtzeilen drin, ein Dialog mit mir selbst.

an der großen haltestelle das sehr kleine, sehr heulende kind, es plärrte herzerweichend und stand alleine da und einige schauten hin aber niemand machte etwas, und ich schaute auch eine weile und ging dann zu dem kind hin, suchst du jemanden, und es glotzte mich so erschrocken mit den traurigen augen an und rannte zu einer person, die ein ganzes stück weiter weg stand und unbeteiligt geschaut hatte, versteckte sich hinter deren beinen und die person rief mir zu, der gehört zu mir, der war gerade nur ungezogen, und das machte die situation irgendwie nicht besser.

21. Oktober 2024

Ich merke beim Hören bestimmter Musik in bestimmten Momenten, wie viel ich fühle (wie stark ich liebe), das ist ein so anderer Zugang zu mir. Wie viele Zugänge gibt es noch zu mir, die ich nicht so gut kenne?

selber weniger SPIEGEL brauchen
(also Sachen sagen und die stehen lassen können, auch wenn nicht alle nicken und lächeln)

GAY AS HOP
sage ich auf unserem Spaziergang, als ich mir die lange Hopfendolde an die Jeansjacke knüpfe und zwei händchenhaltende Frauen mich und meinen Hopfen sehr genau anschauen

an der Spree gesessen in dieser Jahreszeit der Krähen und der Dämmerung, einen der im Zug gefundenen Aufkleber an die Brüstung geklebt

nachts vor dem Späti nebenan gesessen in dieser Jahreszeit der zu milden Nächte, Bier getrunken und es wurde russische Pop-Musik gespielt und die mit dem Hexenhut neben uns klopfte vor Freude mit der Flasche an das Fenster, Sie haben unseren Abend gemacht, hatte ihre Freundin beim Rausgehen zum Späti-Betreiber gesagt

20. Oktober 2024

Du Dauerwald (eine in meinem Traum erfundene Beschimpfung)

Ich mag es, dass in unserem Treppenhaus kleine Tiere im Stuck sind, Frösche und Käfer, und keine Adler und Löwen.

Schwimmen SO GUT; das war genau die Bewegung, die ich gebraucht hatte, danach hat sich alles in mir gesehnt und ich schwomm wie ein Fisch und fühlte alles und wollte gar nicht mehr raus.

Emoji Mutationen; also der Wunsch, dass die Emojis in meinem Handy, in den verschiedenen Messengern, von selbst und klammheimlich weirder werden.

Der wunderschöne riesige helle Wartesaal, der jetzt ein Starbucks ist, in dem nicht mehr kostenlos gewartet werden darf, obwohl die eine Hälfte einfach abgesperrt ist. Erkläre mir das mal. Eine Taube schwirrt rastlos darin umher, findet keinen Ausgang und will sich nicht setzen, um einfach mal in Ruhe darüber nachzudenken, wie sie rein gekommen ist.

Berlin im Dunkeln erreichen. Gleich da sein.

19. Oktober 2024

Geträumt vom schönen selbstgeschnitzten hölzernen Gehstock, von dem das Freundi gestern erzählte, der mit dem glatten Buchsbaumgriff, überhaupt Buchsbaum, italienischer Buchsbaum.

In wie vielen Körpern kann ich mich wohlfühlen, und was brauche ich dafür?

so
viel
zu
lernen

ich will euch spüren.
ich will euch hören.
ich will mich euch zeigen.
ich will euch umarmen.
und dann will ich schwimmen gehen.

Vielleicht steht über dem Lernplan für nächstes Jah auch eher: IMPROVISIEREN. Und die Anarchismen sind einfach ein Teil davon.

Mein Freundi
Im Heli
Ohne Eli

(Ein Unfall passiert und ein Zittern geht durchs Geflecht.)

18. Oktober 2024

Mir bleibt selber unklar, wie viel von meinen Mastek-Fragenzweifeln letztlich auch von verinnerlichten binären und transphoben Narrativen bestimmt werden, wenn ich mir selber dann irgendwann eine Eitelkeit vorwerfe, dass es mir nur um meine Präsentation, um meine weirde Vorstellung von Schönheit und Sexyness ginge, dass ich nicht genug leide. Aber wo verlaufen in diesen Fragen die Grenzen zwischen einem Bedürfnis nach einer eigenen Vorstellung von Schönheit und einer Sehnsucht nach dem eigenen Phantomkörper und dem regelmäßigen, schmerzhaften Aufprall in der Realität des anderen, aktuell sichtbaren Körpers, zwischen sexy und „genderangleichend“, zwischen Eitelkeit und Wahrheit, zwischen Aneignen und sich ergeben, zwischen Wohlfühlen und Überleben?

Vielleicht: Diese Grenzen nicht von außen festlegen lassen. Das ist vielleicht wichtiger noch als die zu plumpe Frage, ob ich eine solche Operation für mich oder „für andere“, also für ihren Blick auf mich, also für ihre Einordnung von mir, also für ihre Irritation oder Nicht-Irritation, machen würde.

(Write about being trans without using the word dysphoria.)

Das Freundi meinte gestern, wie es das selten mag, wenn Musiker:innen sich beim Üben auf Insta teilen, außer es ist eine ganz konkrete und formulierte Übung, ansonsten bliebe das so offen und vage und langweilig und würde nirgendwo hinführen, anders als bei Handwerks-Videos, in denen am Ende ja immer etwas Fertiges da stünde, poliert und gelungen. Aber vielleicht liegt das auch an der Nähe zu den jeweiligen Themen, ich bin auch vom musikalischen Üben fasziniert, weil mir das grundsätzlich so fremd und beeindruckend ist, wenn eine Person Musik machen kann, ich kann dort vielleicht sogar Ergebnis und Übung gar nicht so gut unterscheiden.

Übung und Prozess sind ja auch unterschiedliche Dinge, immer wieder das eine Stück zu spielen ist etwas anderes als das lange Herumfummeln und Ausprobieren verschiedener Lösungen, das es zum Beispiel braucht, um sich ein kleines Möbel zu bauen. Was natürlich auch Übung braucht, um verschiedene Lösungen überhaupt entwickeln zu können, aber das ist ein weniger kompaktes Üben, das ist eher ein Einüben von handwerklichen Denkweisen.

Übe ich hier, oder ist das Prozess, oder sind das bereits Ergebnisse?

Die Wiesenchampignons, die wir letztes Wochenende dann doch noch entdeckt hatten, auf einer der Wiesen direkt hier vor der Siedlung, und wie wir sie aber auch nicht gepflückt haben. (Pflückt man Pilze?)

Wie viel ich lache, um zu entwaffnen. Auch wenn gar keine Waffen im Raum sind.

wenn ich so durch meine browsertabs gehe habe ich auch eine scham denke ich ich sehe was mich alles brennend interessiert hat und dann habe ich es doch nicht fertig gelesen aber ich will auch diese scham nicht auch das ist ein kompost auch das sind stränge und vielleicht flechte ich sie weiter und vielleicht auch nicht vielleicht flexe ich sie alles was keine freude macht muss auch nicht rauskommen und was ist denn schöner als diese zufallsfunde und verknüpfungen and also i bet u would love to know which tabs i have open right now all 103 of them

Mondlicht, Mondlicht überall.

17. Oktober 2024

Die LUST auf Bewegung, die es mir macht, jemandem wie Henry Rodríguez zuzuschauen, und sei es nur beim Aufwärmen, eine Lust auf Ausprobieren, Rollen, Drehen, Strecken; Hinfühlen, ob ich eine solche fließende Bewegungsqualität auch irgendwo in mir finde, ganz gleich, wie das dann nach außen hin aussieht.

aus Where silence is sacred von Pico IyerI started to see that no movement made sense unless it had a changelessness beneath it; that all our explorations were only as rich as the still place we brought them back to.

eine Mischung kultivieren aus 50% tiefem Verständnis und Zuhören und 50% Quit honking! I’m trying to figure out if I like Jazz.

Grand Lesbian Vibes today

I want to be slippery. (…) I want to choose my sex at will, depending on the situation. I want to be plump and hydrated and leave a mark wherever I land but also, I don’t always want to be looked at. I don’t always want to be perceived. I want to be slippery. (…) I want the marks I leave to wash away in the rain.– Abi Palmer in Slugs: A Manifesto, via Senka (also das Zitat von Palmer schickte mir Senka, aber auch der gesamte Absatz hier entstand direkt nach einem langen Gespräch mit ihm)Wir bleiben formflüssig wie die Nacktschnecken, wir taufen uns täglich selber neu, wir laden mehrfach unsere Freundis zum Bezeugen ein, so wird der Amtstermin eine Mini-Teiltaufe von vielen. Keinen einzelnen Geburtstag haben, ich habe an so vielen Tagen zum ersten Mal ausgerufen, wer ich bin und was ich bin, wer ich nicht bin und was ich nicht bin. Das Kompost-Prinzip, ein Dazzle-Drag-Prinzip, unsichtbar werden in der Fülle und dann ganz woanders wieder auftauchen.

16. Oktober 2024

Wie krampfhaft ich mich abgemüht habe, in diesem Herbst vor dreizehn Jahren in den USA, eine Form von Weiblichkeit zu finden, zu der ich IRGENDWIE stehen kann, wie sehr ich das Kleid gedehnt und verdreht habe, um darin Platz zu finden. Wie sehr ich noch versuchte, mich in Erwartungen zurecht zu finden.

Und wie viel ich im Schreiben ausgelassen habe.

im traum in einem hubschrauber geschlafen, fühlte sich eher an wie ein boot

Ich habe inzwischen Freundschaft mit meinem Hunger geschlossen, damit auch mit meiner Kraft. Trickster wants to eat, to eat real good. Und es ist nie nur ein Hunger.

Das Freundi schreibt, dass es auch eine Distanz zu sich selbst braucht, vor allem für das Erzählen. Und das fühle ich heute, nach dieser Intensität gestern ist ein bisschen Abstand zu mir und meinen Themen heute gut, will ich in das andere Arbeiten, will ich im Erledigen und Funktionieren trödeln, mich im einen vom anderen erholen. Auch wenn der Abstand nicht wirklich klappt, es schwingt so vieles nach und weiter.

Teil einer Literatur-Jury zu sein muss die Hölle sein. Sich zu entscheiden, welchem einen Schreibi man eine riesige Stange Geld gibt und welchen vielen nicht, das erscheint mir eine der traurigst vorstellbaren Aufgaben.

Auf dem Spaziergang gestern hatte ich einen kindlich-handbemalten Teller gefunden, eine schön weirde Interpretation von Delfter Blau, und ich freute mich, weil ich wenig schöne Teller in meiner Sammlung habe und weil er mich an diesen intensiven, sonnigen Schreibtag erinnern würde. Heute sah ich zuhause im Aufbrechen aus dem Augenwinkel den zerbrochenen antiken Teller aus Tschechien auf dem Häuflein der zu reparierenden Sachen, der seit April auf mich und meinen Kleber wartet, war froh über meinen heilen Teller und wickelte ihn vorsichtig in die frisch gewaschene Bettwäsche. Im Atelier angekommen, zog ich gedankenverloren die Bettwäsche aus dem Rucksack, der neue Teller rutschte heraus und krachte auf dem Terrazzoboden in hundert Teile. Also doch kein neuer Teller. Aber es hatte etwas seltsam Befriedigendes, dieses totale Auseinanderkrachen, völlig unmöglich, ihn jemals wieder zusammenzufügen; immerhin hinterlässt er keine neue Aufgabe.

statt Hallo Sybille transkribiert das Programm in Halle Sie Welle

conceptual anarchy

Wie nah beieinander meine Zettel inzwischen hängen, die Erzählung direkt an der Selbständigkeit, ich trenne immer weniger und mir wird immer klarer, dass ich mich nur noch auf die Sachen und Themen konzentrieren will, die mir wirklich Freude machen, ich will mir keine Themen erarbeiten, nur weil die suchmaschinenmäßig funktionieren könnten, ich will die Weirdos, die kleinen Workshops, ich mag Social Media gerade auch, ich mag Geschwindigkeit und Verbindung, ich habe mich allmählich darin orientiert und es stresst mich nicht mehr so, es ist ein Werkzeug und jedes Werkzeug muss man erst erlernen. Und es ist oft eben auch ein wie, und damit ein wann, es geht nicht immer alles zu jeder Zeit.

Neuen Zettel geschrieben: topics of aliveness.

Auch das ein interessanter Aspekt beim Tagebuchspiel: Auch wenn wir natürlich Stellen auslassen können und das auch tun, lernen wir uns dabei unkuratierter kennen, picken nicht nur die Elemente raus, die wir zeigen wollen, die unserem Selbstbild entsprechen, es ist Realität und Zufall dabei.

das habe ich aber nie verstanden und war auch nicht da
als es beigebracht wurde

15. Oktober 2024

Charles BukowskiIt’s when you begin to lie to yourself in a poem in order to simply make a poem, that you fail. That is why I do not rework poems but let them go at first sitting, because if I have lied originally there’s no use driving the spikes home, and if I haven’t lied, well hell, there’s nothing to worry about.

Aber was für eine Funktion erfüllt denn das Essen in meinem Schreiben eigentlich? Ist das eine Schleife zur WELT?

Das Freundi spricht über Dinge, die entgegen aristoteles’scher Logik zwei entgegengesetzte Eigenschaften enthalten können, der Stein, der, über eine längere Zeitachse betrachtet, natürlich butterweich ist, sich auflöst und verschwindet, Schrödingers Katze, die tot und lebendig sein kann, solange niemand hin schaut. Ich frage mich, ob es überhaupt einander entgegengesetzte Eigenschaften gibt, ob nicht das Konzept von Gegensätzen in sich schief und wacklig ist, eines dieser klapprigen Gerüste, die das Licht versperren.

Die privaten sind vielleicht die wichtigsten Erzählanlässe, die, die privat bleiben und trotzdem in die Welt wirken werden.

yo bitte mehr bitte weitermachen where are we going here

Fundstücke aus meinem Bericht über die lange USA-Reise, die ich 2011 machte, als ich das erste Mal wieder an den Orten meiner Kindheit war, in einer völlig anderen Zeit, und neue Orte dazu entdeckte:

Ich habe mit beinah offenem Mund diesen wahnsinnigen und expressiven Mädchen, und Jungsmädchen, und Mädchenjungs, gelauscht, dem Mädchen mit den Nerd-Augen in dem spitzen blonden Gesicht (die hatte auch einen richtigen Computerjungsbuckel), die ihr Mädchen beschrieb und wie sie sie rannehmen würde, Zeichnungen in ihre Haut ritzen mit einer Nadel und Dreck von dem Ort, an dem sie geboren wurde, das ganz liebevoll und eigentlich sehr kindlich.

Kontakt ist hier wie atmen. Persönliche Geschichten sind geteiltes Gut, Erfahrungen sind toll und immer wieder neu machbar. Sie reden gerne hier.

Natürlich Outflow at surface, pacific spiny lumpsucker.

Apocalypse McKelleps & a ship full of citrus to ship citrus in

Wer hier keinen Sinn für Landschaft entwickelt, kann keinen Sinn für die Menschen entwickeln.

Mir ist danach, meinen Körper überhaupt nicht mehr als Projekt wahrzunehmen. Kein Ziel verfolgen, nur noch Prozess. Schwimmen, weil SCHWIMMEN. Handstand, weil kopfüber. Körpern, weil Liebe und Freude und Nähe und Aufregung, und kein bisschen kohärente Identität. Tätowieren, weil gute Zeichnungen.

(oh gott ist das ein schöner tag, ich hatte gar nicht im blick, dass ich mir heute so einen schreibtag schenke, hatte gar nicht mehr im gefühl, wie gut das ist, einen tag unverabredet und alleine zu sein, und dazu dieses goldene wetter)

Noch mehr Fundstücke von damals, diese aus dem nicht veröffentlichten Teil meiner Notizen:

Nur weil ich hier gerne alleine bin, heißt das nicht, dass ich dich weniger bräuchte, wenn ich zurück bin.

Who cares what part of me is from what country? Finding a friend here changes just about everything. A friend who can sing cheesy pop songs by heart, who is receptive and open, who has a great rhythm of talking and listening, whose shoulder I can caress for a second just because we are heading out to the Seaside, one who likes Homemade Clam Chowder, too, and orders a side of raw oysters to slurp in a sunny window under the TV.

I have to practice everything. I have to practice sitting in a coffee shop. There is no way to get all these tasks right.

& ich schicke einen ellenlangen Eintrag über Einträge, in dem ich alles benenne, was ich begriffen habe heute, wie ich liebte und auch, wie nah ich an einer Ess-Störung war
& dem Freundi lauter Liebesnachrichten
& dem Freundi den USA-Bericht, und es hört die Güterzüge auch wieder
& das Freundi fragte, wie es wilder werden könne, und ich empfahl ihm, jeden Morgen fünf Mal laut in den Spiegel zu rufen ich bin WILD

14. Oktober 2024

Wir stiegen im Traum über die Absperrungen in den Park und es war klar, wir würden nie wieder rauskommen. Dann die Tiere in ihren ungezäunten Vierecken, die Wölfe aßen sich, die Tiger aßen sich, und die ganz kleinen Kätzchen auch, you can check out any time you like, but you can never leave.

Das sind schon seidene Fädchen, an denen manches hängt. Aber anderes ist dick wie Tau. Und natürlich ist alles in Bewegung, und es gibt nur unser Jetzt. Und unser Schreiben, das gibt es auch.

the tropes of my own life

Wie schön, für das Freundi die Kichererbsensuppe zu kochen und den Avocado-Hüttenkäse-Dip aus dem Tagebucheintrag von 2015 zu rühren (wenn schon so viel Essen drin ist, kann ich das Tagebuch ja auch als Kochbuch nutzen), wir dippen Dinkelcracker hinein und legen gesalzene Brennesseln aus des Freundis Garten oben drauf.

der schmerz des bootes, wenn die sektflasche am bug zerschellt

How we set ourselves free: in our relationships to each other. Never alone.

13. Oktober 2024

geträumt von einem parkhaus in einer altbauwohnung mit stuck und parkett, da konnten die autos drüber fahren, das machte dem nichts aus.

Wir sprachen über das filmische Schreiben, wie ich bei der Frage nach der Darstellung der Feier einer Freundschaft so viele Film- und Serienbilder, Klischeebilder, zur Seite schieben musste (die Montagen von lachenden Gesichtern beim Tanzen, in einer Achterbahn jubelnd, ein Getränk mit zwei Strohhalmen trinkend, über eine Wiese rennend, nachts nackt schwimmend usw) wie schwer das es macht, zu fühlen, was eigentlich da ist, was in dieser ganz spezifisch zu erzählenden Freundschaft gefeiert werden will. Vielleicht ist das die Gefahr des zu filmischen Schreibens, das es mehr sieht als fühlt. Das Freundi spricht von Phantomschicksalen, derer man sich erst entledigen muss.

Will nochmal ausführlicher über des Freundis Zufallsgesellschaft nachdenken, sein random Verteilen von Aufgaben, jede Person muss mal Müllmensch sein und mal Manager:in und mal Metzger:in, ob mir das schmeckt oder nicht – bringt das möglichst gute Weirdos hervor? Denke auch an die sabbernden Schaman:innen in den Anfängen, die seltsamen Menschen, die in bestimmten Gesellschaften mitgetragen und als Orakel befragt wurden.

Wie schön das ist, gemeinsam an einem Tisch zu essen, der auch mit vielen Büchern gedeckt ist. Wie sie allein durch ihre Anwesenheit mit ins Gespräch hinein wirken. Wie dadurch immer wieder mal ein Buch aufgeschlagen wird, und ein paar zufällige Zeilen daraus vorgelesen werden. Wie greifbar dadurch andere Welten und Gedanken sind.

Meine Schwierigkeit mit Superlativ-Fragen (dein Lieblings-so-und-so, dein schlimmstes das-und-das), da friert mein Hirn sofort ein und ich kann einfach gar nichts mehr einordnen und mich an kaum etwas erinnern, als hätte es nie ein Lied gegeben, das ich mag, als hätte ich nie etwas schlimmes erlebt; dann stammele ich zur Antwort etwas, was wenig mit mir zu tun hat. Ich habe ein Anti-Einordnungs-Hirn, zumindest was hierarchische Sortierungen angeht, das ist irgendwie anders abgelegt bei mir.

Ich weiß, dass es nie nur den einen Blick, nie nur die eine Lesart geben wird, nie schaut ein Ich allein auf etwas, nie blättert es allein die Seiten eines Buches um. – Marica Bodrožić in Die Arbeit der VögelEin selbstorganisierter Literaturbetrieb wäre mehr an Inhalten und Vorgehensweisen interessiert als an Sortierung, kein diese-Person-ist-besser-als-jene-und-hat-deshalb-dieses-Geld-und-diesen-Preis-und-diesen-auch-noch-verdient, und dafür mehr wo kommt das her und mit was hängt das zusammen und an wen knüpft das an und wieso hast du dich für das entschieden und wie war dieser Prozess und wie jener und was liest du noch?

Der Begriff Anarchie hat so großes Missverständnispotenzial. Ich vermute, die meisten Menschen verstehen ihn als ein Synonym für gewaltvolles Chaos, dabei ist es in meiner (und zum Glück nicht nur meiner) Vorstellung quasi das Gegenteil, ein unglaublich liebevolles, fürsorgliches, eventuell leicht chaotisches Miteinander. Weil keins über das andere herrscht, weil alle auf tiefstmögliche Art ernst genommen werden.

Lebensziel: nicht bitter werden.

Wie viel Sehnsucht nach Bewertungen aber doch auch in mir steckt, wie ich hören will, ob Freundis das, was ich schreibe, gut finden, dabei sind andere Aspekte so viel interessanter – es bleibt: Ich sperre mich vor allem gegen den Betrieb in mir. Abolish the inner Betrieb.

Du findest im Wald statt Pilz ein riesiges weißes Schneckenhaus und schenkst es mir. Ich trage es eine Weile in der halbgeöffneten Hand und spüre sein leises Gewicht, sein genau richtiges Kleingewicht.

Im benachbarten Gasometer mit der offenen Dachstruktur klang das Echo toll, und die verschieden bescheibten Fenster rahmten Bäume und Himmel wie Kunstwerke, die ich viel lieber betrachten wollte als das Eventpanorama nebenan, und wir standen an unterschiedlichen Stellen unter der hohen Kuppel und behaupteten alle drei, die Mitte gefunden zu haben.

Okeee mein Tagebuch-Bingo ist klar: Essen. Ich hätte heute so viele Schnäpse trinken müssen, überall und in jedem Eintrag Pasta, Honigbrote, Brownies, Torten, Smoothies, Eier, Tee, Paprikash … Und dann auch noch der Eintrag, in dem ich das Büchlein über die USA-Reise bearbeite und dabei darüber entsetzt bin, was für einen Fokus ich immer auf Essen lege beim Schreiben.

Wir haben das Tagebuchspiel also gespielt, haben viele Jahre zurückgescrollt und uns jeweils den Eintrag des gleichen Tages vorgelesen, mit kleinen Auslassungen. Das machte extrem viel mit mir, das Eintauchen in diese Zeiten mit den dazugehörigen Stimmungen und Wildheiten und Traurigkeiten2012: Ich stemme mich gegen die Traurigkeit. Solange ich drin bin, ist ja auch alles gut. Also ist der Screensaver heute eben traurig. Nicht ich., mein Begreifen, dass ich diese Textmassen seit Jahren einfach immer runter geschrieben und dann nie wieder angeschaut habe, mein Begreifen dessen, wie banal ich manchmal schreibe und schreiben muss, denn das ist in erster Linie meine geistige Gesundheit, die darin steckt, das ist die Hauptarbeit, die ich im Tagebuch mache, alles raus schwemmen und sammeln und sortieren, mir selber allerbestes Freundi sein. Dann erst ist es auch Sprache und Sprachübung, denn das ist es natürlich auch, und mein Ton und Stil verändern sich über die Jahre und ich werde geübter darin, Momente und Begegnungen auch sprachlich interessant festzuhalten, präzise und fließend gleichzeitig zu sein. Aber ich könnte diesen Aspekt noch so viel bewusster nutzen, könnte an manchen Stellen ein Außen mitdenken und trotzdem nah bei mir bleiben, könnte die Notizen stärker durcharbeiten und umfassender erklären, erzählen, darin stärker Themen suchen und viel mehr noch mit Sprache arbeiten – viel mehr mit dem machen, was ich sowieso generiere.

Am liebsten hätte ich eine Welt, der ich alles erzählen könnte.

12. Oktober 2024

(ok ich drehe es mal testweise um, platziere hier innerhalb eines tages doch alles von morgens bis abends, also in der reihenfolge, in der mir die gedanken kamen. oder in der reihenfolge, in der sie von außen am leichtesten nachvollzogen werden können. ich bin ja eigentlich wirklich nicht so für übermäßige komplizierungen.)

im traum entdecke ich eine art von gitarre, oder harfe, oder mischung, in meinem zimmereck, ein eckiges string ding mit einprogrammierter musik, die ich nicht ausbekomme, und trotzdem gelingt es mir, eine kleine melodie zu zupfen, weiß gerade nur leider nicht mehr, welche.

FLOHMARKT. Ein altes Büro-Sprechmodul aus perlmuttern verwirbeltem Plastik, das tolle Schalt- und Klicktöne machte. Ein Handscanner, der nur auf Windows 3.1 funktionieren würde. Die schönste Laubsäge, so blau-rot angezogen, wie ich es zurzeit auch immer bin. Die perfekte kleine Vase für eine einzelne Blüte, damit ich immer wieder mal eine einzelne Blüte oder zwei mitbringen kann. Neue alte Kerzen, zwei sehr süße kleine Holzbretter (eins mit GUTEN APPETIT hinein gemeißelt) und eine wild gefleckte kindlich getöpferte Schale, die aussieht wie ein umgedrehter Hut.

Was ich über Pilze gelernt habe, bei dem vierstündigen Spaziergang durch den Tannenwald ohne Tannen: Bovisten sind Bolschewisten sind Bovines. Immer auf die Schwämme achten, keine Lamellen essen. Fancy Farben: No-No. Wiesenchampignons können, wenn sie in Ruhe gelassen werden, sofakissengroß werden.

ja welcher ROTZRIEGEL war das denn hat die cinnamon brown sugar pretzels DREI mal umwickelt mit dem gummi

These: Eine gute Gesellschaft muss so gestaltet sein, dass sie möglichst viele gute Weirdos hervorbringt. Das ist mein Kriterium. Und wenn in dem neuen Buch über Punk nicht drin steht, dass es das Schönste ist, nackt im Bett zu liegen, politische Gespräche zu führen und dabei Bier zu trinken, ist das Buch sein Geld nicht wert.

Wieder die Wichtigkeit dessen, sich nicht von Scham lenken zu lassen; ein tägliches und hart erarbeites Einüben, damit diese Stigmata und Schamklebrückstände nicht an so vielem dran hängen, weil dann wird so vieles nur noch schwieriger.

11. Oktober 2024

später reis bowl mit keinen glanzeiern

Sehe uns an einem sommerlichen Tisch sitzen und ein Tagebuch-Game spielen, es ist ein Trinkspiel, wir lesen alle den Eintrag eines bestimmten Tages aus unseren alten Tagebüchern und wenn bestimmte Begriffe darin vorkommen, müssen wir trinken. (Was wären das für Begriffe, wie klingt mein Tagebuch-Bingo?)

Das wäre für mich eine schöne Art, eine Liebesgeschichte zu erzählen: Die Notizen zweier schreibender Liebender nebeneinandergelegt, vielleicht tageweise, um darin die sich umkreisenden und ausschwärmenden Gedankenströme nachzuvollziehen, die Einheiten, die werdenden Zweiheiten, die Vielheiten.

Vielleicht ist es wirklich unnötig kompliziert hier im Kompost mit der chronologischen Verdrehung auch noch innerhalb eines Tages?

Was wenn das Handy plötzlich zehn Kilo wöge? Ich jedes Mal beim Greifen des Geräts eine kleine Anstrengung ausüben müsste?

was genau arbeite ich da eigentlich, was schreibe ich da in dieser erzählung, warum mache ich das, ich sollte mich das nicht fragen, ich sollte einfach weiterschreiben, ich weiß, aber??? kann ich da einfach dinge aus dem kompost hinein droppen, aus meinem alltagsleben? was darf ich darin wirklich, was will ich darin? was soll das für ein beutel werden? warum will ich das jetzt wissen, warum kann ich nicht einfach weiter machen? – ich werde bald vermutlich die vorhandenen teile zusammensetzen, ich muss mir bald aufzeigen, dass ich das nicht ganz neu schreiben muss, dass es schon etwas gibt. meine werkzeuge habe ich fast vollständig vorbereitet, fast alles parat, den skizzierten gesamtplan habe ich, die kapitelübersicht, die fotos, die vorhandenen tonfälle. es fehlt mir im moment eigentlich nur eine art gefühl von dem, wo es hin soll, eine vorstellung davon, was es eigentlich werden soll, aber ich fürchte, die werde ich wirklich nur im schreiben entwickeln.

Pierre Horn im book for twoIch bin damit einverstanden, wenn an Eichhörnchen und Füchsen, wenn an Gänsen und Staren, ein Teil meiner Identität hängt, wenn einige Pflanzen mich mittragen, wenn Wolkenformationen mich falten, Wind mich wiedergibt; ich brauche meine Identität nicht für mich allein.

Das fühle ich genau so wie ich mein, wenn überhaupt, alleiniges Tragen von Identität fühle – die nicht-individuellen Naturelemente sind also auf eine Art ungefährlicher, mit ihnen kann ich teilen, von ihnen kann ich mich mittragen und gestalten lassen? (Wollen sie auch von mir mitgetragen werden?) Oder schwappt das, aus dieser Richtung her gedacht, genauso wieder auf die Menschentiere in meinem Geflecht zurück; komme ich dann wieder mit mehr Bereitschaft, mich auch von ihnen gestalten zu lassen?

Was ich vielleicht eigentlich sagen wollte: Identität in Beziehungsfragen hat so viel mit einem dritten Teil zu tun, mit einem Außen, das zu werten und zu spiegeln scheint, den einen mit dem anderen verwechselt, zwei als Einheit liest. Innerhalb der Beziehung von zwei Menschen, in dieser kleinen-riesigen Welt, spielt da Identität überhaupt eine Rolle? Also ist Identität nicht eh immer Verkürzung, Hilfsmittel, Werkzeug, Maske, und im Idealfall brauchen wir sie deshalb innerhalb einer Beziehung nicht? Far out on a shaky limb again.

Ok, nee, was ich vielleicht eigentlich sagen wollte: Durch das bewusster werdende Aufbrechen der monogamen Zweierpaarkiste erlebe ich eine Freiheit darin, dass ich auf unterschiedliche Arten gesehen werde und somit auf unterschiedliche Arten wachsen kann. Und das wird auch in meinem Bezug zum Außen deutlich; ich gehe immer weniger davon aus, dass man mich mit einem Partni verwechselt, dass man mich als Teil einer Zweier-Einheit liest, dass jemand neben mir eine so große Maske trägt, dass sie mich mit verdeckt. Ich übernehme immer mehr Verantwortung für mein eigenes Wachsen und Tun und Lassen, und deutlich weniger Verantwortung als früher für das Wachsen und Tun und Lassen meiner beloveds.

Und gleichzeitig ist etwas ganz anderes auch wahr: Ich spüre immer mehr das Geflecht, kann immer leichter die Verantwortung aller mittragen, für alle mitsorgen, benötige immer weniger das Gefühl, als markantes Einzelwesen erkannt und gesehen zu werden.

(alles fluide halten, Beziehung wie Identität)

Ist Identität der Teil des Bildes, das wir von uns haben, den wir als Währung nach außen tragen können?

Das Freundi schenkt mir eine Erzählübung: Einen Absatz, Gedanken, Szene aus dem Tagebuch oder dem Kompost nehmen und ausarbeiten für Leser:innen, die nicht so nah dran stehen. Einen starken, verheißenden ersten Satz finden. Dann die Elemente einführen. Entscheiden, was benötigt wird und was nicht, welche Texturen es wirklich braucht. Ein klares Ende finden.

Collateral damage and complete destruction are not a necessary sign of a „true transition“. There are so many ways to transition, or to self-realize, or to change, or to grow, as there are trans people, and there are just as many different circumstances, and beloveds that will stay and grow, and beloveds that will stay the same, and loves that will grow colder or more distant.

10. Oktober 2024

wie freundschaften feiern?

richtiger HÖRBST heute, wehende Blätter im Sturm

Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass der Kompost in seiner relativen Geschlossenheit und Abgeschiedenheit seinen jetzigen Zweck ein wenig verfehlt. Aber ich brauche weiterhin den Halbschatten zum Veröffentlichen, noch bin ich kein Kaktus.

aus David Graeber und David Wengrows Anfänge der MenschheitWhen we are capable of self-awareness, it’s usually for very brief periods of time: the 'window of consciousness’, during which we can hold a thought or work out a problem, tends to be open on average for roughly seven seconds. (…) the great exception to this is when we’re talking to someone else. In conversation, we can hold thoughts and reflect on problems sometimes for hours on end. This is of course why so often, even if we’re trying to figure something out by ourselves, we imagine arguing with or explaining it to someone else. Human thought is inherently dialogic.

Byung-Chul Han in Duft der Zeit, hier von Antje Schrupp zitiertFrei-Sein heisst nicht einfach Ungebunden- und Unverbindlich-Sein. Frei machen nicht Entbindungen und Entbettungen, sondern Einbindungen und Einbettungen. Die totale Beziehungslosigkeit wirkt beängstigend und beunruhigend. Die indogermanische Wurzel fri, worauf Wendungen wie frei, Friede und Freund zurückgehen, bedeutet „lieben“. So bedeutet „frei“ ursprünglich „zu den Freunden oder Liebenden gehörend“. (…) Die Freiheit ist ein Beziehungswort par excellence. Ohne Halt gibt es auch keine Freiheit.“

(Undaber ich hadere weiter mit Han, seinem oft selbstgewissen, allwissendem Tonfall; weiß nicht wirklich, warum, aber kann ihm oft nicht glauben, und auch das Zitat gestern von der stillen, freundlichen Macht (Man unterwirft sich dem Herrschaftszusammenhang, während man konsumiert und kommuniziert, ja während man Like-Buttons klickt.) – das klingt erstmal so richtig und erschreckend, aber ist es denn wirklich so? Ist das nicht auch nur eine Linse auf einen Zusammenhang?)

Damien Kronfeld in diesem Essay über einen Horrorfilm Tearing up your life, tearing up their life, tearing up everything that depends on your union in order to pursue the necessarily self-involved aim of being yourself feels monstrous, and being monstrous feels bad, and also good. Trans people are often characterized as selfish for accepting the collateral damage that accompanies transition. The fact that destruction frequently paves the way for all manner of discovery is deemphasized. (…) I’m disinterested in fighting against the selfish trans stereotype. I prefer to accept this idea, conditionally, so that I may enter it and take a look around at all the debris, heartache, and fury left in the wake of breaking free.

was dimme ich wie runter, damit andere sich wohlfühlen? was dimmen andere in meiner gegenwart runter, damit ich mich wohlfühle? woher glauben wir so genau zu wissen, womit andere sich wohlfühlen?

Im Traum gelötet (einen ganzen Löffel) und geschwommen (50 Meter Bahnen, wenn nicht mehr).

9. Oktober 2024

Beim Abendessen wird mir von einer soziokratischen Schule erzählt, und zuhause lese ich das natürlich doch noch mal nach, toaste mir sogar noch zwei Brote dazu, das interessiert mich natürlich brennend, alle Formen von Hierarchie-Abschaffung und Demokratie-Erweiterung. So weit habe ich das Grundprinzip bisher verstanden: Soziokratie ist eine Form der Selbstorganisation für Gruppen quasi jeder Größe, kann von Familien bis zum Staat angewendet werden. Es gibt dabei kein Stimmrecht, sondern eine Art Argumentationsrecht – jede zu treffende Entscheidung benötigt den Konsent aller Beteiligten, also ein Fehlen von schwerwiegenden Einwänden „im Sinne der gemeinsamen Ziele“. Dazu bedarf es keinen Konsens, es müssen nicht alle der gleichen Meinung sein. (Bei den gemeinsamen Zielen aber vermutlich schon?) Wenn ich einen solchen schwerwiegenden Einwand habe, kann ich ihn jederzeit vortragen, muss ihn dabei aber auch argumentieren können. Im Ausdiskutieren der Einwände findet die Gruppe dann eine Entscheidung, die alle verstehen und mittragen. Das als Basis, und dann gibt es Kreise und Kreisprozesse und Vertreter:innen-Wahlen für die Umsetzung in größeren Gruppen. Einiges daran erscheint mir sehr nützlich, und es rattert ein bisschen in mir, wo diese Prinzipien in meinem Umfeld Sinn machen könnten. Unklar blieb mir, ob in der betreffenden Schule auch die Kinder soziokratisch mit entscheiden dürfen, oder ob es auf der Alters-Achse doch wieder Hierarchien gibt.

wir glauben, aus den anderen beziehungspersonen unserer beziehungspersonen etwas über uns zu lernen, über defizite oder vorteile vielleicht. aber das ist blödsinn, menschen lieben unterschiedliche menschen aus unterschiedlichen gründen, punkt.

einander wohl wollen

ich schreibe den kompost immer mehr als gesprächsangebot, weil ich mit anderen über genau diese themen sprechen will, als erste versuche, um etwas auf einen gedanklichen tisch zu legen und zu hören, was das bei und mit anderen macht, ich will nicht mehr recht haben, ich will nicht mehr etwas wissen oder verstanden haben, ich will mich reiben und in widerständen und ermutigungen, in kürzungen und bestärkungen mich weiter verändern, mich näher an die welt heranrobben und näher zu mir. vielleicht braucht es doch eine kommentarfunktion, ein gemeinsames umdrehen und herumstochern.

kurz darauf in Pierre Horns book for two gefunden: Der Versuch, sehr komplexe Zusammenhänge zu beschreiben, muss unter einer vereinfachenden Formel, dem Wunsch eine einzige Linse anzuwenden, scheitern. Achtung bei der anarchistischen Linse: nicht, dass das ein nur intellektueller Move wird und ich dann nicht mehr fühle, was ich dazu fühle. Denn diese Themen lassen sich fühlen.

but why would you want to catch a dragonfly

Ray Bradbury in diesem InterviewI never went to college. I don’t believe in college for writers. (…) the intellect is a great danger to creativity because you begin to rationalize and make up reasons for things instead of staying with your own basic truth – who you are, what you are, what you wanna be. I’ve had a sign over my typewriter for twenty-five years now which reads, „Don’t think.“ You must never think at the typewriter – you must feel, and your intellect is always buried in that feeling anyway. You collect up a lot of data, you do a lot of thinking away from the typewriter, but at the typewriter you should be living. It should be a living experience. (…) And the only way to do this is by being very active and very emotional, and get it out of yourself – making lists of things that you hate and things that you love, you write about these then, intensely. When it’s over, then you can think about it; (…) see if it works or it doesn’t work, something is missing here. And then, if something is missing, you go back and reemotionalize that part, so it’s all of a piece. But thinking is to be a corrective in our life. It’s not supposed to be the center of our life.

Noam Chomsky in diesem InterviewWell, anarchism is, in my view, basically a kind of tendency in human thought which shows up in different forms in different circumstances, and has some leading characteristics. Primarily it is a tendency that is suspicious and skeptical of domination, authority, and hierarchy. It seeks structures of hierarchy and domination in human life over the whole range, extending from, say, patriarchal families to, say, imperial systems, and it asks whether those systems are justified. It assumes that the burden of proof for anyone in a position of power and authority lies on them. Their authority is not self-justifying. They have to give a reason for it, a justification. And if they can’t justify that authority and power and control, which is the usual case, then the authority ought to be dismantled and replaced by something more free and just. And, as I understand it, anarchy is just that tendency. It takes different forms at different times.

giving people GRACE
(wie das übersetzen?)

drei kohlmeisen auf dem balkon
picken alles an
kerze, geländer, sofa
sehen fröhlich aus dabei

8. Oktober 2024

vielleicht mache ich einen adventskalender aus worten, 24 gute wörter, also schöne oder bemerkenswerte oder fast vergessene oder klangvolle oder alberne GUTE WÖRTER, groß oder klein geschrieben.

shortbread wird nicht mein neues hobby, hab eigentlich nur lust auf unkompliziertes backen gerade, nebenbei-backen, nicht-forschendes-backen, safe bet baking

Wie würde ein anarchistischer Literaturbetrieb aussehen? Es wäre vermutlich kein Betrieb mehr, es wäre vielleicht eine große Werkstatt. Wir würden Technik so anders einsetzen. Wir würden so anders Zugang zum Schreiben und zum Lesen schaffen.

Wie subtil Macht sein kann, wie unsichtbar Zwang.

Was die gemeinschaftlichen Hände übernehmen, was die institutionellen nicht schaffen.

7. Oktober 2024

Wie viel Urvertrauen braucht Selbstorganisation? Wie viel sichere Bindung? Ist das das Portal, das ich mit offen halten darf?

aus Fighting for Our Lives – An Anarchist PrimerWhenever you act without waiting for instructions or official permission, you are an anarchist. Any time you bypass a ridiculous regulation when no one’s looking, you are an anarchist. If you don’t trust the government, the school system, Hollywood, or the management to know better than you when it comes to things that affect your life, that’s anarchism, too. And you are especially an anarchist when you come up with your own ideas and initiatives and solutions. … The root of anarchism is the simple impulse to do it yourself: everything else follows from this.

Ich glaube, nächstes Jahr wird mein Syllabus überschrieben sein mit ANARCHIE LEBEN. Ich spüre sehr stark und immer stärker, dass ich mich endlich wieder wirklich mit dieser Vision beschäftigen will, mit meinem Grundimpuls dem Leben gegenüber. Dass ich über aktuell gelebte queere, kommunale, liebevolle anarchistische Praktiken lernen will, dass ich mehr über Restorative und Transformative Justice lernen will, dass ich eine eigene weiterführende anarchistische Praxis entwickeln will und natürlich nicht nur alleine. Mein Beitrag wird vermutlich eher über Zines und Sticker sein als über Demos und große Aktionen, aber ich werde beitragen und ich werde dazu schreiben; ich will auch meine politische Scham ablegen, ich will dazu stehen, dass ich an Anarchien glaube, weil ich an Menschen glaube. Trotz und gerade wegen all dem Schrecklichen, zu dem sie fähig sind unter Herrschaftssystemen, glaube ich eben auch an das menschliche Potenzial zu Gemeinschaft und Miteinander, wenn wir uns frei sein lassen. Ich glaube außerdem an die Fantasie, die wir haben, um Lösungen zu finden in einem neuen-alten System (und nicht daran, dass wir schon alle Lösungen im Vorhinein parat haben müssten).

Und ich spüre, dass das auch etwas ist, was mich mit Leipzig stärker verankern wird, ich will auch hier lokal Teil von etwas sein, mich politisch bewegen und verorten. Ich will, dass das Auswirkungen hat auf meine Brotarbeit. In der Erzählung steckt es eh auf eine Art drin, aber da steckt genug drin, das darf ich erstmal einfach fertig erzählen. Ich weiß inzwischen, wie sich Bereiche und Stoffe verweben.

Cindy Milstein hier über die „Yahrzeit“, dem Gedenktag eines Todes nach dem jüdischen KalenderOne body cannot hold it all. This fucked-up world that we’re tasked with unfucking up, so that never again will we need to absorb so many yahrzeits.

the farewell angeschaut, das freundi weinte und fragte mich, wie ich dabei nicht weinen könne, und ich weiß es nicht, es war ja wirklich traurig, dieser abschied, aber irgendwie war ich zu sehr mit dem kopf dabei. schon immer interessant, welche erzählung einen erwischt und welche weniger; die sterbende großmutter und die familienlüge und die kluft zwischen herkunft und aufwachsen erwischen mich offensichtlich gerade nicht, oder heute nicht, eigentlich sind es doch auch meine themen, und es war gut gespielt und gut erzählt, die themen extrem gut dosiert. (wie der onkel erklärt, dass im westen geglaubt würde, das leben gehöre einem selber, und im osten sei man teil einer familie, und wenn man also der großmutter sagt, dass sie todkrank ist, versuche man nur, sich seiner verantwortung zu entziehen, anstatt sie gemeinsam zu tragen. wie er kurz darauf selber bei der so-called hochzeit eine rede hält und fast zusammenbricht vor traurigkeit.)

mirror glaze, steht auf der glasurpackung im regal, spiegelglatze! ruft das freundi

im traum hatte ich eine art von lesung, und habe viel zu spät begriffen, dass es eigentlich ein theaterstück ist und zu einem theaterstück gehört, dass man text auswendig lernt, und ich hatte überhaupt noch nicht meinen text auswendig gelernt, und ich versuchte also leicht panisch mich daran zu erinnern, was das schauspiel-freundi erzählt hatte, wie das am einfachsten geht, drei tage hatte ich noch zeit für viele seiten text

(another anniversary of horror)

6. Oktober 2024

070 Shake & Klamottensaisonwechsel, darauf konzentriere ich mich nun. Mich im Herbst sehen, meine erneuerte und anhaltende Lust auf Muster spüren, Pullover und Hosen anfassen und mit leichter Hand überlegen, was noch zu mir passt, was ich alles über was drüberziehen werde.

Probably unpopular take: Über das Zitat Die Scham muss die Seite wechseln bin ich auf Gisèle Pelicot gestoßen, auf die grotesk abscheulichen Verbrechen an ihr, auf ihren selbstbestimmten Umgang damit, die Entscheidung, die Videos der Taten öffentlich zu zeigen, damit die Täter beschämt werden, wie sie dadurch Handlungsfähigkeit gewinnt und Scham abstreifen kann. Was ich mir so gut vorstellen kann, dieses Bedürfnis, was für sie so viel Sinn macht. Und das Zitat hat Widerstand in mir ausgelöst – ich glaube so wenig daran, dass Scham nützlich sein kann, dass sie Einsicht und Reue auslöst, dass sie jemanden beim Lernen und Verändern unterstützt. In diesem konkreten Fall fühlt sich das noch krasser an: Männer, die bereits Gewalttaten ausübten, und die sich dann dafür schämen, sind aus meiner Sicht tendenziell noch gefährlicher. Dass die Scham also nicht auf Pelicot liegen bleiben kann: yes, absolut! Dass sie bei anderen besser aufgehoben sei, verstehe ich aus der Ohnmacht heraus, die so ein Verbrechen auslöst in den meisten Menschen, die davon hören (auch in mir), aus dem Wunsch nach Gerechtigkeit und Rache, der kurz dermaßen überwältigend ist, während man versucht zu begreifen, was dort vorgefallen ist, wie das passieren konnte. Aber ich glaube leider nicht wirklich, dass eine Scham bei den Tätern irgendwas bewirken würde, was für sie, und vor allem für die Menschen um sie herum, die weiter mit ihnen leben und leben müssen, nützlich wäre.

Und ich bleibe auf eine Art auch dabei, dass die meisten Menschen, wenn nicht sogar alle, in bestimmten Kontexten und Zusammenhängen (sprich: in unseren aktuellen machtverteilenden, hierarchischen, patriarchalen, kapitalistischen, verkürzenden Systemen) zu abscheulichen Taten imstande wären, und dass die meisten lernen und lernen können, mit ihren Trieben und Prägungen halbwegs umzugehen, und dass es nie hilft, einen Menschen zum Monster zu stilisieren und ihm damit das Mensch-Sein abzusprechen. No human is disposable.

Und ich versuche auch hier in meiner Nicht-Binarität zu bleiben, nicht „die Männer“ als solche zu verurteilen, „die Frauen“ als solche zu beschreiben, das ertrage ich sonst auch nicht, also will ich es auch nicht angesichts solcher extremen Vorfälle.

auch wieder: meine scham, weil ich so was nur zufällig mitbekomme, weil ich nicht aktiv und laufend nachrichten verfolge – gleichzeitig brauche ich jetzt schon wieder so lange, um das zu hören und dann wieder abzuschütteln, und ich weiß, dass das keine ausrede ist, aber ich weiß eben auch, dass ich meine energie schützen muss, ich kann das nicht. ich schaue so oft weg. aber würde es wirklich etwas ändern, wenn ich mir die gesamte abscheulichkeit der welt immer und immer wieder klar machen würde? urvertrauen ist ein portal, und jemand muss es noch ein bisschen offenhalten.

Ich frage nach, welche schönen „männlichen“ Attribute ich noch kultivieren könne, aber auf so richtig viele kommen wir nicht.

Also unsere Kreisverkehre machen wir schon richtig schön, oder? Selbst wenn du da eine Weile einfach die Biomülltonne ausleeren würdest, käme da mehr dabei rum.

BESTELLZEITUNG für das Schnitzel ist 20 Minuten, steht in der tschechischen Speisekarte.

Wir kreisen immer wieder um die Frage, wie Gespräche über Privilegien geführt werden können, ohne dass eine Person das Gefühl bekommt, gleich auf etwas verzichten zu müssen oder das Gefühl, etwas grundfalsch gemacht zu haben, und sich deshalb versucht zu verteidigen und darin hart wird. Wie diese Gespräche weich und beweglich und erstmal nicht wertend führen? Was für ein kultureller Shift ist da wirklich nötig, wie viel Scham ist es dafür nötig, zu verlieren? Welche politischen Maßnahmen könnte es begleitend brauchen?

Geflecht heißt für mich auch bei allen laufend mit zu denken, ihre Themen als meine ein Stückchen mit zu tragen, mit Freude.

5. Oktober 2024

Wie wir alle unsere Unabhängigkeit gerade auch genießen. Das Erfüllen vieler Bedürfnisse, keine Fixierung auf das eine Gegenüber. Beziehungen, in denen wir uns selber mögen können, in denen ich viel summen und pfeifen kann.

Ich bin ja immer für kleinere Bewegungen, kleinere Abschnitte. Wie undenkbar nach wie vor für mich die Idee, ein Jahr zu verreisen, eine Weltreise zu machen.

Dinkelwaffel mit alter-Osterhase-Überzug

Warum so wenig Obstbäume im Wald? Warum so viel Moos im Klimawandel?

Meerbodenreuth
Kaltermorgen
Waffenweiher

Fantasiefragen. Wie geht das übereinander: Im Großen und Gesamten ist so deutlich ablesbar, wie viel Fantasie Menschen haben, wie viel Lust und Freude an Experimenten und spannenden Zufällen und Neuentdeckungen, wie es ihnen Spaß macht, zu lernen. Sichtbar alleine schon an der Vielfalt, die wir in allem schaffen; wie jede Gegend so viele und teils völlig andere Dinge aus Wasser und Mehl herstellt, wie viele Arten es gibt, gemeinsam nackt in heißen Räumen zu sitzen, wie Sprache sich verändert von Ort zu Ort, von Jahr zu Jahr. Usw. (Hier natürlich auch Graeber und Wengrows Aufzeigen der Vielfalt in sogenannten prähistorischen Zeiten, die wir als langweilig und statisch ignorieren.) Und dann eben die große Frage: Wieso steckt dann so viel Fantasielosigkeit in unserer Zeit? Die verhindert, dass andere Lösungen für gesellschaftliche Themen wahrgenommen und größer umgesetzt werden, dass überhaupt manchmal etwas anders gemacht wird, dass mein nicht-binäres Geschlecht überhaupt gefühlt werden kann usw? Sehe ich das nur, weil ich diese Zeit genauer anschauen kann? Oder sind das eben auch wieder die Charakterzüge, die sich mal so und mal so äußern können, gab es immer einen Überschuß und einen Mangel an Fantasie gleichzeitig. Beides noch genauer erspüren.

Da schauns her (so wird mir die Brötchentüte überreicht, was für eine lustige kleine Bemerkung zum Überreichen von etwas)

Riesige weiße Pilze, die völlig zerstört aussehen und die Erde um sie herum verwüstet, wie von einem Miniatur-Wildschwein durchwühlt, einfach weil diese Pilze sich MIT SO VIEL KRAFT AUS DER ERDE GEDRÜCKT HABEN. Warum wachsen, wenn man auch eruptieren kann? (Pilzplatzen)

Schuhe als mögliche Metapher für Privilegien: Wir müssen alle gehen, alle bestimmte Wege beschreiten, und begegnen alle unterschiedlichen Beschaffenheiten auf diesen Wegen. Und manche von uns haben feste Wanderschuhe aus dickem Leder mit griffigen Sohlen für unsere Märsche erhalten, und andere löchrige, aber bequeme Turnschuhe, andere nur Sandalen, egal für welche Jahreszeit, und manche haben gar keine Schuhe erhalten und gehen barfuß. Und jedes Schuhwerk passt zu anderen Verhältnissen, und manches Schuhwerk zu deutlich mehr Verhältnissen, da lässt es sich dann einfach so durchlaufen durch Matsch und Regen und hohes Gras, ohne dass ein Socke nass wird und man sich verkühlt. Und trotzdem müssen alle selber laufen, keines wird getragen, und trotzdem haben alle Muskeln und Sehnen, die von Schuh undoder Strecke schmerzen können.

Überhaupt so viel Märchen präsent im Wald, die Wölfe, die Hexen, die Giftpilze mit ihren roten Hüten.

Die Teufelsküchen mit ihren großen gesprächigen Felsen, entstanden durch Wollsackverwitterung (bedient euch, Dichtis, mit dem Begriff könnt ihr ein ganzes Gedicht aufwerten!), überzogen mit Moos und ich hatte sofort solchen Hunger, aß den gesamten Proviant in einem Schwung auf, als hätte ich nicht eben gefrühstückt. Wüsste gern mehr über diese Orte und ihren Namen, was für Sagen es zu ihnen gibt, aber da muss ich etwas tiefer graben. Und ich glaube ja nicht an Kraftplätze, aber an Schönheit.

Wolfsgruben; dass es diese harten tödlichen Löcher überhaupt gab, wieder all meine Fragen zu der Wolfsthematik, mit der interessanten Ergänzung, dass diese Gruben im Mittelalter entstanden sind, als man nämlich (zum ersten Mal?) durch starke Rodung die Wölfe aus ihrem Lebensraum verdrängte und sie deshalb den Menschen näher und vermutlich gefährlicher wurden in ihrem Hunger. Das geht alles schon seit Jahrhunderten so. (Fast jede unserer Erzählungen ist falsch undoder letzlich politisch motiviert, also gefärbt.)

Pilzmeere! Moosmeere!

das Freundi schaut aus dem Fenster und sagt Kapitale Hecke

4. Oktober 2024

FROTTEEBETTWÄSCHE

Wie gut diese Zoigl-Kultur ist, das gelegentliche und untereinander geregelte Teilen von Wohnzimmern, diese gewachsene und offene und selbstverständliche Struktur von dezentralen, selbstorganisierten Gastwirtschaften auf Zeit, nicht kommerziell ausgelegt, sondern kommunal. Jedes ein bisschen, immer wieder mal, offen für alle. Und Biere, die gemeinschaftlich begonnen werden, aber dann jedes anders und individuell fertig gegärt wird. Das ist doch ein gutes Prinzip.

Die improvisierte Gaststätte hier auf dem Hof, wie es darin stank! Nach Kindergarten und Kneipe gleichzeitig, mit etwas Altersheim dazu. Aber gemütlich war’s, und sie holte mir eine dicke Scheibe Butter, legte sie auf ein Tellerchen und deckte sie mit Alufolie ab und wir können morgen auch noch bleiben und ich kaufte noch Honig dazu, von hier will ich Honig haben.

Dieser riesige ruhige Schäferhund, der vor der Eingangstür liegt. Höchstens so könnte ich mir das Leben mit Tier vorstellen, eines, das auf meiner Schwelle schläft.

LUCHSE

SCHÜSSE

HEULEN aber von Hunden

Die Denkmäler-Story gepostet, und auch da werde ich unbekümmerter, ich muss nicht an jeden Gedanken über die deutsche Einheit einen Disclaimer dran machen, dass ich Wessi bin und Wohneigentum im Osten habe, aber versuche, das zu reflektieren etc. Das wird schon klar werden, darauf vertraue ich, es wird schon missverstanden werden, auch das ist klar, und dann vertraue ich darauf, dass ich es klären oder ignorieren kann. (Und in einem größeren Text dazu würde ich zwingend die Positionen benennen, von denen aus ich spreche und beobachte, aber das muss ich nicht in jeder Story tun; Kontext, Kontext.)

WURZELN glatt gelaufen

Das Hexenprojekt, das ich seit Jahren gedanklich umkreise – vielleicht ist jetzt wirklich ein guter Zeitpunkt, für all die weirden kleinen Workshops, die ich geben will, und vielleicht könnte das an die Erzählung andocken, meine Recherche hin und her schwappen. Könnte ich untersuchen, eng an aktuelle Themen geknüpft, was die Auswirkungen dieses Traumas der Hexenverfolgung, dieser Traumata, sind, und sammeln, was es dazu an Theorien gibt, und daran zum Beispiel Fragen nach kommunaler Therapie knüpfen, nach Begleitung für all die, die erstmal unbegleitet bleiben. Und danach fragen, was davon Kunst war, ist, sein könnte, ob es das braucht.

Vesper mit schwarzem Mond und schwarzem Tee
Schwimmen in leerer Sportbahn

PILZE

MOOSEFLECHTENPILZE

TAU oder Regen

Ein weiterer Vorteil, eine schöne Veränderung durch das Führen mehrerer intimer Beziehungen gleichzeitig: Kein Mensch fühlt sich an wie eine Verlängerung meiner Identität. Jedes Freundi ist es selber und ich bin ich, und wir lieben uns jeweils auf besondere Weise und besondere Dinge aneinander und keines von ihnen trägt Teile meiner Identität, die trage ich, wenn überhaupt, ganz alleine. Keines von ihnen steht für etwas, was ich mir nicht selber wachsen lassen könnte. Keines von ihnen trage ich als Schild vor mir her, für keines von ihnen muss ich mich schämen, wir sind einzeln und verflochten.

Die fünf Euro, die wir zusammengerollt bei der Zoigl Wirtschaft in das Schlüsselloch steckten, da, wo wir gestern kein Geld zum Zahlen dabei hatten.

Kuscheln mit Handy; Triangulation mit Telefon; immer alle in Griffweite, Hallo Welt, Tschüss Welt.

Ein Traum dennoch: das Freundi war hier, im Ferienzimmer, und aus dem Vorlesen eines Zines wurde eine spontan inszenierte Oper, ein riesiges Spektakel mit zig Menschen, Kunstis, Schauspielis, Schmuckies, Schreibis, alles DIY und sehr toll, ich lief eine ganze Weile nackt an des Freundis Seite, war eine Art Tier, a kind of seal.

Und noch einer, in dem ich Auto fuhr, einen schmalen holländischen Kleinbus.

3. Oktober 2024

Zwei Mal versehentlich Zeche geprellt heute: das Zimmer im Kloster, sie dachten, nur ein Mensch hätte darin geschlafen und dann war es auf einmal so kompliziert, das wieder aufzulösen, und der Klosterladen hatte zu und in die Spendenbox passte kein Schein und jetzt haben wir Schulden beim Kloster, aber der liebe Gott sieht eh alles. Und dann in der Zoigl Wirtschaft, wo wir überraschenderweise kein Geld dabei hatten und plötzlich schnell los mussten, weil die Frau von der Pension auf uns wartete …

All das Moos im Wald, die verschiedenen Formen der Flechten, der winzige Pilz im Baum und von den Ästen drum herum hingen die Bartmoose, und alles tropfte und wir atmeten.

Die tatsächliche Größe und Störrigkeit meines einen Schnurrbarthaares.

Vielleicht wäre ich gern noch viel länger in dem Regio nach Marktredwitz gesessen, vielleicht hätte das eine Fahrt sein müssen wie mit der transsibirischen Eisenbahn, an jeder Haltestelle jemand mit einem Korb voll gedämpfter Dinge, ein tagelanger Übergang.

Texturen überall, Vorhänge fotografieren, sehen üben, teilen üben

Die Zoigl Situation (wie ich zuerst nicht rein wollte, weil bestimmte Typen davor, auch da haben straight und cis gelesene Menschen ein Privileg, müssen da nicht ganz so viel nachdenken darüber, wo sie rein gehen) und ich bin froh, dass ich trotzdem rein bin, es ist eine süße und tatsächlich überraschend „inklusive“ Veranstaltung, wie alle im Ort zusammen sitzen und fröhlich Bier trinken oder ihre Cola, ganz egal wie alt oder jung oder aus welcher politischen Ecke. Ganz alte Pop-Up Geschichte, und welche Räume in einer großen Stadt schaffen das denn, dieses Miteinander?

Das DRAUSSEN sein
Das DRINNEN sein

fletschender Hund fletschender Typ Bayern halt

Flieglein Flieglein an der Wand

Der knallpinke Fön das frivolste Objekt im Kloster

Geduld im Großen und Ungeduld im Alltag, wie das reale Charakterzüge sind, wie wir uns eben nicht vollständig mit einem Begriff beschreiben lassen, nicht durch und durch eine Sache sind – meine Figuren nochmal abklopfen auf solche Widersprüche.

Traum: Verschiedene Krokodile auf Treppen, und die tierquälerische Methode des Zubindens der Krokodilschnauzen, die doch eh schon einen Maulkorb trugen; ansonsten Atelierräume und viele Wasserkäufe und ich bekam statt Spreequelle etwas braunes mineralisches abgefüllt.

2. Oktober 2024

Die Denkmäler für die deutsche Einheit müssten in München oder Frankfurt stehen, nicht in Leipzig oder Berlin. Im Westen müssten sie viel eher mal darüber nachdenken, wie diese Einheit so verlaufen ist und ob es da vielleicht noch was zu tun gäbe; zum Beispiel warum im Osten so wenig vererbt wird, und ob das nicht vielleicht doch auch etwas mit ihnen zu tun hat.

Der Regen machte uns gar nichts, nur ein bisschen gemütlich.

Macht mich die Vorstellung des Campens wirklich nervös? Ich wär gern wie das Freundi und würde das ganz anders wollen und suchen, das Schlafen draußen, anders mit dem Unbequemen umgehen können. Ich genieße das warme schöne Klosterzimmer schon sehr.

Jarod K Anderson Your old name is not your king / I rename you everything

Mir gegenüber ein Kind mit einer selbst gebastelten Puppe, mit Drahtschlaufen als Händen und Füßen, und einzeln aufgeklebten Wollfadenhaaren und einem Anzug aus Jeansstoff und wie lange hab ich sowas nicht mehr gesehen?

Oh Gott jetzt hab ich auch noch ein Selfie aus dem Zug gepostet. Was so eine blaue Tarnkappe alles ermöglicht.

Die Freude, mit der mir Menschen manchmal begegnen. Er in Arbeitsklamotte, wie er mir vom Gleis nochmal winkte, als wären wir alte Freunde.

Ich liebe diese Regiofahrten wirklich gerade, liebe meine Übergänge, mein Hören, Sehen, Verbinden, Notieren. Es liegt bereits ein kleiner Nebelschleier auf den Hügeln, und ich übe, mich in mir warm und gehalten zu fühlen, und alles drumherum zu improvisieren.

Ich war früher in der Blaskapelle, da haben wir einen Marsch gespielt, der hieß GRUSS AN KIEL, da habe ich natürlich immer an die Stadt gedacht, aber vielleicht ist ja auch alles ganz anders? - so der Schaffner in der Regionalbahn beim Kontrollieren meines Ausweises.

doch noch mehr zu all fours: Perel calls this the manifesto for a generation und Thank you for making space for all of us to more fully exist, because we feel more fully seen. – da wird es dann für mich rutschig, dafür ist das buch zu wenig vision, zu wenig gemeinschaft.

verliebte menschen entwickeln eine ähnliche assoziationskraft wie lyriker:innen, sie durchdringen die welt auf poetische weise, weil alle und alles das potenzial enthält, sie an ihre verliebtheit und die person, an die sie sich richtet, zu erinnern. oder ist das nur bei mir so?

moment, nochmal für mich schreiben: ich ziehe leicht verschlafen eine verbindungslinie zwischen verliebtheit und den wilden assoziationsketten, die sie hervorbringt, die alles und jeden mit der eigenen verliebtheit und der person, an die sie sich richtet, verknüpft; man fühlt also ganz deutlich das geflecht vibrieren, man fühlt, oder bildet sich ein zu fühlen, wie alles verbunden ist; und es gibt zwischen diesen assoziationsketten und dem lyrischen denken eine verbindung, eine bereitschaft, sich von der welt durchdringen zu lassen und zeichen in allem zu lesen, die welt zu ordnen, zu sichten, zu durchkämmen nach den eigenen gefühlen.

will mein bett nicht verlassen, habe angst zu frieren, will meinen computer nicht verlassen, will weiter denken und notieren und arbeiten, will übungen machen und abends in meiner kleinen halle schwimmen.

eine gruppensituation im traum, eine schule oder ein retreat, viele augen jedenfalls. kann ich, glaub ich, loslassen.

1. Oktober 2024

Zu Mirandy Julys All Fours, nochmal für mich zusammengefasst: Es ist eine kleine Freiheit darin, keine große, und ich weiß gar nicht, ob das ein Vorwurf gegen ein Buch ist oder sein muss oder nicht. Vielleicht aber schon. You’d have to be willing to talk about yourself or else I would seem like the only one., schreibt sie da gerade, ah ja, ah ja. So kann man diese Ich-Bezogenheit natürlich auch sehen, und ich weiß, dass ich auch das während des Lesens ein bisschen gefühlt habe. Aber wir sind ein sehr deutscher und kritischer Buchclub, das wurde auch klar, und bringen wenig weiche Stellen mit für ich-bezogenes Plaudern.

fotos meiner figuren rausgesucht, nur für mich, ich will sie weiterhin im text nicht über ihr äußeres beschreiben, aber ich will mir auch kein werkzeug verwehren, das mir die beiden näher bringt. und es ist krass, was für einen unterschied das macht, dass ich da jetzt fotos hängen habe. das ist jott, das ist ali, und es sind sie natürlich auch überhaupt nicht, ein foto ist ja nie irgendwer, aber sie werden greifbarer und ich lege mich fest und ich kann in augen schauen und von dort weiterspinnen, vielleicht kann ich sie sogar hören.

Okay aber wie müde müssen diese Stechmücken sein, die jetzt einfach stundenlang an einer Stelle auf der Wand sitzen?

Uljana Wolf, gefunden in du weißt nichts von dir und das lässt dich schimmern von Pierre HornDer Name ist ohne Zweifel ein sehr kleines Gedicht.

einen brief erhalten als antwort auf all das hier, mit der frage darin, wie ich das mache. wie mache ich das? ich weiß es selber nicht genau. in gemeinschaft mache ich das, das ist vielleicht das wichtigste, geduldig mache ich das, auf autopilot mache ich das, meinen eigenen prozessen entsprechend mache ich das, also kein biegen und brechen, sondern behälter stellen unter die stellen, die eh immer tropfen. wie sehr kenne ich ja auch diesen zweifelmodus, und gerade ist der aber nicht da, gerade ist es ein anderer, gerade bin ich gewachsen. über mich hinaus gewachsen.

wie sehr eine beziehungsform, ihre vereinbarungen, ihre textur, auf die möglichkeiten der daran beteiligten einwirkt, sie selber zu sein, sich selber zu mögen

und ja, ich hab an sich wenig übung im erzählen, im klassischen prosa schreiben – undaber ich übe das viel hier.

das freundi sagt, ich sei schon immer kunsti, mein schreiben eine künstlerische praxis, das sei völlig selbstverständlich. ah! ist es das? sollte es das sein? wie würde sich das anfühlen, würde sich das hilfreich anfühlen zu sagen: ich bin kunsti, ich mache kunst? vielleicht mal ja und mal nein. – die figuren in der erzählung müssen ihre arbeit nicht als kunst begreifen, werden sie auch nicht, haben auch nicht das kulturelle kapital und selbstbewusstsein, um das zu tun, aber ich sollte heraus finden, wie sie sich zu kunst verorten.

tschau kjuti, bis gleich, hab einen tollen tag!

wie würde ich denn einer anderen schreibenden person raten, mit ihrem recherchematerial, mit ihrem gedanklichen überfluss, mit den gedankenwelten, die sie beim schreiben nebenbei auftut, umzugehen? raus raus raus. in welcher form? wöchentlich.

das posten steckt im komposten ja eh drin da lasse ich mich doch mal nicht abhalten da gehe ich also mal posten

Vielleicht klappt das gerade mit den Stories und dem Kompost-Link weil ich immer so Spaß daran habe, dieses unscharfe Bild zu machen, auf das ich den Link poste. (DER FREUDE NACH DER FREUDE NACH)

Eine so vehemente, angsterfüllte Wut im Traum, dass er zum Alptraum wird, dass ich daran aufwache, dass ich denken muss, das sei eher deine Wutangst und nicht meine. Und vielleicht war es eigentlich nur ein Nachtschnupfen, das Gefühl, keine Luft zu bekommen, langsam zu ersticken. Später viel Tiere im Traum, und so viel Wasser, ich lebte an einer Küste, sogar das Freundi ging baden. Mein wackliges Konstrukt Schlaf.

30. September 2024

und yes, we live in a place. und ich weiß immer noch viel zu wenig über diesen ort hier, an dem ich nun schon so lange lebe, und immer noch viel zu wenig über meine vorfahren. und bin trotzdem da, und erhalte trotzdem nachrichten.

es bleibt eine komische vorstellung, den kompost eines jahres zu bündeln, in welcher reihung denn überhaupt? in „richtig“ buchartig chronologischer oder wie hier vom aktuellsten ins älteste? und mit allem darin oder einer auswahl? da werde ich müde, wenn ich nur daran denke! vielleicht lieber intensiver aus dem kompost heraussickern lassen, in bereits vorhandene behälter, meine mini-essays und insta.

und die SELBSTTAUFE, um die kreise ich auch weiterhin – der staat gibt mir diesen neuen namen nicht, den gebe ich mir selber und der schwappt dann von mir aus in die dokumente rüber, und ich werde nicht den standesamt-termin als markierung für irgendetwas verwenden, sondern ich will meinen namen erhalten von meinen freundis, will meine transition und selbstbenennung, diese umbenennung, dieses kleine zusätzliche s, bezeugt bekommen von denen, die ich liebe. vielleicht eine mischung: ein kleines briefprojekt, ein sammeln von grüßen per post, und etwas, das ich backe und mit meinen menschen teile. etwas mit wasser? mich begießen lassen? mich selber untertauchen? oder taufe ich mich eh fast täglich? mal sammeln. und uff, diese christlichen aspekte sehr unangenehm, da orientiere ich mich wirklich lieber an einer schiffstaufe. (Der Begriff Schiffstaufe rührt aus einem Vulgärverständnis der christlichen Taufe her.) eine vulgärtaufe also! und ich bin ja auch ein schiff, mein name hat einen kiel. aber uff, auch hier natürlich unangenehmes, diese taufpatinnen überall, und wie diese frauen sein müssen, nicht rothaarig, aber etwas grünes tragen. egal, alles queeren, alles tieren.aus einer bekannten Tiertaufe (Zur Feier des Tages reichte er den Täuflingen ein besonders leckeres Stückchen Fleisch aus dem Futtertopf und als Nachspeise durften die beide seinen mit Kunsthonig beschmierten Finger ablutschen. Sie taten das genußsüchtig, wie Bärenkinder sind, mit lautem Schmatzen. So gut hatte ihnen das geschmeckt.)

pu-del-wohl. das bleibt gerade. ich war schwimmen und bin nun alleine zuhause, habe freude an mir und meinen moves heute, habe auf instagram meinen namen geändert und hier auf der seite, bin nach außen gegangen, habe mich meinem eigenen fluss nach bewegt und das im wasser nachgebildet, und echt diese freude mit den flossen am ende, das macht mich so glücklich, wieder als fast letzter körper im wasser und geflogen und geflogen, und jetzt spüre ich diesen körper so gut, und genau dafür ist das schwimmen da, the goal is to live life.

(nicht dass da keine sorgen wären. aber keine liebe muss sorgenlos sein.)

diese Tomaten sind so schön (wissen nichts von sich) dass es gar keine angemessene Art geben kann die zu essen

Räume schaffen, die nicht gefährlich sind. In denen ich sein will. Das ist es, so einfach ist das und so endlos komplex.

Hi! Hier bin ich. Hier sind wir. (FAWK DAS POSTE ICH JETZT WIRKLICH.)

dinge tun, die schambesetzt sind (zum beispiel sich mit astrologie oder tarot beschäftigen), für die einen die kleinen brüder mit hochgezogener augenbraue anschauen, und das dann kunst nennen und damit einer neugier nachgehen können

29. September 2024

Luft- und Lauflust, es ist HERBST

Canceln (als Reflex aus Gewohnheit, als Dauermodus einer sich auf Social Media zerfleischenden Gruppe von Menschen, die eigentlich alle von einem liebevolleren, oder zumindest vorsichtigerem, Miteinander träumen) nimmt die Neugier auf die vielen Facetten von Menschen und ihren Kontexten, auf die manchmal unaushaltbare Vollheit einer Situation, das ist mit das Giftigste daran.

Alterswahrnehmung hat auch mit Klasse zu tun; Existenzängste machen nicht jünger und sich jung halten ist auch Arbeit. In der Glorifizierung der Jugend steckt also auch die Glorifizierung des Geldes. Menschen in Friedrichshain sehen anders verlebt aus als bei mir in der Siedlung, das deckt sich erst wieder ab einem bestimmten Substanzkonsumlevel, aufs Gesamtleben bezogen.

28. September 2024

Das gut ungegenderte Lesungsbild, das in Dresden entstanden ist. Dass ich es poste, und wie schön es ankommt. Ich bin Teil von, ich bin Teil von. Auch wenn ich kein deutschsprachiges Lieblingsgedicht habe.

(Bin ja auch nur der Bouncer.)

Ich habe mehrere Entscheidungen für Sicherheit getroffen, die mir jetzt Freiheit ermöglichen. Und natürlich sind das unglaubliche Privilegien, und das Urvertrauen ist natürlich auch eines. Und tatsächlich auch ein Portal.

Ich poste und veröffentliche gerade so, als würde ich es für ein anderes tun, als müsste ich keine Angst haben, als gäbe es keine Wertenden und keine Richtenden da draußen, als wären es alles wohlwollende Freundis, die den Kompost lesen und meine Stories anschauen; und mit genau der gleichen Energie will ich ihre Sachen anschauen. Klar kritisch und anregend und mit denkend, aber nicht urteilend. Ich habe nichts zu urteilen. Ich will, wenn überhaupt etwas, dann verbinden.

27. September 2024

Ich habe eine Zeitschrift erhalten auf schönem Papier in der ein Text von mir steckt auf der mein neuer Name steht und zum ersten Mal sehe ich im Druck: Ricardas.

Die Ideale, die wir von anderen und von uns haben, und wie wir sie nie vollständig erfüllen werden und uns trotzdem an ihnen abarbeiten, diesem Markenkern, den wir nach außen tragen wollen, der uns tragen soll. Das ist der Grund, warum sowohl die drei ostdeutschen Frauen als auch Miranda July mich herausfordern, weil sie meine Ideale von mir als anarchistische queere Person in Frage stellen, weil sie von mir Kontext verlangen, Erklärungen vor mir selber, warum meine Realität und mein Ideal auch oft so weit auseinander clashen. Ich bekenne mich; ich bekenne mich dazu, geliebt und Fehler gemacht zu haben, mich sicher gefühlt haben zu wollen, den mir eigentlich fremden Impulsen einer anderen Person eine Weile gefolgt zu sein und jetzt von diesen Impulsen zu profitieren, ich bekenne mich dazu, dass ich schon lange und gerade wieder zu dem finde, was und wer ich außerhalb von Überlebenssituationen bin, und zu meiner Geschichte, und zu der Zeit, die sie gebraucht hat und braucht. Auch deshalb sieht meine Queerness anders aus als die, die ich oft auf Instagram finde, bleibt sie widersprüchlich und weird, bleibt sie politisch und bleibt sie weich, cancelt sie niemanden, will sie mehr sehen, Varianz in allem, niemals nur das eine Buch über Perimenopause, niemals nur die eine queere Haltung. Auch deshalb will ich eigentlich an den Punkt kommen, an dem ich auch Miranda July „zugestehe“, dass sie ein queeres Buch geschrieben hat, weil das etwas darüber aussagt, wie sehr ich mir selbst meine Queerness zugestehe.

Commitment könne man auch mit sich bekennen übersetzen, schlägt das Freundi vor.

Meine Enttäuschung über die fehlende Tiefe bei der „performativen Lesung“ der drei ostdeutschen Frauen, diese Spielerei drumrum mit Bowle und Gummitwist, die unnötig Zeit fraß und keine weitere Bedeutung aufmachte, banal blieb, die mir wie eine gewollt lustige, nett weibliche Verpackung vorkam, das macht mich so wütend, gerade weil dermaßen viele dermaßen gute Themen und Fragen aufgemacht wurden, weil die drei und ihre Freundschaft spannend sind, weil sie gute Thesen aufstellten, bitte erzählt mir mehr, bitte lasst da tiefer rein gehen. Aber ist ja vielleicht im Buch tiefer.

die jahreszeit kippen erlebt

26. September 2024

Keepin' it Kiel since 1983

Das sind meine Texte, und damit auch meine Erinnerungen darin und ja, ich glaube schon auch daran, dass es wichtige Texte sind, und-aber sie sind so weit entfernt von mir inzwischen, ich bin an so anderer Stelle, mich beschäftigen so andere Fragen. Trotzdem ein Zauber, wie die Tante Menschen berühren kann, das leise Danke des einen Herrn, die weinende Bloggerin, eine Ausgabe und eine Feldpost signiert.

Zum ersten Mal bei einer Lesung vorgestellt und dabei nicht misgendert worden. Da gestanden wie ein Bouncer, habe ich auf dem Foto später gesehen (EIN BOUNCER DER DEUTSCHSPRACHIGEN LYRIK).

oben am rand meiner neuen brille rennen manchmal kleine ratten vorbei

Disco Peter. Fish that. DRILLHASE. TRILLHASE.

irgendwas an miranda julys all fours beschäftigt mich immer noch (achtung SPOILER) – und die frage bleibt für mich, ob es ein queeres buch ist. und irgendwie scheint die frage wichtig für mich zu sein. auf eine art ist es aber vor allem ein buch darüber, wie eine pansexuelle cis mittvierzigerin es „schafft“, bei ihrem straighten cis ehemann und ihrem kind zu bleiben, und damit in der gesellschaftlich akzeptierten und materiell abgesicherten version einer familie, und sich darin so weit einrichtet, dass sie sich frei fühlt. dieser punkt, dass die beiden dann nicht mehr miteinander schlafen, nachdem sie andere partnis haben, der irritiert mich mit am meisten – sex steht in diesem buch ja für dermaßen viel, und hier sagt es für mich so viel über die entfremdung zwischen den beiden aus, und alles andere drumrum wird dann zu kleber, der es ihnen trotzdem ermöglicht, in ihrer grundsätzlich konventionellen situation zu bleiben, obwohl das nicht mehr die situation zu sein scheint, die die beiden eigentlich wollen. ist das queer? oder ist das scheinheilig? i dunno. ja, viel queerer sex darin, und auch toll. but i don’t know tho. oder anders: es wird in dem buch eine emotional kaum erträgliche situation so weit gequeert, dass sie aushaltbar wird, aber es wird keine queere vision erzählt; was ja vielleicht auch gar nicht sein muss, vielleicht ist diese kleine freiheit schon genug und wichtig und für viele so viel machbarer im alltag – aber es bleibt ein individualistisches, vereinzeltes entwickeln eines gefühls von freiheit und ungenderedness und ich-sein-können, das maximal an materielle freiheit gekoppelt ist (der zusätzliche luxuriöse raum, die reisen, die zeit …). wie andere menschen in anderen situationen sich eine solche freiheit erarbeiten könnten, ihr leben auch queeren, ihre begrenzungen aufdehnen, ist sehr offensichtlich nicht thema des buches.

und was mich an dem buch extrem nervt ist dieser zwang, dass alle und alles unglaublich BESONDERS sein müssen; selbst small town boy ist dann letztlich doch ein begnadeter tänzer mit riesen erfolg, alle stecken SO TIEF in diesen bewertungs- und hierarchiemechanismen der arty L.A. szene, alle freundis müssen besonders sein oder wenigstens trans …

das ist schon interessant, wie es oft orga ist, die mich ankrümelt, alltagslogistik, meine anxious planungs- und vorausdenktendenzen. was ich alles will, was ich alles kraft meiner organisation manifestieren will, steckt da auch drin. und dann das packen für all diese verschiedenen situationen, die ich mir dann gleichzeitig versuche vorzustellen und mich frage, wie jeweils das wetter sein wird, das wetter und das WETTER. ich will das immer mehr ablegen, dass mich so kleine orga-sachen so stressen, dass ich alles so vorausdenken und -planen muss. was liegt darunter? kontrolle behalten natürlich. und die angst, dass „irgendetwas schief gehen könnte“. was es aber immer könnte, egal wie viel planung und denkung dem voraus geht. und was eben auch nicht immer so schlimm ist, wie ich anscheinend glaube, dass es ist. gegengift: improvisieren üben. mir auch hier zeigen, dass ich mit der welt umgehen kann, und dass es auch okay ist, wenn ich mal nicht mit der welt umgehen kann.

geht viel um umgang mit verletzlichkeit vermutlich. und mit erwartungen an mein leben, und wie es zu verlaufen hat.

gegengift auch: mehr PUNK.

aber ich bringe dich so viel zum lachen, sage ich. stimmt, sagt das freundi, nicht nur vom brot alleine.

25. September 2024

im schwimmbad am abend, das ich als eines der letzten menschen verließ, zurückschaute auf die glatten flächen in den bahnen, nach meinen letzten fliegenden runden mit den flossen, in denen ich fast alleine das wasser schwappte.

wie es eine schwere schon ein bisschen leichter macht, wenn wir sie einen moment gemeinsam anschauen. auch wenn so viele eine schwere haben. das freundi sagt: alle um mich herum haben entweder depressionen oder kinder. und ich musste lachen, obwohl es so furchtbar ist, gerade weil es so wahr ist. und ergänzte: oder finanzielle sorgen oder eine mischung aus all dem. mir wurde nochmal klarer, wie sehr meine kraft gerade aus dem durchgehen durch dinge kommt, the completion of cycles; und darin auch, wie viel raum ich mir dafür nehme und nehmen kann.

dass ich nicht mehr wegrenne vor gefühlen, nicht vor situationen mit freundis, nicht vor instagram und all den vielen gefühlen, die dieser tiegel manchmal wecken kann. dass ich mich gerade in viel mehr hinein wagen kann als sonst, weil weniger an mir kleben bleibt.

(das blättertor, ein fuchs zischt vorbei, dann der schäferhund, dann das rotweiße auge unter der kapuze)

ich spüre, wie meine kapazität für andere menschen, und nahe, intime beziehungen mit ihnen, wächst. sich mit mir ausdehnt. was zu einem guten stück vermutlich daran liegt, dass ich mich nicht mehr selber ganz so stark verschlinge mit ihnen. dinge auch bei den anderen liegen lassen kann. wirklich nicht mehr versuche, alles und alle tragen. ich lerne, intensiv da zu sein und dann los zu lassen.

24. September 2024

SUCCESS begins with 12 frogs.

der bartzopfträger war wieder da im schwimmbad, sein bartzopf nun länger geworden über den sommer, und er beglückwünschte mich zum butterfly, ob ich denn jetzt noch ziele hätte (lol), und erzählte von seinem schwimmsommer und was er jetzt besser kann, und das ist alles so süß, hobby-freundis sind toll.

doch wieder in den bisherigen text geschaut, und das war vielleicht doofi aber vielleicht auch gut? vieles ist mir richtig peinlich, aber manches kann vielleicht auch stehen bleiben, und der ton trägt schon. wie weit trägt der ton? bis zu mir, bis zu dir. es fehlt auch noch einiges im exposé, es fehlt so viel im text, aber es ist mir langsam wurst, ich lasse mich davon nicht mehr schrecken, ich reite dieses pferd jetzt und es bringt mich woanders hin.

Ich kann mich noch so außenseiterig und underdogig fühlen, wir atmen doch alle die gleiche Luft. Und ich WILL ja an der Welt teilnehmen, inzwischen, ich will mich reinschmeißen in diesen großen Beutel, bin zu alt dafür, nur am Rand zu sitzen.

Krümel vom Teppich essen.

Yumi Sakugawa Remember this: Before capitalism, humans created - song, art, dance, sculptures, poetry, rituals - for the sake of creating without any prize of career advancement or institutional prestige and acknowledgment.

noch gar nicht notiert: die idee, mich mit pflanzlichen stoffen zu tätowieren, mit roter beete oder spinatsaft oder schwarzem tee, und dann zu schauen, ob das semi-permanente tätowierungen werden, ob die dann einfach nach und nach verschwinden, von mir wieder verdaut, und wie schnell das wohl geht.

p.r.o.k.r.a.s.t.i.n.a.t.i.o.n.

aus einem Reddit-Thread zu der Frage, welche fictional foods man gerne probieren wolle (ich liebe das Internet schon oft)TBH most fictional foods and drinks end up just being a bit unconvincing, like “romulan ale” or whatever, I can’t imagine in the real world that’s what we’d actually say. You’d end up having a preferred Romulan microbrewery and asking for that, or you’d be drinking fake small-r romulan ale brewed by Carlsberg in a factory in Manchester or something, or the replicator’d never get it quite right, or it would but Romulan ale wankers would always pretend it didn’t. It’s like how the fake swearing almost never has the right weight and shape to it.

aus einem Reddit-Thread zu der Frage, an welche silly foods aus Büchern man sich erinnere Oh, that drove me insane when I read it. I was walking round the house saying to people, “it’s a lemon cake with chocolate icing” to get the reaction.

und ja, ein kleiner mond. ein zusatzmond. spülmaschinengroß.

wieder Eden Robinson in Writing Prompts for the Broken-heartedThe tools you need to see your universe are not just the craft you hone but your willingness to put to words the parts of you that make you uneasy.

was bedeutet „männlichkeit“ denn wirklich für mich, außerhalb des äußerlichen? was gibt es konkret für attribute, verhaltensweisen, haltungen, muster, kraft, die ich mir vielleicht nicht erlaube, weil ich sie als nicht für mich abgestempelt habe, weil sie noch in dieser anderen kiste liegen? obwohl ich die kisten ja längst beide aufgerissen habe, ihr inhalt wie wilde berliner verschenkekisten überquillt und durchwühlt wurde und beginnt, ein eigenleben zu führen.

mitten in der nacht von einem gewitter aufgewacht, eins, das ich nur mit mir teilte, ein gewitter für mich, sehr schön.

23. September 2024

ich spüre weiterhin eine carefreeness in mir, eine erstaunliche. die sorge, und das sorgen, einfach eine weile sanft ablegen, das geht tatsächlich manchmal. das werde ich weiter üben.

choice is sometimes a matter of allowing us to feel and live what’s already there, not a matter of conjuring up something new.

the different spaces and how they reverberate, my space and the way i see myself, the space between me and the other person, the other person and the way they see me, and all these vibrations may line up or they may not.

die kraft, die ich in mir spüre und die andere mir spiegeln, als anlass, mich mit meiner eigenen männlichkeit auseinanderzusetzen. der gedanke macht mich glücklich – das habe ich bisher in dieser konkretheit vermieden, war vor allem damit beschäftigt, bestimmte sichtweisen auf mich abzuwehren. what have i been told that my strength looks like? what are people now telling me what my strength looks like? maybe they can’t really find the box either, the box in which to put me.

urvertrauen als ein portal sehen, und nicht nur als ein privileg.

es ist mir irgendwie peinlich, dass ich offensichtlich, von mir unbemerkt, so oft über essen schreibe, dass in allen texten von mir endlos lebensmittel und essensrituale auftauchen. warum genau ist mir das peinlich? weil es wie ein muster gedeutet werden könnte, wie ein verlegenheitsgriff? aber wenn es einfach meine motive sind, und meine faszinationen, und ich damit versuche, etwas über uns und unser verhältnis zur welt zu sagen?

ich esse ein kartoffelkäferbrötchen. es ist ein brötchen aus kartoffel-hefe-teig mit rillen über der längsseite, die unterseite und der kopf sind in schokolade getaucht, es ist mit apfelmus gefüllt, warum auch immer das, und unten kleben große käferbeine aus plastik an der schokolade. i can never resist food shaped like something. or somebug.

auch dieses kleine morgenschreiben mit leichter hand tragen: am morgen ein motiv, ein thema aus der erzählung auftauchen lassen, es blödschwappend anpeilen und dann leicht durch den tag tragen, immer wieder mal dort hin fühlen, immer wieder vielleicht einen satz da sein lassen. das könnte ein modus sein.

Aber ist es anstrengend oder gelingt es dir mit leichter Hand? – meist gelingt es mir tatsächlich mit leichter hand. aber es macht auch nichts, wenn es manchmal etwas anstrengender ist, ich kann mich gerade ganz gut daran erinnern, den griff wieder zu lockern.

22. September 2024

hab ich wirklich so ein problem mit naivität? also mit menschen, die so nett-niedlich sind, dass sie in eine harmlosigkeit kippen, und mit hunden. was meine ich eigentlich damit? hat das mit dem hunger zu tun, von dem manche angetrieben sind, der über den hunger nach dem eigenen wohlgefühl hinaus geht?

Aber ich wäre ein schöner Junge. Das hallt in mir nach, und dass meine Erfahrung dieser Woche als einzige trans Person unter lauter älteren, teils esoterisch-binären cis Frauen eine andere gewesen wäre, hätte ich keine Brüste mehr.

das überraschende glück einer ruhigen und sonnigen regio fahrt.

ich mag, wie in meine kleine szene mit meiner figur und ihrem vater der liebevolle umgang zwischen einem völlig anderen vater und seiner völlig anderen tochter, den ich dieser tage beobachten durfte, reingeflossen ist. so funktioniert die verbindung zwischen schreiben und leben, oder? beobachten und bei sich ankommen lassen, einarbeiten und gleichzeitig bearbeiten, essenzen spüren und mit denen weitermachen.

it’s scary being an empathic top. even just for a moment.

so war die schwere da und wir gingen mit ihr um, und das ist vielleicht auch eine art von magie.

Pierre Horn in a book for oneDie Dinge finden statt, um über sie zu schreiben.

ich hab tatsächlich GESCHRIEBEN heute, es rutschte einfach so aus mir heraus, eine prosa stelle, im schuppen der zwieback, eine zärtlichkeit darin, und ein paar stellen wie früher, mit dem gedichtigen klang, und es ist nicht alles toll und oder verwertbar, aber ich habe geschrieben mit freude. ich habe ERZÄHLT. und zum ersten mal fühlt es sich wirklich wie ein erzählen an, dass meine figur sich selber schrieb, dass ich sie auf eine art kennenlerne, wie ich es davor noch nicht tat. und wenn das jetzt erstmal „prosa“ ist, so be it, i swear i wanted to write a poetry collection but i literally don’t give a damn anymore as long as i’m writing.

(wie das gebraucht hat, bis ich diese yogasprache weitestgehend wieder von mir abgestriffen hatte.)

vielleicht hab ich meinen sound einfach schon, vielleicht ist der sound der, den es eh schon gibt, und es darf nur viel mehr innerhalb dieses klangs passieren.

jetzt im herbst der neue schärfere blick durch die neue brille besonders wertvoll ich will all diese farben sehen all diese blätter jede bewegung des windes

21. September 2024

vielleicht ist der dosenöffner auch: wie lispector mehr mit notizen zu arbeiten. die zu sammeln, lauter fragmente, und die dann später zu einer form fügen.

(spannend auch in dem interview, wie viel sie verzerrt oder falsch darstellt oder schwammig erinnert, was durch die kommentierungen klar wird – das geht, das ist nicht schlimm, wir müssen nicht immer korrekt sein.)

ich sollte wirklich mehr schreiben. aber ich meine es ernst, ich sollte mehr gedichte schreiben, die englischen briefartigen, die zum hedgehog gehören, und mehr notizen für den garten und an der erzählung weiter und mehr hirnschwapps und mehr briefe und mehr insta und mehr recherche-prozess aufbereiten … es ist so vieles da, und ich will mehr damit anfangen.

vielleicht wirklich bemerkenswert, wie schnell ich schmerz verarbeite.

ich fühle mich irgendwie größer seit dieser woche auf rügen, und ich spüre meine kraft so sehr, und ich habe fast ein bisschen angst, ich zerdrücke jemanden. vielleicht muss ich einfach mal wieder in eine urbane yogastunde gehen und sehen, was dort die anderen alle so machen, das holt mich sicherlich gut wieder runter. aber zum glück mache ich ja gar kein yoga.

ja, meine eine figur hat eine mutter wie diese eine person. das ist ein hilfreiches werkzeug, und ich brauch noch ein paar solcher werkzeuge, greifbarmachungen, ich brauche wohl doch ein klareres BILD meiner figuren, um sie zu spüren und sie dann zu schreiben. vielleicht muss ich sie auch nacheinander betrachten, erst die eine begreifen und dann die andere, und sie sich dann begegnen lassen. lauter versuche von dosenöffnern. und das kleine gefühl, die leise hoffnung, dass es dann, wenn die dose offen und der klang wieder klar ist, dass es dann fließt.

wieder Clarice Lispector in diesem InterviewSo I decided to jot down everything that occurred to me. And I told Lúcio Cardoso (…) that I had a big pile of those notes, separate, for a novel. He said, “Afterward it makes sense, one is connected to the next.” So I did it. Those loose pages made up “Near to the Wild Heart.”

ich will alles mit leichter hand halten, uns raum geben, um wir zu sein und tatsächlich all unsere dinge zu tun und all unsere gefühle zu fühlen.

turnen im tau. der mond weiß über uns, und später dann nicht mehr. zwei laut honkende schwäne im himmel.

20. September 2024

des koches begeisterung für caroline shaws version von lay all your love on me, wie er den computer hoch hielt, um es uns allen vorzuspielen, wie wir vor dem couscous weiter lauschten. wie er beim kochen und messer wetzen die ganze zeit seinen computer neben sich hat, mir die explosionen in russland zeigt, dann wieder auf musik umstellt.

was träumen wir hier?, lasse ich sie in ihren hirnschwapps am abend beantworten. mir behagt sie auch nicht, diese wir-form, in der wir träumen, aber sie muss sein, wenn wir hier so nah und immer näher beisammen sitzen, müssen wir uns auch auf diese stille art mal untereinander spüren. wir träumen vom ganz einfachen leben und vom gegenleben, wir träumen von auszeit und sehr viel von zuhause, wir träumen in aller zerrissenheit, im fluss und genau so im stocken; bitte, schaut euch an, bitte, fühlt ineinander hinein, es geht nicht nur darum, was jede einzelne person rührt.

gerochen auf dem wanderweg im naturschutzgebiet eine überraschende grillwurst. und auf dem weg zum wanderweg etwas heuiges, das genau so roch wie eine der soßen des kochs. gesehen die anderen still wandelnden, mit ihrem jeweils ganz eigenen gang, den ich jeweils kurz nachmachte. gehört in der nacht auch die drei schüsse. gesehen die schaumränder vom meer, ihr erstaunliches weiß und wie sahnig sie übereinander rollen. was für eine aufmerksamkeit braucht das meer?

Clarice Lispector in diesem InterviewI only write when I want to. I’m an amateur and insist on staying that way. A professional is someone who has an obligation to himself or to another to write. As for me, I insist on not being a professional. To keep my freedom.

und wieder ein glas nüsse zwischendrin.

ich glaube nämlich, dass auch stromernde katzen ziele haben. ich gehe vielleicht öfter still jagen, hatte ich das gefühl, also das ist eigentlich mein ur-spaziergangs-modus. und klar hätte ich „feiner“ aufmerksam sein können, und mehr noch dem nachgehen, was „mich rührt“, aber ich war und bin auch einfach müde. ah, und ich lag im feld, das hätte ich vermutlich sonst nicht gemacht, ich lag auf meinem rucksack zwischen hohen gräsern und dachte an günter grass, an irgendein buch, das in sirrendem sommer zwischen hohen gräsern spielt, aber keine ahnung, welches das eigentlich sein soll.

eine übung, bei der wir gegenstände betasten im kreis mit verbundenen augen, dieser moment der zögerlichen, tastenden übergabe gleichzeitig links und rechts, den mochte ich. ich habe immer mit den gegenständen telefoniert, das mochte ich auch. wie viel mehr ich inzwischen höre, wie ich eine rinde als kleines instrument spiele. und ich mochte, auch wenn es mir fast zu viel war oder zu ungefragt daher kam, danach das spüren und betasten der zwei verschiedenen hände, ihrer eigenheit und ihrer unterschiede, auch wieder links und rechts gleichzeitig, das hatte etwas sehr sinnliches, und tatsächlich schön und irgendwie wieder schließend, danach die eigene hand zu berühren und zu kneten.

das durchgehen und sortieren und sammeln und einkreisen war für viele entscheidend, das zeigte ihnen erst, dass sie material haben, dass sie themen und motive haben, und damit konnten sie wirklich weiter arbeiten.

zaubersprüche haben sie gemacht, ihr schmerzhaftes warum eingebettet in weiche, warme wörter, und körperkringel, und gebete, die sie zum weinen bringen, und eine person war in der nacht aufgewacht und hatte einen dreizeiler im kopf, von kranichen, die majestätisch über sie hinweg fliegen, und wusste dann, dass das ihr geschriebener talisman ist = workshop ein erfolg, mehr brauche ich nicht

sich trauen, etwas gemeinsam einzuweihen

(blöder kleiner balsam)

ich glaube hier fehlt
der plastikstuhl

meine avocado pflanze im traum, wie ich sie von draußen rein rettete, denn es wurde kalt, wie ich ihr beim aufrollen und wachsen zuschauen konnte, wie in ihrer erde dicke lebendige bohnen lagen, in denen sich neue pflanzentriebe bereits windeten.

19. September 2024

ich lieb euch alle so, ihr hühnies.

ich habe mich gefragt, wie es mit meiner erzählung weiter geht. wie es mit ihr los geht, wie finde ich diesen klang, warum höre ich da nichts (weil ich nichts schreibe), ich bin so voller kompost, deshalb höre ich das andere nicht. heißt: so voller leben? vielleicht ist die erzählung gar nicht dran? nur noch welt, nur noch autofiktionales, notiertes gewurstel? nee, das kann es nicht sein, ich will erzählen können. will ich erzählen können? ich glaube, ich muss erzählen lernen, als hätte ich noch aufgaben vor mir, für die ich diese fähigkeit brauchen werde.

wir wissen, dass die yogalehrerin einen unterrichtsplatz hat, eine kleine ausstattung, eine form von pult bestehend aus matte und heften und kerzen und kleinen skulpturen und klangschalen (die ich heute heimlich in dem leeren saal anspielte, aber das wissen die anderen nicht). wir wissen, dass das hier auch anstrengend ist, selbst wenn die meisten zur freizeit da sind. wir wissen, dass hier 19 körper sind, dass die sachen wollen und brauchen. wir wissen, dass wir nicht alles voneinander wissen, im gegenteil, nur sehr kleine ausschnitte sehen, die trotzdem zum teil tief blicken lassen. wir wissen, dass links der bodden und rechts der bodden ist. wir wissen, dass satzanfänge gut sind, dass es manchmal anleitung braucht und manchmal weniger. wir wissen inzwischen, dass ein hirnschwapp wirklich jeden tag anders ist.

kurz habe ich mich von den wellen tragen lassen, und die sonne kam raus, und die algen wickelten sich um meine füße, und ich wog.

Die Freude, Menschen in eine Spracharbeit zu schicken, die sie heraus fordert, ihnen ihre Werkzeuge sichtbar macht, und bei der sie gemeinsam denken müssen. Und die Freude, mitzubekommen, wie das nachwirkt, wie sie weiter über die Partnerübung und das gemeinsame Schreiben sprechen, wie es beim Abendessen immer wieder auftaucht, sie beschäftigt.

Die Freude an meinem sideways approach: Ich habe mir eine Situation genommen, in der ich frei und klar und selbstbewusst spreche, in der mir zugehört wird, und habe darin platziert, was ich noch sagen wollte, und die Betreffende musste nicht reagieren, sich nicht verteidigen, sich nicht mal zwingend angesprochen fühlen, aber sie hat es gehört, und sie hat sich was notiert, und ich bin mir nicht mal sicher, ob sie sich darüber klar wurde, dass es ihr galt. Ich schob zu Beginn des Workshops, beim Thema Übergänge, ein, wie wichtig es ist, mit der Verwirrung sitzen zu lernen, eine Uneindeutigkeit aushalten zu können, und dass ich das ganz stark durch meine Genderqueerness gelernt habe, immer wieder erlebe, wie schwer sich andere damit tun, wenn etwas für sie erstmal nicht greifbar ist, und immer wieder erlebe, was für ein freudvoller, fruchtbarer, intellektuell und emotional anregender Raum dieser Bereich aber sein kann, wenn man sich darauf einlässt.

wie wir uns Erste Hilfe leisten
wie wir anbieten, Anker füreinander zu sein

Das Freundi hatte ich gedanklich dabei, als ich am Meer stand und zögerte und mich dann doch auszog und hinein ging, was natürlich so gut tat und frisch war und sich reinigend und kräftigend anfühlte, alleine an einer Küste, immer gut, und ich radelte zurück und es waren Vögel und Blumen und Bäume und interessante Pflanzen am Wegesrand, und auf dem Weg Wildschweinwühlspuren, und seitdem fühle ich mich wieder besser, bin bei mir und kann für die anderen da sein und für mich, und ich habe eine Idee, wie ich das, was ich noch sagen muss, im Workshop selber platzieren werde – my sideways approach.

der japanische koch erklärt mir, wie lustig er das findet, dass deutsche gebrauchtes geschirr „dreckig“ nennen würden, im japanischen sei das eben gebraucht, und dreckig sei eben wirklich voller dreck, das habe auch viel mit deutschen hygiene-vorstellungen zu tun

Die Freude, die es macht, Schwäne im Meer zu sehen, wie sie weiß und glockig neben den weißen Schaumkronen auf und ab tauchen.

das gegenüber als die welt wahrnehmen, das ist vielleicht auch ein grundsätzliches mißverständnis, ein fehlübertragen – aber ist nicht jede person, die vor uns steht, in dem moment die welt?

Ich denke jedes Mal nach einer sprachlich gewaltvollen Erfahrung, dass ich beim nächsten Mal schneller und selbstsicherer reagieren werde, dass ich die Wut dann griffbereiter haben werde. Aber nö, es ist jedes Mal aufs Neue dermaßen erstaunlich für mich, was in den Köpfen anderer vorgehen kann, was für Verbindungen und Schlüsse sie ziehen, dass ich wieder erstmal fassungs- und sprachlos bin. Und vielleicht ist das auch okay, vielleicht muss ich nicht jedes Mal richtig gut reagieren. Das Freundi erinnert mich daraufhin daran, dass die Fassungs- und Sprachlosigkeit eine genauso gute Reaktion ist wie die griffbereite Wut, dass ich keine Konfrontation performen muss. Und je mehr wir sprechen, umso mehr merke ich, dass meine Wut sich vor allem auf mich gerichtet hat, und unser Austausch dazu mir erlaubt, das los zu lassen. Nicht von mir zu erwarten, dass ich nur so oder so reagieren kann, damit es „richtig“ ist. Die Wut auf die verletzende Person selber, beziehungsweise auf ihre Blickwinkel – das vermischt sich so ein bisschen mit einer Grundwut der Welt gegenüber, und ist letztlich vermutlich eher eine Traurigkeit.

äh nein danke, ich habe kein problem mit meiner queerness, nein, ich muss die nicht „auflösen“, nein, ich muss da keine drogen dagegen nehmen (???)

ich vermute, die teilnehmis haben keine vorstellung davon, wie viel ich notiere, wie viel ich über das schreiben nachdenke und mit anderen spreche, wie allumfassend und gemeinschaftlich diese praxis ist und sein kann. interessant zu spüren, dass ich da offensichtlich viel tiefer drin bin, als ich das manchmal selber weiß.

ich will irgendwie nicht in dieser runde menstruieren, aber gut, i obviously don’t have much of a say in this matter.

18. September 2024

Eden Robinson in Writing Prompts for the Broken-heartedThe heaviness that permeates your life is all the little sadnesses unmourned.

und die eigentliche arbeit passiert natürlich doch in den cracks, im dazwischen, in den kleinen gesprächen mit der teetasse in der hand, in den fragen zum schreiben nachdem wir geschrieben haben. und das macht es für mich so anstrengend, und gleichzeitig macht das die arbeit ja überhaupt erst richtig wertvoll.

ich habe mich gefragt, was ich mit diesem kopfweh mache. ob ich im meer schwimmen soll oder nicht. (wie viele „binäre“ fragen stelle ich mir täglich?) ob ich noch einen reisburger essen soll und warum mir der nur halb schmeckt und warum mich das meer nur halb erfreut hat. aber vielleicht ist das eben auch okay, nicht jeder moment etc. und es tut ja trotzdem was, es rauscht trotzdem in mir weiter. wie hole ich noch mehr weirdness aus diesen leuten raus? wie das heraus kitzeln, was unter schamanen und schwitzhütten liegt, die sprache, die darunter liegt und eigen ist?

geschmeckt hab ich einen kleinen überdruss, gefühlt mein kopfweh, seltsamer drückender begleiter durch den tag, dauernde erinnerung an meine überforderung oder die nähe dazu, erinnerung daran, wie nah ich in gruppen immer an meinen grenzen operiere, wie ungern ich herden führe, wie gern ich stille habe und brauche. (strukturierte freiheit sind diese hirnschwapps, hinführungen zu freiheit, das ist tatsächlich meine arbeit, so sehe ich meine rolle, und es ist eine anstrengende rolle, vor allem für mich, das nicht führen will.) fragen zu uns als gruppe, wann gemeinschaft entsteht, wie viele hier und gleichzeitig nicht-hier sind, ich ja auch, sonst würde ich das auch gar nicht aushalten.

auf dem „öden“ teil des weges zum meer (auf dem ich immerhin star-murmurationen gesehen habe und daneben die wildgänse und auf dem boden die gekrümmten toten bremsen, fleischig und groß in ihren blutlachen) dachte ich über anne carson nach, wie sie das eigentlich macht, dass es in autobiography of red und red doc> wirklich einzelne gedichte sind pro abschnitt, die zum teil auch pointen haben, also enden, und die sich trotzdem die hände reichen, die trotzdem gemeinsam erzählen.

wir wissen nicht, was unsere impulse bei wem auswirken, und wer wie gesichert gerade ist. wer die frage wie bist du da gerade nicht halten kann.

wie schwer es manchen menschen fällt, nichts zu reden, auch mal nur kurz nichts zu reden.

hab ich mir die kulturellen aneignungsthemen selber eingeladen mit dem begriff „talisman“?

rich in particulars und auf nettem grund. (kann nicht aufhören, über dieses césaire-zitat von gestern nachzudenken)

in meinem inneren sitzt eine sehr unbekümmerte runde von zwergen, elfen, mäusen, vögeln, füchsen, trickstern, harlekins usw an einer streichholzschachtel und gießt sich tee aus steinen in kleine tassen aus steinen und isst dazu scones aus buttergelben steinen. spielt dabei die surrealistischen spiele. und ich muss dort nur lächeln, wenn ich es wirklich fühle.

es muss sich nicht immer alles in dem einen moment genau richtig anfühlen, das lerne ich gerade, es ist ein mosaik, es sind viele teile, richness in the particulars, keine reinheit. nie reinheit.

Interessant an dem Übergang zwischen zwei Phasen ist die Feststellung, dass alles in jeder Phase bereits in Teilen da ist, darin angelegt ist, und sich vor allem die Anteile und Schwerpunkte verschieben.

Hallo kulturelle Aneignung mit all deinen Dornen

17. September 2024

wieder wundere ich mich, wie man aus meinen hinweisen zu meinem gender und meinen pronomen „die ri“ machen kann, in sekundenschnelle und immer wieder passiert das und ich verstehe einfach die logik dahinter nicht.

wie gut die frage beim workshop: was ist dein ziel mit diesen übungen, was willst du uns damit beibringen? das ist eine schöne neugier, und ein strukturbedürfnis, das ich verstehe.

was ich mich heute gefragt habe: ob sex wie yoga ist oder yoga wie sex. ob der koch nicht mitschreiben sollte. was menschen in gruppe tun. wie zauber ensteht. ob das wirklich ein glockenapfel ist und wie der wohl schmeckt. geht es allen gut hier? weint heute abend jemand im bett? bin ich on nettigkeits-fire? würde ich doch gern eine rauchen? wie halte ich meine grenzen hier gut ein? setze ich die anderen unter druck? was wäre mein bester beitrag hier, und wie wäre die zeit für mich am sinnvollsten und was kann ich beitragen und was muss ich schützen und glaube ich selber daran, dass hier kein material entstehen muss und ist das hier punk genug für mich und wie viel punk vertragen die lieben frauen hier und wie gut wäre es, wenn überall ein glaser mit tochter dabei wäre.

bei wem fließt es wohl? bei wem lockern sich gelenke? wer liegt schreibmäßig mit vielen blöcken unter der hüfte da? sind listen und hirnschwapps die blöcke, decken, gurte beim schreiben?

ich bin fertig, ruft eine mitten in den hirnschwapp hinein, während alle anderen noch schreiben, und ich bin etwas fassungslos, wie man sich so platz nimmt, wie man alle raus reißt aus ihren gedanken, aber vielleicht ist das auch okay, gehört das zum spielerischen dazu? vielleicht wollen sie hier auch vor allem kichern? wollen menschen eigentlich vor allem kichern?

eine übung, bei der wir uns gegenseitig führten, mit verbundenen augen und barfuß durch den garten, mit und in unserer beider versteckten skepsis, über verschiedene untergründe, zu verschiedenen bäumen, sie hat mich am ende ein lavendel riechen lassen. wir führten uns anders als die anderen, sie hatte sich das gewünscht in dem ersten, ihrem durchgang, dass sie mich an der schulter fasst (anstatt ich sie an der schulter oder gar an der hand, wie das die anderen machten) (wie es menschen mit sehbehinderung auch meist bevorzugen, oder?). und das hatte und behielt etwas so schön selbstbestimmtes, wir liefen viel langsamer und tastender los als die anderen, aber wir schoben oder drückten uns auch nie, wir hatten ein leises gefühl von kontrolle vielleicht dadurch, das uns jeweils ermöglichte, der anderen, eigentlich unbekannten person sehr zu vertrauen.

und wie leicht auch dieses rein körperliche, nicht-visuelle spiegeln funktioniert – das merke ich, wenn ich mit dem freundi durch die mir eher fremde stadt laufe, und das freundi unseren weg kennt und ihn festlegt, aber das fast nie verbalisiert und auch nicht mit gesten anzeigt, und in den allermeisten fällen fließt es einfach, ich fließe mit dem freundi mit in die richtige straße hinein.

und auch wenn ich skeptisch war, ich mochte die übung dann natürlich doch. diese erstaunliche erleichterung, die ich spürte, als ich die augenbinde trug und, in diesem ausreichend sicheren rahmen, einen sinn weniger hatte. ich habe das richtig genossen, und merke daran, wie viel sonst immer bei mir tickert, wie viel gleichzeitig läuft und verarbeitet wird und werden muss. ich mochte die temperaturunterschiede, was für eine wucht es haben kann, wenn die sonne auf einmal hinter wolken auftaucht und kurz meine brust wärmt. was für ein eindrückliches konzert bienen abgeben. ich mochte die unglaublich vielen unterschiedlichen texturen von wiese, das kurze geschorene gras, das in kleinen häuflein metabolisierende, der weiche klee, die langen häufelnden gräser.

gruppe ist immer gleich auch körperliche gruppe, ich vergesse das manchmal, wir reagieren aufeinander, eine hustet, eine schnarcht, eine fragt nochmal und nochmal, eine läuft über alle matten, wir teilen hier partikel.

was mache ich mit all meinen offenen tabs? ich kann die jetzt nicht alle schließen und sortieren, das ist reine prokrastination, ich muss aus dem chaos, dem gewucher, dem kompost heraus schreiben lernen.

irgendwie alles in meinem leben gerade: eine übung im gleichzeitigen nebeneinander von sehr unterschiedlichen welten.

auf dieser norddeutschen, ostdeutschen insel mit vielen netten süddeutschen menschen, die mich erwartungsvoll anschauen

Tschuldigung, sind Sie der mit dem Strafzettel?

sind sie denn alle einsam

und ja ich könnte auch mal einen post schreiben, in dem ich überhaupt benenne, einen kompost zu schreiben?

ich wehre mich allerdings sehr gegen diese videokiste, wer nicht liest, den kann ich nicht bedienen (oder?)

wie schön meine blau glitzernden nägel sind
ich will gerade immer blau glitzernde nägel

diese riesige herausforderung, privilegiert nicht als anschuldigung zu hören, als behauptung, man habe selber kein leid und keine schwierigkeiten erlebt, sondern als einladung, einen weiteren blick einzunehmen, vorstellungskraft für andere voraussetzungen zu entwickeln. umso schmerzhafter deshalb bei autor:innen, die eigentlich so gut darin sind, vorstellungskraft zu entwickeln (bsp didion) – und welches sind die stellen, an denen andere sich für mein reden und denken schämen, sie sich dringlich wünschen, dass ich mehr vorstellungskraft entwickle?

Michel Foucault, ebenfalls aus dem Nelson/Bornfree InterviewMy role – and that is too emphatic a word – is to show people that they are much freer than they feel, that people accept as truth, as evidence, some themes which have been built up at a certain moment during history, and that this so-called evidence can be criticized and destroyed.

Aimé Césaire, gefunden in dem sehr tollen Gespräch zwischen Maggie Nelson und Chi Rainer BornfreeI have a different idea of a universal. It is a universal rich with all that is particular, rich with all the particulars there are, the deepening of each particular, the coexistence of them all.

Ich wünsche mir wenn dann ein Kollektiv, das sich nicht gegenseitig zu binären Positionen zwingt, das auch politische Unterschiede tragen kann; das eine gemeinsame anarchistische Grundhaltung hat, nicht geprägt wird von einer Sehnsucht nach hierarchischer Struktur, nach Sortierungen, im Miteinander und im Außen.

16. September 2024

beim vietnamesen neben einer sehr großen weichen deko-kugel aus modelleisenbahnmoos gesessen, eine stumme schulter zum anlehnen, ich bin jedes mal erschrocken, wenn ich sie versehentlich berührte, als würde da wirklich ein mensch sitzen

in der art und weise, wie mir das freundi fragen stellt und wie wir über diese fragen sprechen, tun sich erstaunlicherweise möglichkeiten auf, werden dinge für mich zumindest denkbar. ich könnte den kompost noch persönlicher schreiben, noch mehr wagen, anscheinend trage ich auch hier masken. ich könnte mich allmählich genauer fragen, welchen muskel ich nach dem täglich-im-halbschatten-veröffentlichen-muskel jetzt trainieren will, was der kompost für mich tun soll, jetzt, wo ich mich ganz gemütlich ein dreiviertel jahr lang in ihm eingerichtet habe. ich könnte täglich einen teil daraus als story posten, und wöchentlich daraus eine zusammenfassung im feed posten, und damit meine eigenen denkbewegungen vielleicht auch genauer wahrnehmen. ich könnte den ins-schreiben-kommen-muskel trainieren, und regelmäßig schnell und saftig aus dem kompost von ein, zwei wochen einen brief schreiben, also ein gedicht, das ich gleich veröffentliche. ich könnte mein recherche-material viel großzügiger und systematischer teilen, könnte meine weirden rabbit holes teilen, damit genau das machen, was ich mir von anderen schreibenden wünschen würde, nämlich einen langen blick auf den schreibtisch teilen, den prozess teilen, nichts horten, sondern in den raum stellen, was da ist, was mich fasziniert, meine obsessions. und ja, ich könnte vielleicht auch wirklich die lesung in dresden mal bewerben.

James Baldwin in The Fire Next Time, gefunden in Maggie Nelsons On Freedom: Four Songs of Care and Constraintmir fällt zu bayo akomolafes play/game unterscheidung james baldwin ein, die angst vor den wirklich freien räumen, vor der großen freiheit, vor den gedichten: I have met only a very few people – and most of these were not Americans - who had any real desire to be free. Freedom is hard to bear.

Das Freundi hat die Idee, dass die Nervigkeit mancher mittelalter Frauen aus ihrer Bedürftigkeit kommt, aus ihrem gesteigerten Wunsch nach Aufmerksamkeit, aus den vielen kleinen Bühnen, die sie sich jetzt endlich nehmen, und das macht natürlich Sinn, in einer Phase, in der viele Frauen zum ersten Mal wieder etwas mehr Zeit für sich haben und gleichzeitig auf einmal aus dem Raster eines allgemeinen Interesses rausfallen, unsichtbar werden für den männlichen Blick, der für viele (vermutlich oft ungewollt) Teil einer gängigen Währung bleibt, Nachholbedürfnis, Selbstvergewisserung, da bin ich noch, so bin ich also. Und ich habe grundsätzlich großes Verständnis für diesen Vorgang und will mich dennoch nicht immer von ihm überrollen lassen.

Bin heute wohl vor allem Technik-Talisman für die Menschies, und let-me-google-that-for-you-leri.

vielleicht ist das der entscheidende part: herausfinden im schreiben. going to the page to have an experience. forschen im aufeinandertreffen lassen meiner figuren, die natürlich teile von mir sind, die teile von welt sind, die zusammen etwas heraus finden können. und dann punktuell ergänzen mit meiner recherche, ein bisschen cold reading und zauberei weiterlesen, ein bisschen über hexen, ein bisschen über spiele, ein bisschen über body modifications und tätowierungen; es geht ganz grundsätzlich um selbstbestimmte aneignung von welt, mit all ihren slippery slopes, und den prozess des schreibens einer erzählung im weitesten sinn (i swear i wanted to write a story) will ich genau so selbstbestimmt mir selber aneignen.

von was bin ich wirklich betroffen? was macht mich wirklich betroffen? welches leid, welche mißstände, welche ungerechtigkeit kann ich nicht ausblenden? wogegen arbeite ich wirklich an? was ist bei mir ego-tour, soll heißen: gegen was gehe ich in widerstand, weil es teil meiner identität ist, dagegen in widerstand zu gehen, weil es mir zugehörigkeit und sinn verschafft? (das lässt sich alles nicht präzise aufdröseln, was woher kommt, ist verschlungen.)

Miguel Sicart in Play MattersPlay is like language – a way of being in the world, of making sense of it. … As Sartre put it, “The desire to play is fundamentally the desire to be.”

15. September 2024

Báyò AkómoláféPlay is uncircumscribed, spilling beyond frameworks. Indeed, it is the restlessness of the frame. When we build walls around play, we create games. But it is an unfortunate irony of our modern moments that we seem to have a lot of games and no room for play.

der rauschige regen am abend, SO SCHÖN
die windige sonne am morgen, SO SCHÖN

ein titel eines lieds ist auch eine überschrift, die kann vorauseilend oder nachträglich erstellt worden sein und vorauseilend oder nachträglich wahrgenommen werden.

(mein mantra kommt auf einem motorrad an und spuckt erstmal auf den boden)

gedichte als texteinheiten, die in gelenkwasser schwimmen, die in sich verbunden sind, die miteinander klingen, die überhaupt klingen, also mehr sind als ein mechanisches skelett, das laufen kann.

(der versuch, ein mantra für mein schreiben zu finden, also etwas zum festhalten, das angst nimmt und trost gibt, eine zuversicht, eine intention)

special skill mancher freundis: mir helfen, meine eigenen werkzeuge bei mir selber anzuwenden.

(ein mantra ist melodisch, merkbar und wiederholbar, fast liedtext)

schreiben, oder notieren, als einfaches, kostenloses werkzeug, um aus sich heraus zauber und kraft und trost generieren zu können, als erinnerung daran, dass wir nicht alles im außen suchen müssen, nicht immer anleitungen und gurus brauchen, sondern nur die allereinfachsten mittel, ein paar minuten am tag und olles kopierpapier; ein schutzzauber gegen machthungrige seelen und sprachkäfige.

von eichhörnchen geklacker geweckt worden

14. September 2024

das harte dächlein der pistazien-glasur über dem schmelzenden eis.

sifting through the compost. trying again and again to write about the same stuff.

fies fand ich gestern in dem film eigentlich nur die stelle, als die eine seele erklärt, warum sie in der stimme einer mittelalten weißen frau spricht: weil ich damit alle am besten nerven kann. was ich kurz lustig finde, aber leider dockt es vor allem an meine eigene internalisierte abwertung von mittelalten frauen an, die ich immer wieder beobachte und die ich nicht vor mir selber unkommentiert lassen will. über die ich noch eine weile nachdenken muss, wer steht da eigentlich für was?

13. September 2024

KLEINER HUND AUF DER HAND

frühstück nach einem frühen arzt-besuch, ist, wenn der besuch nicht beunruhigend war, und vielleicht manchmal sogar dann, eines der besten frühstücke. ist verwandt mit dem abendessen nach dem duschen nach der fehlgeburt, dieses bier im schlafanzug.

Kinder und Beutel (eins öffnet und schließt lauthals kichernd (was in dieser Kombi vor allem Kinder können) den Reißverschluss des Geldbeutels seines Erwachsenen). Natürlich rollen irgendwann die Münzen raus und in alle Richtungen. Schlaf.

Ich fuhr unbemerkt und immer unbekümmerter Auto, im Traum ist das immer weniger ein Problem, habe nicht mal mehr ein schlechtes Gewissen oder Angst, erwischt zu werden ohne Führerschein – spannend, dass ich also wohl auch im Traum mich an Dinge gewöhnen kann.

12. September 2024

Auf dem Markt klonkern die metallernen Schließen der hängenden Hosenträger schön im Wind.

ich bin so froh um diese kompost-arbeit, dass ich mir damit zeit und raum gebe, sachen nochmal genauer anzuschauen, quellen nachzulesen, zitate und texte wiederholt zu lesen. heute habe ich, aufgrund eines zitates von sara ahmed, über deren arbeit ich im nachdenken über die feministische zitierpraxis wieder gestolpert bin, (endlich! endlich) begonnen, judith butler direkt zu lesen, und ich bin (natürlich) berührt und angeleuchtet, und hätte das schon viel früher mal machen sollen:

Judith Butler in dem Essay Violence, Mourning and Politics in Precarious LifeLet’s face it. We’re undone by each other. And if we’re not, we’re missing something.

This seems so clearly the case with grief, but it can be so only because it was already the case with desire. One does not always stay intact. One may want to, or manage to for a while, but despite one’s best efforts, one is undone, in the face of the other, by the touch, by the scent, by the feel, by the prospect of the touch, by the memory of the feel.

von dort zu gender und sexualität als a mode of being dispossessed, und was das aussagt darüber, wie wir mit der welt in beziehung stehen; butler springt mit großer leichtigkeit von einem thema, das mich beschäftigt, zum nächsten, und webt dabei einen teppich, auf dem ich vermutlich schon lange fliege, weil butler so viele menschen beeinflusst hat, die mich beeinflusst haben und beeinflussen.

und ich muss und werde kein theoreti, and i can and will come undone in reading.

11. September 2024

So eine überraschende FREUDE, mit Tinte zu zeichnen – wie das fließt, wie ich ganz anders mir selber folgen kann, wie ich hirnschwappe, aber eben zeichnerisch, wie in den Schulheften früher, das steckt da natürlich auch drin. Dem hinterher, dem hinterher!! (zum Glück diese alte Schublade geöffnet)

So glad I went out and saw the evening sky, these clouds and colors are just fucking presents.

Irgendwo unter der Freude an dem Abendhimmel taucht die Erinnerung an eine Zeit auf, als meine Abendspaziergänge und das wöchentliche Baden in den Mineralquellen meiner Geburtsstadt, mit meiner Mutter und ihrer Kollegin, meine einzigen Tröste waren, die einzigen Momente, in denen ich mir kurz erlaubt habe, mich zu fühlen, aber auch nur ein bisschen, so viel, wie eben ging.

Wir bräuchten vermutlich alle so viel mehr Ruhe und Raum um Dinge zu betrauern.

diese ganzen englischen Selbstgespräche schon auch sehr lustig

binary MESS

Janice Mirikitani für June JordanIf politicians were required
before they are allowed to take office
to write a good poem,
we would be bothered with fewer
politicians.

10. September 2024

ich spüre immer mehr, wie sich in mir etwas zusammenbraut, auch wenn ich heute wieder keinen konkreten schreib-output hatte für die erzählung, aber es strudelt und fügt sich etwas in mir und ich rühre immer schneller im kessel, schütte noch was dazu und noch was, hab ja genug auf den regalen stehen, und bald ist es so weit, bald destilliere ich daraus etwas, fülle es in über 14 tragbare flaschen um und stapfe los.

LOOK AT HOW I AM GENESING

aus diesem InterviewInterviewer: In what ways – if any – does your gender identity play a role in your experience as an artist?

Everest Pipkin: Gender is generally not my subject, and sometimes I bristle at the expectation of performing queerness through my work, as if the lens of my life were so painted by otherness that what it sees becomes always marked. Because so much of my time is spent in isolation (in the studio, but also in my broader life — I live alone, very rurally) performative gender is not a part of my daily fabric. Most days I am not witnessed, I do not perform, and I sink into my body in the way I sink into my bed; easily, with great fondness.

But in that a landscape is not a landscape until it is framed by a human view, gender is of course a part of my frame (even if it is not always the subject of what is contained inside). All of the themes of my work must pass through that window, informed by such statements as “I remade and relearned to live in this body as an adult, a process that is ongoing”; “The line between me and the environment is blurry at best; the self gets lost in the texture (and I like it that way)”; and even “I am one of many animals in this world, and in that vast relationship of connections there are so many thousands of ways to be present and to be witnessed, what is my gender to a crow?”

(yes! yes! yes!) (und: what is my gender to a crow?)

In der Erde der umgetopften Zitrone tauchte ein sehr kleiner Pilz auf, winziges Dächlein auf extrem dünnen Stiel. Ich schaute ihn im Laufe eines Nachmittags drei Mal an: beim ersten stand er gerade. Beim zweiten meinte ich, ihn etwas seufzen zu hören. Beim dritten Anschauen war er fast nicht mehr sichtbar, in sich zusammen gefallen, tat er so, als wäre er bereits wieder Erde.

und jetzt kann ich es auch wieder sehen: es könnte keinen schöneren ort zum genesen geben, wie draußen die linde leicht im wind schwankt, und in der loggia die großgewordene zitrone die abendsonne einfängt, und das licht schräg durch die welligen alten fenster fällt und den ganzen raum nach und nach erleuchtet, bis alles strahlt, alles da ist, alles an ist

bin wirklich etwas verknallt in die poesie des barnacle goose experiments – so lange beschäftigt sich doch kein mensch sonst mit einer form von lyrik, spiele sind einfach die besten vehikel

einen faltermotterling fotografiert, herbstluft gerochen

ich lese weiter über june jordan und denke darüber nach, dass ich diese eine zeile von ihr (A poet is somebody free) in dem newsletter einer weißen dichterin fand, die die beiden zeilen danach nicht mit aufnahm und mit der ersten zeile ihre eigenen angebote bewarb, unter anderem eines, das auch poetry for the people heißt, wie das programm, das jordan in berkeley gegründet hat, und ah, das fühlt sich nicht gut an, das ist ein ausnutzen und eine form von ausbeutung, und vielleicht sogar noch stärker, gerade weil die weiße dichterin so „gut“ sein will, weil sie ein bisschen politisch sein will, weil ihr poetry-for-the-people-angebot ein fundraiser werden soll für eine organisation, die menschen in den usa zur wahl der demokratischen partei bewegen will, was eine ganz andere form von politischer dringlichkeit ist als es die von jordan war. und dass die weiße dichterin auch noch audre lorde zitiert auf ihrer startseite, und wie das so eine feine linie ist zwischen bewunderung und aneignung.

und es macht mir wieder einmal die bedeutung einer liebevollen, großzügigen, wege aufweisenden (wie kam das zu mir, was enthält es noch) zitierpraxis klar; wie wichtig ich diese feministische praxis finde; wie gewaltvoll es sein kann, sätze und gedanken aus ihrem kontext zu lösen.

So viel Sprache im Kopf beim Aufwachen, die musste ich auch erstmal heraushusten, auswerfen, in einem Papiertaschentuch auffangen.

9. September 2024

CAConrad in diesem Gespräch mit Alice Notley über Lyrik, Trance und TarotThoreau asked us to walk, or saunter, as though all ground is holy, and in that exercise beautiful occurrences will be had.

Todd Tremlin in Minds and Gods: The Cognitive Foundations of Religion, gefunden via Allison ParrishThe central role that religion plays in people’s lives is to get things done, to make things right and to keep them that way. – uff, alle drei Aufgaben genau genommen sehr gruslig

erzieht mich alles dazu, mehr freude an und im moment zu haben

Everest Pipkin im Barnacle Goose Experiment, einem slightly nerdigem und stark humorvollem abiogenesis body horror idle clicker – ich liebe so, wie sehr dieses Spiel aus SPRACHE besteht, aber eben nicht nur, sondern auch aus Musik und Fantasie und Logik und Ordnung und Zauber und ZEIT, es hat eine unglaublich temporale Komponente; es erfrischt mein Hirn immer sehr gutyou feel stronger.
looked at radio.

die große freude, menschen auf youtube in ihren werkstätten beim werkeln zuzuschauen. vor allem, wenn sie zu absurden längen gehen, sich „kurz mal“ kleine halterungen und zwischenstücke 3d-drucken oder zig stunden aufbringen, um die t-slots in der platte ihres standbohrers passgenau mit einem gegenstück auszufüllen (aber die satisfaction, wenn das teil dann genau hineinklickt!). liebe auch sehr das mitgehen bei verschiedenen ansätzen, wenn man mitbekommt, wie eine idee ausprobiert wird und dann nur halb klappt und es dann ganz anders versucht wird, oder nur ein klein bisschen angepasst, genau so ist es ja immer in einer werkstatt.

(adrienne maree browns being satisfiable als grundfähigkeit)

die gezeichneten öbste und gemüse, die ich dem freundi schenke, machen mir selber LUST zu zeichnen.

im bus und in der badewanne unwillkürlich immer wieder eingenickt, also wirklich weggekippt, das kam sehr aus meiner müden tiefe.

June Jordan in The Difficult Miracle of Black Poetry in America, or Something Like a Sonnet for Phillis Wheatley, ein unglaublich schmerzhafter und gleichzeitig extrem schöner Essay über die erste veröffentlichte Schwarze Dichterin in den USAA poet is somebody free. A poet is someone at home.
How should there be Black poets in America?

8. September 2024

jemand hat eine obsession für hängebauchschweine. ein hängebauchschwein läuft alleine durch einen biergarten. ich mag das natürlich. und vergesse immer wieder, wie groß die werden.

7. September 2024

überschriften haben auch etwas musikalisches, weil gliederndes. sie schaffen einen grundrhythmus in einem text, und färben den jeweils kommenden abschnitt ein bisschen vor.

und nachträgliche überschriften sind vielleicht ein verständnis schaffendes element, sind die aufgabe, das wichtigste element oder die grundstimmung eines abschnitts heraus zu filtern. im wissen, dass da immer noch mehr drin ist, dass eine überschrift nicht alles halten muss. könnte ich monaten nachträglich überschriften geben, den kompost gliedern? nein. also vielleicht doch, aber es fühlt sich irrsinnig anstrengend an.

in der erzählung sind die hilfsüberschriften gerade gleichzeitig nachträglich (weil ich ja schon skizziert habe, was passieren soll) und vorauseilend (weil ich ja noch keine vorstellung davon habe, was wirklich passieren wird).

bayo akomolafe macht so ein bisschen ja auch cold-reading/wahrsagerei moves – wenn du gegen solutionism bist, dann brauchst du auch keine solutions parat haben. und gleichzeitig sehe ich hier wie dort zauber und poesie, und das sind keine lösungen, aber kleine tiere, auf die wir uns setzen können und die uns an eine bisschen andere stelle bringen.

wir schulden einander keine gesundheit. (bzw was ist das eh für ein ungeklärter, schwammiger begriff mit der gesundheit, dieser abwesenheit von krankheit, als wäre das so leicht zu bestimmen.)

das erbsensuppengrüne küchenbuffet, und daneben auf dem regal steht ein kleines, fast erbsensuppengrünes puppenküchenbuffet, und darin ein ganz kleines weißes küchenschränkchen aus einem puppenhaus.

6. September 2024

Ein nächtlicher Spaziergang, ein ruhiger Platz kurz vor den Kleingärten, zwei Menschen mit E-Gitarren an einem Kiosk mit einer Lichterkette, drei oder vier Zuhörende nur hinten im Dunkeln, und es hatte einen so filmischen Vibe (Only Lovers Left Alive, die Leipzig Ausgabe), und es war vermutlich vor allem so schön, weil wir nur einen Moment stehenblieben, weil wir daran vorbei zogen.

des freundis überschriften sind doch auch einfach behälter, oder? eine rahmung, die einen blick lenkt, manches möglich macht und anderes eher ausschließt. und die dürfen random sein, oder poetisch, oder lustig oder präzise. oder sind es talismane? und wäre das hilfreich für meine kapitel in der erzählung, wenn die bessere überschriften hätten? bisher ja nur grob gezimmerte hilfsüberschriften, tumbes packen der themen darin. headings as little spells. (ah und es gibt vorauseilende und nachträgliche überschriften, das ist natürlich auch eine wichtige unterscheidung.)

und auch ich bin wieder mal ganz am anfang mit der website, mit der ganzen arbeit, und ganz am anfang ist natürlich nicht ganz am anfang, aber an einem anfang – es ist so viel veränderung passiert und dort bildet sie sich noch nicht ab. aber das kommt.

Ri bitte

sollte ich mehr meiner recherche für den text teilen? bilder und ideen und diese kleinen fetzen über spiritualität und tätowierungen und manipulation usw? würde das alles auch für mich griffiger machen, und wäre das eine idee, um insta freudvoller zu machen, wenn ich diese fitzel dort teilte? wie ist das überhaupt mit insta, hat das veröffentlichen im kompost darauf nun einen einfluss oder nicht? und was ist mit den briefen.

i think i have grown fucking strong roots this year

Die riesige Hornisse. Wie sie uns beiden jeweils einen Besuch abstattete, auf der Decke zu uns hinstolperte, die Beine doch viel zu lang, um wirklich zu laufen, aber sie wollte laufen.

Unsere verschrammten bunten Körper, überall Zeichnungen aus Kratzern, blauen Flecken, Haaren, Dreck, Gras, Abdrücken, Adern.

wie scharf sehen andere menschen die welt? sehen die meisten menschen die baumrinde in dieser erstaunlichen detailtiefe? wie künstlich mein sehen ist, immer durch ein optisches hilfsmittel gesteuert. könnte ich mein sehen dadurch noch ganz anders manipulieren?

was das freundi alles gesehen hat auf der reise (eine kirche wie mein gepunkteter unterarm), wie es in gedanken eigentlich immer noch auf dem fahrrad sitzt

5. September 2024

dieser wuchtige warme nächtliche wind, das bin ich

heute gesungen! natürlich heute gesungen.

mich interessiert die metapher einer schnurrenden, gut geölten maschine für mein „unternehmen“, meine arbeitsprozesse, nicht mal mehr. das macht nichts mehr mit mir, ich habe wirklich mein ganzes productivity porn ding abgelegt. mich interessieren SO ANDERE DINGE gerade.

Allen Ginsberg in Footnote to Howl(The world is holy! The soul is holy! The skin is holy! The nose is holy! The tongue and cock and hand and asshole holy!)

keine Heiligkeit hängt an einer Exklusivität

4. September 2024

lustig und gleichzeitig erschreckend, wie chatgpt mir gedicht-auszüge zeitgenössischer dichter:innen zu exakt meinen talisman-themen zusammenstellte, ich kurz auf den ersten blick ganz aufgeregt war, weil so vieles passte, und gleich darauf so bestürzt über die schlichten zeilen, die alle DURCHGEHEND ERFUNDEN waren. und als ich fragte, aus welchem band von hilde domin das denn nun sei, bot es mir zwei antworten an und fragte, welche ich bevorzugte: „Das Gedicht “Talismane” stammt nicht direkt von Hilde Domin, sondern es war eine kreative Zusammenstellung, die ich ausgehend von ihren typischen Themen und stilistischen Merkmalen angelehnt habe.“ oder doch lieber: „Das Gedicht “Talismane” von Hilde Domin stammt aus dem Gedichtband “Aber die Hoffnung”, der 1982 veröffentlicht wurde.“ – öhm klar, ne. chatgpt kennt eben wirklich auch das gift, zu sehr gemocht werden zu wollen, und bringt es kaum übers herz zu sagen, dass es etwas nicht weiß, es blubbert und blubbert weiter und weiter.

ich konzipiere gerne workshops und schummele viele wirs in die ichs

vielleicht die richtige frage für mich gerade: what makes me WANT to draw?

die neue brille wie eine bonusrealität
so viel mehr blätter an den bäumen
so viel mehr tiefe, wie rumlaufen mit fernglas

3. September 2024

so voll wie tetris verfischte ich immer wieder um zwischen körpern anderer hindurchzukraulen in jeder lücke ein paar schmetterlinge ansonsten mitgebrustet brust geht immer cometorest voraus nee eigentlich immer der kopf voraus

früher hab ich mich meistens so verhalten, als hätte ich noch ENDLOS zu tun, heute verhalte ich mich immer öfter so, als hätte ich REIN GAR NICHTS zu tun. und was für ein spaß das ist!

wie meine käppi ein kleines portables dach über dem kopf ist

das mit dem integrieren dieses sommers, der neuen unbekümmertheit, der neuen freude, ist vielleicht ein bisschen wie mit dem schmetterling schwimmen – das kann ich jetzt, zumindest ein bisschen, zumindest besser als zu beginn des jahres, ich habe hilfe dafür bekommen und habe es geübt und jetzt habe ich einen rhythmus und baue ein muskelgedächtnis auf. und ich werde das noch viel weiter verfeinern und verbessern, aber ich kann es eben auch schon in den grundzügen und das wird nicht mehr weggehen, und auch die freude daran nicht.

ich muss mich vielleicht ein bisschen loslassen, um bei meinen figuren anzukommen, also ist es vielleicht doch sinnvoll, zuerst zu kompostieren?

die wärme & die ersten sich verfärbenden blätter, meine tiefe müdigkeit & mein drang in den tag, der wacklige kompost & ein erster zaghafter hirnschwapp

ist tanzen eine metapher für alles? (so inflationär im gebrauch wie gärtnern?)

kompostieren bei offener tür

(how nice that you slept in on your first back to work day, you need to be rested to work)

2. September 2024

ich glaube langsam, so fühlt sich sicherheit eigentlich an, so fühlt sich vierzig-sein an, so fühlt sich mein leben hier auf diesem krümelnden vulkanrand an.

(Wie das Kind mehrfach fragte, ob ich mir das auch wirklich gut überlegt hätte, mit diesen Tätowierungen, die nicht mehr weg gehen, nö, antwortete ich dann immer, hab ich nicht und das ist auch gut so. Aber ob sie denn wohl abgehen würden, wenn ich lange genug dusche?)

Die Dosistitration, hier ein Herausfinden und Ausprobieren, was und wie viel ich überhaupt gerade aufnehmen und lernen kann. Honour your capacity and limits to take in learnings. You don’t have to gulp down the whole overflowing spring at once, you can bottle parts of it up and put them on a shelf and just know that they’re there. Nothing goes away. Aber ich hab auch gar keine Angst, dass diese Quellen versiegen, ich muss sie vielleicht gar nicht abfüllen. I just want to tend to them all.

connection doesn’t come from sameness.

Kaum bin ich mal eine Woche nicht am Rechner, vergesse ich, wie unglaublich anstrengend diese Arbeit am Computer für meine Augen ist.

Wie darf ich überhaupt sagen, dass die Konferenz zum Rechtsruck im Kulturbereich am LCB zu spät kommt, wo ich doch selber nichts Konkretes tue, nichts organisiere, nichts systematisch angehe, immer nur diese schwammigen kleinen Brücken baue? (Die AfD schicke ihre besten Leute in die Kulturpolitik, sagte das Freundi, denn sie wüssten, dass sie von dort das Ruder umdrehen könnten – was ich nur halb glauben kann und was auf eine Art seltsam tröstlich klingt in unseren Ohren, denn dann hat Kunst ja wirklich weiterhin ein widerständiges, gestaltendes, wildes Potenzial; allerdings weiß ich nicht, ob wir dabei Kunst und Kulturproduktion verwechseln. Aber wenn sie uns so doll einhegen wollen, müssen wir ja gefährlich sein.)

Die Übergänge scheinen schlaflos zu sein, or:
With troubled sleep

1. September 2024

die vielen menschlichen körper, die in berlin überall liegen, in hauseingängen und büschen, auf böschungen, straßenkreuzungen, bänken, stromkästen; meine nachhaltige fassungslosigkeit darüber, dass das alltäglich ist, dass wir diese schlichteste aller gemeinschaftsaufgaben (ein kleines dach über dem kopf, ausreichend essen und trinken für jedes) nicht annähernd gelöst bekommen.

Alltonna in Hamburg

Maske tragen hat auch was Fuchsisches. Das Nicht-lächeln-müssen. Den Fuß stark hinstellen neben den alten Manspreader neben mir und nicht lächeln. Und dann meinen Fuß auf das andere Knie zu legen, um mit dem Turnschuh meinen Grenzbereich aufzuzeigen. Und irgendwann ging er und suchte sich einen anderen Platz und ich war komisch stolz darauf, einmal nicht höflich gewesen zu sein. Und hinterfragte es natürlich auch gleich wieder.

Geht das Schreiben eher verloren, wenn es kein begleitendes Notieren gibt? Weil dann alles immer GROSS sein und sich anfühlen muss, und das so viel Kraft und Motivation braucht?

(Ich beobachte und lerne langsam, wie der Literaturbetrieb tatsächlich auch seine eigenen Schreibenden frisst. Da genauer noch hinschauen, nicht nur zu denen, die gerade gebucht und weiter gereicht werden.)

(Müsste der Tagebuch-Workshop eigentlich ein Notieren-Workshop sein? Mit einem Seitenstrang zum Tagebuch?)

(oh je heute wird gewählt, heute wird sich erschrocken werden)

31. August 2024

Ich fahre so gern Rolltreppe mit dir.

30. August 2024

Gewölle als Metaphern
und angeblich sind Gewölle kein gutes Party-Thema

cringe wer schon vierzig ist

Texte dringlich an jemanden richten (to the hedgehog, lieber Gerüstbauer, an die Wolke).

Polyamory is for letting yourself be known in deeply different ways

Im Traum einen dünnen jungen Greifvogel gefunden oder gerettet, ihn abtrocknen müssen und wollen, und er wurde ruhig im Tuch und ich konnte seine Augenlider und sein Gefieder betrachten, und seinen kleinen Herzschlag spüren.

29. August 2024

und es ist so wie ich mir das wünschte, denn es ist genau so, wie es ist

C. D. Wright in LivingMeant to tell F this morning about dream of eating grasshoppers, fried but happy. Our love a difficult instrument we are learning to play. Practice, practice.

(kleiner ärger darüber, dass in der schönen, zarten besprechung des anderen wright gedichtes mit der mortgage und dem spülwasser es überhaupt keine rolle spielt, dass wright eine frau ist und ein kind hat, obwohl das immer noch grundsätzlich die perspektive auf arbeit und geld verschiebt, ob wir es wollen oder nicht)

Uff, es ist doch ein bisschen schwer über Arno Schmidts objektifizierende Beschreibungen von Frauen drumherum zu lesen, also die seines Erzählers

Ob das Freundi manchmal auch zu Musik weinen muss, wollte ich es noch fragen.

Nägelabschnitzel (schreibt Arno Schmidt)

28. August 2024

Die Stapelsteine – ich hab zuerst gar nicht erkannt, was für ein Spielpotenzial die haben, aber das Kind hat sie vom ersten Moment an ergriffen und auf zig Arten eingesetzt, als Hocker, als Hut, als Stationen im vom Kind angeleiteten „Sport“, als Parcour etc. Sie sind bunt und leicht und stapelbar und groß, und damit ermöglichen sie viel selbstgesteuerten Umgang, und das unterschätze ich, glaube ich, immer noch: wie viel Lust und Bedürfnis Kinder haben, auch ihre Umgebung zu gestalten.

links ein Sonnenuntergang und rechts ein fliederfarbener Nachthimmelbeginn

Des Kindes plötzliche Andacht im Dom, nach den großen Motzungen, wie fasziniert es vor einem Bild stehen blieb, auf dem ein Bischof in rotem Gewand ein Kind in rotem Gewand segnet. (Später: Was ist ein Segen? Ein liebevoller Zauberspruch, ein wohlwollender Wunsch, ein Ausdruck von Machthoheit.)

27. August 2024

Ein Tall Bike in einem Wohngebiet

Diese nachspürenden Einschlafmomente, das Kind neben mir, zuerst wühled, dann zuckend, dann regelmäßig und ruhig atmend. Es ist wohl meistens irgendwie gut, gemeinsam eine Weile im Dunkeln zu liegen.

In jeder Beziehung mich von jeder anderen Beziehung erholen. Weil anderer Input, anderer Umgang, anderer Teil von mir aktiviert, andere Wahrheiten vorhanden. Lernen: Unterschiede noch viel präziser wahrzunehmen. Distanz nicht nur als notwendig zu sehen, sondern sie sogar zu feiern.

Das Freundi, das so gut und klar und dringlich schrieb, was es nicht mehr tut, seitdem es ein Kind hat, und es auch nicht vermisst. Eine Art von Neid vielleicht, der da in mir auftaucht – hätte ich auch gerne eine so geerdete Phase, in der alles einfach so ist, nichts weiter benannt, fest gehalten, verarbeitet werden muss? Animalisch, fällt mir da (vielleicht unfairerweise, überheblicherweise) als Begriff ein, für meine Vorstellung einer solchen fühlenden, freien, sich selbst tragenden Zeit.

Im Traum ein umstrittenes Tanzstück, eine umstrittene französische Schule, eine Turnhalle für mich, aus der ich mir eine blaue Matte nahm, eine Hornisse in den Oliven

26. August 2024

Vivian Maier (Wer oder was hat ihr Auge geschult? Und wie erfreulich diese Arbeit als Gesamtwerk, das so wenig selbst kuratiert wirkt, so wenig begrenzt durch einen bewussten „Style“, eine Markenbildung.)

Mein Gesicht glüht. Ich war draußen. Ich bin nicht in „meinen Themen“, und ich bin trotzdem in meinen Themen.

Also wenn wir jetzt wirklich an diese Donau gehen, dann flippe ich aus. Wollt ihr ein schreiendes Kind, wollt ihr das wirklich?

(Wie wir mit Geschenken natürlich etwas über uns aussagen wollen.)

Die unglaublich rührende Besessenheit und Bedächtigkeit des alten Manns im Mineralienladen, wie sehr er sich mit allen Steinen auskannte, sie vermutlich in großen Teilen selber gesammelt hatte, wie er keinen verkaufte, ohne ihn noch zu erklären (dunkler Porphyr mit Leopardenflecken aus Feldspat-Einsprenglingen), wie er fast alles in seinem Laden vermutlich selbst gebaut hatte, wie voll und eng und alt alles darin war, wie viele Menschen dort nach Schätzen suchten, wie er nach jedem Verkauf mehrere Minuten brauchte, um die verkauften Steine von Hand in sein Heft einzutragen. Zu der Kundin vor mir: Bei diesem Betrag schenke ich Ihnen eine Tragetasche dazu, die ist sehr stabil, gut geeignet dafür, wenn Sie Steine sammeln gehen oder um Konserven einzukaufen.

Moschmosch guten Morgen du Schlafmütze, so kuschelten wir uns in den Tag, und alles schmerzt und alles ist schön, und wir haben viele Croissants gegessen.

Endlich mal wieder geflogen im Traum, aber nur im Dunkeln oder in der Dämmerung zwischen den Bäumen, sonst wäre es aufgefallen.

25. August 2024

beim Einschlafen sagt das Kind, ich solle mich an es dran kleben

Bin gegen die Verflachung jedweder Person und ich
Bin mittendrin

Lieder als Behälter, um Gefühle zu fühlen

Kae Tempest in Salt CoastI love the way you push to get clear
I love the way you dance to get strong

um die Verletzungen herum weiter wachsen

Eine leise Traurigkeit ist heute auch da, ein Übergangsgefühl. Oder einfach die Müdigkeit, oder der graue Himmel, oder das (selbst verschuldete) Gefühl, überall zu spät anzukommen.

Gefühle sind erstmal Gefühle und keine Handlungen und keine Drohungen, und sie dürfen und sollen gesehen werden und können sich dann vielleicht auch wieder auflösen.

Ich will in genau die Verantwortung gehen, die sich aus jeder meiner Beziehungen ergibt, und genau deshalb darf die eine auch nicht in die andere hinein greifen, darf es aus meiner Sicht keinen Zugriff geben. Auch hier vielleicht das Missverständnis, dass hierarchiefrei „gleich“ bedeuten würde; dabei heißt es für mich zumindest vor allem autonom und gleichwertig, in aller vorhandenen spezifischen Unterschiedlichkeit und mit dem Umgang mit diesen Unterschieden.

Es tröpfelt ein bisschen und ist wirklich kühl und das Freundi brät für uns auf einem Wanderparkplatz unter Kiefern Pimentos und Tomaten aus dem Garten.

Margeaux Feldman in The Ways We’ve Been Taught to Love Aren’t Okay. They’re Traumatizing (was ich spannend finde, but also I want to see these bits a bit critically, because therapeutische Themen auf Social Media und Verkürzungen)Codependence says, „I won’t be okay unless you’re okay.“ Interdependence says, „I don’t need you to be okay. I can meet you where you’re at.“

Die Metaphern, mit denen wir Leben beschreiben – ein Lebensweg als Reise kann sich zielfixiert oder stark bewegungs/veränderungsorientiert anfühlen, ein anderes Bild für ein Leben (ein Tanz, ein Garten) könne sich prozess/jetzorientierter anfühlen – vielleicht mal Lakoff und Johnson dazu lesen, aber jetzt nicht, außerdem kann man ja auch so reisen oder so, so gärtnern oder anders.

von hier western cultures believe we must be alive for a purpose. to work, to make money. some indigenous cultures believe we’re alive just as nature is alive: to be here, to be beautiful & strange.

24. August 2024

es bleibt so krass so viele menschen so sehr zu lieben

während ich das klo putzte, dachte ich an all die zigtausend anderen menschen, die gerade ein klo putzen, und in was für umständen sie jeweils ein klo putzen, und mochte den gedanken, die unvermittelte gemeinschaft darin.Arthur Lee in Everybody’s Gotta Live (I had a dream the other night, baby / I dreamt that I was all alone / But when I woke up I took a look around myself / And I was surrounded by fifty million strong)

That even your pointy sharps couldn’t
Puncture my learned dry aching human shell

Kae Tempest in Salt CoastI love the way you dance to get strong

ah spannend, vielleicht könnte das wirklich ein weg sein, wie ich mich in diesen text hinein wiesele - morgendliche hirnschwapps, fünf minuten für die eine figur, fünf minuten für die andere, oder egal wie, auf jeden fall kleine schwapps in einen moment hinein, aus einem moment heraus, an dem ich selber noch nicht ganz logisch und klar denke, noch nicht im tag angekommen bin, noch nicht kompostiert habe, ich brauche dann nur diesen ersten kleinen samen, von dem aus kann ich loslegen und von dem aus passiert etwas. tagebuch schreiben für die anderen.

I want my structure and I want to puncture it.

Ein gestellter Wecker ist ja auch ein kleiner Container, ein Rahmen, in den ich hinein entspannen kann, der von der Technik mit gehalten wird.

23. August 2024

lavendeltee weil schlaftee aus

und geil, wie ich jetzt heimlich den kompost für morgen schon vorbereite, weil ich im vorbereitungsmodus bin, weil ich das zitronenbäumchen schon umgetopft habe, meine kleidung zusammengerollt, alles im flur gestapelt, weil ich morgen früh staubsaugen und schwimmen will, und vielleicht doch noch zwei, drei zeilen schwingen. es ist doch alles gut, mein alter refrain, ich lebe in so bebenden lebendigen schönen kontexten, ich mache so viel falsch, ich mache so viel richtig.

ich nehme arno schmidt mit in den urlaub, ich glaube, ich brauche gerade sprache, die bei mir alles wieder öffnet und durcheinanderwirbelt. ich will meinen kapiteln, die jetzt eine inhaltliche stringenz und klarheit haben, erstmal alles erlauben, ich will sie swirlen und aus dem ruder laufen lassen, ich will sie als eigene kleine bände in ihren eigenen kleinen farben jeweils eine weile mit mir tragen, die großen und kleinen fragen darin, und in diesen ausschnitten die muster des großen entdecken und ausarbeiten (fraktale).

wie viel schönes ich dieser tage gemacht habe! wie gut mir das tat und tut. und jetzt kommt ein anderer geschmack von schön, mehrere andere geschmäcker, und die will ich auch kosten und auskosten. mag wie der sommerwind sich in den haaren auf meinen beinen anfühlt. vor allem beim radfahren.

Die Wäscheabhängfamilie kommt gerade jeden Abend, und er trägt das Kind und sie den Wäschekorb und das Kind hat große Freude daran, einzelne Klammern zu lösen, plopp, und plopp, fallen die Klammern und die schwarzen Klamotten herunter.

verabredungen fahren ihre finger schon immer weit in die zukunft voraus, müssen gedanklich versorgt werden, stunden bevor sie eigentlich stattfinden, färben auf alles ab, was davor ist.

ok dieses kapitelkonzept im neuen text ist eigentlich gut, jetzt habe ich kleine bündel, die ich durcharbeiten kann, kleine sträuße, überschaubare beutel, das kann ich überblicken und mich reinfühlen – und es fühlt sich an, als würde ich auftragstexte schreiben, für mich aufträge erfüllen. aber vielleicht ist das nur der erste moment, vielleicht verschwindet diese awkwardness, ich bin es einfach nicht gewohnt, dass ich mir auf diese weise etwas VORNEHME, und das ist keine verkehrte übung, denke ich. wie hab ich das bei den heinis gemacht? was waren da meine gedichtsamen, woraus hat sich da ein textlein entsponnen? kann ich das harnessen? (i am wearing a harness bc i guess that’s what you wear in a love vortex) (sprache dann auch einfach ihr ding machen lassen)

Allen Ginsberg in KaddishLord Lord Lord caw caw caw Lord Lord Lord caw caw caw Lord

Ohne es zu merken über eine Stunde geschwommen; das ist schön am Lindenthaler Freibad, wo keine Uhr in Sichtweite hängt.

ok aber dann doch auch ein würgen bei dem consumer-research-as-poetry-artikel: Perhaps former poet laureate Rita Dove’s belief that poetry makes “the interior life of one individual available to others” (Dove 1994, p. 25) can serve as a rationale for the In international relations, a rapprochement is a re-establishment of cordial relations between two countries.rapprochement of art and science in consumer research. – das ist ja dann ein ausnutzen von lyrischem schreiben um letztlich einer firma mehr geld zu machen, um menschen also mit ihrem eigenen inneren zu catchen (und wieder: aber machen das die bach und ich nicht auch auf eine art? wir setzen überall hemmungslos unsere lyrik an und ein. fühlt sich das hier eklig an, weil ich da große firmen dahinter vermute? ist das für uns als zwei einzelne selbständige kunstis ein legitimeres marketing mittel?) (warum tauchen die firmen, die vermutlich eigentlichen auftraggeber, hier überhaupt nicht auf, ist consumer research so ein losgelöstes forschungsfeld, oder war es das zumindest?) – undaber irgendwie glaube ich zu sehr an gedichte, als dass ich glauben könnte, sie ließen sich instrumentalisieren, und wenn sie mit neugier und interesse auch aus unternehmerischen blickwinkeln betrachtet werden, ist daran nichts „falsch“ (ooh a binary!), sondern sollen sie doch, sollen sie doch schauen, wie sie mit unseren slippery spells arbeiten können.

ok das ist dann aber doch auch wieder steil: The poets of consumer research are ethnographers, introspective exhibitionists, brute empiricists, and mystics seeking to illuminate the production of consumption. – ich glaube, der ganze artikel will eigentlich nur, sehnlichst, eine erlaubnis ergattern, im wissenschaftlichen schreiben lyrischer werden zu dürfen. äh, dürft ihr, von mir aus.

was für eine krasse maske ein business-anzug eben doch ist, die seriosität und wahrgenommene „neutralität“ in dieser uniform – das wäre schon mein feld in richtung drag, das würde mich weiterhin interessieren, all das, was wir an macht und unfähigkeit an einen anzug hängen

hop on our brainbikes

In manchen Nächten ist Schlaf vielleicht einfach nicht so gut greifbar, auch das ist eine Realität. Liegt das bereits an dem nächsten Übergang, der allmählich auftaucht, durch das gebuchte Zugticket, durch die Gedanken, was ich nicht vergessen will, liegt es also an dem nahenden Ende meiner Woche für mich?

Das Freundi hielt und tröstete mich zum Ende dieser Nacht, steckte mir winzige Kekse (groß wie eine Blaubeere und auf einer Seite mit Schokolade überzogen) zu und hatte ein Schiff für mich heraus gesucht, es wohnte nämlich direkt am Hafen und vor seiner Wohnung schwappten wild die Wellen. Wir hatten nur ganz kurz Zeit, bevor ich los musste, und die verbrachten wir mit einem Computerspiel eines seiner Kinder, bei dem ich ein Segelboot aus einem vollen Hafen manövrieren musste, was ich so schlecht machte, dass der Rettungshubschrauber schon kreiste, als ich noch gar nicht ins Wasser gefallen war. Und dieses Spielen war ein guter Abschied, es war genau der richtige Move für die kurze Zeit, die wir hatten.

22. August 2024

(songs to dance myself to sleep)

wie ein ex-freundi mir vor ewigkeiten erzählte, dass der fahrlehrer sie in den fahrstunden bereits hat rauchen lassen, weil er der meinung war, dass diejenigen, die rauchen, ja auch später beim autofahren rauchen würden, und sie es deshalb besser gleich so lernen sollten – der random shit, der mir im gedächtnis bleibt, ja, aber irgendwas sagt es auch über das lernen aus, über einen notwendigen pragmatismus dabei.

Ich lande durch das Gespräch mit dem Freundi über technische Body Modifications, Elemente außerhalb oder innerhalb unserer Körper, die als ein weiteres Gehirn für uns funktionieren, wieder bei Michael Deans Vision von einem AI-gestützten Schreiblektor, eine digitale Entität, die die wilde Gesamtmenge unserer unzensierten Gedanken kennt, aus diesen und einem von uns vorgegebenem und eingegrenztem, sich aber laufend neu füllendem, Pool an Wissen (Bücher, Newsletter, Websites etc) schöpft, daraus Verknüpfungen, kritische Fragen und (Schreib-)Impulse generiert, und unsere ganz eigene Art zu Schreiben im Detail kennt und emulieren kann – und ja, und NEIN – ich will rabbit holes, ich will die irre Freude dieser Arbeit, die kompletten Zufälle, und ich will vor allem nicht den dritten Punkt, reverse engineer your patterns of prose, denn ich will nicht immer mehr „wie ich selber“ klingen, ich will nicht einen Modus perfektionieren und bei dem dann bleiben, das würde sich anfühlen, als würde ich mir einen Käfig bauen, den ich sofort wieder auseinanderreißen müsste. I want to pierce holes in my own structures and habits ALL THE TIME. (Alex Dobrenko zu Deans Vision: so much of writing works because you surprise yourself into it, and if a tool could make that surprise easy peasy no lemons needed, then might we as individuals and as a culture grow numb to it and/or seek surprise somewhere else?)

Würde ich wirklich eine solche AI-Schreibassistenz haben wollen? Ich kreise immer wieder darum, und habe mir bereits Werkzeuge heraus gesucht, mit denen ich das eventuell umsetzen könnte, und das drückt ja auch aus, wie überfordert ich selber manchmal bin mit der Menge meiner Notizen, ihren chaotischen, irren, zufälligen Wegen durch meine Innenwelt und die Außenwelt, ihren Wiederholungen (wie viele Male ich bestimmte Dinge denke, wie oft ich bestimmte Sachen immer wieder lese) – aber wie sehr liebe ich auch diesen Prozess des trödelnden Denkens, Verknüpfens, Gärens (the MOTLEY, not the contained energy of design but the catabolic heat given off by compost piles) – würde ich diese geradezu körperliche Freude nicht missen? Wie geht das mit dem indigenist research zusammen, mit dem Pflegen und Stärken der Beziehungen zwischen Ideen? Können diese Beziehungen wirklich automatisch generiert werden, kann mein Hirn da mitmachen? Ist das noch ein wirkliches Lernen, verknüpft sich da bei mir etwas anders, verknüpft sich da bei anderen etwas anders?

Meine Frage also eher: Wie könnte ich eine tricksterhafte AI-gestützte Schreibassistenz bauen? Eine, die mir Raum lässt, eine, die selber gaga ist?

und die fucking chronische frage wieder: würde ich immer so leben wollen wie diese woche, morgens stundenlang kompostieren und dabei fäden weiterdenken und einweben, mittags schwimmen und lesen, den rest des tages schreiben und weiter lesen und denken? könnte ich das, wäre das befriedigend? oder ist das eben wieder eine kapsel, die gut als kapsel ist, die es öfter geben sollte, die aber als dauerzustand nicht so bleiben würde, die einen eigenen, anderen druck aufmachen würde? wie lange könnte ich diese freiheit halten, was würde ich darin auf dauer von mir erwarten?

ich denke weiter über dana gioia nach, dem ich als figur mit viel nicht-binarität begegnen muss, ich merke, wie so kleine klischee-wertungen in mir hochschießen wollen, ich ihn als einfach nur konservativ einstufen will, aber nee, ich glaube, da sind noch andere ebenen. ich sehe sie, sobald ich den kopf ein klein bisschen neige. die bilder von ihm im achtziger jahre business dress erinnern mich an die bilder von fakir musafar aus dem modern primitives buch, in denen fakir wie ein „völlig normaler mann im anzug“ wirkt, und unsichtbar bleibt, in was für extremste formen von body play er seinen körper zwang. (was ist überraschender: jemanden in einem anzug zu finden, der sich regelmäßig an fleischerhaken aufhängt, oder jemanden in einem anzug zu finden, der regelmäßig gedichte schreibt?) (und natürlich ist beides nicht wirklich überraschend, das wäre ja zu einfach)

21. August 2024

Noch ein interessanter Fund aus dem Consumer Research Artikel: Dana Gioia (ein Dichter und ehemaliger Vice President von General Foods) schrieb 1983 einen Artikel über Business und Lyrik, und fragte darin, warum die „businessmen-poets“, die es gibt (und die in seinen Beispielen tatsächlich alles Männer sind), nicht über Wirtschaft schreiben: Our poetry, in short, seldom deals directly with the public institutions that dominate American life, or with the situations that increasingly typify it. Und zumindest auf die Schnelle fällt mir auch vierzig Jahre später kein Beispiel ein, bei dem eine Person aus dem Management Gedichte schreibt - es gibt eh schon relativ wenig Gedichte über Arbeit insgesamt und von Arbeiter:innen, aber von Menschen, die an kapitalistischen Entscheidungshebeln sitzen, über ihre Arbeit?

Eine Erklärung, die Gioia findet: Writing for oneself makes autobiographical exposition unnecessary. The poet can plunge immediately into the particular idea or experience that interests him. The organization can be complex, the ideas difficult, and the symbolism private. It doesn’t matter as long as the poet himself can follow them. They belong to the private world that is the poet’s mind.

Ich komme doch immer wieder zurück zu der Frage, für wen man schreibt (oder genauer: für wen man veröffentlichen will, das Schreiben in der Persönlichen Autonomen Zone muss natürlich, zumindest im ersten Moment, ausschließlich für einen selber sein) – das ist nicht egal, an wen man sich richtet, wessen Ohren man auf sich selber gerichtet fühlt, von wessen Grundverständnis man ausgeht und wie man versucht, von dort gemeinsam weiter zu gehen. Auch hier: Was für eine Art von Beziehung will ich gestalten mit den Menschen, die meine Texte lesen? Dieses Verbindungsstück, diese lebendige und sich immer wieder verändernde Entität zwischen mir und den anderen ist wichtiger als mein durchgearbeiteter, fertiger Text. Ich schleife meine Sprache nicht um ihrer selbst willen, sondern um der Wirkung willen, die sie vielleicht-hoffentlich-eventuell in einer anderen Person haben wird.

In dem Fall dieser „businessmen-poets“ ist dann vielleicht die Autonomität der Persönlichen Autonomen Zone dermaßen groß, weil sie finanziell so unabhängig waren von jeglichem Publikum, und emotional und zeitlich nicht so verstrickt in den Literaturbetrieb, dass sie radikal bei ihren eigenen Bildern und Ideen und Sprache geblieben sind. Was natürlich auch verlockend klingt, so rein und pur und genial, und diese Arten von Autonomie schützen eine schreibende Person vor Trends und Überarbeitung und einem zu schnellen Veröffentlichen, nur um weiterhin sichtbar zu bleiben.

Aber eigentlich frage ich mich vor allem: Wie stark war bitte das Erleben der Welt innerhalb dieser Dichter getrennt, warum interessierten sie denn selber ihre Erfahrungen in der Business-Welt zu wenig, als dass sie darüber schreiben wollten oder konnten? Eine Erklärung, die ich finde: Vielleicht mussten und müssen sie ihre Arbeiten dermaßen binär getrennt halten, weil ein zu starkes Hineinfühlen in den Business-Bereich ihn erschüttern würde, als Konstrukt untragbar machen würde. (His job … even tutored him in surviving alienation., gibt auch Gioia zu.) Und dann erinnere ich mich daran, dass ich selber seit vielen Jahren erst langsam den Mut aufbaue, um wirklich über eine Form von Selbständigkeit zu schreiben, über Situationen mit Kund:innen, über den Zwang und den Wunsch, sich eine eigene kleine Unternehmung aufzubauen.

ich schmetterlinge durch das wasser, und noch ist es anstrengend, aber es wird entspannter und immer freudvoller, ich liebe diese art zu schwimmen so sehr und will sie auch so lieben, und als ich am ende dann nochmal die flossen anzog für die letzten zwei bahnen, da bin ich wirklich geflogen, das war so ein schönes gefühl. in dem beinah leeren, leuchtenden becken, unter dem wolken-sonne-gemisch-himmel, unter den wieder so laut rauschenden bäumen, denn der wind war da heute, ganz stark da.

ich habe begonnen, auf einem großen blatt papier den großen bogen der geschichte zu notieren, den neuen bogen. was eine interessante und herausfordernde arbeit ist, ein balancieren zwischen einer leichtigkeit (denn auch das ist ein erster wurf, ein erster gang) und hoher konzentration (denn natürlich lege ich eine art von richtung fest gerade – aber wann, wenn nicht jetzt?).

Dana Meadows in Thinking in SystemsIn undisturbed ecosystems … the average individual, species, or population, left to its own devices, behaves in ways that serve and stabilize the whole.

David Graeber in Revolution in ReverseWhen one is asked to be “realistic” then, the reality one is normally being asked to recognize is not one of natural, material facts; neither is it really some supposed ugly truth about human nature. Normally it’s a recognition of the effects of the systematic threat of violence.

Und: Violence may well be the only way in which it is possible for one human being to have relatively predictable effects on the actions of another without understanding anything about them.

in den letzten jahren spüre ich, dass mich an dem nicht-binär-sein immer weniger der gender aspekt interessiert (auch wenn der weiterhin in so vielen alltagssituationen für mich ungelöst bleibt, aber genau darin wird es irgendwann auch mühsam, mich dauernd damit zu beschäftigen, ich kann nur immer wieder reibungsfläche anbieten und kleine widerstände hinein werfen und benennen, wie ich gesehen werden will; was andere damit machen, wie sehr sie sich aus ihren konstruktionen heraus bewegen können oder nicht, bleibt ihr ding), viel spannender finde ich inzwischen den weltanschaulichen, den philosophischen aspekt an dieser queerness, ihre eigentliche buntheit – nachzuspüren, wo sich ein binäres denken noch überall eingenistet hat, wann es für wen wie hilfreich ist, vor allem aber die frage, wie an den anderen stellen dieses zweigeteilte denken aufzubrechen sein könnte.

wie mit menschen in beziehung treten und die frage des „recht habens“ ganz weich und unwichtig werden lassen? wie mit menschen umgehen und ihre handlungen und aussagen nicht in ein richtig/falsch, klug/dumm, hart/sanft, progressiv/konservativ … raster einordnen? das ist, wenn man es tief und aufrichtig angeht, nochmal ein ganz anderes level von anstrengend als die ohnehin schon anstrengenden gender-fragen: menschen durchgehend in all ihren möglichkeiten zu sehen, in allem, was in ihnen jederzeit angelegt ist, in ihrer ganzen kunterbuntheit, ohne die praktischen griffe meiner verortung. und das nicht nur für die menschen zu tun, die ich ohnehin schon liebe, und anders: die menschen, die ich liebe, nicht durch meine positiven binaritäten einzugrenzen, sondern auch ihnen ihre gesamte fülle zuzugestehen. das braucht alles so viel präsenz, so viel energie, so viel anwesenheit in dem moment einer begegnung und in ihrem nachspüren.

auch: mich selber nicht einzuordnen in binäre raster, mir selber zuzugestehen, dass ich jederzeit von jedem bereich in einen anderen schlittern kann. was nochmal ein weiteres level von energie benötigt, ein nicht-betäuben und nicht-durchdrehen, sondern ein mit mir und meinem körper und all dem, was gleichzeitig über mich wahr ist, bleiben zu können.

das ist dann natürlich auch alles wieder zurück übertragbar auf die gender frage. aber das tiefe verlernen, das wir dort brauchen, ist vermutlich gar nicht möglich ohne das tiefe verlernen, das wir an allen anderen stellen brauchen. und das ist ganz klar auch eine frage von privilegien, von zeit, raum, geld, ressourcen, energie, um sich mit diesen themen intensiv zu befassen, um bewusst und entschlossen sich gegen alle abkürzungen und erzählungen und verortenden griffe zu stemmen, die einem seit klein auf mitgegeben wurden.

Ah, wie schön sich mein Forschen gerade bewegt, über was ich stolpere, wenn ich einzelne Fäden beim Kompostieren weiter verfolge – jetzt gelandet bei einem wissenschaftlichen Artikel A Role for Poetry in Consumer Research, weil dort das Rorty Zitat von gestern auftaucht, und so viele weitere Fäden, die ich spannend finde (zum Beispiel: Forster (1996, p. 22) describes instances where poetry by both physicians and patients “puts us in touch with the layer of feeling and meaning and sheer life that lies beneath the surface of our daily interactions.” Platt (1996, p. 231) describes the case of a 70-year-old patient who, when asked by her doctor to describe her symptoms of hyperventilation, returned the following week with a poem that, according to the physician, described her experience “better than any doctor-patient interview ever could.”), und ein großer Widerstand bei mir gegen die Nutzung von Lyrik (eine Angst vor einem Kleinmachen, weil es in einen funktionalen und eventuell kommerziellen Behälter gedrückt wird; also eher Angst vor einer Nutzbarmachung), und gleichzeitig die größte Freude und Erregung über diese Form von Arte Útil, das will ich nochmal in Ruhe durchkämmen, und das schließt irgendwie die Lücke zwischen diesen ganzen Fragen nach Research as Ceremony und dem poetischen Gehalt des Wahrsagens und meinem Schreiben, dem, was ich da eigentlich gerade tun will.

hab ich schon erwähnt, dass ich jetzt verstanden habe, wie man ins zwerchfell atmet?

woke up to wind so strong i thought it was rain

20. August 2024

standing in an x can also be dancing.

Die leise Peinlichkeit, von einem kitschigen Liebeslied berührt zu sein, ist verwandt mit der leisen Peinlichkeit, von einer Wahrsage-Sitzung berührt zu sein. Beides der Versuch, sich in fremden Zeilen zu finden, sich überall zu spiegeln, alles als sinnstiftende Elemente für die eigene Erzählung zu verwenden. In beidem die Scham, etwas Allgemeines (oder, im Falle der Lieder vielleicht etwas Persönliches, aus dem etwas Allgemeines gestrickt wurde) auf sich individuell zu beziehen und beziehen zu wollen, und darin die Scham, vielleicht doch nicht besonders zu sein, sondern eben auch ein bisschen wie alle anderen.

Lewis Hyde in Trickster makes this World (und motley heißt kunterbunt, bunt gescheckt, ein Narrenkleid)Structures always arise from exclusion. Think, for example, of how one might go about designing a flag. … To make a flag, we select only two or three of the colors available and from the infinite ways we might arrange them we settle on a single one. Only by such narrowing can the flag acquire identity. Then it means something. … The opposite of such structure is motley. … Once a mottled surface appears, it has a particular structure, of course, but the sense is always that it got that way haphazardly, by patchwork, and that it may not last. Motley bespeaks a lack of identity. Pied skin sometimes stands for the tattered flesh of the decaying dead, those whose identity is fast dissolving. Among the living, the character in motley is never the hero, never the king, though he or she has a freedom of motion those others lack. … Each of these is a figure of larger possibility - … not the contained energy of design but the catabolic heat given off by compost piles.

(my gender is motley)

Es bleibt mir wichtig, dass Zeichen Zufälle bleiben.

Richard Rorty in Contingency, Irony, and SolidarityA poeticized culture would be ohne which would not insist we find the real wall behind the painted ones, the real touchstones of truth as opposed to touchstones which are merely cultural artifacts. It would be a culture which, precisely by appreciating that all touchstones are such artifacts, would take as its goal the creation of ever more various and multicolored artifacts.

Wie viel Kunst in vielen Volkspraktiken möglich ist oder wäre, wenn wir sie nicht gleich verunglimpfen würden. Was hindert uns so oft daran, erst mal tiefer einzutauchen, Reichtum und Vielfalt in etwas zu suchen?

Marten Toonder, ein niederländischer Comiczeichner, in einem Interview zu der Frage, warum es ihm so schwer falle, seine Autobiografie zu schreibenWas in der Jugend geschah, ist häufig die Folge von etwas, das sich im späteren Leben ereignete.

Unsere völlig überschätzte Fähigkeit, uns präzise zu erinnern, ist auf jeden Fall ein timebending Element, wie auch Trauma und seine Folgen. Und das Transsein: natürlich sehe ich und durchsuche ich meine Kindheit und Jugend anders, seitdem mich diese Kugel begleitet.

19. August 2024

Simply put, this is what a session with me is like: I pay attention to you. I also ask, by paying attention to you, that you pay attention to yourself. (das ist von alice sparkly kat, einem astrologi, und im prinzip auch eine beschreibung großer teile meiner arbeit.)

auch spannend, wie es in dem The Full Facts Book of Cold Reading von Ian Rowland, einem Zauberer und Mentalisten, dem es ein großes Anlegen ist, die „Scharlatanerie“ der Wahrsagerei stark von der Kunst und Unterhaltung der Zauberei abzugrenzen, und der deshalb viele Techniken des „Cold Reading“ versammelt hat, mit denen theoretisch jede Person anderen Menschen glaubhaft machen kann, dass sie übernatürliche Kräfte und besonderes Wissen über andere, ihre Vergangenheit und ihre Zukunft besitzecold reading buch dauernd um die hits geht, darum, wie oft das wahrsagi recht hatte – aber there is no belonging in being correct.

macht meine angewohnheit, sinn und bedeutung in alles zu füllen, überall verknüpfungen zu sehen und alles machbar und denkbar und möglich zu machen, mich zu einem idealen und extrem leicht zu bespaßenden wahrsage-klienti? ist das auf einer anderen ebene aber nicht auch einfach teil meines lyrischen denkens?

wer welche sprache serviert ist so entscheidend. wessen sprache ich mich aussetze also auch.

ein weben von wortmatten
menschen eine weile darauf tragen

wie beinah verrucht sich manche meiner gedanken zum hellsehen anfühlen, zb meine verknüpfung der ablehnung der (meist weiblichen) kundinnen von wahrsager:innen mit der gefühlt deutlich leiseren ablehnung der (meist männlichen) kunden von sex-arbeiter:innen. im ersten fall ist es eine ganz klare intellektuelle ablehnung: „wie kann man so blöd sein, auf einen solchen schmuh reinzufallen und dafür auch noch geld auszugeben“, und die dahinterliegenden bedürfnisse (nach austausch, nach ratschlägen, nach einem gehaltenen raum, nach aufmerksamkeit) werden nicht wahrgenommen. im zweiten fall werden die bedürfnisse der kunden (nach sex, nach austausch, nach aufmerksamkeit) als selbstverständlich vorausgesetzt, und deswegen ist klar, dass es dafür auch eine dienstleistung gibt.

und auch meine verknüpfung mit therapie, meine überlegung, dass wahrsagerei eine form von volkstherapie ist, also ein gehaltener raum für menschen, die keinen zugang zu anderen formen von gehaltenen räumen haben und trotzdem das bedürfnis, in irgendeiner form außerhalb ihrer sonstigen beziehungen über sich nachzudenken.

Shawn Wilson, hier ein Auszug aus seinem Buch Research is Ceremonyresearch is a ceremony for building closer relationship with an idea (der kompost ist ein teil meiner forschungsrituale)

Shawn Wilson hierA big symptom of modern society is that people feel that their self-worth is a self-thing. „Oh I have to be my own individual“ rather than „Who am I in relationship with?“ – so yeah, I’m a father, an uncle, a nephew, a son and so on, I don’t need to be Shawn, because I am all those relationships. I think there’s a lot of modern literature that’s really based on this concept of people going on a journey to find out who they are, and it’s like weeeell, that’s not gonna tell you who you are, who you are is the relationships that you’re in.

(das ist echt schwer für mich, wirklich zu schlucken, wirklich in mir ankommen zu lassen – so vieles in meiner umgebung, gefühlt manchmal ALLES, dreht sich um selbstverwirklichung und selbstschutz, um einzelnen erfolg und einzelne autor:innenschaft und entscheidungen und freier wille und realisierung von individuellem potenzial und möglichkeiten usw, ich bin da dermaßen darauf trainiert, ich kann das kaum denken, dass ich nicht RICARDAS sein muss, sondern dass ich meine rollen gegenüber anderen menschen bin. da fließt natürlich mit rein, dass die rollen, die mir standardmäßig zur verfügung stehen und vorgelebt werden, meist so überhaupt nicht passen, nicht in dem, wie sie vorgelebt werden, noch in den darin verstrickten gender-erwartungen; ich hatte so viel bisher damit zu tun, rollen von mir abzustreifen. aber ich spiele eine rolle im leben anderer, und andere spielen eine rolle in meinem leben, und das kann ja der startpunkt sein, hier weiter hinein zu fühlen.)

Jim Moore

Against Empire

Small olives taste best.
Small stars shine farthest.
Small birds call
most sweetly. Small lives,
we are small, small lives.

bis tief in die nacht noch das buch übers cold reading gelesen, und es ist etwas aufrüttelnd für mich zu begreifen, wie viele kund:innen (oder vor allem kundinnen) in wahrsagesituationen (tarot readings oder astrologie beratungen etc) bereit sind, mit zu arbeiten, wie wir wollen, dass es gelingt, wie wir glauben wollen, dass sich da bedeutung auftut, wie wir die person vor uns nichts falsch machen sehen wollen, und dass allein darauf schon ein großer teil des gefühlten erfolgs beruhen kann.

auf eine art will ich daran glauben, dass diese techniken auch sinnvoll eingesetzt werden können, nicht „nur“ zur geldmache (und auch das ist ja sinnvoll für diejenigen, die das geld erhalten, und diejenigen, die das geld ausgeben, bekommen ja auch etwas dafür, kaufen sich einen kleinen impuls und eine verbindung und eine freude und einen zauber; bei sex-arbeiter:innen spricht ja auch niemand von einem liebesbetrug), dass man das alles so auseinanderpflücken und analysieren und lernen kann – und gleichzeitig glaube ich, dass man damit trotzdem nicht unbedingt das phänomen zur gänze erfasst.

ich mag weiterhin den widerstand, oder die möglichkeit des widerstandes, den ich in diesen praktiken des wahrsagens und der hellseherei lese. wie sehr sie bestimmte menschen aufregen! wie sehr sie verboten und bekämpft wurden und werden von kirche und staat (die also eine macht oder eine gefahr in ihnen sehen müssen), wie sehr sie lächerlich gemacht werden. und wenn ich die nackten einzelteile so vor mir liegen habe, verstehe ich das auch, und glaube dennoch, dass diese praktiken mehr sein können als die summe ihrer teile. dass unsere welt so viel mehr aus beziehungen besteht, als wir das hier oft erkennen. dass zeit vielleicht wirklich nicht so linear ist, wie sie uns im alltag erscheint. dass man auch eine vergangenheit voraussagen kann, und eine zukunft deuten, und wir vielleicht auch wirklich nicht immer das jetzt teilen. dass sprache immer eine veränderungskraft haben kann. dass wahrsagerei ein ernstes spiel ist, und wir sehr viel mehr ernste spiele brauchen. weil wir uns ineinander reflektieren können darin, weil das offenere und wundere stellen sein können, in denen eine bewegung oder veränderung stattfinden könnte, weil darin samen gepflanzt werden können. und wenn das widerständige samen sind, wenn das kleine samen sind, wenn das gemeinschaftliche samen sind? in jeder form von begegnung haben wir zumindest das potenzial, menschen zu berühren.

18. August 2024

wie schön ist denn bitte mein tanzen im dunkeln
mein nacktes tanzen im dunkeln
nur mit dem dünnen licht des verneblers
in dem ich sehe wie sich zwischen meinen brüsten
ein feuchter fleck glanz bildet
ich tanze kleine geschichten
ich tanze ballroom und drag und modern
und yoga und kindikind und alien
und eine weile mit meinem schatten
und dann dusche ich im dunkeln
durch das fenster
kommt ein wind

Giving space as giving love, over and over again.

Eine weitere Definition von Spiritualität, mit der ich etwas anfangen kann: Shawn Wilson in Research is Ceremony: Researching within an Indigenous Paradigm The recognition that every thing in the world has spirit, not only people but also knowledge and rain and plants and stones, and I base my actions upon that.

Kahlil Gibran in The ProphetLet there be spaces in your togetherness, / And let the winds of the heavens dance between you. // Love one another but make not a bond of love: / Let it rather be a moving sea between the shores of your souls. / Fill each other’s cup but drink not from one cup.

we are guardians of each others loneliness, notiere ich mir aus einem podcast, und stelle dann fest, eigentlich hieß es we are guardians of each others solitude, und stelle dann fest, dass auch das ein rilke zitat ist und es doch die einsamkeit war, wir wachen bestenfalls über die einsamkeit der anderen:

Rilke in einem Brief an Emanuel von Bodman 1901Es handelt sich in der Ehe für mein Gefühl nicht darum, durch Niederreißung und Umstürzung aller Grenzen eine rasche Gemeinsamkeit zu schaffen, vielmehr ist die gute Ehe die, in welcher jeder den anderen zum Wächter seiner Einsamkeit bestellt und ihm dieses größte Vertrauen beweist, das er zu verleihen hat. Ein Miteinander zweier Menschen ist eine Unmöglichkeit und, wo es doch vorhanden scheint, eine Beschränkung, eine gegenseitige Übereinkunft, welchen einen Teil oder beide Teile ihrer vollsten Freiheit und Entwicklung beraubt. Aber, das Bewußtsein vorausgesetzt, daß auch zwischen den nächsten Menschen unendliche Fernen bestehen bleiben, kann ihnen ein wundervolles Nebeneinanderwohnen erwachsen, wenn es ihnen gelingt, die Weite zwischen sich zu lieben, die ihnen die Möglichkeit gibt, einander immer in ganzer Gestalt und vor einem großen Himmel zu sehen!

Wie ich mit den Wespen spreche, sie bitte, wieder zu gehen, und wie sie noch eine Runde drehen und dann aus dem Fenster fliegen.

die verschiedenen geschmäcker des alleine seins

lol jetzt haben mir inzwischen drei parteien im haus schon gesagt dass mein zitronenbäumchen umgetopft gehört okay okay i get it

Sprache ist offensichtlich für viele nicht der zugänglichste Modus – so etwas wie Tims Formulare (Fundsachen und Gesuche) auszufüllen vielleicht schon, und vielleicht macht es dann was, den eigenen Impuls später in einem „echten Gedicht“ zu hören, aber dafür muss man dann eben auch zu einer „Lesung“ gehen, und das ist in sich einfach nicht zugänglich, nicht sexy oder interessant für die meisten, da können wir uns noch so auf den Kopf stellen, genau so wenig, wie ein „Workshop“ oder eine „offene Schreibwerkstatt“ wirklich Menschen aus Thallwitz zieht. Nail Art und Wahrsagerei (mit versteckter Sprache darin) und Neue Deutsche Schlager (mit versteckter Sprache darin) haben da viel mehr Anziehungskraft, machen erstmal mehr Freude; Lachen und Wundern und Staunen ist greifbarer für die meisten Menschen als ein als solches gerahmtes Nachdenken und Rätseln und Sinn schaffen. Da steckt natürlich auch die Scham drin, eine Angst, sich zu blamieren, und oh Gott, wie ich das verstehe.

Und zwischen dem Rätseln und dem Wundern gibt es eine Verbindungslinie.

Toni Cade Bambara, via adrienne maree brown in Pleasure ActivismThe role of the artist is to make the revolution irresistible. (Da würde ich mich gern mit Jesse Ball streiten, ich finde sehr wohl, dass Bücher unterhaltsam sein dürfen, es oft sogar sein müssen.)

worüber will ich SPRECHEN und habe noch nicht die worte dafür, wofür brauche ich einen raum, um mit anderen darüber nachzudenken.

Alice Sparkly KatOur job isn’t to believe in fortune or misfortune but to read the situation, to find the thing inside of the situation that gave us life and to honor that thing. (…) Can you find your life’s nurturers and protectors? If you can, then you know how to read your life.

17. August 2024

& meine abendliche dusche, verschwitzt von dem tag und dem schnellen vielen radfahren (auch ein mini-zauber, wie die bahn gerade einfuhr, als ich das rad die treppe hochgetragen hatte, ohne auf die zeit zu achten, die freude daran, wenn man dinge einfach los lässt und sie sich fügen)

darf alles mit rein. soll alles mit rein.

julia schäfer erzählte von dem moment, als sie einem taxifahrer (war es ein taxifahrer? aber es sind ja immer taxifahrer in solchen anekdoten) erzählte, dass sie kuratorin ist in einem großen museum, und er daraufhin nur fragte und für wen machen sie das?, und er damit ihren ganzen beruf mit einem satz in luft aufgelöst habe.

und neben der zartheit und aufrichtigkeit und gleichzeitig extrem hohen verspieltheit und leisen, liebevollen ironie der eine Performance des Kolektiw Wakuums auf dem LOST Festival in Thallwitznail-art-wahrsage-performance ist auch der umgang mit kulturellem erbe darin so großartig, dass ich die dazugehörigen texte auch noch auf niedersorbisch vorgelesen bekommen habe, dass es die zeichen sind und genau die technik ist, mit der die sorbischen ostereier bemalt werden. und es war schon okay, dass ich da auch saß, die mädels aus dem dorf zog es ja auch an, das darf uns ja auch alle anziehen, das ist vielleicht das allerbeste zeichen für ein solches kunst-in-das-dorf-tragen-dings, wenn alle wirklich dabei sein WOLLEN und etwas mitbekommen wollen, wenn es nicht die einen für die anderen machen in einer slightly kolonialen geste, sondern es alle irgendwie geil finden, ob sie es verstehen oder nicht – grit fischers spontangedicht, das noch nach tim und magdalenas tollem suchen-und-finden text gelesen wurde, das voller liebe und begeisterung und sehr großer fragezeichen war, das endete mit einem augenzwinkernden was-soll-der-scheiß, ja, genau so, genau so!, und dass der bäcker sich alles hat erzählen lassen und dann doch nicht gekommen ist, ist vielleicht auch okay, und wie das vorpubertierende mädchen mit den auch schon auffällig langen fingernägeln irgendwann plötzlich vor tim stand, den sie aus seiner arbeit an der schule kannte, und klar und fordernd zu ihm sagte: tim, es gibt keine gabeln mehr, auch das ist großartig. und valentin mit seinem springen und performen eben auch, das war genau die richtige mischung für diesen ort, diese form von pop (für menschen mit guter launer oder mit schlechter laune), alle lachten und staunten einfach, und es war kurz vor einem ausstellen des schrägen vogels aus der stadt, aber da kam es nicht an, da war sehr viel respekt darin. und klar hätten es noch viel mehr menschen aus dem dorf sein können, und klar ist es immer dann auch ein bisschen eine bubbelgeschichte, aber eben nicht nur, und irgendwas hinterlässt dieser budenzauber dort schon, und wir haben alle etwas von ihm bekommen.

der mond gerade eben über der brachfläche, der orangene weiche mond, und fast voll

der mond gestern, wie er kurz über den ballroom performances auftauchte

zauber muss man festhalten
ich muss zauber immer festhalten
weil ich glaube, dass er sich sonst so schnell auflöst?
wer oder was löst magie auf?
wer oder was macht magie?
vertraue ich der magie genug?
sind die tätowierungen der versuch, magie zu machen und sie gleichzeitig sehr dauerhaft festzuhalten?
die zaubernägel, die langen, haben nicht mal die fahrt zurück überlebt
also überlebt schon, aber sie kleben nicht mehr an meinen fingern
aber der zauber, den ich erlebt habe in der sitzung hinter den weißen fäden, vor der süßen person mit der hand auf der brust, der verfliegt ja nicht so schnell
oder
was bleibt wirklich, und was leitet uns letztlich
und welche zeichen wirken wie
und wie lange
wie haltbar sind die zeichen
und muss man überhaupt an sie glauben?
ich hatte am vormittag ja erst vom cold reading gelesen, ich weiß ja auch über die tarotkarten, wie das funktioniert, und der zauber ist trotzdem da, es tut sich trotzdem etwas auf und ich darf es mitnehmen
der zauber ist am ende so oft sprache
aber sprache im moment
sprache, die zwischen zwei augenpaaren stattfindet

(und wie lustig dieses bezeichnen meiner linken hand nach der gestrigen untersuchung meiner linken handlinien)

zitiert Julia Schäfer ihre Kunstlehrerin Isolde Eschen-Goldberg Wer spinnt, hat mehr vom Leben.

zitiert Julia Schäfer in Ich mag immer Publikum bleiben Dominique Gonzales-FoersterI believe in irritation as a great tool to generate stronger memories.

Anstatt Menschen nervig finden, aus ihren Dialogen und ihrer Sprache und Echtheit lernen; alle zeigen so viel von sich.

Báyò Akómoláfé in diesem Gespräch (enthält Beschreibungen sexualisierter Gewalt unter anderem an Kindern)There is no belonging in being correct because being correct is another form of colonial entrapment.

kontexteinsamkeit

16. August 2024

wieder ein phänomenales gespräch mit dem nachbarn gehabt: er sprach mich an wegen des zitronenbäumchens, das müsse ich dringend umtopfen, duzte mich sogar, aber nur nach mondkalender, und wann meine eltern eigentlich das letzte mal hier gewesen seien und ob die tätowierung da eigentlich „echt“ sei, und dann nutzte er das thema als ausrede, meine handinnenflächen anzuschauen, er habe da einen buchstaben in den handfalten, hier, das ergäbe ein M, ob ich das auch hätte, ja, ah, sehr gut, und wofür das wohl stehen würde? mond, sagte ich, und er: nein, mensch! denn wir seien ja nicht alle menschen, und dann schaute er sehr verschwörerisch, und jetzt bin ich doch überzeugt, dass er an die echsen-kiste glaubt. und das freundi hat jetzt große sorge, dass es eine echse ist, weil es kein m in seiner hand findet.

Selbstbeschreibung: Ordentlicher Punk.

ich frage mich, ob ich vielleicht einfach zu viele Sehnsuchten habe

Des anderen Gedicht wurde ein fummeliger Monolog. Damit kann ich auch weiterarbeiten. Ächz, krächz, schiebe ich das Türchen wieder auf.

Scheue ich mich eigentlich davor, meine Figuren besonders, also wirklich eigen zu machen? Hemme ich mich, weil ich sie einer künstlichen Normalität unterwerfe?

ich will ein gedicht schreiben
über mein dauerndes bedürfnis nach worten
von dir aber auch von mir
als könnte ich nur in den worten
mich meiner selbst vergewissern
und über die lichtflecken
die mich wissen lassen
dass die welt noch da ist
aber das ist jetzt nicht dran
jetzt schreibe ich ein gedicht
aus eines anderen mund
&
wenn ich da liege
findet auf mir
auch ein lichtfleck statt

interessant wie die müdigkeit gleich kommt wenn ich schreiben will aber gut ich liege auch im bett zum schreiben maybe not so clever

das so viel mehr üben: selber wünsche auszusprechen und mit einem liebevollen nein zu rechnen. und wünsche anderer zu hören und, wenn es so ist, sie mit einem liebevollen nein zu beantworten. und das dann auch so stehen lassen und wissen, dass das nicht bepflanzt, verziert, süßgelächelt werden muss.

ist das ein „problem“: zu viel verständnis zu haben?

wie lange gilt das lächeln der fremden person
die ich zum lächeln gebracht habe
wie lange ist es haltbar

zumindest ist das auch eine form von pause, die ich brauche: eine weile lang niemanden zu spiegeln.

Paul B. Preciado in Ein Apartment auf dem UranusUm unsere Beziehung zum Planeten Erde in eine Souveränitäts-, Herrschafts- und Todesbeziehung zu verwandeln, war es unerlässlich, einen Prozess des Bruchs, der Abspaltung, der Entfremdung, des Verlusts von Liebe und Zuneigung in Gang zu setzen. Unsere Beziehung zur Macht zu erotisieren und unser Verhältnis zum Planeten zu ent-erotisieren.

jede wiederbegegnung ist neu und in sich eigen und kann alles beinhalten – das wasser hat mich heute nur schleppend in empfang genommen, nach über drei wochen nicht darin, oder vier? fast vier!, ich fremdelte ein bisschen mit meinen schwimmbeinen, brauche mein wassergefühl erst wieder, meine wasserlust, und trotzdem spüre ich es jetzt, fühlt sich das nachschwimmgefühl so gut an.

iiiih sonnencreme

Was WILL ich von diesem Betrieb? Auch eine fucking chronische Frage.

Hierarchieauflösung durch Sich-gegenseitig-lesen auf Bühnen, Auflösen der Einheit von Schreiben und Zeigen, und die darin angelegte Queerness, weil Widerstand gegen Erwartungen und Personenkult und optische Hierarchien und Endgültigkeit von Performance

Was bedeutet Preciados Kugel, und die sich daraus verändernde Welt, für den Begriff eines „Coming-Outs“ – wie diese veränderte Welt, die geöffneten Vorhänge, nicht in irgendeiner Form mit anderen teilen? Die eigene Haltung zum „Coming-Out“ sagt vielleicht vor allem etwas darüber aus, in was für einer Gemeinschaft man sich bewegt, wie sicher und gehalten und gemeinschaftlich man ist und sich fühlt. Mit wem kann ich das Neue teilen? Wer schaut mit mir hinter die Vorhänge? Wer will das, wer kann das, wer hat Angst davor und schaut trotzdem mit, wer hat Angst davor und verschließt deshalb die Augen?

Die Angst, zu laut zu sein. Die Angst, aufzufallen. Die Angst, Kritik zu erhalten. Die Angst, gehört zu werden. Die Angst, gesehen zu werden. Die Sehnsucht nach all dem.

das ist jetzt meine woche bratislava.

AUSSCHLAFEN

15. August 2024

Bisschen offensichtlich, kommt mir aber erst jetzt: Teil der chronischen Fragen ist auch, ob ich insgesamt lauter singen will, meine Stimme aktivieren will, nicht nur im Singen, sondern sie überall erheben. Sobald man das kann und tut, wird es ja vermutlich zur Gewohnheit, wird das die eigene Lautstärke, die eigene Selbstverständlichkeit, mit der man in der Welt steht. Will ich das? (Aber ich würde ja immer noch entscheiden, wann ich singe und wann nicht, und in welcher Öffentlichkeit.)

schon ganz schön starke Gefühlsunterdrückungsmuskeln

Geheimer Platz in meinem Skizzenbuch, das portable Zimmer für mich.

Paul B. Preciado über die „Kugel“ des Transseins, die wahllos Menschen trifft, unabhängig von Herkunft oder Religion oder Überzeugungen, in Ein Apartment auf dem UranusFür jene, die den Mut haben, sich der Verletzung zu stellen, wird die Kugel der Schlüssel zu einer Welt, von der sie zuvor nie etwas gesehen haben. Die Vorhänge öffnen sich, die Matrix löst sich auf. (…) Deine Kugel ist ein Schutzengel: Sie wird stets bei dir sein.

ABSCHICKEN

ich nehme es als weitere frage mit, die ich nicht sofort beantworten muss. eine chronische frage.

so war das bei Rilke: Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.diese fragen höre ich schon präziser, wenn ich eine weile mit mir alleine bin. sie bleiben in großen teilen erstmal unbeantwortbar, und ich lebe weiter in sie hinein, so nannte rilke das doch, und trage sie mit und lasse mich von ihnen nicht verrückt machen.

eileen myles gedichte machen schon immer etwas mit mir – die klare absicht, zu sprechen, worte zu suchen und verbindungen zu suchen, myles hat eine praxis und übt die mit größter selbstverständlichkeit aus. und manches gedicht „funktioniert“ eher für mich als ein anderes, ergibt eher eine reihe von bildern und fragen, die ich in irgendeiner form spüren kann, aber alle gibt es.

14. August 2024

Eileen Myles in Holes, aus I Must Be Living Twice: New and Selected Poems 1975 − 2014It’s the beginning / of summer tonight and every season has / cracks through which winter / or fall might leak out.

Woanders-Selbstbewusstsein

mich öfter mal auf einen wackligen Ast stellen

und ein bisschen wippen und schauen, ob er hält

es müssen nicht alle Menschen gleich sein, that’s not the point of it

ein Teil will immer, ein Teil tanzt immer

warum mähen die hier so viel, das tut dem Gras nicht gut, das tut niemandem gut, und erst recht nicht so früh

mich interessieren vor allem die Zeichnungen

ich mag es so, wenn Menschen ZEICHNEN

und mit ihren Händen Spuren hinterlassen

13. August 2024

Ich glaub eigentlich so sehr ans Reinbeißen ins Leben

C wie Chronisch (zur Zeit gehörend)

Chronisch ist die Transformation: Über das Chronische kamen wir überraschend schnell zur Veränderung, und unseren Impulsen, sie kontrollieren zu wollen, Veränderung als einen 10-Punkte-Plan aktiv anzugehen und abzuhaken, aber wirkliche Veränderung lässt sich meist nicht kontrollieren, sondern passiert unscheinbar in winzigen Schritten und erratischen Bewegungen und oft von selbst und einen dann plötzlich selber überraschend. Veränderung in sich wie eine Pflanze wachsen lassen, eine lange Tomate, die über einer Schwelle wuchern darf und keine Früchte tragen muss.

yin-yang ≠ stille vs bewegung = bewegen und bewegt werden

𖤣.𖥧.𖡼.⚘ chronisch glücklich 𖤣.𖥧.𖡼.⚘

CHRONISCH QUEER | AKUT QUEER

loslassen & gleichzeitig etwas wollen
loslassen & gleichzeitig für sich sorgen
loslassen & gleichzeitig alle ein bisschen halten

loyal to whom

(ich muss keine archiv-arbeit machen, um ein gutes queeri zu sein.) (no queer has clean hands). (ich darf meiner neugier nachgehen, ich darf meine welt einladen, anders kann ich eh nicht und ich will immer weniger performen, soll heißen, ich will immer weniger tun, um anderer menschen formen zu füllen, und am diffizilsten sind da ja die formen der menschen, die ich bewundere und zu denen ich gehören will, deren formen nicht zu füllen ist herausfordernder als die mainstream-narrative nicht zu erfüllen.)

12. August 2024

wir performen manches ja nicht nur für andere, sondern auch für uns und unser selbstverständnis.

Einfach mal in der Ecke sitzen und still ein großes Bier trinken.

Woher kommt meine gelegentliche Bereitschaft, ältere weiße Frauen (Typ Grünenwählerinnen, Typ Kartoffel, Typ Tante) so abzuhaten? Die Ute mit der großen Nase vor mir im Konsum, wie sie mit der App nicht klarkommt und dringend ihren Rabatt auf die Limo braucht, da fühle ich mich wie Janosch und würde ihren Rock genau so zeichnen. Was ist da aktiv in mir, auf welche Form von Rechtschaffenheit und Spießigkeit reagiere ich da, und wie sehr ist das einfach misogyn? Wie sehr sind Frauen leichte Ziele?

meine altersvorsorge: increasing my capacity to feel joy alongside of pain

weiterhin: die absicht, das wollen, das kontrollieren / die absicht, das öffnen, das mitfließen

meine band heißt DIE ABSICHT und spielt auch bald

die flatternden bunten bänder am wannsee, diese schön schlichte und gleichzeitig so luxuriöse dekoration des festivals. meine freude weiterhin darüber, dass ich überraschend lesen durfte, vielleicht bin ich gern ein joker, vielleicht mag ich diese randrolle, vielleicht lese ich gern die texte von freundis.

pausen in der abwechslung. aber zwischendurch eben auch PAUSE von aller verantwortung für andere, pause vom lächeln, pause vom verstehen. (vom verstehen anderer.)

was habe ich überhaupt für eine zukunftsidee gerade, kann ich mir irgendetwas konkret vorstellen?

11. August 2024

(ahnen ahnen, ahnen erkennen, ahnen anerkennen, ahnen wegwischen)

wie viele zuhause kann ein mensch haben

Im Beutel steckt immer noch ein bisschen was drin, manches trage ich einfach weiter, Mischungen erlaubt.

So viel Fülle, und ich hänge an vielen und vielem und in vielem, und ich klammere mich an fast nichts mehr, ich lasse so vieles los, um es gut zu halten. Menschen, Arbeit, Vorstellungen, Begriffe, Zukunftspläne.

Aus welchen Impulsen kommen welche Notizen? Bei mir ganz oft aus dem Impuls, den Beutel zu leeren, damit wieder Platz für neues ist. Um zu FÜHLEN also. Und seltener aus einem sprachlichen Impuls heraus.

vielleicht ist es gut, wenn Dinge passieren? Dinge, in denen ich übe, keine Angst zu haben.

Die Holunderbeeren hängen so schwer in ihren Dolden

Hannah Gadsby (Kommentar dort: I’m non binary but that’s also kind of like saying I’m non flamingo. It’s true but it doesn’t really clarify things.)Every interaction with a stranger is like a tiny gender reveal party for me.

10. August 2024

schade, dass du du bist

notiert während des Panels „Nicht die einzige Frucht. Literarische Erzählweisen.“ mit Duygu Ağal, Simoné Goldschmidt-Lechner, Yael Inokai und Jayrôme C. Robinet im LCB beim Coming Out, Inviting In FestivalWie performativ agiere ich selbst? Also wenn ich noch viel ehrlicher zu mir bin: Wo performe ich Queerness? Wo performe ich andere Dinge?

Ist das literarische Ziel wirklich, Selbstverständlichkeit zu schaffen? Für was alles? Ist das Ziel nicht eher, aus einer Selbstverständlichkeit heraus etwas anderes zu schaffen?

Sind die Unterschiede in Coming-Outs zwischen lesbisch/schwul/bi und trans/nicht-binär manchmal Fragen des Auftrags, der mitschwingt? Also wie sehr will ich eine bestimmte dauerhafte Verhaltensänderung (zB in meinen Pronomen oder meinem Namen) bei meinem Gegenüber erwirken?

9. August 2024

ich glaube, es wird sich abschütteln lassen

8. August 2024

in mir will ich verankert sein, und keinen menschen um mich herum in irgendeiner form kontrollieren wollen

ich will meine stimme niemandem geben

denke ich, wenn ich diese ganzen plakate mit ihren plakativen sprüchen drauf anschaue

die sprechstundenhilfe hat was von einem weihnachtsengel, und die apothekerin war auch so lieb, wie eine ganz moderne mutter, und da hab ich gleich auch die teuren probiotika dazu gekauft

7. August 2024

Pat the Bunny in Of Ballots and BarricadesThere’s no ballot we can cast to set us free

i choose to keep on complicating things.

6. August 2024

spachtelte die wand im wohnzimmer und sang lauthals dabei, das war sehr schön, und das hundi bellte ab und an.

die wirklich große freiheit dann: das loslassen all der begriffe und labels und kodierungen; sich immer mehr und dauerhaft einfach als menschen begegnen und berühren können, sich das selber und untereinander immer mehr zu ermöglichen.

ich habe die beiden seiten der vliestapete, die ich mit doppelnahtschnitt trennte und die somit zusammen passten, gekennzeichnet mit dem namen tanja.

das kind zeichnet frühstückstische mit extrem langen beinen

5. August 2024

wie regelmäßig ich daran scheitere, mir im dunkeln tee einzugießen

Julian Talamantez Brolaski in if I could I surely wouldand I’d scoop them up in a water
somewhat fresh and some ways salt, and that the berries too
would be sweet, sour, salty

4. August 2024

Ich erzähle beim tätowiert werden manchmal erstaunlich persönliche Dinge, nicht viel, aber so kurze sehr offene Einblicke, in meine Fragen zum Alter zum Beispiel, und zu Generationen und ihren Haltungen etc, und ich weiß gar nicht, ob das nötig oder hilfreich ist, aber es ist wohl ein Beiprodukt davon, dass ich bei mir bin, dass ich übe, in dem Moment bei mir zu sein.

Wie das Freundi auch sieht, dass das Altern queert, und denkt, ich sollte einfach darauf warten.

tätowiert werden als übungsprozess des sich spürens, in jedem wind. als wiederholtes und dauerndes nachdenken über sich, als ein dranbleiben am eigenen bild und am eigenen gespür. was auch ermüdend ist.

vielleicht auch: eine übung im entscheidungen alleine treffen.

3. August 2024

die zeichen von denen annehmen, die sie eben verteilen

wenn du deinen namen jetzt wirklich änderst lass ich mir die augenbrauen machen

2. August 2024

ungovernable (ein begriff aus einer video installation von kent chan in der gfzk, der mir hängen bleibt, der was mit mir macht – ja, genau so, nicht regierbar, sich diesem impuls entziehen, das ist eine bewegung, die mich interessiert)

(so viel mehr als die endlosen und haltlosen versuche, zu regieren – die cdu mit dem absurdesten wahlplakat seit langem: kriminelle hassen / die cdu, und es bleibt völlig offen, ob das eine aussage über „die kriminellen“ sein soll oder die aufforderung, sie zu hassen, und es ist gleichzeitig klar, was für ein billo move das ist, und peinlicherweise schockiert mich das ein bisschen)

1. August 2024

spannend, mehr dialoge und gespräche zu beobachten, zu begreifen, wie jemand denkt, argumentiert, formuliert, kreiselt, fragt, antwortet.

Wir brauchen unbedingt mehr Ohren, durch die wir hören, mehr Augen, durch die wir sehen, mehr Münder, durch die wir sprechen, mehr Nasen, durch die wir atmen.

klar unbedingt bestimmte dinge verflechten, ein lied mit einem ganz bestimmten moment mit einer ganz bestimmten person. diese verflechtungen sind wichtig – und wir können mehr tragen und mehr halten und mehr verflechten, als wir so glauben. gerade musik kann so viel halten und sich so verändern, die hat raum für viele momente und viele menschen und viele zeiten darin. das asaf avidan album will ich mit allen und allem verknüpfen, die gerade da sind und was gerade da ist, ich will es tränken mit diesen tagen, ich will mich in diesen tagen tränken mit dieser musik. niemand besitzt eine musik, territoriales verhalten ist einfach selten wirklich schön (but big soft open hearts do need fences, don’t they?) – wir brauchen mehr ohren, durch die wir hören, aber nicht wahllose ohren, wir brauchen mehr geliebte und liebende ohren, durch die wir die welt hören.

wie ist der zusammenhang zwischen absicht und sex? natürlich ist absicht hier wichtig, eine zarte bestimmtheit, ich will schon etwas wollen, wenn ich nackt einem anderen nackten körper begegne. und sichtbare absicht kann auch extrem sexy sein.

auch im schreiben der figuren: ich will absicht haben und gleichzeitig raum geben, das ist die tricky balance.

ABSICHTEN

31. Juli 2024

große brücken muss es geben und kleine brücken auch, ich kann kleine brücke sein, ich will kleine brücke sein, etwas, worüber menschen an andere orte gelangen

ich bringe dem freundi eine wegwarte mit und sie verliert innerhalb von minuten drinnen ihre kraft und ihre farbe, hängt gespenstisch weiß da, entschuldige bitte

die große freiheit ist allmählich dran, und ich kenne die kleine noch

eine Ruhe hab ich in mir, ein Sediment, eine Ich-Schicht

30. Juli 2024

was für eine schöne erinnerung an mich selber: ich kann mich hinsetzen und mich markieren. ich kann am wochenende im auto eine wolke zeichnen und sie mir am dienstag aufs bein tätowieren. ich habe die werkzeuge und zumindest rudimentäre fähigkeiten dafür, ich kann mir etwas ausdenken und es umsetzen. und mein körper wird voller und voller, er wird auch ein kompost.

wie erstaunlich schwer es mir fällt, meine eigenen (von mir erfundenen) figuren als MATERIAL zu begreifen, mit ihnen zu SPIELEN. ich darf entscheiden wer sie sind, ich muss entscheiden wer sie sind, das ist keine gewalt, weil das keine echten menschen sind – es fällt mir so schwer, diese macht anzunehmen, aber es fällt alles im text auseinander, wenn ich es nicht tue.

interessant, dass der gedanke, den beiden eine wirklich eigene stimme zu geben, mit allen offenbarungen über sie, die diese stimme enthält, sich ähnlich gewaltvoll anfühlt wie ihnen ein konkretes äußeres zu geben.

29. Juli 2024

Hold your needs passionately and your preferred strategies lightly.

an so einem schönen tag wie heute kränklich sein ist einfach a bitch

aber in meinen räumen ist es auch verdammt schön, wie das licht hier rein kommt, wie mich die lichtflecken halten, wie mich meine gegenstände halten und erinnern, an mich und andere und die anderen in mir

wenn ich so ein bisschen im anfangskompost wildere: könnte ich eigentlich doch hier wieder ausführlicher formulieren, denke ich. oder war das ein anfangskompost-move, wollte ich zeigen, wie viel ich denke? oder war das ein winterding, weil ich mehr las und mehr ruhe hatte und weniger komplexe beziehungssituationen? ist schon etwas verrätselt geworden bei mir, manches. sind vielleicht auch SEASONS.

Fragen aus dem Brief, den ich heute mit Kathrin schriebwas steckt noch in deiner hosentasche? – ein anker zum rausfallen. ein gender zum rausfallen.
wann wirfst du die hände in die luft? – bevor ich ins wasser tauche. wenn der wind gut kommt. sobald ich dich sehe.

Nichts zieht unbemerkt vorbei, ich nehme so viel auf, wie ich aufnehmen kann.

Will zerfließen und mich gleichzeitig wappnen gegen alles, gegen alles mögliche, aber ich will es doch auch fühlen, alles, alles mögliche.

Der Morgen heute frisch und hell wie ein Spätsommermorgen, dabei kommen doch die Hundstage erst noch, oder?, ich komme durcheinander mit meinen inneren Jahreszeiten (also den Jahreszeiten, die ein bestimmtes Wetter in mir aufruft), fast alles ist fast immer.

28. Juli 2024

um eine birne zu ernten, lupfst du ihren popo, und wenn sie dir dann in die hand fällt, war sie reif.

wie würde sich das anfühlen, meine komplette priorität auf wind und wetter, sonne und draußen, schwimmen und gehen zu legen? meinen sommer unter einem baum an einem see zu verbringen, goldener und goldener zu werden und nichts vor zu haben? keine zeit am computer mehr dulden, keinen moment unter dach verbringen, weder auto noch bahn besteigen, nur manchmal das fahrrad, wenn eine gute luft geht.

ALLE MEINE LEBEN

Ahabs Seele, die auf eingeschworenen Eisengleisen voran geht, ihrem Ziel entgegen.

Camping bleibt eine dauernde Frage danach und gleichzeitige Erinnerung daran, warum man sich das eigentlich antut. Beziehungsweise wie fit man sein muss, damit das Spaß macht.

27. Juli 2024

POINT YOUR SHIP DIRECTLY TO THE WIND

lachsreste und schlüterbrot und kranzkuchen

Schafrupfer
(also wie rasend die rupfen diese schafe)

wie ich nicht mehr so alle ansonnen muss

Du hast ja Falten an den Zehen - Ja, unter den Zehen hab ich Falten

26. Juli 2024

How do we relate?

Die ältere Frau mit rosa Sonnenbrille, die im Budni zwei Flaschen Champagner kaufte.

Die gute Apothekerin im Villenvorort, die so empathisch war und mir ganz spürbar helfen wollte („ich gebe ihnen alle meine Schätze mit“), und wie sich das wie ein Segnen anfühlte, wie Teil der Medizin. (Was ist das für eine intellektuelle Zermatschtheit, die ein bisschen körperliche Zermatschtheit so schnell mit sich bringt?) (Und warum wehre ich mich so dagegen, wenn doch völlig klar ist, dass das wahr ist – also dass die Übergabe immer Teil der Medizin ist?)

Aber sehe ICH mich denn?

Im Park die kräftige Birke, die direkt in der gespaltenen Eiche wächst, die noch viel größer ist, die wir zu dritt nicht umarmen könnten, und die von einem kräftigen menschengemachtem Gerüst gestützt wird: Mensch stützt Eiche stützt Birke.

just talk to me i know things about things

und wieder: einmal aufgewacht kann ich nicht wieder einschlafen, die gedanken flimmern irgendwo zwischen gaza und dem, was ich mir nächste woche tätowieren will; ich will weiter schlafen, aber ich bin eben einfach schon da, kann nicht wieder so schnell zurück in die zwischenwelt, bin da und brauche luft

25. Juli 2024

gib mir rest, gib mir ruhe, gib mir chaos, gib mir freude

eine erstaunliche ordnungslust, eine ebenfalls weiche allerdings, keine doktrierende, eine fühlend sortierende

es gibt einfach so viele verschiedene wirs, und egal wie nett ich bin, egal wie klug oder schön oder cool, werde ich nicht teil aller wirs sein. und will das auch überhaupt nicht. und ich gehöre trotzdem grundsätzlich dazu, bin teil von leben und welt und menschheit, oder wesenheit, lasse nicht mehr zu, dass ich das in frage stelle. fokus weiterhin, wie immer, legen auf: die wirs gestalten, von denen ich teil bin.

könnte ich noch so heini texte schreiben? weiß ich gar nicht. komisch wie man denkt, dass man alles immer könnte und können wird, aber vielleicht ist dieser spezifische heini-modus auch einfach vorbei, hat sich vieles andere über mein schreiben gelagert, sind das haltungen und eine bestimmte form von leichtigkeit, die ich selber nicht mehr einnehmen kann.

ich nehme meine schlappheit jetzt einfach mit klemme sie mir unter den arm

24. Juli 2024

i want it to spill onto the back of my hand

Vielleicht würde mir ein klein bisschen mehr Disziplin im Schreiben manchmal helfen, also zumindest im Halten der thematischen Stränge und in der dazu gehörigen Recherche, eine weiche Disziplin, so wie heute, ein sanftes Ordnen von Fäden und Öffnen von PDFs.

das durchforsten meiner desktops, pdfs, notizen, bücher, das nachschauen, was eigentlich schon begonnen war. allmählich tauchen muster wieder auf, strukturen und themen, die sich von selber formen wollen, die ich nicht erzwingen muss. diese N° 32 Hier ist etwas: Ein paar Dinge von meinem Desktop – wie studieren?desktop briefe vielleicht eine gute idee.

Wenn jetzt im Sommer mein winziger Kühlschrank in der Werki zu klein ist für das, was ich gerne hinein tun würde, stelle ich die Lebensmittel, die ich auch gern noch hinein täte, vor den Kühlschrank auf den Boden, als würden sie magisch dort etwas Kühlung mit abbekommen.

(isn’t my wishful thinking, quirky behavior & denial of basic physics cuuuuuuuuute?) (okay bin aber auch krank, back off a bit)

sind apotheker:innen ein stück weit schaman:innen? ist das einem spell vergleichbar, wenn sie 3x1 auf eine packung kritzeln und sie überreichen? müssen schaman:innen sympathisch sein?

23. Juli 2024

Natalie Goldbergs Meditationslehrer Dainin Katagiri Roshi in Writing down the BonesWhy do you come to sit meditation? Why don’t you make writing your practice? If you go deep enough in writing, it will take you everyplace.

Einmal durch die Brombeeren gehen und alle entstandenen Spuren tätowieren.

Diederichsen über Kippenberger, gefunden in diesem Essay über Stefan und Franciszka Themersonpainting and postcard were on equal terms in this unusually egalitarian body of work

Don’t mourn that you cannot rush the rising of the dough: it is better to be glad for its reliable movement, & that you will have fresh new bread either for your own dinner or to sell for coin. – das fühlt sich relevant an, dass das meine entscheidung ist, auf welche art ich mich nähre mit meinen fähigkeiten und mit hilfe des gehenden teiges, dinner oder coin, das klingt selbstbestimmt.

Ein Ding mit dem Autobiografischen Ding: Wenn ich dich lese, konstruiere ich dich in mir, baue ich mir eine Version von dir aus deinen Worten, und dann muss ich mich daran erinnern, dass das nicht du bist, dass ich nicht dich gebaut habe, dass ich dich nur lese, dass unsere eigentlichen Begegnungen woanders statt finden. Dass ich dich nicht besitze und nicht besitzen will. Und dass diese Bewegung, von meiner Begegnung mit dem von mir konstruierten Du in deinem Text hin zum Loslassen dieses Dus, damit ich dich wieder sehen kann, trotzdem wichtig ist.

Und dann erinnere ich mich daran, dass ich ja auch solche Texte in der Welt habe, dass ich auch konstruiert werde von anderen, dass sie vielleicht kleine Versionen von mir in sich besitzen, und sie vielleicht loslassen oder vielleicht auch nicht.

22. Juli 2024

mohnzopf und franzbrötchen & meine flossen, und es war so gut im see, er bleibt mir heilig und klar, und ich finde immer mehr meinen rhythmus, und ich hatte so eine freude am auf- und abwippen, und daran, meine hände vor mir unter wasser zu sehen, mit den acht kleinen blauen augen aus nagellackresten, vor dem immer grüner werdenden leuchtstrahl der abendsonne.

so ganz weiß ich gerade auch nicht, was in welchen behälter tropfen darf

diese beschissene hierarchie, die konventionelle vorstellungen von schönheit mit sich bringen

mein handy wiegt immer so schwer

Tätowierungen auch als eine Art Patina, in der Klasse eine Rolle spielt, in der es wertige, angesehene, teure Spuren gibt und trashige, teils selbstgemachte, in bestimmten Kreisen abgewertete, deren Ästhetik wiederum angeeignet wird von Rich Kids, die gerne authentischer wären. Und die Unterscheidung zwischen echter Hautkrankheit oder echten Kratzern, Wunden, Narben und tätowierten - von was darf mein Körper Spuren tragen, was wird von selbst sichtbar, was mache ich sichtbar, welche Spuren erfinde ich, gegen welche Spuren kämpfe ich?

Das Freundi zeigt mir im Traum, in dem Dörflein, in dem wir arbeiten, in einem Spielwarenladen ein kleines Schaf aus Holz mit schwarzen Füßen, das sich selbsttätig über den Tisch bewegen kann.

21. Juli 2024

leiden macht nichts besser oder ernster oder tiefer. ich kann meine mückenstiche versorgen, alle stiche versorgen, ich kann werkzeuge nutzen und den umgang mit ihnen einüben, das darf alles genau so selbstverständlich sein, ich muss nicht rough performen, ich muss nicht gesund performen, es geht niemanden etwas an, wie ich mit meinem körper umgehe, ich will keine kommentare über mich hören, ich will in beziehung treten, mit den wesen in der welt und mit den dingen in der welt, und ich will mich zurückziehen und bei mir sein, ich will das pferd gerade mit sehr leichter hand führen.

Wie die Katze den Käse klaute und mich dann anschaute und mich weg wünschte und in der Ecke den Käse leckte und ihn dann aber nicht mitnahm, wie ich es ihr vorschlug.

20. Juli 2024

Gut dann nenne ich das hier eben auch SCHREIBEN

deine beinhaare, wenn du aus dem wasser kommst, sehen aus wie marmoriert, sie legen sich in wellen zurecht

aus John Giornos Just say No to family values (ich habe ihn vor vielen Jahren in München lesen hören, und speziell der Klang dieses Gedichts, von ihm gesprochen, oder eher gesungen, ist mir sofort wieder präsent, kaum schlage ich es zufälligerweise in einem Buch auf; es ist auch nachzuhören unter dem Link zum Gedicht)Do it
with anybody
you want,
whatever
you want,
for as long as you want,
any time,
any place,
when it’s possible,
and try to be
safe;
in a situation where
you must abandon
yourself
completely
beyond all concepts.

Just say No
to family
values.
We don’t have to say No
to family values,
cause we never
think about them;
just
do it,
just make
love
and compassion.

Das Freundi macht Musik, zumindest wenn ich da bin, so wie das Kind malt oder singt oder Höhlen baut – zwischendurch, im anderen Zimmer, ohne Plan oder Vorbereitung, trödelnd und so schön. Die Gitarre steht da und es greift nach ihr. So will ich noch mehr leben, mich selber verzögern und einsaugen lassen, im Zeichnen, im Singen, im Bewegen.

Clementine Morrigan in regarde l’objetWe are trapped in learned helplessness, assuming that we must always defer to experts, or frustratedly throwing things away that could be repaired because it feels impossible. We don’t ask ourselves how things work because we assume that knowledge is opaque and available only to experts. We don’t realize that the world itself can tell us a lot if we will simply listen. When we regarde l’objet we treat the object like something we are capable of understanding. When we regarde l’objet we assume that the world is knowable and we become curious about the forces that make it work. When we regarde l’objet we enter into relationship with world.

und „welt“ hier doch vor allem andere menschen und ihr denken, ein in-beziehung-treten mit der person, die die lampe (das objekt, das wir betrachten, um aus seinen teilen etwas über das ganze zu lernen) ursprünglich entwickelt hat, also mit all den personen, die daran zusammengewirkt haben über die jahrhunderte. wo gibt es beispiele, bei denen wir ein nicht menschengemachtes objekt betrachten und begreifen können, und darüber mit der welt in beziehung treten? sind alle „objekte“ menschengemacht? wie lange kann ich ein ei betrachten, und was kann ich daraus lernen?

19. Juli 2024

KONTEXT! (rufe ich immer wieder und halte ein Schildlein hoch, auf dem „Kontext“ steht, und trage dazu eine rote mittellange Bommelmütze)

Die Story, die hinter uns im Gehen erzählt wurde, von der Tätowiererin, die es total checkt, und der Typ, der nur mansplaint, ihr etwas Falsches über das Lasern versucht zu erzählen, sie merkt es kurz an, er wiegelt ab, sie sagt es nochmal und er beschwert sich: Hey don’t try to outalpha me.

vielleicht ist es so, dass wir menschen auch nur in der queerness begegnen können, zu der sie selber bereits vorgedrungen sind. dass manches eigentlich sichtbare für manche unsichtbar bleibt. und die gefahr, dass wir falsch oder anders gelesen werden, nicht gesehen werden, weil jemand ungeübt im sehen ist, bleibt eh.

Im Traum die Geburtstagswimpel, die ich abhängte, und die Wut, eine wahnsinnig große, sehr vieles überrollende Wut. Später ein riesiges Croissant, bestimmt zehn Meter hoch und vierzig breit, dessen Butter im Meer gewogen werde.

18. Juli 2024

beunruhigender anblick, wie in finsterwalde ein güterzug an uns vorbei zieht, vollbeladen mit deutschen panzern

in büschen stecken, beeren essen, nahrung aus dem boden ziehen, nicht ganz sichtbar sein, auf bäume klettern und wieder runter und auf den boden legen, beobachten, was da krabbelt und wächst, wie groß und schön sandkörner sind, wenn ich sie aus nächster nähe anschaue. being held time.

Semikolon als kleine durchlässige Zäune, mehr Rosenbogen als Gittertor.

Jonis Hartmann in seinem Journal zur Übertragung von HAIKU von Richard WrightBarthes schreibt (…), ein Haiku sei in Performanz dem deutenden Finger eines Kleinkindes vergleichbar mit einem begleitenden Da! Es war ungefähr, was mich selbst am Haiku interessierte: ein Da!, mehr nicht, keine Wertung, keine Überbelegung mit was auch immer, also kein Wort zuviel, im vollen Wortsinn keine Silbe zuviel, auf den Punkt & vor allem Sichtbares, keine Abstraktion, ein Bildaufbau, ein Klick: ein Foto.

lust auf wasser auf erquicken auf ein lutschbonbon vielleicht

17. Juli 2024

(schock des sich selber sehens) (wie viele bewegungen wir unbewusst und schwer ansteuerbar machen) (was für ein energieaufwand, in jeder zelle präsent zu sein)

Love Haiku for You When Things / Feel Difficult But / It’s Ok for Things To Be Difficult Because Things Aren’t Always in a Rigid Binary and Sometimes / Things Can Be Nasty but Also Be Sweet and Ok Too / Like Pickling; von Basie Allen in Palm-Lined with PotienceI love you more than / Cabbage loves sealed tight jam jars / With big time to rot

is this water time? is this flow time? or is this earth time?

was wenn ich den text mit anderen fertig schreiben, oder wirklich auch fertig zeichnen, würde? ihn nicht als aufgabe ansehe, die ich alleine lösen müsste – also noch konkreter nicht „nur“ mit unterstützung aus dem geflecht, sondern als ein gemeinsames umsetzen, weiterdenken, weiterschreiben, übersetzen? (oder ist das eine ausflucht, weil ich den fragen, die der text mir gerade stellt, nicht begegnen will?)

16. Juli 2024

Ist es nicht wirklich so viel schöner, hier im Gras zu liegen und den Wolken nach zu schauen?

Virginia Woolf in A Room of One’s OwnNo need to hurry. No need to sparkle.

aus dieser Anleitung Nothing is hurried.

15. Juli 2024

mit der nase stupsende hundis sehr süß (nasentarget)

domainwechsel als selbsttaufe

trauer könne nicht ver-, sondern nur bearbeitet werden, sagt das freundi auf der bank

zusammen WERKELN als love language

ricardas kiel / sitzt am nil / wäscht die füße / in persil

songs for leaving and arriving

14. Juli 2024

(im neuen Mäusebuch habe ich aus dem Professor mit Pfeife eine Professorin mit Pfeife gemacht, und bin verärgert, dass es diese binären microfeminisms überhaupt noch braucht, aber diese Kinderbücher sind alle so rappelvoll mit männlich gelesenen Gestalten und das ist einfach LANGWEILIG)

Ernst nehmen, aber eben nicht zu ernst; der heilige Grat.

Die sind heilig, weil das sind so alte Gestalten aus den Jahrhunderten

13. Juli 2024

Knisteröl, nennt das Kind den Sand, den es auf sein Spiel-Lagerfeuer streut, damit es nach Feuer klingt.

des freundis gefaltete palmen.

die rüstungen, die sich so viele inzwischen anziehen würden, die ihnen gar keinen erlebnisraum mehr ermöglichen, kein anzeigen, kein melden, und ich verstehe, was auf diesem glitschigen grat gemeint ist.

des bekanntis interessanter blauer blick, ein tiefer blick, der aber nicht wirklich durchdringend ist. eher tatsächlich sexy auf eine art, ein ansehen.

bin am pensum, also bin voll, also es ist jetzt genug. sehr viel mehr und ich werde nicht mehr bei mir bleiben können.

12. Juli 2024

ach und mist ich schreibe halt schon auch gerne, diese momente, wenn sich sprache dreht wie ein wirbel, wie ein besonders schöner strich, wie die sonnenflecken unten im becken, leuchtende tribals für immer, für jetzt

Nasen sind auch Schwellkörper und erotisch interessiert, sie können erigieren.

James Nestor in Breath - AtemDer Atem ist die intimste Verbindung mit der Umgebung, die wir haben. (…) Atmung heißt im Grunde antworten.

Halstattoos unter oder hinter dem Ohr irgendwie immer so bedeutungsschwanger, stärker als an anderen Stellen.

11. Juli 2024

wie ich neben dem papa her schwimme und unter wasser seine technik anschaue, und hinter ihm her als wir rausschwimmen, und mich fühle wie ein junger delfin oder eine baby robbe, mitschwimmend

seine bilder sind genau so pastellfarben, wie der ganze herr m. am anfang auf mich gewirkt hat

wie das kind das eingangstor hochkletterte, sich auf der anderen seite wieder runterließ und dann für uns auf den türbuzzer drückte

wir haben wieder eine Fährte aufgenommen

Ich sollte mehr über Websites schreiben, das Nachdenken über sie noch klarer und begeisterter in meine Praxis übernehmen. Ich bin überzeugt von Websites als Werkzeugen, ich finde sie wichtig, ich finde es wichtig, sie selber zu machen und in die eigene Praxis zu integrieren, und ich könnte da sehr viel drüber schreiben, auch poetisch schreiben, auch politisch schreiben, und auch selber noch lernen.

machen wir Eggert kompakt (ein Visionsgespräch an der Kuhtränke)

10. Juli 2024

einfach so tun, als hätte man einen eigenen raum

MMTG, das ist eine mordsmäßig traurige gestalt

queeren & knittern, hemden und blicke

Es gibt so viel worüber ich nachdenken könnte, müsste, ich bräuchte Tage nur zum Denken. Und aber vielleicht macht das jetzt halt mal nicht der Kopf, es übernehme bitte ein anderer Teil.

krass wie anstrengend manchmal der kompost ist, ich ganz unzufrieden mit allem und werkel an jedem satz noch minutenlang herum, und an anderen tagen plopp isser da und fertig.

sachthemen, die immer auch mehr sind als sachthemen, es sind freuden und ablenkungen, aber eben auch transformationen

und ein radfahrer bekreuzigte sich, als er mich sah (tell me you’re in bavaria without telling me you’re in bavaria)

9. Juli 2024

pockets of people

ein abendspaziergang, der einen grundzauber hatte, wie alle abendspaziergänge grundzauber haben

und lol ich wusste natürlich nicht, dass das aus harry potter war, so hat eben doch jedes seine eigene welt

hey Becca it’s Gabby
the da es da
dass gebe
guy
you did
chop did you
to go for go
thank you I’m for that kitchen
dann eggs of church
TV time up
Haus off the gift
ja jo forgot
you diff you just off
that’s hi hi hi ha
in l is bl to l
by my friend member
the they the clan
the name changed schools
might grid again when that’s after

ich glaube, ich habe den schmetterlings-rhythmus etwas weiter verstanden. verstanden, wo die kraft beim wasser zurückschieben herkommt, das ist fast ähnlich wie beim brustschwimmen. und wie wichtig das runterdrücken des brustkorbes ist. mache immer noch drei delfinschläge, wo zwei reichen würden, aber das kommt auch noch, irgendwann fügt es sich zusammen.

in was für einem poly-verhältnis stehen meine verschiedenen arbeiten / arbeitsrollen zueinander? welche arbeit ist eifersüchtig auf welche andere? hat das eine das gefühl vom anderen „betrogen“ zu werden? sind sie im gespräch miteinander? haben sie rituale miteinander? wie könnten sie sich ihre bedürfnisse gegenseitig besser erfüllen?

der schlaf reicht mir nicht aus, das essen reicht mir nicht aus, das wasser reicht mir nicht aus

also wirklich! also wirklich! (so freut sich das aufgeregte kind über sein geschenk, überhaupt leuchtet und strahlt es so niedlich, stakst durch die wohnung mit neuen gesten und neuen gesichtern, und das freundi hat recht, das ist anders als letztes jahr beim vierten geburtstag, es ist so viel mehr außenwelt mit präsent, so viel klarer die bedeutung eines geburtstages, eines selbsts, das von seinem geflecht gefeiert wird, das kind ist inzwischen in die gesellschaft initiiert)

8. Juli 2024

AWA DA KEDA BRA

einer leuchtet sich seinen nächtlichen weg die bereits ziemlich hell beleuchtete straße hinunter mit einer taschenlampe aus

Scheukläppchen & scheue Klappen

(ich zitiere mich selber: singen heißt, sich zu hören als gemeinsames.)

auch die erwachsenste person im raum darf sich eine weile unter einen schirm stellen und schluchzen und schreien

Räume für einen selber, die verschlossen bleiben für andere, braucht es vielleicht, nein, sicherlich, auch in Beziehungen, in dem Fall also gemeinsame geschützte Räume für die Menschen in der Beziehung, die für die jeweils anderen Teile des Geflechts nicht zugänglich sind. (Darin natürlich auch die Tatsache, dass das Geflecht dann auch nicht direkt sieht, falls in diesen Räumen Gewalt stattfindet). Und darin eingekapselt die nicht einsehbaren Räume der jeweiligen Personen selber. Die braucht es vielleicht, nein, sicherlich, um sich immer wieder anders und in immer anderen Kontexten als man selber zu erfahren. Die Weite und Weichheit des Selbsts, die vielleicht vor allem dann möglich ist, wenn es diese verschiedenen nicht einsehbaren Räume sehr bewusst gibt.

Witzige Küchen eine Hölle für sich

7. Juli 2024

Katherine May in How to keep a writer’s notebook a good notebook (…) should actively repel the casual viewer, and exude a feral air that unsettles intruders. (…) Its dark magic lies in a series of collisions, the juxtaposition of thoughts that, in any ordinary space, would not go together. The result should be an unruly object, defying polite society.

(Nachdenken über Räume, die nur für einen selber sind, die andere Menschen aktiv ausschließen müssen, um ihren Zweck zu erfüllen, der wiederum unter anderem wieder in der Zuwendung hin zu den anderen liegt. Aber eben nicht gleichzeitig, die Zuwendung braucht auch die Abwendung.)

6. Juli 2024

ich kenne das alles hier und ich werde hier gekannt

wie das kind sich in das fußballfieber mit hinein wirft, auf dem schoß vom freundi mit schaute und zum ende hin immer dringlicher mit anfeuerte, ohe schweizis, schießt noch ein tor, bitte bitte bitte, und mit kommentierte, das war ein schönes tor, das war gut gekickt. kinder greifen themen und grundstimmungen wohl auf, und wollen einfach grundsätzlich an ihnen teilhaben, dabei sein. da stecken noch weniger identitätsfragen dahinter.

liebe grüße dein lieblingsstörfaktor

das Kind ruft: Schreib ins Internet: Aufräumen ist nicht gut!, was ich hiermit tue

Zwei Körbchen in der Brust, die Blätter am Rücken, die Bögen und die vielen Beine im Körper, sechs Stück sind es insgesamt.

mir tätowierungen angeschaut und mich gefragt, wie ich das finde, wenn eine schroffe schnelle zeichnung langsam von hand gepunktet wird, und auf eine art finde ich es schon ehrlich, denn es ist ja eh offensichtlich eine übertragung, eine sorgfalt, eine intention, ein bewusster und vielleicht eitler versuch, etwas bestimmtes dauerhaft abzubilden, und dann kann das doch auch so umgesetzt werden (oder halt mit einer maschine, aber dann ohne vorlage und ohne schablone). es fühlt sich näher an mit dem handpoken, weil ich die nadel selber eher verstehe, also auch noch lange nicht, aber mir eher vorstellen kann, dass ich sie irgendwann verstehe.

5. Juli 2024

Ich glaube, der Rand IST deine Komfortzone, sagt das Freundi.

Das Haar ist weg, sagt das Freundi, und meint mein eines weißes Schnurrhaar.

Selbstbestimmungsgesetz === die letzte Schnur ist besetzt (wir spielten Stille Post)

4. Juli 2024

Umgehen mit allen Farben und Schattierungen von Distanz und Nähe, von Nachdenken und Zuwenden, umgehen mit dem Ankommen und dem Verabschieden, und damit, wie beides viel früher beginnt und länger dauert, als es theoretisch müsste; Fäden verweben und sie schön finden in ihrer Buntheit.

3. Juli 2024

Das Freundi erzählt von der ersten Phase des Begreifens der eigenen Nicht-Binarität, und dass es sich für ihn gerade überhaupt nicht destabilisierend anfühle, sondern integrierend. Und das verstehe ich, und diese Phase gilt es, möglichst lange auszukosten, das innerliche Umgehen damit, ohne dass es von rauen Händen im Außen gewogen wird.

Drag Queens sind die wütenden Schutzengel ihrer Räume.

2. Juli 2024

behälter bestehen eigentlich vor allem aus übergängen

1 bauch ist auch 1 behälter

bernd bitter butter busen billo billo billig burtzlaff biografie beule baum bunker bitter bong bollerwagen biltschuv baklava bunt bussi bussi boom bäm big bigger boot bauwagen bissig berlin bett belfast belgrad bahn backware brust blau benzin besen bitter bitteren besen bitte bulli bullauge bulle buben bubeln

All diese Angebote, die diese Stadt einem laufend macht, das macht es irgendwie schwerer, sich selbstgenügsam zu fühlen. Man könnte ja immer noch etwas kaufen. Man könnte ja immer noch etwas tun.

ich bin mit dem begriff „wesen“ dann eher einverstanden, wenn er die vielen wesen in mir meint, also ganz konkret die bakterien und zellen und whatnots, und auch die verschiedenen ricardas; weniger, wenn er mich als ein gesamtwesen benennen soll, dann hat es etwas feenhaft ausweichend ätherisches, je nach kontext auch etwas nicht-menschlich-otherndes

(also ich mag: die wesen, und nicht das wesen)

1. Juli 2024

wie überlebt eine solch winzige schnecke? es würden drei von ihr auf meinen kleinen fingernagel passen und mein kleiner fingernagel ist bereits ziemlich klein.

Jetzt erstmal aus dem Fenster schauen.

Die Passivität und Ausgesetztheit in der Formulierung „weiblich gelesen“, auch natürlich in „männlich gelesen“; wie passiv überhaupt das gelesen werden ist, es geschieht dir da etwas.

Es gibt Leute, oder eher: Blicke, die ich nicht sehen will. So will ich nicht angeschaut werden. Für dich will ich nicht sichtbar sein.

30. Juni 2024

weil ich löchrig sein will, weil ich mein und unser Schwanken umarmen will

Ich schnitt Schalotten in zweikreditkartendicke Scheiben.

Das Freundi schlägt mir auch eine Packliste vor, aber nee, die würde nicht viel bringen, den Kram vergesse ich meist nicht, problematisch sind die Klamotten (beim Freundi ein einzelner Punkt auf der Liste: Klamotten), was ich mit wem und bei welchem Wetter tragen will, wie ich mich fühlen will, was sein wird, was ich will, dass sein wird, das sind ja die Fragen darin. Packen als ein vorauseilendes Durchfühlen der anstehenden Reise.

& dann kamen wir nach dem ersten aufguss schwitzend und dampfend raus und in genau dem moment fing es genau richtig an zu regnen, dicke fröhliche platscher auf all unsere nackten körper, und in meiner vorstellung reckten wir alle die arme in die höhe und lachten laut auf, wie bei einem konzert (in des freundis vorstellung waren es nur wir beide).

ich glaube, ich habe den grundzug vom schmetterling rhythmus geknackt – das wippen darin, das untertauchen zu beginn und dann nach oben schießen, und zuerst der kräftigere kick und dann der kleinere, und ich habe damit schon ein bisschen strecke zurückgelegt, und ICH HABE SO FREUDE DARAN, ich habe so FREUDE AM LERNEN, diese awkwarde stolpernde ausprobierende phase ist ja eigentlich die geilste.

29. Juni 2024

über mir flitzen Fledermäuse & die ersten Sterne gehen auf

Die Kostbarkeit der Momente, in denen wir selbstbestimmt ältere Dinge überschreiben.

Eine Tätowierung als eine Rüstung, als ein Schutzpanzer, der es mir ermöglicht, bestimmte Dinge zu tun, aber auch durchlässig ist, die Welt auch hinein lässt, nicht nur aus Angst und Abwehr besteht, ein löchriger Panzer aus Punkten. (Funktioniert so nicht auch die Haut selber?)

„So denke ich darüber nach: Hier ist ein Foto.“ (wieder unser nicht-sprachliches Nachdenken)

28. Juni 2024

Ricardas Kiel (ri/es), lebt in Leipzig. Ricardas hält Schreibworkshops, tüftelt mit Menschen an ihren Websites, veröffentlicht einen täglichen Kompost aus dem Notierten des Vortages, schnitzt im Winter Löffel und schwimmt im Sommer im See. Zuletzt erschien von ihm 2022 der Gedichtband „Tante Alles“ bei hochroth München.

weich wie fuchs, und wach wie ich.

Rosmarie Waldrop in Rehearsing the SymptomsI often feel am a different person depending on whom I am with. As a word in a sentence may be felt to belong first with one word and then with another, and will be different. / At a party I get scattered into so many selves I can’t invent enough pseudonyms. / I liked the Rosmarie I was with Keith Waldrop. Therefore I became Rosmarie Waldrop and now stick to one name. / This, I hoped, would help me get hold of myself, hands, feet, hair and all. So I could close my eyes in pleasure at having an identity. / But to be contracted into a single being by another person – how strange. Sure enough, the other selves still hover behind my eyes and mock the flimsy construction.

das freundi berichtet aus einem podcast, dass man angeblich leide, könne man seine identität nicht versprachlichen. und wir tauchen daraufhin in so ein schönes feiern des vor-, neben- und nachsprachlichem, all den nonverbalen sehnsüchten und ausdrucksformen, die wir haben, all unserer fantasie, all den formen, die unsere identität noch annehmen kann.

register für fierceness

ich gebe weder bäume noch weichheit auf, um nicht als weiblich gelesen zu werden. das ist es mir nicht wert.

den einen teil meiner familie sehe ich in meinem mund, den anderen in den augen, und eigentlich sehe ich viel mehr oder viel weniger verwandtschaft, oder lese sie wo ganz anders als im gesicht.

die menschies kommen ja zu mir auf die seite also kann ich sie ja wohl dort auch anschauen.

interessant, dass ich zum ersten mal wirklich qualitäts-unterschiede in meiner stimme bemerke, dass ich morgens vielleicht noch nicht so richtig eine warme und bewegliche stimme habe, ich kratzte gerade eher so rum und kam nicht in die höhen, dass da manchmal ein frosch drin steckt, dass ich manchmal den bauch so ganz anspannen muss, um überhaupt töne heraus zu pressen. gestern abend floß es so, und jetzt hakelt es, und das gehört wohl auch zum singen lernen.

Das Freundi mit Expertise sagt, es braucht ein Y, und so nenne ich das Keyboard Harry Schnur.

27. Juni 2024

Ich habe mir ein Keyboard gekauft. Ich habe mir zum allerersten Mal in meinem Leben ein fucking INSTRUMENT gekauft. Es ist fünfundzwanzig Jahre alt und riesig und schwarz und stinkt nach Alleinunterhalter, und ich werde damit rumspielen, und singen üben und angeblich nebenbei Noten lesen lernen, und irgendwas wird sich verschieben und irgendein Verständnis werde ich entwickeln. Ich begreife in meiner wiederholten Beschäftigung mit diesem einen Lied, wie sehr man sich mit einem Lied beschäftigen kann, wie viel es damit zu TUN gibt, wie viel darin zu entdecken und auszuprobieren. (Was wäre, wenn das mit der Lyrik vergleichbar wäre? Das geht in Richtung unserer Wilden Übersetzungen. Alles genießen und von allem lernen und alles auch als Anregung nehmen, selber etwas auszuprobieren, völlig ohne den Anspruch, das Original nachzumachen oder zu übertrumpfen, sondern einfach um zu schauen, was es mit einem macht.)

wie würde denn ein garten aussehen, der sich ausschließlich an freude orientiert?

Ich impulste in der Telko, darüber zu sprechen, wie das mit dem Sommer und der Arbeit ist, wie zyklisch das eigene Arbeiten ist, ob es sich mit Jahreszeit und Wärme und Stimmung verändert. Und ich schämte mich ein bisschen, als einige Teilnehmi damit wenig anfangen konnten, ihr Sommer heißt Schulferien und ihre Taktung ist Geld-verdienen-müssen. Ich (auch wir) düdeln schon oft in unseren Lalaländern herum. In denen wir natürlich auch Geld verdienen müssen, aber es bleibt anders, wenn man nur sich selbst ernähren muss.

Vollständigkeitsansprüche insgesamt eher ablegen

uuuuuuund mein Leben ist SCHÖN. ich habe ein freundi, das mich am sonnigen morgen ins freibad lockt, mit dem ich teilen kann, was anstrengend war und es dann kräftig wegschwimmen kann, das eine decke dabei hat und immer ein ganzes buffet an kleinen köstlichkeiten. zum beispiel den arabischen salzkäse, auf den ich heute so heftige lust hatte. so machen wir dieses jahr urlaub, haben wir beschlossen, immer einen vormittag pro woche den sommer über.

Wer ist wo, denke ich als erstes im Aufwachen. Ich bin hier, hier.

26. Juni 2024

Ich werde das nicht gut überstehen, wenn ich immer versuche, alle Gefühle getrennt voneinander zu halten.

Maya AngelouLove liberates. It doesn’t bind. Love says, I love you. I love you if you’re in China. I love you if you’re across town. I love you if you’re in Harlem. I love you. I would like to be near you. I’d like to have your arms around me. I’d like to hear your voice in my ear. But that’s not possible now, so I love you. Go.

nee, ich will eigentlich keine anti-ki-crawler auf meiner website platzieren – ich würde das eh niemals durchklagen, also warum überhaupt versuchen, ich habe keine lust auf eine weitere technische baustelle, die ich betreuen müsste und die mich energie kosten würde, ich nutze selber manchmal ki und hätte sie gerne weirder und anders, also muss sie auch was anderes essen dürfen. in den quelltext meiner seite zu schreiben, dass sich maschinen hier nicht bedienen dürfen, ist einfach keine lösung für die probleme, die sich aus meiner sicht mit ki ergeben, das sind altmodische und leicht lächerliche scheinlösungen, dürre digitale zäune und verbotsschilder der guten und empörten menschen. so will ich ganz grundsätzlich an nichts rangehen, ich will lieber näher ran, ich will verwirren, ich will queeren, ich will spielen, ich will mit tanzen.

Was hat es auf sich mit dieser Mischung aus akademischen Vorträgen und Lesungen, die unter dem Label Lesung laufen? Sehr eng geflochtene Veranstaltungen sind das gerade, auch das gestern mehr ein Mini-Seminar als eine Begegnung.

Das Freundi sagt: Ich habe nicht den Anspruch über bestimmte Sachen in einem allgemeinen Rahmen zu sprechen, mit einer allgemeinen Gültigkeit zu sprechen. Lieber über Kontexte, und einfach über das Schreiben.

Das Freundi hat auch kein Interesse daran, über Begriffe und Communities und Zugehörigkeiten zu verfügen und zu bestimmen, und in der offenen Verwunderung über die anderen, die das tun, spüre ich wieder so, warum ich das Freundi so gerne mag, warum es und seine Blickwinkel und seine Ansätze für mich so wichtig sind, die halten mich raus aus bestimmten Käfigen, die halten mich freier.

Alice Sparkly KatMercury isn’t really neutral. It’s just nonbinary. Mercury doesn’t try to build consensus either. You don’t need to agree with everyone around you to make a decision. You don’t need a single truth to guide you into action. Instead of the one truth, Mercury gives you the power to hold a more complicated story. (…) Mercury doesn’t give you curiosity, that capacity to hold more stories, because it wants to confuse you. Mercury makes you curious because it wants to promote intimacy.

(curiosity, that capacity to hold more stories)

noch viel hemmungsloser mischen

das freundi sagte gestern, dass es übe, anderer leute schreiben toll zu finden, ohne dass das bedeuten würde, dass sein schreiben nicht toll sei. andere mögen, ohne sich selbst dabei zu bewerten. mit dem da sein und auftauchen, was man in diesem leben eben so mitbringt. auch das ein sommergefühl.

all das gleichzeitig halten, die herausfordernden fragen, die zweifel, die anstrengungen, die freuden, die kleinen kitzelnden verliebtheiten, die große lust, die große müdigkeit, den SOMMER; aber nicht halten auf eine angestrengte art, einfach immer selbstverständlicher verstehen, dass das alles da ist und dass ich das jeweils einzeln und gemeinsam wahrnehmen kann, das ist mein beutel, ich stecke hier sachen in einen beutel, und es ist ein großer beutel und kein kopf. es ist warm. die fenster sind offen, es riecht nach geschnittenem mischbrot in der küche. es gibt endlos viele fruchtfliegen. ich höre die kinder auf dem spielplatz. ich habe nicht mal socken mitgenommen. ich habe überall blaue flecken und stiche und kratzer, alles tut weh und es stört nicht wirklich.

o kleiner regenschirm, beschütze mich vor meinen eigenen ansprüchen, die auf mich einprasseln ohne unterlass. beschütze mich davor, immer gut und richtig sein zu wollen. ich will auch mal leiden und schön aussehen dabei. ich will, wie alle anderen auch, die erlaubnis und den raum, fehler zu machen.

welchen und wessen gefühlen wirklich gerecht werden müssen (das ist eine frage)

25. Juni 2024

Aber interessieren mich diese Arten von Wortarbeit überhaupt? Ich habe irgendwie überall immer einen anderen Zugang.

Aber großen Respekt vor Obsessionen.

I can weather this. I have little umbrellas. I don’t need perfect shelter.

sachen schnell gehen lassen. sachen sehr langsam stattfinden lassen.

Notieren, um etwas festzuhalten, einen Moment zu HABEN, als Erinnerung oder Material (hungriges Notieren). Notieren, um einen Moment nochmal anders zu durchdringen, zu schauen, welche Farben er noch enthält, was er noch ins Klingen bringt (weltvertiefendes Notieren). Notieren aus Spaß (poetisches Notieren). Notieren, um mich und meine Gegenüber besser zu verstehen, mir und meinen Gegenübern zu begegnen (therapeutisches Notieren). Und von keinem ist klar, ob es gelingt.

(Könnte ich notieren hier überall mit fotografieren ersetzen? Vielleicht sogar auch mit zeichnen?)

Was bringe ich einem Kind über Wahrnehmung und Festhalten der Welt bei, wenn ich dem Kind eine Kamera schenke? Und was, wenn es eine Sofortbildkamera ist, die schwarz-weiße Bilder gleich ausdrucken kann? (Ah, Kind macht eh daraus, was Kind daraus macht. Diese Form der Fragestellung ist ja meist nur relevant für mich.)

24. Juni 2024

dieser himmel
diese wellchen
& ich ein punkt

Verzicht auf ein Gefühl von Anrecht aufeinander oder auf etwas. Verzicht auf Wut. Bewusst oder unbewusst ist dann immer die Frage.

Was von innen kommt, darf ich behalten.

Wir lesen zum Frühstück aus den Heinis. Vielleicht sollte ich wirklich mal wieder aus der Hüfte schießend Gedichte schreiben, einfach Bilder sehen und spüren und ihnen folgen. Die Flapsigkeit, Leichtigkeit, für die ich mich eine Weile schämte, könnte inzwischen auch wieder dran sein. Man arbeitet ja immer an einem Teil der Mischung, und irgendwann an Mischungen der Teile.

23. Juni 2024

Wir sammeln Spuren (du hast überall Kratzer)

22. Juni 2024

Eigentlich weniger Notierlust als Fühllust.

21. Juni 2024

Ich verschenke so viel Zeit gerade, weiß nicht mal an wen, vermutlich an mich, und mag das sehr.

motzen, dann machen.

Schwimmen mit Flossen

Leichte Sprache als solche verkompliziert bereits die Narrative.

warum sind bei mir in den kursen eigentlich auch selten cis-männer? warum suchen sie seltener diese form von gemeinschaft? könnte ich daran etwas ändern? will ich daran etwas ändern?

20. Juni 2024

Kae Tempest in Salt CoastI’ve stopped hoping, I’m learning to trust

Es war auf jeden Fall eine Fehlentscheidung hierher zu kommen, ich laufe durch diesen endlosen Überangebots-Wahnsinn von Kaufland auf der Suche nach Gewürzen und murmele hörbar schrullig vor mich hin, wie irgendjemand das hier als normal oder sinnvoll erachten kann, wie irgendjemand hier rationale Entscheidungen treffen soll, was sehne ich mich nach meinem kleinen Konsum. Immerhin steht hier Die Partei davor und sie fragen mich, ob ich Sticker haben will, klar, ich will immer Sticker haben.

(aliveness beats identity)

in beiden schulungen zu leichter sprache war keine einzige person, die ich als cis-männlich gelesen hätte – welcome to the world of soziale arbeit, ey … liegt das an der in den schulungen erörterten frage der zugänglichkeit, und dass hauptsächlich weiblich sozialisierte menschen auf diese form der empathie getrimmt werden? oder daran, dass das übersetzen als solches eine dienende, genielose tätigkeit ist? oder daran, dass in einem prozess der vereinfachung, im gegensatz zum prozess der verrätselung, keine trophäen zu gewinnen sind? das kann doch alles gar nicht wahr sein.

Behinderung und Alter, der Vorgang des Alterns behindert, Altern queert, das liegt alles sehr nah beieinander

Marianne SchulzeVerstehen ist ein wichtiger Bestandteil sämtlicher Menschenrechte

Leichte Sprache geht die Leistungsbezogenheit unserer Gesellschaft hart an, und auch die Pseudo-Schutzfunktion von je komplizierter, desto gscheiter

integration = menschen müssen etwas dafür tun, dass sie dazu gehören.

inklusion = alle menschen gehören automatisch dazu. die gesellschaft muss angebote machen, um allen menschen die möglichkeit zu geben, die gesellschaft mit zu gestalten.

Maria Seisenbacher in ihrer Einführung in die Leichte und Einfache SpracheWann ist uns denn das Wort passiert? Uns passieren die Wörter, und dann begreifen wir sie.

davon ausgehen, dass jedes wort neu sein könnte

zu den Leichten Masken: Habe ich Angst vor einer angedichteten Naivität, dem „zu schlichten“ Motiv, dem „zu einfachen“ Bild, davor, dass ich dann für „simpel“ gehalten werde? Diese Arbeit mit Leichter Sprache, also vor allem falls ich wirklich literarisch damit arbeite, wird noch ganz schön meinen Ableismus herausfordern, vor allem den intellektuellen Ableismus, diese irrsinnig tief sitzende Überbewertung einer bestimmten Form von Intelligenz, eine Glorifizierung von Wachheit.

sächsisches gebrülle unten auf der straße, ich glaube, sie bauen noch eine mini baustelle neben die riesen baustelle

19. Juni 2024

Ich lasse keinen Fitzel Scham darüber zu, dass jetzt noch ein Hobbygegenstand im Atelier stehen wird, noch ein Werkzeug, das niemals meisterlich genutzt werden wird, ich feiere das Glück, das ich habe, dass ich mir ein solches üppiges erwachsenes Kinderzimmer zusammenstellen darf.

das bild vom freundi im achten monat schwanger mit schlappen an den füßen in einem platzregen, es kann nicht rennen und nimmt es hin, schreitet anderthalb kilometer durch den strömenden regen und es ist genau richtig so, das freundi genau dort, wo es in dem moment sein muss.

(krassheit der selbstbestimmung) (krassheit der freiheit)

Und wie in Leichter Sprache die Narrative verkomplizieren? Was sind Leichte Masken? Warum finde ich das kompliziert Geschichtete so schön, so interessant? Verspricht es mir etwas? Löst es das dann auch ein?

18. Juni 2024

umarmungen sind auch behälter.

wir wollen alle nicht mehr nur oder vor allem reden. wir suchen behälter zum spielen (und wollen keine kaufen, sondern dass jemand an der tür klingelt und ruft kommst du raus spielen?).

aussehen wie die ahnen (wer blitzt in deinem gesicht auf)

Ein Beschuss von 2cm großen Hagelkörnern, ich war mir nicht sicher, ob die Fenster in der Loggia halten und ich konnte nicht mehr telefonieren, habe nichts verstanden und hatte dann auch keinen Empfang mehr. Wieder einen Weltungergang proben.

So viele Mittagsdöschen zurzeit, so dünn der Vorhang zwischen hier und dort.

luxuriös selbstbestimmt

Ja für die Düdeltage, an denen so viel bewegt wird, teils unsichtbar bewegt wird, teils sichtbar, kleine Entscheidungen und Erkenntnisse, die sonst nicht auftauchen würden – das ist nicht nur nett für das künstlerische Arbeiten, das ist bereits das künstlerische Arbeiten.

So will ich sein! Und so auch!! Und so auch! (so beschrieb ich dem Freundi meine Empfindungen bei der Drag Show, und wir feierten diese Orte, an denen genau diese Vielfalt und Verwirrung möglich ist, dass es wichtig ist, all das so nah beieinander zu spüren)

Das auch bei Tätowierungen eine feine Linie: wann ist es Marker für etwas (auch Zugehörigkeit oder der Wunsch danach, auch der Wunsch nach besserer Verwertbarkeit), wann ist es Spur eines erlebten Prozesses, wann der Prozess selber, wann mehreres auf einmal?

Nicht nur: kein Anrecht aufeinander, sondern auch kein Anrecht auf Informationen übereinander.

noch ein risiko, das wir eingehen können und das vielleicht energie produziert

Ingrid Burrington in diesem Essayat the end of the day all digital devices are just a bunch of slowly accumulated rocks

ich interessiere mich auch deshalb für masken, weil ich mich für schichten interessiere. die tätowierungen und zeichnungen, die ich gerade am interessantesten finde, sind geschichtet, sind nicht sofort klar zu erkennen, sind übereinandergelagerte bedeutungen und ebenen, sind kompliziert (complicating narratives), sind nicht nur eine stimme, sind wie die diy church radio shows, bei denen eins ins andere übergeht, mischungen.

so also den dazzle text weiter schreiben, oder genauer: so die bühnenperformance ausarbeiten. (gemischt)

das Gerät
lag heut nach Arbeitsende im Gschäft.

17. Juni 2024

das hatte jemand quer über den Unterbauch tätowiertTHINK LESS STUPID MORE

diese sorge, wut könne eine dauerhafte verhärtung sein, aber das ist sie ihrem kernwesen nach eigentlich nicht, sie will doch vor allem richtig intensiv und richtig laut gespürt werden und dann weiterziehen, sie hat eigentlich keinen bock zu bleiben, sie würde sich langweilen

Wir haben doch alle kein Anrecht aufeinander.

hi Mondi, an wessen Regeln wirst du dich hier halten?

ich habe sehnsucht nach einer anderen ästhetik, nach nicht-verwertbarkeit, nach all dem, was noch viel queerer, komischer, rauer, geflickter, seltsamer, älter, weicher ist, das, was auch aus diesen so-called queeren insta-rastern raus fällt. sprich: nach meinen freundis. wir gäben nie und nimmer ein gutes pride-werbeplakat ab und darauf bin ich sehr stolz; punk is not dead.

(das die große freiheit, oder eine große freiheit)

Insta-Spruch, es ist jetzt nämlich so weit, ich kopiere Insta-Sprüche hier herTension is who you think you should be. Relaxation is who you are.

16. Juni 2024

dir ricardas

das ist Death die Karte, das ist Life als solches

ernst markus steinbe nice make it holy
and run away

und ja trans körper um mich, immer mehr bitte, und gleichzeitig macht das o gott so viele fragen auf

15. Juni 2024

jetzt müde, genau jetzt

Butterbrot und kalter Matschpfirsich.

da ist auch überall viel internalisierter krempel drin, auch in meinen selbstbildfantasien, und viel instagram, und damit irre viel sich doll ernst nehmen, was überhaupt nicht mein plan für mein weiteres leben ist

die vielverwendung des begriffs iconic in einem bestimmten teil der drag-szene finde ich seltsam, eine ikone ist nichts, was ich anstrebe

Auch eine Freude, alleine auf einer Veranstaltung zu sein, auf niemanden eingehen zu müssen, hier und da zuhören, hier und da hin schauen.

political beauty

wie das kind ins salz niest und es rührt und rührt.

14. Juni 2024

hug me until I smell like you

Wie schnell fremde Kinder auf dem Spielplatz zu einem kommen, wenn man eine größere, etwas komplexere Sandburg baut und dafür lange Stöcke sucht oder blaue Sachen, plötzlich schleppen drei Kinder blauen Müll an, und alles, was sie im Gebüsch finden, Plastikteile, Kugeln, ein Baby Bein!, Blätter, halbe verrottete Baumstämme voller Ameisen, und plötzlich sprechen dich alle Kinder mit deinem Namen an, und zeigen dir noch etwas auf dem Turngerüst, und hier noch etwas für die Brücke und dort eine Wand für das Zimmer; wie schnell sie präsent sind, wie zugewandt und unverbindlich, bereit für Kontakt und zum Mitmachen, dann Tschüüüüß.

all the hungry ghosts
& those who eat in private

13. Juni 2024

Vielleicht ist das ein Grund, warum manche Freundis ihre Geburtstage so ungern feiern: an diesem Tag blitzen natürlich Bezüge und Beziehungen auf, er wirft ein Schlaglicht auf die Rollen, die man einnimmt, auf die Menschen, die einen umgeben und auf die Menschen, die fehlen, er setzt Menschen zusammen, die für einen wichtig sind und die sich vielleicht nicht oder wenig untereinander kennen, für die man jeweils ein anderes ist, und nun sind mehrere gleichzeitig da und man selber ist Anlass und Knotenpunkt, und natürlich wirft das Fragen oder zumindest Beobachtungen auf.

geschlafen wie am Spieß

12. Juni 2024

Ich stehe einfach ungern in einer Gruppe von Menschen, die überzeugt davon sind, Recht zu haben.

Widerstand in mir gegen die Bedingtheit, mit der in der Leichte-Sprache-Website-Schulung gegen Minimalumsetzungen gewettert wird, also z.B. Websites, die aus technischen Gründen keine perfekte Zugänglichkeit bieten können, aber auf denen dann trotzdem Texte in Leichter Sprache sind, wenn auch vielleicht etwas schwerer zu finden und ohne eigene Navigation. Diese Bedingtheit ist auch eine Form von Binarität, die ich nicht als hilfreich empfinde – es wird doch mehr aufgeweicht und mehr erreicht, wenn es insgesamt mehr Ansätze gibt, die dann zwar keiner Prüfnorm und keinen Best Practices entsprechen, aber immerhin erste Schritte sind, und ich hätte Bedarf, über diese Zwischenansätze zu sprechen und gemeinschaftlich nachzudenken und mich nicht als Verräteri zu fühlen, wenn ich einen Verein dabei unterstütze, eine nicht perfekte Version umzusetzen. Und wenn einmal eine Agentur eine super barrierefreie Leichte Sprache Seite gemacht hat und die dann aber auf Dauer veraltet und nicht gepflegt wird, dann hilft es doch auch nichts. Und da ist irgendwie auch eine Arroganz drin, ein starkes Besserwissen und Köpfeschütteln über die anderen, die es nicht 100% richtig machen. (Und dockt schon auch an die Erfahrungen vom Freundi an, wie mühsam das alles ist, Menschen nachträglich mitzudenken.)

nur mit mir in meinem gestrüpp

11. Juni 2024

lernen passiert natürlich nicht nur in der intensität sondern auch (vielleicht vor allem) in den pausen

ich kann deine schwere nicht in meinen beutel tun

Ich muss, müsste, langsamer lesen. Und viel mehr Sachen mehrfach lesen, immer und immer wieder Maggie Nelson in The Argonauts(such revisitations constitute a life).

10. Juni 2024

und ja, lachen können, ein arbeitendes lachen, ein bewusstes weiter lachen, eine hoch politische freude, weil the revolution has to be pleasurable, ich will anziehen und locken, nicht drauf hauen und zwingen, das kann ich immer weniger, ich will mit weichheit und essen und freude und freundis locken, dachsbauten voller glitzer

heute das t-shirt angezogen auf dem vorne steht: everything will be ok und hinten: we can be so much better if we try

9. Juni 2024

in den aufsteigenden mücken die erdbeeren von ihren kabeln ziehen und dicke bohnen greifen

Ausschnitte aus Julia Vogels Übersetzungen von Walking Like a RobinFall ich wohl ausanand? / Des flicka mer widder. S muss halda. / Nimm halt wos mit. Olles.

und:

Die Vögel zwitschern und marschieren.

(HOLD UR HORSES KID)

über die kraft von anfängen: dass es in ihnen oft noch keine überstarke agenda zu geben scheint, dass aufgegriffen wird, was eben rum liegt, dass dabei starke zeilen entstehen können, die noch keinen großen zusammenhang haben, aber sehr viel potenzial, was oft auch stresst, also dass der große plan noch nicht da ist, aber genau das macht ja raum für spiel und ausprobieren und ganz viele unterschiedliche stimmen, das hört man vielleicht erst später raus

Ausschnitte aus Joshua Staffels Übersetzungen von Walking Like a RobinWarum schenkst du mir Kaviar zum Geburtstag? / Bin ich schon so alt?

auch:

Erhalte jeder, was ihm zustehe, so auch die aves alterae venientae

auch:

There are birds that can shatter your window with their feet

Nicolas Born in Es ist Sonntag(dieses alles ist / der Beweis für etwas anderes)

die Welt geht mir immer weiter auf

ich warte gerne zurzeit, mag alle Zeit-Inseln

wohlan denn, auf zum Tanz!; aus dem „Ballet Royal de la Nuit“, zu mir gekommen über das Freundi, das diesen Satz zum Aufwachen suchtorsù dunque, alla danza!

den schrammeligen inneren beat hören, ihn immer lauter hören, auch dafür gibt das schreibwochenende raum, dafür, etwas auch dann machen zu dürfen, wenn es nichts und niemandem dient

nächste woche: will ich weiter vertrauen, dass es nicht so viel plan braucht. dass menschen stark und schön und liebevoll zueinander sein wollen und meistens können. will ich weiter übersetzen, vielleicht mich selber, tonfälle hören und erforschen. will ich sommer haben und freude und 41 werden und ich darf das.

ALL DIESE WEGE ZUR FREIHEIT
wie wir sie immer wieder gezeigt bekommen müssen und gezeigt bekommen wollen, wie wir sie am liebsten gemeinsam gehen

wildes übersetzen der eigenen texte von deutsch auf deutsch statt einen text zu „überarbeiten“, ihn ganz perfektionistisch fertig schleifen zu wollen

die holo nägel krallen, die könnte ich hier auch gebrauchen, die könnte ich den vögeln anlegen

ich werde wilder/loser, wenn es schon einen anfang gibt = es ist mühe, sich erstmal vom original zu lösen. in jeder version habe ich weitere schichten und andere bedeutungen und prioritäten entdeckt, etwas anderes, das mich bewegt und auf das ich reagieren kann. gemeinsames bedeutungen durchsieben und auftun. weil wir auch in einer sprache so viele verschiedene sprachen und tonfälle in uns haben, weil sich alles nochmal anders sagen lässt, weil es sich immer nochmal woanders hingraben lässt, weil überall noch eine andere stimme mitschwingt, ein bisschen eine andere form oder eine ganz andere.

1
Ich habe einmal Walking Like a Robin von Bernadette Mayer übersetzt, und dann zwei Mal Übersetzungen anderer von diesem Gedichtlaufen wie robbi

mach 3 oder 4 schritte dann stop
hinschauen hinriechen hinschmecken hinfassen & hinhören
gibt’s hier was zu futtern?
ah schau, da ist ein bisschen kaviar
muss mein geburtstag sein, dankeschön
muss ganz schön alt sein, siebzig oder so
ich denke ich zerbrösele, ich werd mich mal
zusammen nähen aber ob das hält?
nimm bitte ein stück von mir heim, jedes teil
ist gegen den krieg und zahlt keine miete, weil
weeste: besitz ist raub, gib allen
alles, andere vögel laufen genauso
auch genau so

2
gehen wie ein ganz feiner sekt

hop hop hop stop
links rechts schniff ummmhm
wasda in der styroporschachtel
blink blink unfassbar kaviar
die welt feiert mich wohl
ich bin alt wohl
ich schwappe ich schwanke ich kippe
nadel mich zusammen nagel mich hält eh nicht
hier: stück von mir to-go
hier: stück von mir scheißt auf krieg
hier: stück von mir scheißt auf vermietis
gehört alles allen
gib alles allen
da kommen
die kumpels
angehopst

3

ich pfeife meinen weg entlang
ich schreite aus und bin reich
und jeder schritt macht mich reich
meine sinne gehören mir
& mein hunger gehört mir
an jeder ecke wartet essen auf mich
& die welt feiert mich
& mein alter
& meinen zerfall
ich piekse rein in den zerfall
raus aus dem zerfall
ich werde zeitliches segnen
& reichtum verschenken
& dich nicht überfallen
& dich nicht
fallen lassen

8. Juni 2024

(in unseren temporären autonomen zonen)

wie viele sprachen dürfen in einen text? wie und wann filtern wir unsere ganzen notizen? was macht eine baby robbe mit uns?

OK wie jetzt mich wieder aus dem Fuchsfell schälen

Jemand bekommt liebevoll eine dicke Wurst gereicht, die Plastikhülle bereits ein Stück herunter gezogen, bereit zum reinbeißen, die Person, die die Wurst erhält, lächelt erfreut und dankbar, zwei andere laufen vorbei und einer von ihnen sagt, ohne die Wurst gesehen zu haben: Fleisch

Innere Landkarte der kleinen Lüste

interessiert euch! guten gang!

eine teilnehmerin bekommt an anderer stelle gesagt, ihre gedichte seien keine gedichte, und teilt ihr zweifeln und ringen damit in unserem kreis, denn eigentlich habe sie schon das gefühl, dass sie gedichte schreibe und sie fragt, wer denn jetzt nun recht habe, und eine andere teilnehmerin antwortet: naja, es ist ein bisschen egal, wer recht hat, denn du hast so oder so ein recht auf deine eigene form des ausdrucks. HELL YES.

und die lauten wurden stiller und die stillen regten sich und bedankten sich

das freundi will mit einer orange transzendieren können und auch ich bekomme alle informationen und impulse, die ich brauche, in meinem alltag, in meinem neuen alltag, da wo ich bin, es ist wirklich alles da

7. Juni 2024

ich lege jetzt noch die sonne in den kessel

ernste dinge mit tierstift schreiben

das hölzerne spiel-parkhaus, das vermutlich vor allem von dem kind vom freundi bespielt wird, das mich an die geschichte vom großen freundi erinnert, wie es sich als kind parkhäuser aus pappe bastelte, und in mir freude weckt, über diese spiele über generationen hinweg genau so wie über die tatsache, dass mir diese assoziation gekommen ist, das vertrauen, das ich also in meine assoziationen legen kann.

die goldene wand, die ich so oft im zoom hinter dem freundi sehe, jetzt sehe ich sie im zoom fenster und dazu in echt, sie leuchtet ganz anders als die echte sonne und ist trotzdem sonnig, und weitet meine müden augen ein bisschen.

die roten kirschen, die ich zeichne und die ich esse, die mir das freundi hingestellt hat.

VERWEBEN OHNE KNOTEN

6. Juni 2024

Egal, wie viel ich notiere, kann ich damit keinen Menschen begreifen oder gar festhalten. Ersteres passiert, wenn überhaupt, im Miteinander, zweiteres in Umarmungen, die dann wieder gelöst werden.

5. Juni 2024

Eine Ziege im Gleisbett in Muldenstein, zwei sehr aufgeregt sie hin und her scheuchende DB Sicherheits Menschen, sie springt immer wieder in eine unerwartet andere Richtung.

Ich wünschte, Spotify würde eine Funktion einführen, bei der man auswählen kann, ob man thematisch oder musikalisch ähnliche Lieder vorgeschlagen bekommen möchte. Das wäre doch ein sinnvoller KI Einsatzzweck.

4. Juni 2024

Und die Birke trug einen Moment lang meine Brille.

Es begleiteten uns: der falsche Jasmin, der drüsige Götterbaum, die Robinie, die Linde sowieso dauernd, die so voll hängt und offen blüht und tropft und klebt, der Holunder auch, die Capri-Eis-Bäume (die erste Baummaske), die stürmisch wachsenden Schwarz-Pappeln (was wir alles als Mehl und Seife und Malariaschutz nehmen können!), die zottige Wicke (sehr gutes Schimpfwort), kleines gelbes Hügel-Fingerkraut und ein wehrloses Getreide, dessen genauen Namen ich nicht mehr parat habe, der aber auch ein gutes Schimpfwort abgab.

Fuchs = interessierte Egalheit

Sich anpassen, empathisch sein, um die anderen glücklich und zufrieden zu stellen, ist auch eine Form von Kontrolle. Also ein Versuch, die Situation zu kontrollieren und sie dorthin zu bringen, wo wir sie haben wollen. Erklärt mir das Freundi und my mind is a bit blown.

Eine mögliche Bewegung: von Kontrolle weg, hin zu Gestaltung und Präsenz.

3. Juni 2024

durch die gute anwesenheit einer anderen person sehr im moment verankert.

der wolf als symbol ist eher ein kopf-interesse, vermute ich, ein beispiel für gesteuerte erzählungen und politisiertes tier (wolfslosung, also realer wolf, ist aufregend und ein völlig natürliches herz-interesse), der fuchs dagegen ist ein underground-kumpel, fliegt unter dem radar und macht keine schlagzeilen, verwischt die grenzen zwischen zivilisation und wildheit, frisst aus mülltonnen und nicht aus händen. wolf ein gott, fuchs ein trickster.

wir spüren sanft rein in die widersprüchlichkeit der menschen, die wir mögen, und finden so viel weichheit darin, und wollen genau so selber betrachtet werden: mit weichheit und neugier für unsere widersprüche, für all die stellen, an denen wir keine scharfen konturen und festen haltegriffe bieten, an denen wir uns selber erlauben, schwammig sein zu dürfen und bedürfnisse zu haben, die von außen nicht zu unserer sogenannten identität passen.

staying sylvan

& heute morgen so ein großer fuchs auf der brachfläche, er trottete vor mir wie ein schäferhund ohne schäferhundherrchen, und ich war mir nicht sicher, ob es wirklich ein fuchs war und fuhr weiter vor und da stand er noch, wartend auf dem weg, und wir sahen uns an & er war ein fuchs und ich war ein mensch und dann zogen wir weiter unserer wege

und der kuckuck
ich höre hinter meinen ohren
immer weiter den kuckuck

2. Juni 2024

aale machen mir mehr angst als libellen, die im übrigen gar nicht stechen und vor allem menschen nicht, was genau genommen politisches wissen ist, denn die römischen missionare haben das erst den sogenannten heiden ausgetrieben, dass sie libellen gut finden, und haben behauptet, die würden augäpfel ausstechen, und irgendwo muss man ja anfangen, den blödsinn, den die römer verbreitet haben, aus den köpfen zu kehren, also: libellen stechen nicht. und libellen leben die meiste zeit ihres lebens als larven, und gar nicht als die schillernden kleinen hubschrauber, als die wir sie kennen, die gibt es nur ein paar wochen, und das ist noch etwas, was wir so falsch im blick haben und vielleicht auf eine art auch politisches wissen.

Da wachsen die Pilze bis ins Zelt rein

1. Juni 2024

(hier sein, Bäumen zuhören)

31. Mai 2024

Der Kuckuck schnappt über.

ob ich da sein kann
ob ich mich wohl fühle
ob ich neugierig bin

30. Mai 2024

erste grillen
mehrere kuckucks
singen im stau
sitzen unter dem mückennetz
& der regen plästert

die Pfeile aus Ästen
die wir uns im Kiefernwald legten
in dem es nach Kastanienhonig roch

Privatschild! Lesen verboten

Erleben im vorauseilenden gedanklichen Erzählen

Berufsliebende

29. Mai 2024

unsere Texte gegenseitig auf Wut und Schärfe lesen

Thich Nhat Hanh und bell hooks, aus diesem Interview„I am so angry!“„Well, you know, hold on to your anger, and use it as compost for your garden.“And I think that if we think of anger as compost, we think of it as energy that can be recycled in the direction of our good. It is an empowering force. If we don’t think about it that way, it becomes a debilitating and destructive force.

28. Mai 2024

hab mir selber wieder den Pony geschnitten und es sieht lustig aus

Die schöne Unsichtbarkeit meiner sehr großen Tätowierung, mein ganzer Unterarm ist voll mit kleinen Punkten, aber es fällt kaum jemandem auf. Ein nicht-binäres Tattoo also, eine Große Behutsamkeit.

You built all the good things you are experiencing right now.

Der Wut auch mal einen Teller decken, und ich denke sie mir als Drag Queen: mit großer Perücke und viel glitzerndem Schmuck, eine spielerische Diva, eine sichtbare laute inszenierte Präsenz, jemand, der eigentlich nicht vorgesehen ist und dennoch sehr stark DA ist. Jemand, von dem ich lernen kann und vor dem ich keine Angst haben muss.

& alle sollen ihre vollen emotionalen Größen dreidimensional zur Verfügung stehen haben (jeweils ein vollständiges Repertoire)

& alles, was sich löst, löst sich in Umarmung

Heute Regenmorgen ein Nachklang zu gestern Regenmorgen

27. Mai 2024

Hat mein Ringen mit der Sichtbarkeit auch mit einem Gefühl zu tun, diffus oder konkret beobachtet zu werden? Eigentlich steckt im Beobachten erstmal nicht zwingend eine Wertung oder eine Sortierung, aber ich deute sie sehr schnell hinein.

Luis Urrea in diesem Podcast Don’t use place. Inhabit it. … You are a place. As a place, you must be a shame-free zone … Writing prompt: go out and rub dirt on your face.

die linde hier blüht und duftet, die linden unter den linden blühten und dufteten, und ein teil war eine fancy linden sorte, mit blättern, die oben dunkelgrün sind und von unten ganz hell staubgrün, das hat etwas sehr architektonisches, kleine pagodas, lauter lämpchen.

welches deutschland genau feiert die 75 jahre grundgesetz?

die kleine hummel fährt umher wie auf einer vespa

26. Mai 2024

Ich will weiter schmelzen, und nicht verschmelzen.

25. Mai 2024

Bewaffnet mit dem eigenen Sein in das Leben einer anderen Person treten, es damit zerbrechen und neu zusammen setzen, heißt es in Badious Lob der Liebe. Und das wollen wir?

Auch dort: Die Welt ausgehend vom Unterschied und nicht der Identität zu erforschen.

Arms, Armor

24. Mai 2024

wie finden wir wiederholungen? in texten, in gesprächen? in liedern: oft ja, sehr gerne, sehr gut zum mitsingen und reingrooven. in texten: eher meh, außer ich bekomme den text vorgelesen, im selber lesen hüpfe ich meist über wiederholungen. ich mag es manchmal nicht, etwas wiederholt zu erzählen, dann schleift sich die präsenz ein bisschen ab. ich mag es manchmal auch nicht, etwas wiederholt erzählt zu bekommen, da schwindet die sorgfalt, da frage ich mich, wie die andere person denn vergessen konnte, dass sie mir das schon erzählt hat. und manchmal habe ich auch etwas vergessen, und es ist gut, es nochmal zu hören, und manchmal entdecke ich im wiederholten erzählen erst, was ich eigentlich sagen wollte.

sind wiederholungen gut für weichheit?

23. Mai 2024

Aleah BlackI want too many hobbies and to eat good.

ich schmelze in die welt neuerdings

hab ja jetzt auch panzer

panza

das freundi schickt mir weitere nature magic: bienen schlafen ganz viel, manchmal in blütenkelchen, und oft halten sie sich dabei gegenseitig die füßchen. ja, wirklich, wer soll das denn alles aushalten? ich packe einen sonnigen morgen voll lauter stare (diese Herta Müllerportablen irrenhäuser) schon nicht.

bin in den photos und denke an den schönen dialog: hier, ich habe deine zunge gefangenoh, danke! ich hatte sie noch bügeln wollen, meine zunge

Und es ist erst ein Anfang und es ist schon alles.

Im Traum mit dem Freundi auf einer Fähre, und es hatte so viel Energie und wollte unbedingt noch weiter, oder raus, oder ans Wasser, oder nach Estland. Ich pellte später Kartoffeln, zu Besuch bei einem Künstler, er sah auch aus wie Picasso, er machte viel in der Küche.

22. Mai 2024

das Freundi sagt: sie haben nur eins vergessen, dass wir nicht die Krone der Schöpfung sind

Zeichenpraxis ←→ Tattoopraxis
(mich interessiert dieses Verhältnis, inwieweit die beiden eng verknüpft sein müssen oder auch jeweils völlig eigenständig sein können) (es gibt so viele Möglichkeiten, Zeichen zu setzen)

Nickole Brown in A Prayer to Talk to AnimalsOh, forgive me, Lord,
how human I’ve become, busy clicking
what I like, busy pushing
my cuticles back and back to expose
all ten pale, useless moons.

Sandra Trojan in Wenn ich in Bienen sprecheUnd wenn ich in
Birnen spreche, in Äpfeln, in Zellen
in Kisten, von Zungen zerfressen
in Zungen, in Menschen, meine ich
Menschen:Schwärme gestempelt
innen & außen, ein Bienentanz
und damit meine ich: Bienentanz.

(undaber wir haben nicht nur verdient, was wir uns hart erarbeitet haben)

Türen zeichnen und durch sie hindurch gehen

21. Mai 2024

guten regen!

(but it’s not luck, it’s the hard work of choosing the right people)

ich brauche wahnsinnig viel sitzen und nichts tun gerade. ich sitze und die zeit rast an mir vorbei. und der tag ist schon wieder rum, und ich würde ihn gerne anhalten und einfach richtig lange lange sitzen und schauen und gehen und fühlen, wie es sich jetzt gerade anfühlt, hier in diesem moment auf erden, ihn komplett aufsaugen, all die wetterteilchen der verschiedenen ebenen, von den großen horrorn zu den kleinen alltäglichen horrorn und den strukturellen dazwischen, über die großen freuden in all der schönheit dieser erde, in allen revolutionen und in aller kunst, in sprache und musik und essen und bildern, in all dem, wie sich menschen weiterhin und würdevoll liebevoll begegnen, bis hin zu dem unwertbaren, dem regen, dem klappernden geschirr der hüstelnden nachbarn oben; die folie auf meinem arm und die vielen rohen punkte darunter.

ich war so müde heute, ich habe wirklich einfach nichts gemacht. außer brot kaufen, ich war brot kaufen.

weniger konsumieren, weniger arbeiten, weniger vergleichen, mehr second hand, mehr containern, mehr tauschen, mehr egal nach außen und alles nach innen ist wichtiger (= immer noch dabei, münchen und seine verkorksten geldigen wertenden werte abzuschütteln)

Ich will jetzt alles nutzen und tiefer gehen und verbinden und lernen und emotional aufstocken und die radikale Fürsorglichkeit üben. Wir werden das später noch brauchen.

Es ist immer noch SO VIEL MEHR MÖGLICH, das ist die grundlegende Erfahrung dieses Jahres bisher.

auch vorhanden zurzeit: fragen nach tür / security / gästeliste als schutzportal für queere räume, die wichtig sind, weil sie tendenziell verhindern, dass menschen mit sturmhauben und messern eindringen, die aber auch fragwürdig sind, weil sie natürlich eine grenze sind, weil sie fragen danach stellen, wer in diesen räumen dazu gehört, dabei sein darf. alter hut, trotzdem ungelöst.

sind so viele fragen, die ungelöst bleiben, die ausbalancierfragen sind.

wann gleitet ein erzählen-wollen in ein beeindrucken-wollen? und ist das wieder diese frage nach dem sozialen „kapital“? ist das ein logischer und verständlicher versuch, in unserer welt und unseren kontexten in kontakt zu kommen, es „wert“ zu sein, dass man ein gespräch mit uns führt?

bisschen in die bäume schauen

ich werde befragt zu wind-themen

20. Mai 2024

(zweiter kuckuck heute, am ufer der weißen elster)

sehr guter tag für hanutas
für viele hanutas

verantwortung dafür übernehmen, präsent zu sein, und nicht dafür, alles richtig zu machen.

zwei schwarze schwäne, die dauerhaft nach meiner brezel schnappen können
(LOL)

Jüngere Menschen wollen doch auch, dass es coole ältere Menschen um sie gibt, ein bisschen sieht man doch immer seine Optionen und Möglichkeitsräume in anderen.

19. Mai 2024

dann der überhalbvolle mond. dann der dicke streifen nebel im rosental unter dem mond.

Wie sichtbar bin ich denn im Kostüm? (behind the make up, we find no truth but true make up) Der Hahn fällt auf. Falle ich auf?

sobald die hierarchische sortierung und qualitätsmessung wegfällt, hat die freude ja wieder platz.

Freude am Kompost, wenn es sich wirklich anfühlt wie etwas Neues zusammennähen, einen kleinen Quilt zusammenzustellen, die Nähte ordentlich zu setzen.

immmer wieder zurzeit begegne ich einer mischung aus punk und liebevoll, aus schroff und bunt, einer radikalen fürsorglichkeit, die mir sehr ins herz geht.

das eben auch so wichtig: mit mir selber ein wochenende lang eine ausführliche, durchgehende unterhaltung zu haben, die fließt und über steine hinweg hüpft und sich in kleinen becken sammelt, in denen blätter gedankenverloren kreiseln, um von dort langsam weiter zu strömen.

wie sehr wir alle, das bin ja wirklich nicht nur ich, in so fragen von sozialem KAPITAL denken, automatisch einsortieren, wie „cool“ ein ort und die menschen darin sind und uns dazu verhalten, uns freiwillig selber automatisch in diese hierarchien einsortieren, zumindest ein ganz klein bisschen. diese fahnenflucht auch noch begehen.

und sichtbarkeit ist halt vieles, und unter anderem kann es auch die bereitschaft signalisieren, an diesem sozialen wertungsspiel teilzunehmen.

sind tätowierungen eigentlich zu starre kostüme? vielleicht nicht, wenn man sie selber verändern kann. und: nicht, wenn man altert.

der neugier folgen, und nicht dem versuch, eine tolle arbeit abzuliefern.

überhaupt nicht mehr dem versuch folgen, tolle arbeiten abzuliefern.

Make up productionsSome members might share the same biological body. Yet we treat constructed bodies with the same respect as biological ones, because we presuppose the latter are constructions as well: behind the make up, we find no truth but true make up. … We make ourselves up. … We teach each other and we learn from each other. We invent each other and then we marry.

im traum zwei sachen in die hand gedrückt bekommen: zuerst eine kalashnikov, die ich für eine aktion brauchen würde. sie war schwarz und leicht gummiert, für besseren grip. später bekam ich durch das leicht heruntergelassene ICE-fenster einen ohrring in den zug hinein gereicht, einen kleinen stecker mit dem buchstaben M darin. der kam von einer person, die ich gerade kennengelernt hatte, eigentlich beiläufig kennengelernt, über die straße hinweg riefen wir uns fragen zu, was ich studiert hätte, gar nichts, rief ich zurück, und das rührte diese person irgendwie sehr.

18. Mai 2024

heute habe ich keine maske gebraucht, und heute habe ich die minimalmaske (eine clownsnase) bekommen. und ich trug eine weile einen hahnenkopf, mit irokesenkamm und knallblauem pony und zwei weichen gelben baumelnden gesichtshoden (ein sackgesicht? fragt das freundi), und er stand mir sehr gut und dann musste ich ihn zurückgeben.

ein richtig schöner Krach war das heute
ABRISS KRACH

ich mache PAUSE. ich bin nur für mich an.

ok und das ist jetzt schon etwas albern, wie lange ich brauchte, um diese verknüpfung zu ziehen: sichtbar sein zu wollen kann bedeuten, ich glaube von mir, dass ich vorkommen darf.

ich fahre seit zwei tagen auch eher langsam fahrrad, probiere das mal aus mit der hand in der hosentasche.

(hallo mein geliebtes)

Wenn die doch statt Plakate alle Nistkästen aufhängen würden.

Ist halt auch zutiefst unsere Verantwortung unseren beloveds gegenüber, dass wir lernen und üben, gut mit uns selber umzugehen, die Neugier auf uns selbst nicht zu verlieren und nicht die Bereitschaft, etwas an uns dem Wachstum freizugeben.

Heute erstmal niemanden erfreuen außer mich selbst.

verreist mit dem Freundi, und wir hatten kein Geld mehr und keinen Ort zum Übernachten und wir landeten bei einem Künstler, für den wir Gänseblümchen mit Mehl bemalen sollten im Tausch für einen Schlafplatz

17. Mai 2024

ich werde vermutlich lernen müssen, unterwegs gedichte zu schreiben

Auch das kann ein Grund sein, sichtbar werden zu wollen: damit die Freundis ihre Spuren in dir sehen können.

Ocean Vuong in Skinny Dipping aus Time is a Motherto leap / from the bridge / I’ve made / of my wrongs

Kann ich inzwischen auch besser nackt sein, weil man mit Tätowierungen anders nackt ist? Weil ich anders sichtbar und lesbar bleibe, auch wenn die Zeichen der Kleider ausgezogen sind?

Auf eine Art ist jede gelungene Beziehung eine Poly-Beziehung, weil sie immer auch Platz halten muss für die Beziehungen der jeweils Beteiligten zu sich selber, für dieses nicht-wir.

die farben, mit denen ich meine welt färbe

ich habe lange mit dem freundi telefoniert, was immer gut ist – wir geben uns auf unaufgeregte und selbstverständliche art raum, unsere sich verändernden ichs zu zeigen und auszuprobieren und zu ertasten.

Drehregler Drehregler Drehregler

Ingeborg Bachmann in Alle TageEr wird verliehen / für die Flucht vor den Fahnen, / für die Tapferkeit vor dem Freund, / für den Verrat unwürdiger Geheimnisse / und die Nichtachtung / jeglichen Befehls.

nochmal das ding mit: die, die du liebst, deine emotionale arbeit für sie nicht sehen lassen. aber why? (weil keine komplizierte, anstrengende person sein wollen. weil nicht zu doll vorkommen wollen? oder nicht so? nur mit freude und manicpixieglitzerstaub? was sind das für unrealistische, ungesunde bilder, von denen ich noch so viele spuren in mir finde?) (man will halt keine arbeit sein)

so vieles: abhängen, wegwerfen.

hier noch ein Versuch, in vereinfachter Sprache über etwas nachzudenken, was mich beschäftigt, um so selber besser verstehen zu können, was mir dazu alles im Kopf umherwirbeltIch denke über Sichtbarkeit nach. Sichtbarkeit heißt: Etwas kann gesehen werden. Es ist nicht unsichtbar.

Wenn etwas sichtbar ist, bedeutet das nicht, dass andere Menschen es auch verstehen. Menschen können etwas sehen, ohne es zu verstehen.

Sichtbarkeit kann bedeuten: Menschen, die ähnlich aussehen oder sich ähnlich verhalten wie ich, kommen in der Öffentlichkeit vor. Menschen wie ich sind auf der Straße sichtbar.

Diese Form von Sichtbarkeit sagt nichts darüber aus, wie Menschen wie ich von anderen Menschen gesehen werden. Vielleicht werden wir auf der Straße angelächelt. Oder vielleicht werden wir ausgelacht. Oder sogar beschimpft.

Sichtbarkeit kann bedeuten: Ich schreibe täglich etwas auf. Am nächsten Tag lese ich nochmal, was ich geschrieben habe. Dann wähle ich Teile davon aus. Diese Teile kopiere ich auf eine Website, die von jeder anderen Person aufgerufen und gelesen werden kann. Dann sind manche der Worte, die gestern nur in meinem Kopf waren, heute sichtbar für alle.

Sichtbarkeit kann bedeuten: Ich arbeite in einem bestimmten Bereich. In diesem Bereich habe ich ein Angebot. Das heißt zum Beispiel: Andere Menschen können etwas von mir kaufen. Dieses Angebot schreibe ich auf eine Website. Wenn diese Website leicht von anderen gefunden werden kann, fühle ich mich sichtbar mit meinem Angebot. Dann finden andere Menschen mich leicht. Und können sich leicht entscheiden, mein Angebot zu kaufen.

Sichtbarkeit kann bedeuten: Ich lerne etwas über mich selber. Dann verändert sich mein eigenes Bild von mir. Ich bekomme andere Gefühle dazu, was für eine Person ich bin. Das passiert zuerst im Inneren. Später kann es passieren, dass sich diese Veränderung auch in meinem Äußeren zeigt. Vielleicht trage ich andere Kleidung als früher. Oder ich verwende andere Wörter in einem Gespräch. Dann wird die Veränderung in mir nach außen für andere Menschen sichtbar.

Andere Menschen reagieren auf die Person, die sie in mir sehen. Wenn andere Menschen außen an mir eine Person sehen, die nicht zu meinem Inneren passt, fühle ich mich vielleicht unwohl. Wenn andere Menschen außen an mir eine Person sehen, die zu meinem Inneren passt, fühle ich mich vielleicht wohler. Dann passen Außen und Innen zusammen. Dann fühlt es sich vielleicht für mich richtiger an, mit anderen Menschen zu sprechen.

Vielleicht fühlt es sich aber auch komisch an. Vielleicht zeige ich etwas von mir, was die anderen Menschen nicht kennen. Wenn Menschen etwas nicht kennen, bekommen sie manchmal Angst. Menschen, die Angst haben, verhalten sich oft komisch. Oder sogar wütend. Dann fühlt es sich vielleicht besser an, nicht so sichtbar zu sein.

Ich denke auch über Lesbarkeit nach. Lesbarkeit heißt: Ich schreibe etwas und andere Menschen können das lesen. Sie erkennen die Buchstaben und Wörter, die ich verwendet habe.

Wenn etwas lesbar ist, bedeutet das nicht, dass andere Menschen es auch verstehen. Menschen können etwas lesen, ohne es zu verstehen.

Wenn ich lesbar bin, gebe ich Zeichen nach außen ab. Zum Beispiel über Worte. Ich kann aber auch über mein Verhalten Zeichen geben. Oder über Zeichnungen.

Menschen können diese Zeichen erkennen. Das heißt nicht, dass diese Zeichen für sie das bedeuten, was diese Zeichen für mich bedeuten. Oder dass sie mich verstehen können. Vielleicht verstehen andere Menschen zum Beispiel nicht, warum diese Zeichen für mich wichtig sind.

(Wissen Sie, gesehen werden ist nicht das gleiche wie erkannt werden.)

sichtbar ←→ lesbar (zweiteres erscheint mir viel intimer auf eine Art, bleibt aber eigentlich ähnlich offen)

bis wohin bin ich denn für das verhalten eines anderen verantwortlich? ist es in meiner verantwortung, mich nur mit menschen zu umgeben, die mir durchgehend gut tun? nee, natürlich nicht. ich bin verantwortlich für die bewegung und den prozess, für das erspüren dessen, was andere menschen mit mir machen und dafür, wie ich darauf reagiere, immer und immer wieder, und dafür, dass ich in manchen fällen vielleicht irgendwann anders reagiere als zu beginn. ich bin nie verantwortlich dafür, dass keines je verletzt wird, auch ich selber nicht. ich bin verantwortlich dafür, dass die verletzungen versorgt werden, zumindest so gut es geht.

überhaupt darf drinnen und draußen ja auch ineinander verfließen

diese beiden modi der sichtbarmachung sind interessant: der eine, in dem ich mich anderen menschen, die ich kaum kenne, anvertraue und sie eine weile farbig gefüllte nadeln in meine haut stechen lasse, der andere, in dem ich mir selber diesen raum schaffe und halte und mir dabei selber nadeln in die haut steche, dabei eine komplette freiheit habe und viel selber lerne und alles selber bestimme und selber fühle; und beides mit dauerhaft sichtbarem ergebnis, beides prozesse, die andere später versuchen könnten, an mir abzulesen.

die sind auch beide wichtig, die impulse und von außen gehaltenen räume, die mitarbeit, und ein ähnlicher vorgang, aber alleine. etwas vergleichbares passiert mit anderen themen auch, denke ich.

die brombeer-rosmarin-marmelade vom freundi, und die glatten kleinen dampfnudeln

dösen auch eher unterschätzt

16. Mai 2024

was alles ungesagt bleibt.

Wir üben eher, nicht zu deuten und die Magie und den Zufall halt ihr Ding machen zu lassen, und den Zauber zu bemerken und vielleicht zu benennen und auf jeden Fall zu genießen.

das Freundi sagte: meine Kinder wollen alles immer einbetten, sie betten mehrmals täglich etwas.

(das parfüm, das nach heiler kindheit riecht, nach ah-ja-mit-deinen-eltern-war-alles-okay)

15. Mai 2024

ja wann ist ein tag denn fertig?

(das muss jetzt vielleicht auch mal wieder aufhören mit dieser klammerei, das darf doch alles da sein, das darf doch alles ganz regulär platz nehmen – aber so klammern schaffen eben wirklich auch manchmal eine weite, platz für noch was anderes und noch was anderes)

all das, was zurzeit und in den letzten monaten sichtbar wird nach außen, ist in mir doch schon so lange klar, leuchtend klar.

my life is better with all of you

übereck-prägungen

Mich locken immer die Momente, die quer zur Selbstbeschreibung, oder sogar Selbstbehauptung, stehen, die Widersprüche; I know, I know!

im traum sollte ich einen vortrag halten über WEBSITES und BRÜSTE

die goldengrünen lindenbäuche in denen wir wohnen

14. Mai 2024

Sachen griffbereit und wiederverwendbar halten, nicht jedes Mal den Beutel neu füllen

A WIE AUTOPILOT

der autopilot übernimmt etwas
er übernimmt einen vorgang in mir
das kann etwas sein, das mir schwer fällt
wie zum beispiel der umgang mit einem gefühl
das mir angst macht
dann kann der autopilot übernehmen und sich für mich verhalten
dieses verhalten ist dann vielleicht anders als ich bewusst entscheiden würde
der autopilot ist vielleicht geprägt von früheren erlebnissen von mir
oder von strukturen, die ich von anderen menschen vorgelebt bekomme
obwohl ich sie mir selber nicht so aussuchen würde
der autopilot kann auch übernehmen, wenn ich etwas oft mache
wenn ich mich entschieden habe, dass ich das einfach mache und nicht jedes mal neu darüber nachdenke
das ist dann eine gewohnheit
dann stelle ich manchmal fest, dass ich etwas tue
und weiß nicht mehr genau, wie ich da hin gekommen bin

der autopilot kann für mich reden
manchmal redet er aus einem guten teil in mir
dann staune ich später über die klugen sachen,
die ich gesagt habe
manchmal plappert er sachen, von denen ich glaube,
dass sie der anderen person gefallen
dann spüre ich später scham

der autopilot kann auto fahren
dann kann ich spaß haben
obwohl ich eigentlich angst habe

der autopilot versucht manchmal,
bedürfnisse für mich zu erfüllen
wie zum beispiel, dass ich allen gefallen möchte
das ist ein unbewusstes bedürfnis
darauf reagiert der autopilot auf unbewusste art
so dass ich selber manchmal nicht weiß,
was er genau tut
und erst später spüre,
dass ich müde bin
und zeit für mich brauche

eine beobachtung, die in der arbeitsgruppe geteilt wurde: der wunsch, dass die anderen nicht mitbekommen, dass man emotional für sie arbeitet; sie sollen sich total wohlfühlen und glücklich sein, ohne meine anstrengung dafür mit zu bekommen (= ohne dass die anderen dankbarkeit empfinden müssten? ohne dass sie ein schlechtes gewissen haben müssten?)

steckt eigentlich auch eine arroganz, oder ein rest geniekulthaltung, in meiner zurückhaltung gegenüber collagen, ob in text oder bildform? weil das dann so sichtbar fremdmaterial ist, und ich manchmal zumindest den anschein wahren will, dass etwas „meins“ sei? andererseits collagiere ich selber oft genug in verschiedenen formen, das hier ist ja oft auch nichts anderes. but i don’t readily embrace all material as mine.

then using love as your only strength

ein video einer sich entfaltenden motte geschickt bekommen und ich schaue es drei mal hintereinander an immer wieder die flügel die sich langsam mit flügelflüssigkeit vollsaugen und dadurch werden aus kleinen hängenden verkrumpelten gebrauchten stofftaschentüchern große zeltflächen richtige leinwände

Stelle gerade fest, dass ich die Sieben-Wochen-Rhythmen zurzeit nicht brauche. Andere Dinge (der frühe Sommer, all meine Menschen) geben gerade genug Struktur und vor allem auch genug Pause von den Schreibtischarbeiten.

Verarbeiten ist auch eine künstlerische Tätigkeit, oder kann es zumindest sein.

Vielleicht bin ich auch nicht hochsensibel im dem Sinn, dass ich nicht filtern kann, sondern ich habe vielleicht einen hohen Filterbedarf, den ich mir manchmal erfüllen kann und manchmal nicht.

ja warum nicht auch manchmal ganz klare leuchtende farben, warum nicht auch mal dazzlen, eindeutiger wird dadurch auch nichts, die sorge brauche ich nicht

Und ich höre den Wind, also die Blätter, also den Widerstand

deliberately wanting and crafting something
then using water and wind to blow it all up

doch doch du musst das nur in deinen Kalender schreiben dann passiert das schon dann macht sich das von selbst

ein WIND ÄRMEL

i am queering my own desire

niemanden zu spüren ist für mich eine form von pause, daran muss ich mich immer wieder erinnern in all meiner liebe und verbundenheit und lust darauf.

13. Mai 2024

und das stimmt, das stimmt alles, dieses zimmer ist für alle

Tomas Tranströmer in Sämtliche GedichteJeder Mensch eine halboffne Tür, / die in ein Zimmer für alle führt.

Der unglaublich sommerliche Geruch der geretteten Pfirsiche (i’m a pink saviour)

ein problem mit einer gewissen art schneller auffassungs- und sprachgabe: wir können ohne großen aufwand anderen menschen (angefangen bei lehrer:innen) (oder angefangen bei eltern?) geben, was wir glauben, dass sie von uns wollen, und vergessen dabei manchmal vorher herauszufinden, was wir selber denken und fühlen und von uns wollen.

krawallmusiklaune

12. Mai 2024

ich habe interessant oft über übungen nachgedacht dieser tage, eine schreibaufgabe aus den weinenden steinquadern, oder erfundene volksmund-bezeichnungen für gebäude als reverse engineering aufgabe für architekturstudis

serpentwithfeet in Hummin'got my body hummin' too

Jetzt hab ich zwar eine Stunde Wartezeit in Falkenberg aber ich habe ENDLICH DEN ERSTEN KUCKUCK DES JAHRES GEHÖRT

Older queers! Here we are.

11. Mai 2024

Gegenderte Sozialisierung ablegen, ewige Aufgabe, Repertoires entwickeln

Mitfreukapazität & Selbstfreukapazität

SCHÖNER KARTON

in einem Innenhof steht ein großer Steinquader, an dessen Seiten langsam Wasser hinabläuft, das im Laufe der Zeit den Stein erodiert, und er bröckelt schon

Ocean Vuong in Reasons for staying aus Time is a MotherThe words I’ve yet to use.

10. Mai 2024

Mittagsdöschen

9. Mai 2024

schriftstellern

und natürlich sind wir dafür gemacht, so viel Liebe zu halten

Dieser blühende Baum gestern, er blühte zartgelb und hatte tiefviolette Blätter und das gab so ein schönes tiefes Gesamtbild.

Es gab vor uns ein Leben ohne uns, es wird nach uns eins geben. Es gab auch mit uns ein Leben ohne uns, aber das irritierte dich oder du warst nicht gut darauf zu sprechen.“ – Pierre Horn in du weißt nichts von dir und das lässt dich schimmernPoly ist vielleicht genau das: Es mögen und wollen und darüber sprechen, dass es in dem Leben mit uns immer auch ein Leben ohne uns gibt, und in dem Teilen dieses Wissens und dieser Erfahrung wieder eine andere Art von Nähe zu finden, ein wir im nicht-wir, ein weiteres wir.

Prägungen in persönlichen Beziehungen werden dann problematisch, wenn sie in Machtfragen überschwappen (= jemanden verändern, gestalten, kontrollieren, nutzen wollen), aber auch diese Grenzen sind verflucht fließend.

Gestern dachte ich an ein zu schreibendes Gedicht über die verschiedenen Arten wie jedermensch draußen in der Welt angeschaut wird, gesehen oder nicht gesehen wird, Material für Tagträume oder Machtfantasien ist, aufgrund persönlicher Assoziationen oder einfach als Menschenmaterial, Statist:in am Wegesrand, für Sex, Gewalt, Spiel, Zärtlichkeit, Trost, Hilfe und Herausforderung jeder Art.

Muss alle Lyrik in leichter Sprache mit einer Form von „stell dir vor“ anfangen? Was gibt es noch für Möglichkeiten, einen lyrischen Raum oder Rahmen zu setzen? Musik ist vermutlich einfacher. Aber ich weiß einfach noch viel zu wenig.

8. Mai 2024

Ich esse keinen Salat, will doch keine grünen Flecken im Gesicht, sagt der Gartennachbar

my tattoos are also me practicing that nobody has veto power over me and my body

Vieles macht mir mehr Spaß wenn ich mir kleine Aufgaben dazu stelle (Malaufgaben, Schwimmaufgaben, Übungen aller Art machen mir meist Freude)

Morgens und abends sitze ich sehr gern im Luftzug

sind diese punktemuster wie ein schutzschild

7. Mai 2024

(prägen wollen, geprägt werden wollen)

Ich habe zum ersten Mal seit vier Jahren eine Bewerbung abgeschickt, ching ching, und zum vielleicht ersten Mal überhaupt ein gutes Gefühl dabei, nicht im Sinne von das-klappt-sicher, sondern: ich stecke da drin in diesem Bewerbungstext, er ist nicht verstellt oder ausgedacht, nur ein bisschen minimal gebürstet, und auch wenn es nicht klappt, bin ich wieder so viel mehr in meiner Erzählung drin, habe mir, with help from my friends, einen Überblick erarbeitet, wo ich stehe und was ich eigentlich vorhabe, und mochte sehr die Gespräche, die meine Bitte um Feedback zur Bewerbung aufgemacht haben, ich habe mehr über mich erfahren und den Text und die Freundis, wie sie so etwas angehen und worauf sie achten und was sie in meiner Erzählung lesen und welche Szenen was mit ihnen machen usw. (= es hat sich angefühlt wie ein generativer Prozess)

Liebes Tagebuch, habe ich dir schon einmal gesagt, wie GERNE ICH SCHWIMME? Ich bin so glücklich im Wasser und noch viel glücklicher danach.

Und natürlich geht Lyrik in Leichter Sprache, Bilder kann ich doch trotzdem zueinander stellen und Beziehungen herstellen und ein Schimmern schaffen oder eine Dichte, ist halt vielleicht ein anderes Schimmern und eine andere Dichte und ein anderes Spielen, als ich es gewohnt bin, aber ein Beutel für ein Gefühl braucht nicht immer komplex sein.

Vielschichtig geht sicher auch in Leichter Sprache, oder? Vielleicht dann über die Länge? Ich werde es lernen.

Leichte Sprache ist so viel mehr Gemeinschaftsarbeit als reguläres Schreiben, es braucht mehr mitdenkende Köpfe und schreibende Köpfe und sehr viele überprüfende Köpfe.

wen lese ich auf? wer liest mich auf?

auch das ist ein ding: spuren von sich in anderen sehen wollen. sehen wollen, dass man abfärbt. vielleicht nicht zwingend: dass man andere verändert, aber zumindest einen kleinen abrieb hat, eine wirkung hat, dass man nicht unsichtbar durch ein gegenüber hindurch greift.

dazu gehört natürlich: spuren von anderen aufnehmen.

ich entwickle eine kleine bunte felder praxis

6. Mai 2024

Wendy Xu in You are not Deadthe only thing / I ever made / which is worth / anything / at all / is a promise / to my friends / to keep / moving

ich weiß ja auch manchmal nicht, ob ich den offenen zwieback jetzt im atelier oder zuhause habe, aber ich weiß meistens, ob ich gerade im atelier oder zuhause bin.

ich hab emotionalen Muskelkater

Clementine Morrigan in Loving with open handsEach important relationship I have nourishes me in a very specific and irreplaceable way. In a very real way, I am someone specific in each relationship because each relationship brings out different elements of who I am, and every relationship changes me. The attachment work, the space of eroticism, the deep affection, the shared laughter, the growth and change that happens in each relationship is utterly specific and precious.

Könnte ich Lyrik in Leichter Sprache schreiben? Könnte ich in Leichter Sprache notieren, für mich, für andere? – Was glauben wir in Vereinfachung zu verlieren, was verlieren wir tatsächlich, was ist komplex und muss es bleiben, was kann schlicht genau so stark sein? Immer wieder: Kann ich das auch einfacher schreiben. Wo kommt der Zauber her.

und jetzt tropfen sie schon die Linden und das ist doch viel zu früh

interessant am Kompost ist auch, dass Sätze für mich manchmal ganz anders klingen, wenn ich sie für die halbschattige Semi-Öffentlichkeit entpersonalisiert, leicht verallgemeinert habe, dann bekommen sie manchmal auch eine viel allgemeinere Bedeutung und ich staune selber kurz über den Gedanken, der mir dann in neuem Licht erscheint

der Säugling einer Bekannten beklagte sich im Traum, es habe einen Teenager auf dem Rücken, gemeint war ein schmerzender Pickel

how can I tell if I’m in love with you or the world and is there a difference?

I also kind of feel sorry for every person that I shine my overly nervous and anxious and excitedly bright light on and then I also don’t

5. Mai 2024

liebschroff

Wie können wir drehreglern, das ist vielleicht eine der wichtigen Fragen. Die wir erforschen, indem wir an den Reglern spielen.

Verschiedene Impulse in mir. Unter anderem der, sofort eine Bahnfahrt nach Bratislava zu buchen, um mich dort vollkörpertätowieren zu lassen.

Und alleine hin zu fahren, weil ich mich nicht entscheiden kann, mit wem ich fahren würde.

4. Mai 2024

baustellenparty ist, baustelle macht weiter.

zu saubere Veranstaltungsorte, das funktioniert einfach nicht für alles (Münchens saubere Queerness)

Kaffee enthält über 1.000 verschiedene Aromen, erzählt der Zugbegleiter in einer monotonen Performance-Stimme als Teil eines endlos durchrauschenden Monologs zum Thema Snacks und Erfrischungen

Ich will überhaupt keine Selbstläufer und Automatismen, ich will so sehr üben, zu spüren und schätzen und damit umzugehen, was in einem jeweiligen Moment wirklich bei mir da ist an Gefühlen, Bedürfnissen, Drängen.

(wie sehr beziehungen mir auch gerade wichtiger sind als erwerbsarbeit oder kunst) (wie ich trotzdem das gefühl habe, nur so wenigen menschen gerecht zu werden, und es kommen immer mehr neue dazu, und das ist auch okay, erinnere ich mich, beziehungsfluidität ist das ziel) (wie fluide kann ich real mit wem sein? wie fluide bin ich wirklich mit wem?) (ich glaube, das geht sich alles gut aus, soll heißen, ich glaube, das ist alles gut gerade)

die ungekochten spaghetti in meiner jackentasche, gaben vom kind, zum nüsse knacken unter dem holunderbaum, was wir die ganze zeit machen wollten, wofür zeit und fokus nicht reichten, was offen geblieben ist, stecken wir in die jackentaschen

3. Mai 2024

(Festivals machen natürlich vor allem wegen der Begegnungen Sinn, der gestellten Fragen und ausgetauschten Ideen und E-Mail-Adressen)

Des neuen Freundis Idee, nicht zuerst den Dazzle Drag Text zu erweitern, sondern von der Bühne her zu denken, was mir dort Spaß machen würde, welche Elemente ich dort entwickle, und die dann mit dem Text zu bestücken. Des anderen Freundis Beobachtungen der Bühnenobjekte, es liest Objekte anders als ich. Dabei wäre das nah am Schmuck, Objekttheater als belebter, angewandter, bewegter, Schmuck, also etwas, dem ich mich nähern könnte. Mit den einfachsten Mitteln denken. Wir wollen außerdem über die Kinderfreundlichkeit von Drag Performances nachdenken, diese Linse als Zugänglichkeitslinse nutzen.

Zugänglichkeitslinsen.

Alles von überall her überall hin mitnehmen.

2. Mai 2024

unsere Fimo Münzen und mein SPASS daran, wie viel Freude es macht, diese dünnen Würstchen zu rollen und in Zahlen auf die Taler zu legen und rein zu drücken, sie zu verbinden und ihnen damit eine andere Form zu geben, eine glatte Fläche Münze mit Zahl

Die Wucht und Gewalt von Märchen, die auch in einer binären Geschlechtsverkehrung nicht verschwindet, wie das Kind WIMMERTE vor Angst oder Unwohlsein bei „Der Schöne und die Bestie“ – braucht es das? Müssen Kinder das erfahren? Lernt so IRGENDJEMAND den Unterschied zwischen „gut“ und „böse“, was immer das eigentlich heißen soll? Und so spannend ist das Gedankenexperiment dieser Genderumkehrung schlichtweg nicht, dass es über Buchlänge oder überhaupt durch eine Geschichte tragen würde, das ist doch alles endlos klar geworden inzwischen; die Zwischenbereiche und die Mischungen und die Unsicherheiten wären doch viel interessanter. (Und natürlich würde ich auch gern mehr Menschen, die ich weiblich lese, in Blaumännern sehen.) Eine einzelne strukturelle Achse reicht auch einfach nicht, die Klassenthemen sind da ja auch so stark drin und all diese Moralvorgaben.

Wie schwer es uns fällt, die Bravheit der anderen (der jüngeren) zu ertragen. Und klar sehen wir vermutlich unsere eigene Angepasstheit darin und ärgern uns über uns selber, wollen anderen nicht den Raum und die Zeit geben, die wir selber gebraucht haben und immer noch brauchen. Und das Freundi blättert den Begriff Selbstbewusstsein auf, dass darin ja auch das Bewusstsein der eigenen Grenzen stecke, und dass dieses Bewusstsein wichtiger sei als ein grenzenloser Mut. Zumindest solange die eigenen Grenzen sich mit dem eigenen Wachsen auch verschieben.

meine ZUGEHÖRIGEN

(jemand setzt sich zu uns und bringt dieses Wort ein, aus der Arbeit im Hospiz, da die „Angehörigen“ meist blutsverwandt seien und mit den „Zugehörigen“ die Wahlfamilie mitgemeint ist)

wie sehr der Kindergarten nach einem Tag Kindergärtnerei STINKT

Diese Dinge, von denen manche Menschen so schnell behaupten, das könne jeder, das könne ihr Zweijähriger, also abstrakte und experimentelle Kunst verschiedener Art, diese Dinge als Praxis einfach mal täglich machen, und dann dabei begreifen, dass das schwer ist, dass das gemacht werden muss, dass in jeder Abstraktion und jeder Vereinfachung Entscheidungen zu treffen sind, dass wir nicht mehr zweijährig sind, als diese Entscheidungen anders aus uns heraus flossen. Täglich Farbe auf ein weißes Blatt zu setzen ist ultra schwer. (Geht es anderen mit Wörtern so?)

Ich entdecke die Praxis des Kopierens wieder, dank einer Kandinsky Postkarte, die das Kind mir aus seinem Verschenkekistenfundus gibt und mir sagt, ich solle die abmalen; eine kleine Landschaft mit großen Felsen und drei Reiter:innen, und es ist sehr schwer und sehr leicht gleichzeitig, ich habe die falschen Farben und wenig Übung gerade, UND es macht so viel auf und möglich, es prägt gleich die nächsten kleinen Zeichnungen auf der nächsten Seite, ich übe Dichte und Schichtungen und lose Striche, es bleibt immer etwas in einem von jedem Versuch, den man unternimmt.

Das Kind schleppt sehr früh morgens sein Buch über den Körper zu mir ins Bett, ich soll vorlesen, welchen Teil denn, Pipi. Oder Blut.

1. Mai 2024

Thank you for your Tint

Das Kind zeigt mir im Bett morgens sein Geld, leert die Münzen aus dem Katzengeldbeutelchen, ich staune und sage, da könne es mir ja schon bald ein Motorrad kaufen. Viele Minuten später fragt es unvermittelt: Willst du denn ein Motorrad?

30. April 2024

Ihr sollt nicht auf diese hässliche Party

wofür gibt es diese ganz kleinen tupper? wer braucht unterwegs ein näpfchen in schnapsglasgröße?

klammersalat

bester tipp: das exposé erstmal für dich selber schreiben

das versorgen kleiner schmerzen

29. April 2024

i’m on board for all of this, give me all the waves and all the spells, give me all the seasons and all the reasons.

ein kleines herz aus gebratenem grünen spargel auf dem blauen teller

es braucht auch ein repertoire an tagträumen.

Und natürlich bin ich pansexuell, und natürlich schließt das auch Bäume und den Wind und Steine mit ein. Und Ameisen usw.

Wie tief wir alles um uns mit unseren eigenen Tönen färben.

das schreibfreundi hatte am freitag noch geschrieben, und ich am wochenende immer wieder daran gedacht: Diese Klammer von dir freut mich sehr, eine Klammer, die Weite schenkt.

des Freundis Idee mit dem Zug, den ich mir tätowieren lassen könnte, jeder Waggon von einem anderen Kunsti

High Heels sehen an männlich gelesenen Körpern oft so viel besser aus, die langen starken Beine wie die Beine großer stolzer Pferde.

28. April 2024

so ein zärtliches theaterstück, diese beiden sich höflich siezenden herren von real madrid

ein repertoire an menschen, mit denen ich über ein repertoire an verhaltensweisen in beziehung treten kann, ist natürlich das aufwändigste und herausforderndste repertoire, und vermutlich das lohnenswerteste (und na klar passt der begriff repertoire hier nicht wirklich, da ich weder menschen noch verhaltensweisen aus mappen oder taschen ziehe, sie nicht eingeübt und parat habe, aber ich mag den begriff in seiner ansammelnden weite und beweglichkeit)

das eine freundi sieht und fühlt das alles und schickt mich in die hängematte.

das andere freundi schreibt: seeuuuuuuuufz.

das andere freundi schreibt: Ich habe eine Beutel gefunden, darin kannst du sitzen, wenn du hier bist.

(und anne schreibt in ihrem kompost ich hab übelst rummel im nüschl)

war im wasser
war notwendig

Im Traum die vergrabene geheimnisvolle Kamera, die mir jemand reichte in einer Tüte, alle drei Lauben entfernt von dem kleinen Stück Land, alles wieder Wiese

27. April 2024

und am abend tanzen wir beim zähneputzen im bad, zu dritt in dieser winzigsten disco

und nach der lesung wollen menschen sprechen

und bei der lesung wollen menschen zuhören

und die tonne ist voll mit äpfeln und gurken und sogenanntem suppengrün und einem eins a fenchel

In manchen Dömen, sagt das Freundi

Mehr Anregungen aus der Musik (und anderen Orten) übernehmen – zum Beispiel die Angewohnheit, vor einem gemeinsamen Auftritt eine Praxis der anderen Person eine Weile zu übernehmen, und Fingerübungen, wie vielleicht die Blackouts (Blueout Breakfast)

erbost über ein mysteriöses PINGEN aus der Küche liege ich im Bett und kann nicht weiter schlafen und jetzt will ich auch gar nicht wissen was es ist auch wenn es mich wahnsinnig macht es klingt als würde das Freundi alle Minute eine Kaffeebohne in eine große Glasschale fallen lassen

26. April 2024

Kyla Jamieson This is / how spring is love, / the way it pulls us / toward the light

Es ist so unglaublich schön, wie meine Freundis über ihre Gefühle mit mir sprechen, wie ich zweifach an einem Tag höre, ich habe da ein Gefühl gespürt, von dem würde ich dir gerne erzählen.

wieder Clementine Morriganthere is nothing chill or casual about my heart

Und nee, ihr dürft nicht überall rein, ihr bewegt euch, als hättet ihr überall Zugang aber NEIN, das habt ihr nicht. (Wir zu den Polizisti, den realen und den gedanklichen.) (River of Nos)

Das Kind vom Freundi sagt: Ich mach keine Zusatzaufgaben in der Schule, die heißen doch Zusatz, die sind freiwillig, warum sollte ich die dann machen?. Das Freundi sagt: Nie habe ich irgendwas, was „Zusatz“ hieß, NICHT gemacht, und wir staunen und wir wollen vom Kind lernen.

25. April 2024

mein Anarchismus besteht vor allem darin, eine Welt zu schaffen, in der Menschen sich selber und einander HÖREN und SPÜREN können, und es nicht so viel Außenlärm gibt, übergestülpte Strukturen und Machtgefälle und Defaults, die übernommen werden müssen, die übernommen werden, ohne sie mit der eigenen Lebendigkeit abzugleichen, eine Welt, in der Menschen fluide sein können, mein Anarchismus besteht darin, Menschen und ihre tatsächlichen, realen, lebendigen Beziehungen zueinander und zu allem weiteren Leben in den Mittelpunkt von allem zu stellen (und nicht die äußere Form der Beziehungen), aus dem vorhandenen Geflecht loszulaufen also, im Geflecht zu laufen und im Geflecht zu ruhen

hierarchielos ≠ unterschiedslos

(im Gegenteil beinah, oder ganz anders zumindest – das starke Spüren und präzise Erfassen der Unterschiede ermöglicht vielleicht gerade erst die Hierarchielosigkeit, dass man eben kein Gerüst über eines oder alles werfen muss, dass nicht ohne weiteres Hinspüren eines mehr Macht bekommt als ein anderes)

maßlos / maßvoll

Viele verschiedene Arten des Schweigens. Nachspürschweigen. Hinhörschweigen. Schreibschweigen. Sortierungsschweigen. Müdes Schweigen. Schweigen, weil gerade woanders.

Aber es gibt auch Strafschweigen, und faules Schweigen. (Hat das Freundi eigentlich schon einen Schweigekatalog geschrieben?)

Tage mit öffentlicheren Gedanken und Tage mit innereren Gedanken.

Die Fluss-Playlist und wie vieles gerade im Fluss ist, es scheinen Transformation Times für einige von uns zu sein. Mein Temperaturhaushalt so durcheinander wie das Wetter.

aus Kerstin Preiwuß Redesolange ich mich kenne und dich
verzweifle ich nicht

Könnte ich das auch? In funktionaler Gemeinschaft wohnen? Würde es das Trödeln unterbinden, und wär das was gutes?

aus Beuys’ Gedicht „Jeder Mensch ist ein Künstler“Die Jas im Raum verteilen: Mache kleine Zeichen, die „ja“ sagen / und verteile sie überall in deinem Haus.

Zugänglichkeit als etwas nicht-statisches, auch das ist Veränderungen unterworfen, und auf jeden Fall etwas, das nicht vorgeschrieben werden kann, Christine hält ihren Raum anders als Cornelia, und in manchen Situationen kann es absolut stimmig sein, keine Leitplanken zu setzen, sondern dann mit all dem umzugehen, wenn es tatsächlich auftaucht – und ein Teil von mir glaubt stark daran, dass ein vertrauensvoller Raum feste Grenzen braucht.

Dass ein Trauma nicht kleiner wird im Heilen, sondern die Menschen, die heilen, werden größer. (Gedanke von Clementine Morrigan)

Funktionales Wohnen als ähnliche Erfahrung wie Poly Beziehungen, weil alles Selbstverständliche erst mal in Frage gestellt wird, weil es neue Begriffe braucht, weil Struktur und Fokus und Commitment und Verbindung auch auf andere Art gefunden werden können als so, wie wir es bisher eingeübt haben.

So eine gute Stimmung im Schwimmbad heute morgen, diese knapp bemessene Zeit machte uns irgendwie zu einer Gemeinschaft, wir verabschiedeten uns alle herzlich voneinander im Vorraum bei den Föns.

vielleicht muss nicht aller Konsens immer verbal passieren? (slippery slope, only for internal use)

manchmal auch bereit, einem stummen wecker zu glauben, dass es zeit sei

24. April 2024

mondolo
ich hab die Bild wieder gefunden, die ich so lange gesucht habe
jetzt weiß ich auch nicht weiter

(Du weißt gar nicht, wie dankbar ich um jede Person, jede Praxis, jede Routine, jeden Ort, jedes Tier, jede Pflanze bin, die dich stützen und stärken)

das Freundi erzählt freudvoll von manchen Begegnungen unter Cis-Männern, wie sie Kraft und Zartheit austauschen, wie sie spielerisch miteinander sind, Bopsen mit den Buben, das macht mich sehr froh

sometimes you have to allow for the emergence of life.

23. April 2024

Placebo, Beautiful Jamesnobody understands / 'cause there’s nobody at the wheel

Ich wäre ein gutes Elternteil geworden, aber keine gute Mutter. Was immer das auch ist. Und ich weiß nicht, ob es mich so oder so gecrusht hätte.

Es ist nie nur ein Move

Alanis Morissette, Ablazemy mission is to keep the light in your eyes ablaze

meine liebe fließt und fließt, durch menschen, bäume, vögel, steine, glaspilze und baumpilze

22. April 2024

Ein Mensch, der den Löwen vor dem Asialokal golden ansprüht

Ein Mensch, der an der Georg-Schuhmann-Straße ein großes Feuerwehr-Auto für Kinder an einer Schnur hinter sich herzieht

(that new bus smell)

21. April 2024

eher so eine messy Kiste

20. April 2024

Geflechtsverkehr (rief jemand bei der Lesung, als wir auf der Bühne über Pilzgeflechte sprachen)

Das Jack eating Nuts Lied

die Aufregung anderer reguliert meine eigene Aufregung augenblicklich, kaum kann ich mich kümmern, bin ich selber wieder sicher

Im Traum mich in einem Zahnarztsessel mit meiner großen Daunenbettdecke zurückgezogen, um noch etwas zu schlafen, die ganze Zeit darauf gefasst, dass gleich die Zahnärztin hinein platze. Im Traum wurde ein Graphic Novel gefeiert, das angeblich ich gezeichnet habe, woran ich mich aber nicht erinnern konnte, ich schaute die Geschichte genau an und wusste überhaupt nichts davon, hatte keinen Strich davon gezeichnet, die Verwirrung blieb unaufgelöst.

19. April 2024

Überhaupt: Kichern! Ich merke immer mehr, wie TOLL ich Kichern finde, dieses Lachen für einen selbst.

müde Diamanten

Ein neues Leben im vorhandenen proben.

Stefanie WennerI don’t identify as human, as this is one of the most exclusive categories of western civilisation to which since its invention not a lot of bodies seemed to belong to.

da ist so eine schachtel die wollte befüllt werden

Wann fühlt sich ein Name wie eine Person an?

Die Linde gibt es! Sie gibt es, und all die Liebe gibt es und all die Menschen um mich, das ist real, das ist mein Leben, ich kann mich darin orientieren, ich kann darin etwas finden und etwas wiederfinden, ich kann Menschen darin finden und Menschen darin wiederfinden, und was könnte denn eigentlich mehr Freude machen als diese Verknüpfungen, diese Verflechtungen, alles Gewerkte dient doch letztlich nur diesen Beziehungen, jeder Schmuck ist ein Symbol und eine Meldung nach außen, jede Zeichnung ist Grundlage für einen Brief, jeder Text eine Möglichkeit, sich einem anderen mitzuteilen, oder sich selbst, all diese Beziehungen werden so reich durch unsere Gestalt, durch Musik, Stoffe, Farben, Wetter, Beobachtungen, geschnitzte Löffel, kleine Gaben, kleine Gesten, gemeinsame und einsame Ideen, Mensch kann doch vor allem Mensch aber das in tausend Formen, Leben kann doch vor allem Leben aber das in tausend Formen, die Linde gibt es, den Boden gibt es und er wird mich tragen, heute und morgen und all die nächsten Tage, der Wind wird mich bewegen, ich bin gut bewegbar, ich lasse mich leicht vom Wind rütteln und wirbeln, und ich kann aber auch immer wieder gut landen, und ich kann manchmal gut kuscheln, mich einkuscheln, nisten in einem ganz eigenen Nest aus Namen und Gesten, aus Löffeln und Zeichnungen und Zeilen.

18. April 2024

mein bartzopf schwimmfreundi wieder mit in der bahn, aber vor allem zwei, die ziemlich ähnlich schwommen wie ich, auch mit 2 beat kick kraulten, mit ähnlicher geschwindigkeit und ähnlicher ruhe, wir wären ein perpetuum mobile geworden, wäre da nicht noch die weiße stockente dazwischen gewesen, aber auch so war es freudvoll und bemerkenswert und ein bisschen zauberig.

SO VIELE GEFÜHLE in mir, die leben da zurzeit so frei und vogelig in mir herum

JIP JIP ICH HAB GUTE LAUNE HEUTE ich leuchte rüber in verschiedene Telefone die Planungsdrähte laufen heiß die Aufregung ist freudvoll

(Die Namensaktion wäre angewandter Dazzle.)

auch darum geht es in dem Fabriktext: die Ernsthaftigkeit einer Liebe nicht an äußeren Ereignissen und Markern festzumachen, und in dieser Schwabbeligkeit eine Beziehungsfluidität wachsen zu lassen.

Ricardas Bobbie Raccoon Anton Gregor Felizitas Sam Thea Tommek Rosine Jack Charlie Birke Milan Pino Anders Kiel.

17. April 2024

Gelegentlich die Sorge, dass autofiktionale Texte als eine Art von Bedienungsanleitung für das eigene Selbst missverstanden werden könnten, aber LOL wer glaubt denn wirklich eine dieser Maschinen bedienen zu können.

Ich entwickle inzwischen eine andere Vorstellung von der Textur und Tragkraft romantischer Beziehungen, die sich erst im hohen Alter ergeben, wenn all die gängigen Beziehungsziele und Lebensplanungen und wirtschaftlichen Sachzwänge wie gemeinsame Kinder, Immobilienkäufe, Umzüge, sogenannte Karrieren etc vermutlich gar nicht mehr so eine große Rolle spielen. Wie schön das vielleicht sein kann, wenn sich Menschen verlieben, die wahnsinnig viel mitbringen, die nicht mehr glauben, alles miteinander planen und organisieren zu müssen, die trotzdem viel miteinander zu gestalten haben. Wenn auch vielleicht nicht mehr viel Zeit dafür, aber das kann ja eine eigene schöne Dringlichkeit enthalten.

Wenn eine Person über sich und ihre Beziehungen schreibt, erhält sie die Bedeutungshoheit über die beschriebenen Situationen, und die Ewigkeit gleich noch dazu, sie legt eine gemeinsame und eine öffentliche Erinnerung fest, oder schlägt sie zumindest vor. Deshalb haben vermutlich viele Angst vor den Tagebuchführenden um sie herum. Was aber passiert, wenn zwei oder mehr Menschen aus und über ihre Beziehungen miteinander schreiben?

wie das Schreibfreundi gestern während der Textbesprechung, als wir alle noch stumm auf seinen Texten kauten, unvermittelt seufzte ich weiß manchmal gar nicht, warum ich mir das immer wieder antue

ich habe nicht mehr unsicherheiten als früher, ich verdränge sie gerade nur nicht so, ich lasse sie da sein und betrachte sie und versuche, mit ihnen im licht umzugehen, was sich manchmal so furchtbar anfühlt und so ermüdend und manchmal bin ich kurz klar und stolz

das grüngrüne gedicht verschickt, und ganz schnell so schöne reaktionen erhalten

social connection and skill can be a special interest

ein outfit fragt immer auch: wo bist du gerade?

und warum kann ich nicht auch mal in einem breakout room für mich einfach etwas zeichnen?

do not disturb mode heute als hilfloser versuch, mir etwas ruhe zu geben in dieser aufgewühltheit, schutz vor meinem aufgewühlten selbst, und nicht als wut-widerstand gegen ein drängendes außen.

16. April 2024

im Wasser ein STUNT

Aleah BlackI have enough love for the bigness of you.

i want to romp around with u

neue versuche, mir ein outfit zu schneidern, das weich und widerständig ist, das alchemisch alles verdaut, alles eine weile mitträgt und verwandelt wieder hergibt. eine weste, die bis in die knie voll hängt mit sachen, deren taschen ich dann wieder ausleere, die weste, die bleibt, egal was passiert – das vertrauen üben, es ist alles so viel üben. manchmal auch einfach schreien, wirklich anbrüllen, so lange, bis es in die komik kippt und wir lachen müssen bis wir weinen müssen.

was ist ein unkontrolliertes kleidungsstück?

was ist der benefit von seidigkeit?

Geflechtspflegender Tag

ist ein Feuer weich oder hart?

Zeit mit meinem Kompost verbringen
mit Tee und Musik und Morgensonne
einfach ein bisschen durchstiefeln
und hier und da was aufsammeln
und es im Licht drehen

Mein Relationship Goal ist Relationship Fluidity.

15. April 2024

ich lüge nur noch in bestimmte Richtungen

wir tasten einander ab, wir werden spüren, wo wir weich sind und wo wir knochen haben

die Verkäuferin im hellen Nachtkonsum warnt das Freundi, es solle die Haribo Cola Fläschchen nicht am Abend essen, dann könne man nicht schlafen

Ladybug bited the people
Ladybugs footsteps

Etwas, worüber ich auch in der Fabrik schreibe: wie WEIT die Welten einer einzelnen Person sein können, teils unbemerkt, teils mühelos, und wie sich Welten überlappen und berühren können, im Leben einer einzelnen Person aber auch im Leben von Freundis.

das ist so unglaublich schön und GRÜN mit den Linden in der Straße hier, ich bin so dankbar für diese Bäume, für ihre Lebendigkeit, wie sie uns jährlich andere Welten gestalten, wie sie uns mitnehmen durch ihren Wechsel der Welten

wir kuscheln wie winzige Häschen

In einem anderen Traum mit einem anderen Freundi, das auch noch wer anders war, über die Dächer gezogen, zu denen es Schlüssel hatte, sein bester Freund sei ein Stuhl und ich notierte mir wichtige Sätze auf einen Laternenpfahl.

Es gibt Sehnsüchte nach einer konkreten anderen Person, sagt das Freundi im Traum, und welche eher nach einem selbst.

14. April 2024

poly ist echt übergänge 3.0
und präsenz für fortgeschrittene

ich kann gerade ganz gut genießen

manche frühlingsblüten stinken auch einfach (i’m looking at you ihr kleinen schneebälle)

ich fahre gern regio zurzeit, bin gern langsam unterwegs, mal mit augen offen, mal mit augen geschlossen

in die spalte vom zugfenster ist jemandem ein glückskeksorakel gerutscht, und ich kann es weder entziffern noch heraus holen, sehe nur den text in der spiegelung des fensters, der mir unlesbar bleibt

Wie das Ende eines Besuchs oder eines gemeinsam verbrachten Wochenendes sich einschleicht und ankündigt, die Stimmung färbt; sonntags wird die Bereitschaft, lose Enden noch aufzugreifen, geringer und die Sehnsucht nacheinander regt schon wieder vorzeitig ihren Kopf. Nur motzen tun wir nicht, wie das Kind zum Ende jedes Besuchs motzt und bockt, kurz bevor die Kuschelphase kommt oder gleichzeitig mit ihr, aber wir sind ja auch Erwachsis und sollten geübter mit so Gefühlen umgehen können.

Inselkoller in der Passage of Richness

Wir mögen kein Etagerenfrühstück

Wir knallen aufeinander zu im Wasser wie die Wrestler in der Glotze gestern, wir prallen aufeinander seit Jahrzehnten, wir haben keinerlei Angst voreinander, wir berühren uns.

13. April 2024

die ungekämmten Haare der Urzeitmütter

des freundis lachanfälle

der lange spaziergang durch die wohngegenden, vorhänge fotografiert und mich spiegelnd in fensterscheiben mit vorhängen, und staubige fenster mit eingeschriebenen botschaften, und all die kleinen wesen, die uns überall begegnen, die überall animierte welt, die schnecken, die den altar stützen, bärchen und äffchen, die sich im vorhang die hand reichen, das gähnende kännchen und die reitenden kamele in den auslagen der antiquitätenläden, den riesigen blauregen, der ein ganzes verlassenes haus stützt, das freundi, wie es davor steht und sonnenbefleckt die kamera geradeaus hoch hält

(mit dem freundi zusammen die welt ANSCHAUEN)

Übungen der Gleichzeitigkeit

Meine Sicherheitsnadel, die nicht gut hält, mit der ich immer wieder neu die Hose enger klemmen musste

12. April 2024

dieser bildgewaltige film OMEN, die vielen zeichen darin, die ich nicht lesen konnte, die fragen danach, für welchen kulturkreis was erzählt wird, wie gut ich das aushalten kann, wenn ich nicht alles verstehe und einordnen kann, die fragen danach, was für strukturen familiärer und schamanischer art von diktatur und chaos gestärkt werden; die geschminkten augen auf den augenlidern, die will ich auch, immer wach sein, immer durch ein lid durchschauen

Mein Hosensenkel, der nicht gut hält, dessen Knoten ich im Kino auflösen musste, den ich immer wieder neu und fester ziehen musste

PEKKA PISTOLETTO

Man muss sich ja auch vorstellen, dass es das einfach nicht gab. Das war ja einfach eine weiße Fläche. (sagt das Freundi zu einem der abstrakten Bilder von Richter)

Zwillinge / Paare; Zweierdenken, Binärdenken untersuchen usw – ein Konzept, das für eine Ausstellung spannend klingt, also nach etwas, das man gut künstlerisch ver- und bearbeiten könnte, aber in der Realität sprechen die Stücke nicht miteinander oder nicht darüber, und das macht die Ausstellung etwas wahllos (kuratorische Zwangsbehälter)

Haste den Wuscher?

wie viel Nettigkeit und Freundlichkeit und schöne wohlige Vibes man sich mit Geld kaufen kann

Willkommen im Wimmelbild

darf ich sie was fragen? – mmhm – ich habe gehört, dass es jetzt so maschinen gibt, mit denen man sich selber tätowieren kann? (Rubrik erstaunlich sinnlose Fragen)

einander brauchen und brauchen dürfen

Schüler:innen gibt es / lauter fast fertige Menschen / die eben noch in ihren warmen Bettchen lagen / und jetzt in die Welt stapfen / mit Ordnern und Pickeln und Handys

ich erkläre einen ort zu meinem wohnzimmer und fühle mich seitdem wohler dort

selbst wenn ich den wecker sehr früh stelle, wache ich zurzeit dennoch eine stunde vorher auf, das ist iwie weniger hilfreich

11. April 2024

Ich will mich im Blick behalten, ich will mich schleudern und ich will mich betten, und ich bin nicht für die anderen verantwortlich, ich bin nicht für die anderen verantwortlich, ich muss keines retten, keines umstülpen, ich kann in Kontakt gehen, so lange bis ich mich eben wieder ins Häuschen zurück ziehen muss.

GO FOR IT

der etwas laienhaft geschorene Hund, wie fröhlich er aus seiner neuen kurzen Wäsche schaut

Biere vor Tür B

Wie ungesundes Verhalten und heftige, gewaltvolle Obsessionen oft so stark sexy gelesen und dargestellt werden, in Filmen, Büchern, Musik, Gesprächen, wie sehr ich auch das aus meinem System spülen will, wie sehr ich wholesomeness sexy finden will, was wir alles noch zu verlernen haben.

Will ich in dem Text zeigen, durchspielen, durchfühlen, was möglich ist zwischen zwei Menschen, die sich lieben und nicht alle Werkzeuge und Ressourcen haben, um ihrer Liebe einen guten Platz zu geben, um sie vor dem Außen zu schützen? Ich will zeigen wie stark Freundschaften sind und wie fragil.

ein queerer Text

wie das freundi und ich morgens aufgewacht sind und quatschend im bett lagen und dann irgendwann uns aus dem bett rollten und morgentanzten

wie das freundi kleinen hunden verzückt nachschaut

wie das freundi meine sortierten kleinstapel adhäsiv wieder zusammen legt zu einem großen

sauarbeit / sauberkeit

ich bringe halt jeden tag das mit, was ich mitbringe, was ich gefunden, gesehen, gedacht, gefühlt habe, natürlich ist das ein wiegen und zeigen, und ich versuche keine vollständigkeit, versuche keine gesamtheit, also lasse ich mich auch nicht werten, also werte ich mich nicht selber, alles ist immer nur ein ausschnitt, sämtliches werden wir uns nicht sagen können.

das sämtliche tischtuch

ich habe es als story gepostet und einen uhu, einen adler und eine biene darüber fliegen lassen

zu was anderem lasse ich mich nicht verpflichten, medien bespiele ich nur auf meine art

ja was halte ich denn eigentlich von blackout poetry, von dieser aneignung, überschreibung, zu-material-machung?

kannst du auch ganz schlicht schreiben?

schauarbeit / schaubarkeit

Ich gewöhne mich immer mehr an diesen Modus, in dem ich eine Stunde vor meinem Wecker wach werde und dann da liege und döse und Dinge und Menschen im Kopf betrachte und fühle, ist auch eine Form von Verarbeitung.

10. April 2024

ping

meine englischen texte zu musik flüstern

überhaupt hatte ich spaß daran, die englischen texte auszugraben und mit ihnen zu spielen, mit ihnen kann ich mich mehr stimmquatsch trauen, da geht es mir wie allen

überhaupt habe ich wieder auffallend viel spaß an text und sprache und wörtern, nachdem ich das neulich doch alles schon fast abgeschrieben hatte, also das schreiben für mich als TÄTIGKEIT

und vielleicht kann ich mit anne website-themen gegen gesangsstunden tauschen, das ist auch immens aufregend und wahrscheinlich einfach DRAN

nich im schreiben schon auf den kompost schielen kiel

Romeo & Julia OST

die vögel waren ausgeflogen heute, baum und boden leer, keine stare, keine krähen

und den komet hab ich auch nicht gesehen

dafür den schönen sichelmond mit dem niedlichen jupiter

anscheinend schreibe ich jetzt den uralten fabriktext weiter, denn er hat mich wieder berührt, nachdem ich ihn monatelang habe liegen lassen, wie es letztes jahr auch schon einmal war, und er ist noch voller baustellen und natürlich geht es nur auf eine art um die tätowierungen darin, und natürlich kaum um die richtigkeit der tätowiertechnik, da habe ich mich selber letzten sommer hart abgelenkt bzw genau da hingeführt, wo ich in dem moment eigentlich sein wollte, und eigentlich geht es in dem text nach wie vor um die freundinnenschaft, um die beziehung dieser beiden, alle anderen elemente darin sind beutel für ihre liebe und orte ihrer aushandlung, die meist nicht verbal geschieht, und ich weiß immer noch nicht, wie es wirklich endet, ich weiß nur, dass es bittersüß bleibt (schlimm kitschiges wort), und dass es diese bittersüße ist, die mich selber dann doch immer wieder erreicht, allen makeln und löchern im text zum trotz, also eine nichtbinarität in empfindung und einordnung, eine gleichzeitigkeit, eine widersprüchlichkeit, mehrere gleichzeitigkeiten, mehrere wiedersprüchlichkeiten

ich erhielt einen leserbrief und ich bin wie immer so berührt über diese kleinen wunder, die worte vollbringen können, wie wir uns doch immer und immer wieder erreichen, zumindest ein bisschen, zumindest kurz

eine schreibpraxis als motor für jede veränderung

Am Krassesten sind die Morgende gerade, die eigentlich noch kühl sind aber so sehr schon nach Sommer riechen, und die dampfige Luft, die mich im Atelier erwartet, genau wie sonst im Juni.

in’s offene Beet Samen säen, oder noch besser, in den Wind

Geflechtverantwortung

9. April 2024

irrationale interventionen
patés streicheln stundenlang
& der camoflör der hat es schwör

es lief ein nächtlicher igel an mir vorbei, blieb eine weile ganz nah stehen und sah so schön aus, so ein eigenwilliges kluges schönes tier, schaute mich eine weile an und zog über die wiese weiter unter seinem stacheligen gewand

und es regnet ein bisschen

wie das kind dem freundi und mir, die wir in der loggia standen, kleine bemalte zettel unter der tür zuschob und dabei kicherte

es sei in den letzten nächten immer wieder aufgewacht und habe im halbschlaf nach mir gerufen

einander schreiben ohne einander festzuschreiben

du machst mich weicher / und ich mich deshalb manchmal härter

es brummt und summt so sehr

(die fliegen tauchten zuerst beim freundi in der küche auf dieses jahr)

(und die wollschweber im garten vermischen in ihren kleinen eingebauten eimerchen ihre eier mit sand, damit sie gut geschützt sind, und SCHIESSEN sie dann im flug auf die erde, auf die nester von wildbienen, damit ihre eigenen larven die wildbienenlarven ausschlürfen können)

dieser plötzliche sommer ist creepy, und trotzdem schön, aber auch wirklich creepy

alles sein, alles sein, was ich sein kann.

herrlich wenn man Patienten hat die mitdenken – und reflexhaft will ich besonders gutes Patienti sein, gleich den Kopf nochmal passender hin drehen zur Zahnärztin, urgs das ist genau dieser Murks mit dem Erziehen-durch-Komplimente, da drehe ich den Kopf doch wieder weg

(und herrlich/dämlich kann ich eh inzwischen nicht mehr verwenden, es klebt zu viel an diesen Begriffen und ich stolpere jedes Mal, wenn ich sie höre; interessant, wie sich auch das Gehör verwandelt, irgendwie aufwachen kann)

8. April 2024

diese unglaublich schöne tätigkeit, die niemals wirklich aufhört: eine person KENNENLERNEN

tropische nächte anfang april, radeln durch samtluft und leere stadt

ich fühle mich sehr wohl in meinem körper, wenn er muskelkater hat, und ich mag nicht darüber nachdenken, was das vielleicht über mich aussagt

Pierre Horn in Du weißt nichts von dir und das lässt dich schimmernVielleicht gilt für die Freiheit, was für die Tiefe gilt: Du kannst einem Menschen nicht in dem Grad an Freiheit begegnen, zu dem dieser selbst noch nicht vorgedrungen ist.

immer auch die angst, doch zu viel zu sein

Die sanft wippenden Hälse der fliegenden Schwäne, diese langen geraden Muskeln, die in der Luft liegen.

Ich würde es Herzen aneinander drücken nennen, sie einander spüren lassen, sie einander hören lassen.

ja was brauche ich denn jetzt gerade. soll ich es nochmal mit dem käsebrot probieren.

manchmal kann man gar nicht sprechen weil man so viel zu sagen hätte, gar nicht fühlen, weil es so viel zu fühlen gibt

die Matsche der Raupenpuppe

ich war in B nicht orientiert und habe ich mich trotzdem sicher gefühlt
(we are not here to be safe, liest Eva MK vor)

Maria Christina Piwowarskimeine Zunge ist über Nacht gewachsen

(ping ping ping ping pingping, hier ist ein blatt, hier ist ein blatt, ich bin auch ein blatt, ich will auch leben)

der blütenbogen schon vorbei, aber alle linden nun an, und ich meine so richtig an, so leuchtegrün

sommerwarme morgenregenluft: WAAAAAH

7. April 2024

aus den vielen s-bahnen, die sich alle nahtlos ineinander fügten, noch kurz zum nachtigallenplätzchen

diese unglaublich schöne tätigkeit, eine person KENNENZULERNEN

frühlingsissimo

die Person am Hermannsplatz, die so ein bisschen aussah wie ich oder wie ich glaube, dass ich aussehe, mit blauem Auge und Kampfspuren im Gesicht

artsy shocks & panic cakes

SPREEQUELLE

Das Aussehen von Menschen in Texten zu beschreiben als eine Oberflächenbeschreibung, die selten einem Text wirklich etwas gibt, als eine Festlegung, die viel zu starr für eine Figur ist. Wie auch im echten Leben die Menschen um uns mit einer Art von Wetter umgeben sind, das sie immer wieder anders erscheinen lässt.

nur ein einziges Foto in Berlin gemacht, von den angerichteten Ankunftscones

Damals war schon eine bessere Zeit. Ruhiger, entspannter. Sagen die Bahn Polizisti, vermutlich über die internetfreie Zeit.

Diese Stadt ist SO VOLL, ein sonniger Sonntag am Kanal für mich fast nicht aushaltbar. (Die Panik in Gesicht und Stimme der Person, die vermutlich ihr Kind suchte, wie sehr mich so was anfasst, dazu all die sichtbaren Stadtschicksale, und der Mensch, der vor der Wohnung vom Freundi rückwärts auf den Kopf geknallt war, wie spät das Blaulicht kam, da waren wir schon längst wieder drinnen, da schnippelten wir schon Salat)

All diese Emojis zu klein und farblos, um meine Gefühle zu fassen.

Spezifität ist auch schwer. Spezifisch bleiben ist auch schwer.

Eine Brezel zu einer Brezel geschenkt bekommen, und dann wieder mal am Südkreuz geweint.

6. April 2024

Sound Emojis; kleine Jingles, Töne, Geräusche, Ausrufe, die man an Nachrichten kleben kann.

Queer / Schwul
Freundis / Bekannte
Fan / Enthusiasti (Fan kommt von fanatisch)
Ehrlichkeit auch als Spektrum
Gemeinschaftliche Beziehungsarbeit (Beziehungsarbeit im Geflecht)
Übergestülpte Komplimente

DARKWAVE

unterwasserpflanzi auf der tanzi

Ein Kind, das mit großer Holzrassel bespaßt wird

Meine beiden blau blau auf der Hinfahrt und grün grün auf der Rückfahrt

Da da steht
Ein Tier oder
Ist es kein Tier

Riiii-ii!!!!!

Tante Aufzählung

5. April 2024

Armdrücken mit dem Kind

Zebrabeine

Das Freundi träumte von Japan und einem, der Teile eines Kühlschrank aß und deshalb notoperiert werden musste.

4. April 2024

UNFUG IM BEET

Mama willst du die drei süßen Erden haben?

Es ist immer Zeit für eine Erdkugel

Mein täglicher Horror, liest der Konsum-Verkäufer die Überschrift aus der BILD vor, na den hab ich auch.

Mama ist die Farbe Blau in Italien sehr beliebt?

PALE BLUE POINT

Hurricanes entstehen über dem Wasser, Tornados über Land

Mama sieht das erdig aus?

kreis kreist sich
raute rautet sich
stein steint
bach bacht
hose rodet
der kleber klebt NEIN
der ball rollt NEIN
steine liegen
steine und reis haben nichts miteinander zu tun NEIN
maus geht ins haus
leggings legenden

darfst du dir abtätowieren die Vase

Ich spüre mein Tempo
Ich spüre dein Tempo auch
Nur vom Zuschauen
Spürst du mein Tempo

3. April 2024

um antwort wird rasch gebeten, schreibt die giraffe mit klopfendem herzen dem unbekannten tier hinter dem horizont

dann später Kunstgleisbetten

jip jip
nip

Kompetenz und Liebe zum Dach

Geht doch babysch einfach

endlich magnolien gesnackt, das kind sagt: lecker, schmeckt nach blume, das freundi sagt: bäh, schmeckt nach blumenladen.

Was Text, Sprache insgesamt, mit meinem Herz und Hirn macht, ist erstaunlicher als ich je gedacht hätte. Was genau passiert da? Was suche ich in der Sprache? Dieses Sitzen im Kopf des anderen? Nähe?

Warum liegen da Steine im Gleisbett? Ist das als Brandschutz? – Nein als Verankerung, das ist dann wie Wurzeln, nur nicht so organisch (Jugendliche am Bahngleis, die so NORMAL und WELTNEUGIERIG miteinander sprachen, dass es mir fast altmodisch vorkam)

2. April 2024

das Freundi schielt auf die nächste Funktionsstufe

(noch ein Umschlag begrüßt mich)

hello i am the CAMOFLEUR

Ich schreibe dich gerade.

Ich lese dich gerade.

erinnerung: es geht darum, gegebenenfalls gemeinsam etwas wieder heilen zu können, nicht darum, sich nie gegenseitig zu verletzen.

Und zum Abschluss des Telefonats zupfte das Freundi eine kleine Abschiedsmelodie.

(die Wirs)

Uns vom Geflecht tragen lassen, in das Geflecht hinaus ragen und sich vom Geflecht berühren lassen.

Alopezie nachgeschlagen – das ist ein Haarausfall. Annes Oberland hat Haarausfall. Die meisten unserer Paysagen vielleicht.

schreibt Jenny Döll in unserem SchreibforumWie war das? Gilt sicher für mehr als für Bücher: Mensch muss nicht unbedingt Ahnung haben von etwas. Mensch darf es auch einfach so mögen. Ganz ahnungslos neugierig.

(ein Umschlag begrüßt mich)

Lee Hazlewood, If It’s Monday MorningThere’s just too much of my head that’s showin'

im Morgentelefonat liest das Kind nebenbei seine ersten Wörter komplett selbständig, Firma Hermann auf dem Etikett des Kuscheltieres

das Freundi ist mir ein Pilzauge
das andere Freundi ist mir ein slawisches Ohr

gesund ist manchmal auch einfach das, was ich gerade brauche. SALZZUCKERFETTFLEISCHKEINSCHLAF.

1. April 2024

Äpfel und Senfbrote

menschen mit special interests sind mir oft so special

Plötzlich kann ich wieder das meiste Gesprochene um mich herum verstehen, auch das Teil eines Rückkehren, wie auch die Unterschiede im Fortschreiten der Jahreszeiten, hier sind die Bäume nun auf einmal schon fast alle angeknipst.

Menschen aus dem Erzgebirge

sonnige blume

Lauter (Sachen)

Wie politisch Tourismus ist, wie es natürlich gesteuert wurde und wird, wer wo hinreist, wer nach was Sehnsucht hat, welche Regionen versteckter bleiben und welche einem immer sofort einfallen.

Das eine Freundi fragt das andere: Welcher ist dein Lieblingsbahnhof, der obere oder der untere?

Schmarrn a la casa

1 sehr roten stieglitz gesehen

(das Othering in der Lese-Lok, wo der „kleine ICE“ die Hauptfigur ist und Ida der weibliche ICE sein love interest) (immerhin ist ein anderer weiblich gegenderter Zug der clevere Reparaturzug)

In der Filmbar drei Typen, von denen einer einen Cocktail zu den drei Bier bestellte und diesen Cocktail quer durch die lange Lobby trug zu einer Frau, die in einer kleinen wartenden Gruppe in den roten Sesseln saß, die den Cocktail aber anscheinend nicht wollte, er kehrte zurück und sagte: Katastrofa.

In der Bar außerdem eine deckenhohe Version des Filmpokals der Karlsbader Filmfestspiele, eine nackte weibliche Figur, die sich nach hinten beugt, um einen großen weißen Beach Ball auf ihrem Solarplexus zu balancieren, alle Geschlechtsteile nach vorne gereckt. Von vorne betrachtet sieht es aus, als wäre der weiße Ball ihr Kopf, oder eine Art von Astronautenhelm, den sie versucht, abzustreifen. Wo der Bezug zum Filmfest ist, bleibt uns schleierhaft. Das Freundi liest nach: der Künstler arbeitete 2001 mit einem tschechischen Topmodel, die er nackt an den Füßen aufhing, um diese Form zu finden. Klar, logisch, völlig sinnige Herangehensweise an das Erstellen eines fucking Filmpokals. Das Model kommentierte in dem Artikel dazu, sie sei gerne nackt.

was ist denn wirklich das romantischste, was man füreinander tun kann? beziehungsarbeit, die arbeit des ehrlichen und liebevollen kommunizierens, ja, natürlich. und was dann tun mit der sehnsucht im herz, die bleibt, die körperlich ist? anders: wie macht der körper emotionale arbeit für und mit einem anderen körper, der gerade nicht anwesend ist? gibt es da ein wort für?

Das Freundi sucht das Wort für die spezifische Enttäuschung, wenn man ein Hotelzimmer betritt und es viel zu klein und ganz anders als auf den Fotos ist.

jeder geburtsort kommt mit einer eigenen form von scham

im traum ein riesiges futonklappbett gekauft und nicht bewegt bekommen, im traum ein raumschiff besessen, das nicht jede:r betreten durfte, im traum mit dem freundi gestritten und einen kleinen drink mit grapefruit getrunken.

31. März 2024

2 becherovka nach dem baden getrunken

traurig sein & mich trotzdem freuen

pfeffermayo

ein Jugendlicher vor dem Laden RICH II: naja rich zwei ist halt wenn man richer als rich ist

zum Aufwachen immer ein Schluck Schlangenquelle

auch geträumt habe ich: Von einem großen Fest mit einem großen Saal, in dem das Essen bereits vorbereitet war, der aber erstmal noch geschlossen war, in dem sich aber Fruchtfliegen ausbreiteten und vermehrten in absurd hoher Dichte, ein dunkler Wolkenschwarm von Flieglein, man konnte den Raum fast nicht mehr betreten, ich zog einen Regenmantel an und wagte mich hinein, kam gleich wieder heraus mit einer klebrigen Schicht schwarzer Fliegenkacke auf dem Mantel. Ich rieb an einer Stelle, um den Fliegenschiß abzubekommen, und rollte dabei eine kleine pechfarbene Kugel zusammen, und fand im nächsten Schritt heraus, dass ich mir etwas wünschen kann, wenn ich diese Kugel auf den Boden schmeiße, und dieser Wunsch dann in Erfüllung geht. Mein erster Wunsch war ein neuer Mantel, der mir dann auch sofort erschien, mit ostergelben, weiten Ärmeln. Andere versuchten das Kugelrollen und Kugelschmeißen und Wünschen auch, aber anscheinend funktionierte es nur bei mir.

30. März 2024

sich Zugänge schaffen der Nase nach, wühlen wie der Dachs, Verknüpfungen legen, sich einen Bau anlegen ←→ Zugänge in gesteuerten Bildungseinrichtungen gelegt bekommen

fan von viel

Fan-Sein als einen gemeinschaftlichen Vorgang begreifen, als ein miteinander Freuen und ein Gespräch über etwas, was einen begeistert, das gleichzeitig mehr von den Personen sichtbar macht, die Fans sind, die dieses Gespräch führen (Fan als Verb, nicht als Identität)

wie das wohl wäre, ein leben ohne notizen?

hier zwitschern nachts so viele vögel

irgendwie muss ich doch leider immer beobachten, wie wir drei betrachtet werden, und das ist nicht immer nett

Bis zum Ellbogen liefen wir am Fluss entlang und kreuz und quer durch den Ellbogen und fuhren im Dunkeln mit dem Bus wieder zurück; wir steckten uns frisches Grün in den Mund, wir wichen wütenden Radfahrer:innen mal aus und mal nicht so, wir bewunderten die Grüntöne, wir hatten Heuschnupfen, wir snackten auf Baumstämmen, der Fluss glitzerte. Ein Hund hieß Daisy. Es war so warm, dass wir kurzärmelig gingen. Die Freundis machten nochmal die schönen Vogelbewegungen von unserer Osterwanderung letztes Jahr. Ich fotografierte Gardinen. Wir kauften in Loket Souvenirs in einem kleinen Antiquariat, mein Teller ist von 1850 und hat extrem gute Farben und einen sudetendeutschen Schriftzug, den niemand richtig entziffern kann. Auf einem Verschenkefensterbrett fand ich ein Jugendbuch mit schönen Illustrationen aus den Siebzigern, im Hintergrund immer irgendwo ein Plattenbau: der Klub der Kühnen, übersetzte das Freundi, und das andere Freundi las aus dem Wikipedia-Eintrag der Autorin vor, die auch Philosophie-Professorin war. Ich aß endlich meine Pommes, und auch so eine panierte Käsepostkarte mit Tartarsauce.

Das eine Freundi recherchierte beim Frühstück die Geschichte des Hotel Thermal, das tatsächlich für das Film-Festival gebaut wurde und ja auch die Form einer Filmrolle hat, und wie die Finanzministerin kürzlich lügte und sagte, man habe die damalige Architektin in die Renovierung mit einbezogen. Das andere Freundi übersetzte mir auf meinen Wunsch die Geschichte in Leichte Sprache, was ich nach wie vor eine sehr spannende Übung finde, bei der so klar wird, wie viel Macht im Steuern von Komplexität liegt.

kindliche Mode
apfeliger Saft
taschiges Messer

und dann den nagellack an der einen hand im verlauf des abends einfach abkratzen

wie mich die wilde frau grinsend antanzte, wie mich überhaupt mehrere frauen angrinsten, wie einer immer wieder versuchte, meine breakbeathüpfer nachzutanzen und sich später beim gehen fröhlich und höflich mit high five und handschlag verabschiedete

wie die wilde später ihre haare wild hochband und ab da mit palme tanzte (wie eine schamanin, sagte das freundi)

wie ich mitgemeint wurde im dunkeln von weiter weg als einer uns zurief it’s open guys und damit das bordell lady marion meinte

die gruppe jugendlicher, die uns schwulenfeindlich beschimpfte, und wie wir es fast unkommentiert abtropfen ließen

wenn im restaurant zwei ruhigen, aufgeweckten kindern im vorschulalter völlig selbstverständlich und automatisiert jeweils ein bildschirm vor die nase gesetzt wird, sie gelegentlich für kurze fotos aufschauen und posieren sollen und ansonsten nicht weiter mit ihnen interagiert wird, gerät mein fester vorsatz, nicht über den umgang von menschen mit ihren kindern zu urteilen, schwer ins wanken

29. März 2024

so viele Nachtigallen!

nicht jeden schnauzer kommentieren bitte leute wir kommentieren doch auch nicht euren bürstenhaarschnitt

nagellack über nagellackresten

Muss an vorletzten Sommer denken, als ich mit meiner Tochter fünf Tage am Meer war. Den einen Morgen wachte sie auf und sagte: „Ich hab so ein Gefühl, das hab ich noch nie gefühlt. Ein bisschen traurig, ein bisschen ruhig und ein bisschen froh. So ein Alles-Gefühl.“ – aus Anne Munkas Kompostdas Allesgefühl hallt in mir nach

& dieses kompostieren als leise gedankenfurzlegitimation

Es lässt sich nicht auf die Schnelle recherchieren, ob es in der DDR ein Mindesthaltbarkeitsdatum gab; auch diese Geschichte wird durch die westdeutsche Brille erzählt.

In Tschechien werden in der Gastronomie durchgehend und sehr bewusst die passenden Gläser für Getränke verwendet, soll heißen die passenden Markengläser, Gambrinus wird ausschließlich im Gambrinus-Humpen serviert, Kozel im Kozel mit dem Bockshorngriff, selbst der Staatssprudel bekommt sein Staatssprudelglas.

meine wilden Freundis, die alle nicht alles für mich sein müssen, die mich alle nicht komplett sehen müssen, es reicht, dass wir uns einander liebevoll zuwenden, dass wir uns so offen begegnen

hello shitty kitty

und es war so schön, diese fahrt gestern nach karlsbad durch das erzgebirge, in dem winzigen zug uns hoch und runter windend durch eine kältere gegend, in der es noch kaum knospt, in der die luft noch nach winter riecht, ein kleiner brenner, ein guter übergang, durch regen und nebel und dann, je näher wir karlsbad kamen, durch immer mehr licht, und als wir ausstiegen, wir drei glücklichen queeren menschlein, dieser riesige regenbogen über uns, diese bestätigung unseres daseins, dieses HALLO

SEASON OF EXPANSION

28. März 2024

& die glänzendrote Kerze in Ei-Form, rot wie ein Babybel

SPANK MY NERVES TEA

Kirschbäume, auf denen unfruchtbare Kirschen gepropft wurden, die nur blühen und weder Insekten befriedigen noch Kirschen produzieren, nicht-schmutzende Dekobäume also; aber wenn nicht ganz genau aufgepasst wird, wächst unten aus dem Stamm noch ein originärer Ast, an dem dann tatsächlich auch Kirschen reifen.

Das Bier in Tschechien wird so voll gezapft, dass die Kellner:innen es überschäumend, schießend und tropfend zu den Tischen tragen, eine Spur klebriger Biertropfen auf dem Boden hinterlassend.

seit wann gibt es Mindesthaltbarkeitsdaten auf Lebensmitteln? das MHD gibt es verpflichtend seit 1981, schaut das Freundi nach

With smelly cheese / mit duftendem Käse

ich aß käsefäden aus der packung im gehen

magische ankunft unter einem regenbogen

neue Lieblingsjobidee: Essensreplika erstellen und bemalen (Gurken für Gartenausstellungen, Reisbälle und Fisch für japanische Restaurants)

Kannst du mal meine Gitarre halten? (vielleicht den Anfang einer Love Story miterlebt)

Die Person vor mir auf dem Markt, mit ganz klarem Deutsch und einem schönen, für mich nicht einordenbarem Akzent, auf die Frage, ob sie noch etwas wolle: Das ist es.

Jemanden nicht für eine Rolle zu lieben, auch nicht die Rolle „Partner:in“, sondern exakt genau so, wie die Person in deinem Leben auftaucht und wie sich das verändert, was sie mitbringt, was sie in dir auslöst, wer sie ganz spezifisch und eigen IST.

27. März 2024

einander die Wahrheit zutrauen, einander zutrauen, groß und schön sein zu können, einander erlauben, groß und schön sein zu dürfen == LIEBE

und ich freue mich weiterhin so sehr
auf den ersten kuckuck
was sich fast undankbar anfühlt
weil die stare doch auch so toll sind

nicht so sehr in linearen Linien und Abfolgen denken, sondern eher in Landschaften (eines Lebens, einer Beziehung)
& wir können immer wieder an bestimmte Orte in dieser Landschaft zurück finden

Ähnlichkeit zwischen the terror of it all und the beauty of it all in meinem Körper

Ähnlichkeit zwischen gekochtem Reis und Ameisen

Pop-Up-Ko-Kompost ist da!!!

und jap-jap das macht mich froh, wenn du so einfache Sachen schreibst

26. März 2024

go plant some seeds!!

Pop Up Ko-Kompost coming up

Ein Koffer so klein, dass er unnötig erscheint

so! das knäul hat nun einen namen: Und, wollen Sie meine Seele knusprig rösten?, und es ist verschickt und damit für den moment abgeschlossen, und es hat doch erst durch das laut lesen und mich dabei aufnehmen, also durch ein performen, seinen sound gefunden, erst dabei wurde mir leuchtendklar, was rein muss und was raus.

Rachel Mennies in The Naomi Letters How do I look away now that I have seen you?

dies noch zu Motten

nicht DROSSELN sondern DOSIEREN

mehlige Äpfel im Porridge höchst unangenehm

heute wurde ich streng von der anderen straßenseite von einer gassigehenden person beobachtet, während ich vor der magnolie stand, die magnolie scheint gute connections zu haben

Mich darin üben, nicht dauernd Bestätigung zu suchen, sondern anders mit der Verunsicherung nach dem sich-verletzlich-Zeigen umzugehen. (Aber auch ein Verständnis dafür, weil Scham sich so sehr nach Ausschluss anfühlen kann.)

adrienne maree brownsoften your grip on knowing, strengthen your muscles of experimenting and doing.

Notieren erhält ja auch nicht zwingend eine Lebendigkeit, das lässt sich ja gar nicht alles festhalten

Übergänge gestalten

25. März 2024

Beim Schwimmen alle völlig bonkers, in der schnellen Bahn drei Aliens mit gesichtsfüllenden bunten Schnorcheln und verspiegelten Schwimmbrillen und neongrünen Flossen, die nicht kommunizieren konnten, ob sie gerade Pause machen oder sich gleich wieder schäumend ins Wasser werfen, in der langsamen Bahn drei breitbeinig schwimmende Menschen in Bikinis, die aktiv nach mir traten, als ich sie überholte, also zurück zu den Big Bad Boys in die schnelle Bahn, die wollen wenigstens niemanden bewusst verletzen, und ah ja! gemeinschaftlich genutzte Räume eben.

ein tag mit mir in meiner schönen welt

VERTRAUEN in SPEZIFITÄT

und ich will endlich wieder zur entspannung einfach so mit freude ZEICHNEN

und JA KRASS ich will weiter schwappen und ich will weiter schreibüben, ich habe auch bock auf gedichte und auch bock auf sprache, immer noch, immer da

das ding mit dem personenkult, wie überflüssig und veraltet das ist, und wie es mit den verben zu tun hat (es machen halt viel mehr menschen einen film als der eine, der genannt wird) – man teilt sich eigentlich jeden applaus

DOSIEREN

(in dosen packen)

finde ein 20 cent stück mitten auf der brache

eine taube
sitzt auf
einer taube

das Freundi und ich sind einfach keine Theoretiker:innen, wir wollen nicht den Diskurs mit gestalten (können das auch nicht gut, kennen die Codes nicht, haben keine Wörter für Rants, ziehen zu wenig Energie aus dieser Form von gelebter Wut), wir wollen Alternativen bauen, etwas anderes in die Welt stellen, der Welt sehr konkret etwas hinzufügen (auch das natürlich kein entweder-oder, nur für uns beide ein merklicher Schwerpunkt)

wollte auf dem weg eine magnolienblüte aus den vorgärten pflücken, um sie zu essen, sie schmecken angeblich leicht nach rose, vor dem einzig erreichbaren baum stiegen allerdings zwei menschen vom ordnungsamt aus und blieben direkt davor stehen, keine chance auf blüte heute, blüte wurde gehütet.

hierdas ever given containerschiff als bauchumspannendes buntes tattoo

24. März 2024

das freundi führt einen video kompost, kleine filme mit zusammengefügten filmschnipseln des tages, sehr toll

GLEICHZEITIGKEIT

werde ich weiter schwappen? werde ich mir selber schreibübungen ausdenken?

das tätowieren eine erinnerung daran, dass jeder körper anders ist

23. März 2024

aus Veronica Forrest-Thomsons Sternzeichen Schützesnap me with your eyes

22. März 2024

surprise.gif

auf dem hinweg ins atelier ALLE magnolien fotografiert und zwei schnecken

die behälter, die gibt es.

ich lasse im schreibmonat: schamhüllen, vertrocknete. eine arbeitsversion von mir, an die ich nicht mehr glauben muss.

ich nehme mit aus dem schreibmonat: so viel energie, so viel zuversicht, so viel freude an gemeinschaft und glauben daran, wie sie zusammenwachsen kann, glaube an ein stückchen menschheit, machbarkeit von utopie, das miteinander, das wir hier teilen, all das, was wir roh und freudvoll und ängstlich und auf jede andere art vor uns her tragen und einander zeigen, und manches, was wir für uns behalten, glaube an liebe, glaube an veränderung, glaube auch an die wachstumskraft der anderen, überhaupt die kraft der anderen – an ein uns, das nicht erzwungen wird, das sich freiwillig und aus sich heraus zusammen findet und auch wieder auflösen darf, verwandeln darf; ich traue uns allen so viele große schwierige aufgaben zu, ich traue sie mir zu, wir machen das gemeinsam und in würde, dieses ende der welt.

die müllbeutel gibt es, die trennungen gibt es, die sortierungen gibt es und die menschen, die sie für uns übernehmen

den glitzerring gibt es, den nagellack gibt es und den zeitpunkt, an dem er aufgetragen werden wird, und die person gibt es, mit der ich das tun werde, und die person gibt es, die mir den ring geschenkt hat

und pilze gibt es, kompost gibt es, baumwurzeln gibt es und die farbe rot gibt es und blau gibt es auch, und wenn ich darüber nachdenke, grün gibt es auch

das gefühl einer schatztruhe gibt es in mir
das gefühl einer schatztruhe gibt es in dir

es gibt wasser

ich erinnere mich an all die momente, in denen ich nicht getan habe, was mir gesagt wurde, in denen ich mich rausschlich, in denen ich heimlich noch übers feld zum grillplatz ging, in denen ich türen zugehauen habe

ich erinnere mich an jede karotte, die ich jemals aß

ich erinnere mich an all die kapuzenpullover, die ich verloren habe und an die jacke, die du mir nie zurückgegeben hast

& die waschis singen und klimpern und huldigen weiter

21. März 2024

tanzen in kacheln

NEWSLETTER-WORKSHOP

sende + teile

Newsletter wie Bücher aufbewahren

zwei Busenmagazine in den Büschen neben der Turnhalle der Grundschule; sie hatten etwas fast beruhigend Altmodisches, wie sie da so lagen

Mein Computer übernimmt meine Überforderung für mich und macht einen bisher ungesehenen Move, friert ein, loggt mich aus, startet sich halb neu, aber eigentlich war noch alles da. Im Wiederanlaufen habe ich nun einfach ALLE MEINE TABS geschlossen. Somethings gotta go.

bayern „verbietet“ die „gendersprache“ und das ist in sich doch immer so ein witz, als wäre eine maskulin gegenderte sprache keine gendersprache, ihr holzköpfe ihr

(freundi aus bayern schickt kotz-emoji)

das habe ich aus dem barbie-film mitgenommen, denke ich doch immer wieder daran, neben meiner freude an dem hii barbie!-anfang: wie freudvoll selbstverständlich die barbies ihre komplimente aneinander angenommen haben, sich bedankten, aber nichts klein redeten oder erklärten

das verknüpfen über die wunden, die nicht gewogen werden dürfen, die gesehen werden sollen

nach Rhinow zu den Rhinos

1 Tiervideo mit einem kleinen Bären, der sich an ein Reh kuschelt, weil er nicht checkt, was es ist, und beide sind verträumt und wackelig auf ihren Beinchen und schlecken sich irgendwann ab.

Der Schreibmonat ist für mich gerade im Hochsommer, mit sengender Hitze und flirrender Luft und so richtig klar denken geht nicht mehr, und demnächst wird es wieder anders, kommen Gewitter und später die kühlen Herbstmorgende, aber eben noch nicht. Noch ist erstmal Fire Time.

20. März 2024

heute gibt es Kartoffelkarton

wir zum Kind: du hast so einen süßen Po, das Kind kichernd: ja aber der stinkt

Überforderung durch was Tolles manchmal genau so krass wie durch was Unangenehmes

und ein Freundi zeigt seine Wut

und wir alle fliegen als schöne Leuchtkometen-Meteoritenstücke wieder auf die Erde und werden gesucht als heilige Botschaften, von emsigen Sammler:innen, in den Händen von Nerds gehalten, kostbar wertlose Bruchstücke aus einer anderen Ecke – nicht mal das Weltall ist ordentlich oder sauber, auch dort fliegt alles herum und bleibt liegen, wo es eben gelandet ist

Beziehungsgeflechte

19. März 2024

Heute war ein guter Schwimmtag, musste mich nach einer Stunde aus dem Wasser zwingen, hätte einfach weiter Bahn um Bahn ziehen können, dem langen Bartzöpfchenträger Tipps zum Delfin gegeben („also du tauchst auf und wieder unter?“, fragte er mich), selber wieder Delfin Drills gemacht, und alles andere auch, und eigentlich war ich frustriert, weil das Atmen im Schmetterling iwie gar nicht mehr ging und ich überhaupt keinen Rhythmus entwickeln konnte, aber das machte alles nichts und jetzt fühle ich mich SO GUT.

1 Stunde lang gesungen

momentelang den Kopf auf die Arbeitsplatte gelegt

Bäume unterscheiden können
as in einen einzelnen Baum kennenlernen
nicht Bäume unterscheiden as in
eine Baumsorte bestimmen zu können

KÖNNTE ich diesen Text performen? Kann ich überhaupt PERFORMEN? Hier der erste Text, den ich schreibe, den ich wirklich gerne von einer anderen Person inszeniert sehen würde.

jemand bekommt unmengen von leuchtmarkern gereicht

ich bin schon auch ein ANGEBER

und ich stehe ein stück weit dazu und ein größeres stückchen von mir findet das blöd, weil es doch für andere doofe kisten aufmacht, und ich selber doch auch immer wieder in doofen kisten stehe, und doch eigentlich niemand in doofen kisten stehen sollte

es macht natürlich einen unterschied für unser schreiben, ob wir das gefühl haben, dass wir mit interesse und neugier gelesen werden oder nicht

trage die rote teekanne ins bild

Erkannt werden als Zugehörigkeitsmarker.

zu dazzle und drag, also der verweigerung der verortung seiner selbst: wie kommt da die komponente rein der angst vor der unsichtbarkeit der eigenen queerness, nicht trans genug zu sein, zu sehr bi zu sein etc = nicht gesehen zu werden als das, was man eigentlich ist? nicht erkannt zu werden? gibt es da dann einen tarnungsaspekt? kommen hier die masken ins spiel, dass man sich dann gelegentlich queerer masken bedient?

mehr veröffentlichen? mehr kuratieren?

all diese inneren polizistis, bitte geht einfach angeln oder so, lebenslänglich

(der kompost dazzled auf eine art durch seine schiere menge)

18. März 2024

soll das ruefle gedicht zur hand auch noch in die handreichung?

mehr schreiben? weniger schreiben? besser schreiben? ich mache es mir schon auch einfach kuschlig in meinen wörtern

Inwieweit kann Dazzle auch eine Schreibtechnik sein („ich verwirre, um eine Verortung zu erschweren“)? Und wann tarnt ein besonders schönes, glänziges, aufsehenerregendes Schreiben ungewollt den eigentlichen Kern eines Textes?

gedrosseltes ri / ungedrosseltes ri

17. März 2024

Wildkameraslapstick

Tatti tatti, ich muss dir eine Nachricht überbringen; das Tor ist geschlossen, ich beweise es euch, kommt mit! (ein großes Herz für sprachmächtige kleine Kinder)

200m Schmetterling

im Schwimmbad das Lächeln der älteren Frau am Eingang, wir betrachteten einander aufmerksam und liebevoll, und es ist so schön, wie lange das nachwirkt, so ein winziger Moment

ENERGIEÜBERSCHUSS

angeregt durch Shawn Wilsons Vortrag Research is Ceremony: Researching within an Indigenous Paradigmin die Handreichung auch einen Spiegel einbauen, Fragen danach, wie du, liebes Leseri, dein eigenes Geschlecht siehst und was für Grundsätze und Annahmen darunter liegen, und ob die mit deiner Weltsicht übereinstimmen

rahmen setzen und leiten ohne sich selbst dabei zu erklären (auch eine form von tarnung)

das freundi macht mir den gedanken auf, dass ich ja tatsächlich einfach links zu notizen in den knäueltext setzen kann, und das finde ich geil, weil es ein gutes vermischen ist von print und digital und von textgattungen und weil es ganz viel autonomie der leser:innen erhält, weil sie sich aussuchen können, wie viel verständnis sie sich erarbeiten wollen, wie viel sie einfach so picken wollen

(aber ist das dann noch literatur? – pssssst!)

16. März 2024

es gibt camofleur:innen

DAZZLE CAMOUFLAGE
verwirren anstatt zu verbergen

Amour fou involves non-ordinary sexuality the way sorcery demands non-ordinary consciousness.

Hose genäht, Hakim Bey zugehört

Der Mensch ist eh zu komplex, als dass wir einander je ganz begreifen könnten, also warum geizen mit dem Zeigen von interessanten Gedanken, mit dem Zeigen dessen, was einem im Hirn herum kreist?

ich flimmerte

in der Temporären Autonomen Zone wieder die Fragen des Karnevals: wann erodiert ein kurzfristig regelloser Raum, wann höhlt er aus und stellt zur Schau, und wann stützt er unversehens doch das gewaltvolle System, weil er Druck ablässt, der dann nicht mehr zum Explodieren führen kann, und wann ist er beides und etwas anderes?

15. März 2024

EINE TAGESZEITUNG SCHREIBEN

Hier geht JEDES Format, auch das ist Teil meiner Freude hier, ich kann ALLES an ALLES pappen

Is schon so’n Ding mit der Fülle…

Dem Kind einen Brief zusammengestellt, ein kleines Büchlein, und es war genau die richtige, zärtliche, nonverbale, beruhigende Tätigkeit, die ich heute Abend gebraucht habe. Meine Freitagskassette dazu gehört.

← Menschen picken sich (aus einem Text) raus was sie suchen ←→ eigene Gestaltungskraft nutzen, etwas genau so zu bauen und zu strukturieren, wie es der eigenen Vision entspricht ←→ etwas ganz bestimmtes sagen wollen →

ah ich merke dass ich mich langsam müde schreibe also zu mir schreibe also langsam wieder in mir ankomme

Mothering ist einfach kein ausreichend präzises Bild für keine meiner Tätigkeiten – ich mache etwas anderes, etwas, für das ich selber keinen snappy Begriff habe, höchstens mutual aid, aber das trifft es auch nicht, es hat mit Fürsorge zu tun, aber nicht mit Hierarchie, auf jeden Fall mit Freiheit und auf jeden Fall mit Verantwortung, und mit dem Tausch von Energie.

u r the giver and the receiver
wobei das vermutlich für jede gelingende Beziehung gilt

ich FÜHLE so intensiv gerade
& okay das ist der Frühling aber nicht nur

Dieser Schreibmonat ist eine liberation situation.

Das war natürlich so angelegt, aber ich hatte nicht gecheckt WIE hungrig wir alle sind, WIE sehr wir nach dieser Freiheit lusten, WIE sehr wir einander brauchen.

Nur noch das schreiben, was mir Freude macht, was ich fühle, wo ich spielen kann – da bin ich so sehr gerade, und das tut das Knäuel nur so halb und ich verstehe noch nicht genau, warum. Es kann doch auch nicht sein, dass ich nur noch Freude an wilden tagebuchartigen Notizen habe. Obwohl, warum eigentlich nicht. Kann mir ja keiner sagen, was ich tun soll und „Erfolg“ im „Betrieb“, LOL!

jetzt müssen wir tanzen weil sonst muss ich heulen
und das war keine übertreibung

In den Kommentaren zu Tuck Everlasting, weil ich ja immer gern lese, wie andere Leute gelesen haben, stolperte ich über die Empörung einer Person darüber, dass sich im Buch die 10-jährige Hauptfigur in einen 17-jährigen „verliebt“, und wie froh die Person sei, dass Disney das im Film anders gemacht habe, da wäre das Kind wenigstens schon 15, ihre eigene Tochter sei mit zehn ja noch rührend unschuldig gewesen, innocent as a babe in the woods. Mich ärgern diese Verdrehungen, merke ich, weil sie immer noch in mir rumoren. Hot Take: Auch Kinder können andere Menschen, auch ältere Menschen, unerwartet schön und aufregend finden, auch Kinder können erotische Gefühle haben und müssen diese ungestört haben und selbstbestimmt für sich kennenlernen dürfen. (Kinder müssen auch schon Vorstellungen ihres Geschlechtes haben dürfen und damit ernst genommen werden, gerade wenn diese Vorstellungen davon abweichen, was ihnen bisher für ein Geschlecht zugewiesen wurde, aber das ist vielleicht nochmal eine andere Kiste.) Der Unschuldsbegriff ist hier wieder so unklar und wenig hilfreich, impliziert er ja sofort eine Schuld, sobald erotische Gefühle auftauchen, und – well we know where that took us. Even hotter take: Mich ärgert vor allem die Verflachung der Gefühle der Hauptfigur, dass aus einem unbestimmten Herzklopfen und Sehnen eine Verliebtheit konstruiert wird, die ja nur das eine bedeuten könne, und was für eine Ignoranz das ist gegenüber der Vielfalt an Verschossenheiten, Verknalltheiten, Verliebtheiten, die es gibt, all den endlosen Möglichkeiten, einander mit Aufregung zu begegnen.

RICHTIG VIEL PLATZ EINNEHMEN

EINEN TAGESEINTRAG SO LANG UND LAUT MACHEN WIE ICH WILL

Mittagspause mit gemeinschaftlichem Textexperiment

hinten am Park
an irgendeinem Wendeplatz oder Ende
auf jeden Fall ein Übergang
will ich etwas melden
will ich sagen
Sie da
Sie haben ein Blatt im Haar
hinten am Park
geht etwas drüber und drunter
und schafft dabei Festigkeit
etwas Helles und etwas weniger Helles
etwas Gewachsenes und etwas Gebogenes
hinten am Park
lehnt sich jemand weg
in eine Richtung
die ihm interessanter erscheint
weil ich vielleicht anders leuchte
nicht die Symbole trage auf die
die Person gerade aus ist
es fehlen Zeichen
oder es sind andere Zeichen
es ist ein Fehler im Gewebe
wo taucht das noch auf
was hält mich noch
halb sichtbar
halb versteckt
trockne ich schon nicht aus
kann ich schwimmen
von der Natur gemacht
von mir gemacht
der Welt gezeigt
um sie vor Scham zu schützen
um sie zu beschämen
ich weiß es nicht
nützlich
die Wut haltend
griffbereit haltend
sie aber auch schützend vor anderen
nichts angefangen nichts zu Ende gemacht
ich will eine Meldung machen
ich will melden
das passiert ja auch in Amerika
manche haben Löcher
und keine:r sieht alles
hinten am Feldweg

EINE SEHR SPEZIFISCHE FREUDE

endlich kann ich darüber schreiben
über die bordsteinkante
am ende des fuß und fahrradweges
an der eine stelle ein einzelner stein
sich so absenkt dass er eine perfekte
kleine rampe vom weg auf die straße bildet
einen genau richtigen durchgang
für meinen vorderreifen
dann meinen hinterreifen
die an dieser winzigen stelle
die ich geschickt anpeilen muss
lautlos vom weg auf die straße gleiten
und ich dann
auf meinem rad
ohne weiteres zutun
bereits genau in die richtung gelenkt bin
die ich weiterfahren möchte
in richtung licht
in richtung atelier
ein befriedigendes ausrollen
die letzten paar meter
und die freude darüber
dass dieses mal
weder auto
noch mensch
noch biomülltonne
im weg standen

Die Kühle eines vogellauten Märzmorgens ist genau richtig genau richtig für mich.

im traum milch gegossen, so wie ich derzeit musik auswähle für die zooms, im traum etwas in größerer runde ausprobiert, im traum auf einem festival gewesen und alle waren da.

14. März 2024

Stresssterne

die Weide muss man abends ausschütteln

Krasse Frühlingsgefühle
Sehr schnell geschwommen

Ich bin dabei, wie eine Person sorgfältig etwas mit einem langen Streifen Tesafilm klebt. Und noch einem. Und noch einem. Und noch einem.

warum bediene ich mich der Geschichten und Momente der Maurer und Post-Angestellten eigentlich so unbefangen? habe ich ein Anrecht darauf zu teilen, was sie mit mir teilten, oder was ich zufällig sah? auf welche Beobachtungen habe ich für mich ein Anrecht, auf was habe ich ein Anrecht, es weiterzugeben?

ich muss noch weiter reden

Wenn du einen Resonanzraum willst, dann geh selber auch in Resonanz

ich flechte und werde verflochten

ein anderthalbstündiger Termin „Salz“

Morgenmusik im Morgenradio die Platz lässt für die vielen lauten Vögel die ich in ihrem Frühlingswahn höre (die Stare sind zb wieder da und gehen ultra ab) (naja es heißt ja auch Early Bird Radio)

— hinter! HINTER! ja der hört nicht immer
— aber wer tut das schon
— was kann ich denn für Sie tun?
— ich habe diese Amazon Rücksendung
— ah das geht erst ab 10 Uhr
— bitte?
— das geht erst ab 10 Uhr leider tut mir leid

13. März 2024

tuck everlasting gelesen, und es ist ganz gut gealtert und es berührt mich immer noch, auch wenn ich seine kostbarkeit stärker durchschaue (und oh gott nein die haben natürlich einen disneyfilm daraus gemacht???)

was wäre der sideways approach hier?

da wo gestern die polizistis mit dem hund waren: heute ein sichelmond mit venus und ich starre wieder

Blüten im Spinnennetz die schön im Wind wackeln

Ich erkenne den Aggro-Hundehalter von weitem und mache mir überhaupt keine Mühe, ihn zu grüßen, denn er hat mir mehrfach bereits deutlich klar gemacht, dass er nicht gegrüßt werden will, er fasst die Leine seiner Bestie kürzer, der Hund springt und jault trotzdem, als sie auf meiner Höhe sind, ich auf den Dornen balancierend, um die beiden vorbei zu lassen.

Die Post-Angestellte rollt ihre Hand auf einem Igel Ball als ich die Post betrete

muss das Wort DRAG in das Knäuel, oder in den Titel? Niemand ist auf die Performances bisher eingegangen, alle bleiben im Wald – interesting.

aus Mein Prinz, ich bin das Ghetto von Dinçer Güçyeterwir fahren, bis der Tank leer ist, brumm brumm brumm

BEGEGNUNG

Der Maurer kommt, um das bauschaumgefüllte Loch zu tarnen, damit wir alle so tun können, als wäre eine richtige Reparatur dahinter. Er ist ein schöner Mensch mit einem offenen und einem halbgeschlossenen Auge, er ruft Hi und leuchtet ein bisschen. Total retro findet er das Atelier und schaut sich staunend um und erzählt von der Wohnung seiner Oma, in die er nach der schmerzhaften Trennung und mit Trennungskind gezogen ist, ich hab alles weiß gestrichen, den Boden, alles, ich wollte das alles ganz clean, jetzt kommt langsam wieder etwas Farbe rein. Ihm zeige ich die anderen Räume, und er freut sich darüber. Was zeichnen Sie, wenn ich fragen darf, und Sie werkeln?, und in der Werkstatt grinst er und sagt ha, ich sammle auch alles.

unscharfe Menschen auf Fotos

Freya Daly Sadgrove, bzw ihre Freundinpeople don’t read your poems to find out about you / they read them to find bits of themselves / which is why anybody reads anything / you aren’t interesting until you tell someone something about themselves they didn’t know or couldn’t have articulated.

Menschen Text und Verknüpfung einfach auch zuzutrauen, und darin vertrauen und damit arbeiten, dass sich Menschen eh aus einem Text holen, was sie darin suchen.

Fertigkeit / Unfertigkeit

der mönch in meinem video heute morgen, wie er wiederholte, how happy we are to be alive, how happy

die Bäckerin begrüßt mich mit den Worten ich will am liebsten gleich wieder den ganzen Laden dicht machen

habe ich zu doll gedazzled

das morgenzeichnen fällt mir noch so schwer, es ist ein ganz schönes reinquälen, aber ich will das üben, was genau, dass ich im zeichnen eine erfahrung habe, und dafür ist der morgen doch ganz gut geeignet.

vielleicht das die bewegung gerade: immer mehr von der seite, immer weniger von unten.

12. März 2024

Kuscheltier-Hände
Messbecher-Hände
Messer-Hände

(jeweils an jeder Fingerkuppe ein Kuscheltier, ein Messbecher, ein Messer) (LOL!)

KNILCH

Übersetzung meiner Mutter von Ruefles HandEine Frage schwebt im Raum.
Sie ist ganz leicht.
Sie soll weiterschweben.
Meine Hand spielt mit.
Ich liebe sie dafür.
Die Frage schwebt lauter.
Vögelchen, nimm sie einfach mit in den Frühlingstag.

draußen auf der straße polizistis mit spürhund, wie fest und klar der zieht, die kraft und eindeutigkeit dahinter, ich kann nicht anders, ich starre hin, würde ihnen und dem langsam daneben rollenden streifenwagen am liebsten hinterher

(mit dieser kraft den eigenen instinkten folgen können, das wäre was)

Robin Wall Kimmerer in Gathering Moss, via Eva SchellerWith words at your disposal, you can see more clearly. Finding the words is another step in learning to see.

(dazu wieder die Frage: Was ist mit all diesen Bereichen, in denen ich mich bewege, für die es noch keine Worte gibt, keine eingeübte, verständliche, zugängliche, gemeinschaftliche, verbindende Sprache? Queerness als die Erfahrung einer dauernden Sprachsuche, eines laufenden Sprachschöpfens, als ein Üben des Sehens, nicht bereits alles klar sehen können) (vielleicht daher mein Interesse am Zeichnen, ich brauche dringend nonverbale, greifbare, reale, schöne Formen der Kommunikation)

Wir übersetzen spontan in der Gruppe „The Hand“ von Mary Ruefle, und im gemeinsamen Sprechen über die Übersetzungen notiere ich: Da ist ja auch ganz viel Verweigerung in dem Gedicht selber, über sich Auskunft zu geben, öffentlich Experti für sich selber zu sein … das habe ich (halb bewusst) auch ziemlich deutlich als queere Erfahrung gelesen.

meine Übersetzung von Ruefles HandDIE HAND

Das Lehreri stellt eine Frage.
Du kennst die Antwort, du vermutest,
du bist das einzige im Klassenzimmer,
das die Antwort kennt, denn die Person,
um die es darin geht, bist du,
und auf diesem Gebiet
bist du die größte lebende Koryphäe,
aber du meldest dich nicht.
Du klappst dein Tischlein auf
und nimmst einen Apfel raus.
Du schaust aus dem Fenster.
Du hebst deine Hand nicht und da ist
eine tiefe Schönheit in deinen Fingern,
die nicht mal auf den Tisch trommeln, sondern
flach und friedlich da liegen.
Das Lehreri wiederholt die Frage.
Draußen, auf einem Ast, der ins Fenster ragt,
rüttelt ein Rotkehlchen seine Federn
und Frühling liegt in der Luft.

mein hirnschwapp (brain swash, brain spill, brain swap) heute wirklich nur wellen

Im Flur riecht es nach dem vanilligen Holz aus der Werkstatt, in der Küche riecht es nach Pfannkuchen, im grünen Zimmer nach den Apfelblüten darin.

11. März 2024

(ich glaub ich mag das Knäul inzwischen)

Ich find’s lustig, wie ich mir zurzeit alles „erlaube“, wenn ich menstruiere (Lions! Novelty Snickers! neue Rittersportsorte! keinen Sport machen! einfach tanzen!), denn dann ist meine Goldregel, dass ich alles darf und nichts muss, und ich mir sogar nicht mal die Frage stellen muss, was das über meine sonstigen Routinen und Gewohnheiten aussagt.

Die abgesperrte leere Straße im Dunkeln runter geradelt, immer mehr Bäume schon umwickelt, immer mehr Absperrungen, ich spüre das sehr deutlich gerade, dieses Kappen einer Verkehrsader, warum auch immer, und unten am Platz ist bereits das gesamte Gleisbett aufgerissen und zermalmt, die Gleise ragen wie eine skeletterne Skischanze mehrere Meter in die Nacht.

In der Siedlung haben sie weitere Bäumchen gekappt, auch wenn ich stark vermute, dass das eigentlich schon zu spät ist im Jahr dafür, und ich bin auf dem Zweitspaziergang mit Säge los und habe mir Stücke abgesägt, genau richtig lang für einen recht langen Löffel, ich habe Lust auf große lange Löffel. Warum riecht auch diese Rinde so stark nach Vanille? Und warum finde ich nichts dazu in diesem Internet? Da muss es doch Texte, Fragen, Gedanken ohne Ende geben, zu diesem feuchten erdigen grünsüßlichem Geruch. (oder ist es vielleicht ein Amberbaum? das kommt mir doll exotisch vor für unser Eckchen hier)

Die hintere Bremse eingestellt und das Stahlseil vom Bautenzug war faserig und stach mir kurz in den Finger: so viel Blut! von so wenig Verletzung! Schön dramatische kleine Reparatur.

Strada non grata

Ist mein Knäueltext jetzt auch so besessen von Genderthemen wie ich manche jungen Menschen in meinem Umfeld erlebe, bei denen ich das Gefühl habe, dass aller Inhalt zwingend sehr eindeutig queerer Inhalt sein muss? Ich wäre vermutlich genau so, wäre ich heute zwanzig.

Mir fällt auf einmal diese seltsame Kindergeschichte mit der Prinzessin ein, die sich als Prinz durch die Welt bewegt, vermutlich bewegen muss? das weiß ich nicht mehr, der in großer Runde „auffliegt“, weil er kein scharfes Essen verträgt (wtf). Noch ein Beispiel für die absurde Genderung von Essen („das Steak bekommen sicherlich Sie“). Und dafür, wie lange sich Erzählungen, die wir als Kinder gehört haben, in uns parasitär weiterbewegen.

Ja was macht denn dann der Hund, hund-hund oder was?

(ansteckendes Niesen von einem Zoom-Fensterchen zum anderen)

Der Bauleiter kommt, um das seit anderthalb Jahren klaffende Loch in der Badezimmerwand zu stopfen, er späht hinein, steckt das dünne Metallrohr rein und füllt das Loch mit sanft quedderndem Bauschaum. Ich bestaune den Schaum mit Grausen, murmele krasses Zeug, er sagt munter und zustimmend wenn’s das nicht gäbe!, und ich sehe vor mir, wie die gesamte Siedlung im Kern durch BAUSCHAUM zusammengehalten wird.

ich bin sehr lebendig und genau richtig alt

Ich bewege mich, die Luft bewegt sich um mich, die Blütenblätter fallen zu Boden, die Samen schieben sich langsam aus ihren Hülsen, ich habe gesundes Herzklopfen, ich klopfe, weil ich gesund bin, weil ich gleich ein Gedicht vorlesen werde, gleich Anregungen geben werde, ich werde schauen, was bei mir passiert und den anderen und wir schwingen in guter Nähe und guten Abständen zueinander.

ab drei bekommt etwas eine ganz eigene form

Traum: das Freundi im Ausgeh-Outfit, schwarz und dünn, mit Fransen an den Socken, der Hose und am Hemd, wir beide in einem Loft mit blühender Clematis im Deckengebälk und die Nachbarin von unten kam hoch, um sich für etwas zu bedanken, brachte einen fliederfarbenen Blumenstrauß mit und freute sich über unsere aufgeregte Ausgehvorfreude. Davor die Geschichte von zwei Teenagern in einer Siedlung von großen, interessant verbundenen Einzelhäusern, alle relativ neu gebaut aber auf älter getrimmt, mit weiß getünchten Wänden und verdrehten offenen Treppenhäusern und überraschenden Ein- und Wandelgängen. Die Mutter des einen war Expertin für tschechisches Bauhaus-Design, und sie verstand, dass ihr Sohn verliebt war in seinen Freund, und sie besorgte ihnen eine bequeme Matratze für eine der vielen versteckten überdachten Terrassen des Hauses. Einmal flog dem Sohn eine der kostbaren kegelförmigen metallernen Bauhaus-Teekannen runter und beulte aus und das war großes Thema, aber ich konnte sie mit dem Daumen wieder glattstreichen und lachte über die Theoretiker:innen. Der Vater begriff das Liebesleben seines Sohnes erst sehr viel später.

10. März 2024

vielleicht besser ohne Brille zeichnen

ZEICHNEN WIE BETEN. Zeichnen wie Tanzen. From verbal to visual. Was will ich in den Heften genau, was suche ich da, warum treibt mich das um? Kann, will, sollte ich sortieren, hier die Wörter, dort die Bilder? Will ich besser zeichnen können? Ist der Ort, an dem ich das besser zeichnen übe, der gleiche Ort an dem ich zeichne wie beten oder wie tanzen, wie Freiheit, der Spielpaz? Wo übe ich Motive für Tätowierungen? Ist das nochmal etwas anderes? Den Menschies sage ich zu den Texttagebüchern ja, das darf alles durcheinander und wild sein. Vielleicht innerhalb einer PAZ alles wild und durcheinander, und an dezidierten Lernorten etwas sortierter? Habe ich dezidierte Text-Lernorte? Ja – auf dem Kompost übe ich das Veröffentlichen, in den Notizen übe ich das Feilen, in den Briefen das Zusammenfügen und Gedichte aus Fragmenten machen, in Auftragstexten wie dem Knäuel das Schreiben innerhalb der Gerüste anderer, also die Freiheit suchen und nutzen.

Ob es wohl ein Abschiedsritual gibt für die letzte Straßenbahn, die bis November hier hochfährt? (das Freundi sagt, dann wäre die Welt in Ordnung)

(schmecke ich wirklich nur noch etwas, wenn mein Chili Öl drauf ist? habe ich mich schon VERDORBEN?) (aber es war schon geil auf dem Rührei) (und jetzt auf den Bohnen)

Genau die richtige Radstrecke

In manchen Kontexten fühle ich mich in All-Gender-Gruppen deutlich sicherer als in einer Gruppe, die insgesamt „weiblich“ gelesen werden könnte, denn dann muss ich dauernd damit rechnen, dass so „wir unter uns“ Sprüche fallen (es ist nie alles nur so oder so).

heute repariere ich Sachen

Wir haben alle Dornenstückchen in den Händen und Kratzspuren an den Handgelenken.

Es macht mir so viel Spaß, mit dem Freundi zu malen – es macht so viel Quatsch dabei, probiert einfach irgendetwas aus, hat keinen Blick dafür, was „gut“ aussieht, aber einen großen Blick für das, worauf es Bock hat, und das sieht dann oft sehr gut aus.

Traum: das Ende einer langen Schifffahrt, das Einfahren in den Hafen, das Warten, das Sammeln – an den Stufen ins Hafenbecken warf ein Matrose kleine Fische ins Wasser, um Delfine und Schildkröten zu füttern, ich ging versehentlich viel zu nah dran, sah aber die Schildkröten sehr deutlich und sie waren schön

9. März 2024

Machst du das als Aquarium-Holz? – Nee, ich brauch nen Haken. – Ach soo.

Kapazität: gegabelte Äste suchen

ES IST SO SCHÖN IM ATELIER

Vor den Kleingärten kommt mir einer entgegen, mit ernstem Gesicht und schweren Taschen und einem dornigen dünnen Ast auf seiner Schulter, unterarmlang, hineingepiekst in seine leuchtblaue Daunenjacke und von ihm offensichtlich unbemerkt, obwohl ihm der Ast bis kurz vor die Wange ragt. Am Atelier angekommen sehe ich meine Reflektion in dem Fenster neben der Eingangstür, und an meiner Mütze hängt, vorne an der Stirn und von mir bisher unbemerkt, ein dorniges Ästchen, halb so lang wie mein Zeigefinger.

Ein großer Erfolg: Es ist Samstag nach einer langen, dichten, bewegten Woche und ich habe so gut wie keine Kopfschmerzen.

Was hole ich wann aus meinen Notizen? Wie viele Gedichte sind da noch drin versteckt? Könnte, will, ich damit mehr arbeiten? All the diamonds.

Inwieweit gefährde ich meine Persönliche Autonome Zone durch den Prozess des öffentlichen Kompostierens von Teilen meiner Aufzeichnungen? Vielleicht noch stärker einen Hirnschwapp-Bereich, zB am Morgen, für mich kennzeichnen-markieren-benennen, der ausschließlich MIR dient, der wirklich komplett übertriebene brennende lodernde kreischende flüsternde alles drin PAZ ist. Aus dem ich vielleicht gar nichts veröffentlichen darf? Aber LOL ich darf ja hier alles.

8. März 2024

für mich sind das jetzt schon legendäre Freitagabendtanzparties

Jill eating a blackberry.

Selbst wenn es theoretisch endlos viele Herz-Emojis in meinem Computer gibt, die ich an Nachrichten pinnen kann, habe ich nicht endlos viel Herz-Emojis in mir, irgendwann sind sie aus. Denn ich fühle diese Herzchen natürlich wirklich, zumindest ein bisschen, und setze sie nicht einfach so, und irgendwann bin ich übererfreut, überberührt, bin ich einfach voll und satt und glücklich und kann gar nichts weiter im Detail spüren. (Ist dsa auch eine Art von herzlos?)

PINK

schwappmüde

Raus raus raus

sie verbreitern das Baumbett

Note to self: do not open Instagram on Make-non-binary-people-uncomfortable-while-not-actually-doing-anything-for-cis-women-either-day

Someone took my jacket / Please / It’s precious / Get it back there who you are / Black long one

Jetzt plane ich meinen Tag schon so, dass ich heute möglichst wenig Außenkontakt habe, um nicht laufend von halb fremden Menschen „Glückwünsche“ zum „Frauentag“ zu erhalten, aber es hilft nichts, das suppt unter jeder Tür durch.

Ich mag die Kälte zurzeit sehr gern, sie hat etwas so klares, frisches, wach machendes, vor allem zusammen mit der Sonne und den aufgeregten Vögeln. Eine Ahnung, dass sie demnächst nicht mehr da sein wird.

und ich habe Blumen nur für mich gekauft die auch kein anderer sieht

EIN EI ODER ZWEI GANZ WIE ICH WILL

Traum: Das Freundi hatte eine Lesung aus seinem neuen Band in Sizilien (?), fast eine Wüstenstadt, auf einem Berg mitten in einem Wolfsgebiet. Wir fuhren mit seinem Auto dorthin, es war aufgeregt und hatte viele Sachen im Kopf, ich musste navigieren aber Google Maps war natürlich nicht schnell oder präzise genug und das Freundi nahm immer wieder mal eine andere Straße als ich sagte, wir brauchten ewig und sein Verleger wurde schon nervös, dann wurden es alles Sandstraßen u es war gar nicht klar, ob wir mit dem kleinen Auto da überhaupt weiterkommen, ließen es stehen, holten es doch wieder, ich wartete an einer Haltestelle und schob und kickte die streunenenden Hunden und Katze von mir, dann dämmerte es und das Wolfsheulen begann, ich sah die rot eingezeichneten Warnlinien auf der Karte vor mir und die Wölfe und wir bekamen allmählich Angst. Irgendwie kamen wir doch an, dort vor allem awkward social situations. – Davor war ich eher in Norditalien, in einer ebenfalls sozial unangenehmen Urlaubssituation, nah an einem riesigen Schloßrestaurant. Dort setzte ich mich alleine zu zwei Deutschen an ein Tischchen, fragte, ob ich mir eine Zigarette drehen könne und sprach mit ihnen über das Essen, lauter Häppchen mit Cremes und Zeugs, lauter Sachen, die mich nicht wirklich lockten. Ein eventuelles erotisches Potenzial, der See vor uns, die Kellnerinnen resolut.

7. März 2024

Jay-Jay JohansonI heard somebody whistle.

Ich stand auf einmal in der Umkleide im Schwimmbad und war dankbar für meinen Automatismus, der mich dort hingetragen hatte, und dann bin ich halt ins Wasser und es war natürlich toll, trotz übervoll und Vollkontakt, dauerndes Gerempel und Überhole, aber auch das mag ich manchmal, ist auch ein Vibe. In the evenings I go to the water to play around for a while. Und ich komme als fröhliche Person wieder heraus.

Mir wurde klar, was ich morgen bestreike: Educating others on non-binaryness.

PAMPENMINESTRONE

Tagebuch ist auch einfach Arbeit, emotionale Arbeit für einen selber, aber auch für die hat man vielleicht nicht immer die Kapazität. So geht es mir mit dem Zeichentagebuch, das ist mir als Praxis noch nicht wieder so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass es einfach fließen würde, sondern es ist jedes Mal ein Moment Arbeit, mich hinzusetzen und das Heft zu öffnen und los zu zeichnen oder zu malen. Microdrawing hier vielleicht auch als Antwort ausprobieren, mir darum ein Experiment gestalten.

Und die Fragen nach therapeutischem Tagebuchschreiben, und nach einem eventuell überdeckenden, also was, wenn zu viel Blitz abgeleitet wurde? Bei mir auf jeden Fall Thema, ich würde andere Forderungen in die Welt stellen und einen anderen Ärger parat haben, wenn ich nicht so viel schreiben und in mir verarbeiten würde. Und gleichzeitig ist wahr, dass die Widersprüche auch einen Platz brauchen, also die Wut einem manchmal Dinge einflüstert, hinter denen man gar nicht so auf Dauer steht.

ich will so viel aus dem tag mitnehmen, aber meine hände reichen gar nicht dafür, dass es namen für (tagebuch)behälter geben kann, dass wir darin auch einsam sein können, dass es sein kann, dass sie uns auch zu sehr ruhig stellen, aber vielleicht ist das in phasen eben auch nützlich, wut darf nicht nur im tagebuch landen, aber eben auch, das ist schon richtig

jemand schreibt im Workshop: Tagebuch schreiben als eine Form zu beten.

Christophe Blain in Isaac The Piratein meinen Notizen gefunden: „Drawing isn’t work. It’s a form of prayer.

sing a sweet tune, & the winds will blow in your favor.

Warum zeichne ich zurzeit wieder nicht, das interessiert mich zum Beispiel, und tatsächlich mehr mit Neugierde als mit Wertung.

Ringlicht ist schon immer auch Spotlight (froh auch um Dunkelheit zurzeit, dankbar für murkyness)

6. März 2024

Und ich sagte dem Ekeltypen in der Kneipe, dass er zu laut redet. Und ich pfiff und piff, und googelte wie man sich singen beibringt.

Tropical Melon Ale.

trage einen erfreulichen Gedanken mit mir und berühre ihn immer wieder mit meiner brain tongue

Sarah Falkner in Madame Lulus Book of FateA fish has tactile nerve-endings on all its bodys surfaces, & navigates its watery environment through touching & tasting with its entire skin all at once: the swimming of the fish takes place between what is inside & what is outside, the fish itself is both in the here & the there.

Wut

und Ärger

und YES für den Ärger und die Wut

Ich brauche nicht immer Ruhe als Pause manchmal brauche ich KRACH

kurz SCHAM und dann ein bisschen GACKERFREUDE

die Menschies ergänzen einfach für sich selber, was fehlt, wie ich ja auch dauernd ergänze, übersetze, im Kopf umhöre, streiche

Es braucht auf eine Art auch nicht viel und ich bin verschossen.

Und es braucht auch echt immer nicht viel und ich beiße mir auf die eigene Lippe.

5. März 2024

u r the giver and the receiver

Schwimmen mit Ziel Spaßmaximierung

AEROSMITH 9 LIVES

blank card / what if you changed nothing? / blank card / what if nothing changed?

Alle Skills packe ich in den Beutel und den Beutel nehme ich überall hin mit. Null Meister, viel Beutel.

please noodle at this

Kein Kernfamilienbild wird dem gerecht, was wir hier gerade machen.

Gaaabi dein Typ ist gefragt

Hab heute die Cheerfulness und robuste Selbstansprache der Kommissarin Marge in Fargo. Joooa.

Die Briefe als Näh-Übung, ein Zusammenfügen von Texten und Stellen, die es schon gibt. Ein Weben und Ergänzen und Reflektieren und mich selber übersetzen, ein Arbeiten mit Eigenem Material.

Unbeobachtet sein beim schreiben ←→ Co-Writing
das helle LICHT das mir dabei entgegenstrahlt solange ich im Zoom bin

Freiheitsmaximierung im Vorort, hier ist mir manches leichter möglich, manchmal bin ich aber auch beobachteter, aber das fühlt sich hier nicht einschränkend an, weil eh alle ein bisschen spinnen und das auch voneinander wissen und meistens akzeptieren; Freiheit der unbewachten Container, Freiheit der Null Performance (ich muss hier niemandem etwas beweisen)

so! viel! welt!

4. März 2024

Die Nachbarin unten singt süß und laut und unbekümmert und regelmäßig, das bleibt mir weiterhin eine große Freude.

Hostess - reckless cheeky person never again when coming to the suite smells spiders cobwebs hairs from the dog no amenities in the kitchen horrific but the top of it all that the lady threw us out in the morning for no reason (Poesie des Echauffierens, und vermutlich auch des automatisierten Übersetzens)

Irgendwie finde ich gerade keinen Abschluss, obwohl die Tagesarbeit getan ist, ich hänge noch am Computer und weiß nicht genau, warum, als läge mir etwas auf der Zunge und ich wüsste nicht, was. Ich spüle jetzt, mal schauen, ob dabei etwas auftaucht, was ich suche.

(Frage ich mich wirklich, ob ich selber noch schreiben will? Was meine ich mit diesem „Schreiben“, das ich nicht mehr brauche? Denn schreiben tue ich ja ganz offensichtlich weiter hin, tippitipptipptipptipp.)

Ich spüre den Freiheitsdrang der Menschies so sehr, und ihre Fesseln, und das Verrotten der Fesseln.

Mich zu erfreuen an jedem einzelnen Gesicht. Nichts erhärten zu lassen. Tagebuch als Thema, als Fragestellung, als Notiz, als Praxis. Kompostarbeit. Sprechen über Anonymisierung in autofiktionalen Texten (SCHNUPPI), über die Selbsteinschränkung durch gesetzte Überschriften, über Dosenöffner für Texte, über Experimente, die wir statt Wertungen anbieten.

(das ist ziemlich hilfreich, finde ich – wenn wir ein Experiment anbieten, überlassen wir es wirklich der anderen Person, zu was für Schlüssen sie selber für sich kommt und halten keine vorgefertigte Meinung bereit; und wenn sie zu dem Schluss kommt, dass 10 Stunden Mediennutzung am Tag gerade genau richtig sind, so be it)

(Experiment könnte in dem Fall sein: 1 Woche mit Werkzeugen beobachten, wie viel Zeit man tatsächlich am Bildschirm verbringt, eine Woche halb so viel Zeit anpeilen, eine Woche doppelt so viel, und dann für sich auswerten, ob und wie sich die Wochen unterschiedlich angefühlt haben).

Jahresbücherregale = ein Bücherregal, das zu Beginn des Jahres leer ist und gefüllt wird mit den im Jahr gelesenen Büchern; geht aber nur mit Büchern, die man besitzt, oder man legt sich Symbole hin für die ausgeliehenen Bücher.

Stepping back as a gesture.

notiert Jenny Döll in unserem Schreibforum Awkwardness first

Anja Bachl in weich werdenindem man sich mit Händen eine Eule hält

ich liebs wie wir uns in unsere rollis kauern und darin festbeißen

Nameless (von Eileen Myles)

don’t be rehearsing
be doing
it the first
time

suddenly
a blue
cloud
is in
the sky

and then
it’s the
sky

unbenannt (übersetzt von mir)

nicht immer proben
lieber
zum ersten mal
machen

plötzlich ist
eine blaue
wolke
im
himmel

und dann
ist sie der
himmel

unbekannt (übersetzt von Bach)

nichts einüben
etwas (immer)
zum ersten mal
machen

plötzlich
ist eine blaue
wolke
am himmel

und dann
ist sie
der himmel

Virginia Woolf über Christina Rossetti, geteilt von Eva SchellerA firm hand pruned your lines; (fährt fort: a sharp ear tested their music)

Jack of Many, Master of None, in Service to All. So müsste es wahrscheinlich weiter heißen. Sollte ich diese kleinen Wochenhefte beibehalten, das Mini-Ritual des montäglichen Faltens und freitäglichen Bindens? Das wäre schon eine Freude, eine gute kleine Gliederung, 8 Seiten für die Woche, Hand drauf! Und selber gemacht und freier als meine linierten Heftchen und damit irgendwie mit mehr Platz? (Die linierten dann für andere Projekte nehmen? Oder gar nicht mehr! Verschenken! Hands are unbearably beautiful, they hold on to things, they let things go!) Und Abtippen ist nie umsonst, denn diese Zeilen sind eben keine Tassen, die man einfach abtrocknet und ins Regal stellt. Eine Katze unmutet eine Teilnehmerin.

É. Urcadesmore often than not, the most meaningful human activity boils down to providing support structure for one another.

Ich habe gestern tatsächlich gesagt, dass ich ja vielleicht gar nicht mehr schreiben muss, jetzt wo ich tätowiere, und dass das Tätowieren so viel mehr Spaß mache, und das fühlt sich immer noch krass befreiend an.

Unten bringt ein Vater sein Kind zur Schule, er trägt den rosanen Rucksack hoch am Rücken an einem Riemen, sie klingeln gegenüber und warten eine Weile, schauen etwas ratlos, irgendwann erscheint die Schulfreundin laut schluchzend an der Tür. Die Kinder umarmen einander, das erste Kind verlangt den Ranzen, das zweite schluchzt weniger laut und sie wollen los machen. Der Vater fragt, ob er nicht mitkommen solle, Kopfschütteln, sicher?, nochmal Kopfschütteln, kurzes Winken und die beiden stapfen tapfer los. Vater bleibt stehen und schaut ihnen hinterher, läuft ein paar Schritte, dreht sich um und schaut ihnen hinterher, läuft noch ein paar Schritte und dreht sich nochmal um, läuft dann zügiger weiter.

(images of fatherly care always get me)

Ich wurde gefragt, ob wir am 8. März streiken. Müssten wir das? Den Schreibmonat, das gemeinsame Schreiben und Austauschen pausieren? Aber gegen wen würde sich das richten, wenn nicht gegen uns? Diese Arbeit ist doch gerade nützlich in diesem feministischen Kampf, und ein Kampf ist es immer noch und jetzt erst recht. Aber es irgendwie rahmen, benennen, das wäre vielleicht wichtig.

Im Traum konnten wir in irgendein Restaurant nur mit meiner Karte, die Welt hatte sich verändert, die ganzen westlichen Männerclubs zogen nicht mehr, die Besitzer waren überall arabisch. Aßen Pizzen. Die Tante hatte personalisierte Osterschokoladendosen mitgebracht, mein Name groß auf einer Büchse, aber die lagen um und unter dem Auto herum, und sie war nicht zu sehen. Mit dem Papa sein großes Modellauto bespielt, es hatte gerade ein Programmupdate bekommen. Eine süße Teeniefantasie mitbekommen, sie regte sich über zu eng geparkte Autos auf, ein junger Typ in einem der Autos lud sie in das Auto ein, und darin fand dann eine liebevolle, halbnackt kuschelnde Situation statt, bei der sie ihm Filme zeigte und ganz viel von ihren nerdigen Interessen erzählte. Er war dann auch der Zauberer in einer Aufführung oder einem Film, und hing als Plakat an ihrer Wand.

3. März 2024

Und Schwimmen war ich endlich wieder! Zurück zum Wassergefühl, was vermutlich noch eine Weile braucht, aber ich bin wieder hinein geschlüpft, das war erstmal die Hauptsache. Und ich liefradelte in den Sonnenuntergang, und fand dabei Biberspuren & die Galette schmeckt wie diese McDonalds Apfeltaschen von früher.

ich gehe bald in den Marx-Lesekreis, ich hab genug von diesen Beziehungskonflikten

Spritztour mit der Kaffee-Tischlampe. Daal mit eingelegter Zitrone, Brennessel, Gundermann. Brombeerkuchen mit Apfelblütenästchen und Kerzen und Beeren.

2. März 2024

so viel TIEFES SCHÖNES SEUFZEN heute

Und wie sieht’s mit meiner Zeitsucht aus? Ist meine innerste Sehnsucht eigentlich immer nach einem Tag, an dem ich überhaupt nicht auf die Uhr schauen müsste? Was würde das wirklich mit mir machen, und wie könnte ich das rausfinden?

Wie würde mein Analog-first-System aussehen?

Wir fragen uns im Deutschen so oft, worauf wir Lust haben, meinen damit aber gar nicht immer die LUST, nicht das, worauf wir lusten, sondern eher was wir wollen, was auch ein bisschen das enthält, was wir sollen.

Allein die Tatsache, dass Natalie Wynn einen 3-stündigen Video Essay, 18 months in the making, über Twilight gedreht hat, macht mich sehr froh (ohne dass ich bisher mehr als die ersten drei Minuten davon angeschaut hätte) – einfach dass sie etwas so genau auseinanderpflückt, dass sie ihr eigenes Overthinking so feiert.

Meisterschaft als Ziel fühlt sich für mich immer weniger verlockend an, und das wiederum fühlt sich nicht an wie ein Einrichten in einer Art von Mittelmäßigkeit, sondern ein Einrichten in meiner Freude. Ich blühe auf, wenn ich viele verschiedene Dinge ausprobieren kann, wenn ich Techniken lerne und Skills und Gedanken aus den verschiedensten Ecken verknüpfe, ich bin gerne am Anfang. Und ich kann vertrauen auf mein Spiralisieren, ich komme ja doch zu den meisten Dingen immer wieder zurück, so wie in diesen Wochen wieder zu den Löffeln und dem Schnitzen, und ich finde es so geil, dass ich die Basics inzwischen so weit raus habe, dass ich mich jetzt hinsetzen und an einem Tag einen Löffel machen kann, und dass der mir dann oft auch ganz gut gefällt und ich vor allem gleich wieder so viel mehr weiß über den nächsten Löffel. Und ich will einfach nur, dass das bleibt, dass ich am Schnitzen Freude habe und von Löffel zu Löffel etwas passiert; wie perfekt oder meisterhaft die am Ende sind, wie elegant mein Herstellungsprozess ist, interessiert mich für mich selber so gut wie gar nicht.

(oh je, sie heißt halt auch Stahlhelm-Siedlung)

Jack of many, master of none.

Den Tag so lange durchtrödeln, bis du unvermittelt beginnst zu pfeifen.

Gib mir noch ein Handwerk!

Meisterschaft vs Bisschenschaft

Wie sehr Selbstbetrug auch etwas Schönes hat, dann erzählt man sich halt so lange eine bestimmte Version des eigenen Lebens, bis man selber daran glaubt. Vielleicht ist das mit der Realität wirklich einfach maßlos überschätzt.

Wie weich und zärtlich und wund ich mich fühle, wenn ich mir erlaube, nichts zu müssen, einfach in der Sonne zu sitzen; wie eng verknüpft Müdigkeit und Traurigkeit bei mir weiterhin sind. Wie selten ich mir erlaube wirklich langsam zu machen. Oder fühlt sich das nur so an?

Das endlose Starren des Kindes im Park, es schaute mich an und webte die Händchen ein ganz klein wenig ineinander, aber vor allem war es erstarrt und schaute. Die Mutter rief vielmals, entschuldigte sich irgendwann, das Kind starrte weiter.

Sophie Passmann, die wohl sagte, die Bedeutung ihrer Tattoos sei, dass ihre Beine cooler aussehen würden.

Ich habe geschnitzt diese Woche. Das war meine Wahl aus dem Repertoire, und die war toll, und ich mag, wie sich ganz langsam und eher nebenbei und ohne Druck dieses Lebenshandwerk weiterentwickelt. Wie ich mich freue, dass ich den Reinheitsanspruch der Minimalisti-Schnitzer abgeschüttelt habe, dass ich immer hemmungsloser auch mal mit Sandpapier mir was glatt schleife, klar weiß ich, wie es „eigentlich geht“ oder gehen müsste, aber ich will Spaß und schöne weiche Löffel haben, nicht Recht.

Wundes Staunen über die Pause, über einen grauen, leicht nassen Samstag mit Stille, an dem ich wieder einfach so herum sitzen darf, an dem ich nichts muss. An dem ich mit mehr Aufmerksamkeit als unter der Woche an des Freundis Leben Anteil nehmen kann, und an dem ich ganz viel mit mir sein kann. Es zieht mich, gestern schon, zum Aufräumen, Putzen, Sortieren, Ordnung schaffen, und dann auch zum Backen, irgendwas Sinnvolles mit den Händen, während der Kopf sich ausruhen und spazierengehen kann. Ich habe Rezepte rausgesucht, mit denen ich Tonnenfunde und Gartenüberfluss hoffentlich gut verarbeiten kann, darauf habe ich Lust. Und ich habe eigentlich Lust zu Zeichnen, und frage mich weiterhin, woher da die Widerstände im Tun kommen, aber auch damit werde ich ganz ganz weich sein.

Tender bin ich heute, um nicht wund zu sagen, was das Freundi oft sagt und was mich manchmal reibt, oder jetzt gerade reibt, weil einfach so viel Offenheit und Verletzlichkeit da war die letzten Tage und ich die verarbeiten und verdauen muss. Es war Zauberarbeit diese Woche, es war die realste und magischste Arbeit gleichzeitig, es war vollkommen natürlich und menschlich und selbstverständlich, und gleichzeitig eine solche Seltenheit und ein kleines Wunder, wie diese Gruppe von Menschen sich in den von uns ausgedachten Rahmen bewegen, zeigen, verknüpfen, verändern.

1. März 2024

warum bin ich bisher noch nie durch die höfe der angrenzenden siedlung gegangen? warum weiß ich nicht mal ihren namen? blumen und balkone darin, katzennetze und ein verbeulter federballschläger in den resten der geschnittenen sträuchern.

Wie viel Geschmeidigkeit braucht meine Lust, wie viel Holprigkeit? Lust am Holpern. Lust an Pampe. Lust am wach sein. Bedingt: Lust am Schlafen.

entstanden bei einer Schreibübung, die ich heute im Schreibmonat angeleitet habe, angelehnt an den Beginn von Odile Kennels LUST (schwierig bei dieser Übung der Erwartung zu entkommen, sich in den entstehenden Text direkt verlieben zu müssen, schwierig auch, selber mitzumachen bei den eigenen Übungen, aber ich will es manchmal versuchen)WIE ICH MICH EINMAL IN EINES MEINER GEDICHTE VERLIEBT HABE

komm komm! lock die sprache. tsssssirr plumps. tschilptschilpplipp. ich muss nichts gerade! was für eine farbe spatzi bist du heute? bin ich heute? wer bin ich heute. zu viel zu wollen killt die lust. huch. ein see macht mir gleich lust, großes wasser, da spüre ich die schnellste lust. lust ist, wenn ich los schreiben kann. lust ist das schwappen. schwipp. welche farbe schwappi bist du heute? bin ich heute? eine reise macht mir lust, ein loslaufen, losradeln. tagträume von bewegung und anstrengung und darin ruhe. tagträume von freiheit von der lust, den lüsten, die mich im alltag halten, lust auf neue gedanken, lust auf platz im hirn. was für eine farbe hirni bist du heute? bin ich heute?

ich will auch vertrauen darin, dass ich aufgefangen würde und mich orientieren könnte auch ohne Telefon auf einer mehrtägigen Radreise, ganz old school wie noch vor läppischen 20 Jahren – wie entstand in dieser kurzen Zeit diese Vorstellung von Gefahr ohne Handy und Sicherheit durch Handy?

Und ich bin eh GLÜCKLICH und FROH, ich hüpfe wie ein Häschen / und heute auch null Scham darüber und bin heute auch fürs Tanzen ich bin für Baby-Igel ich bin für alle gemeinsam und etwas wagen

Gott ich freue mich auf den ersten Kuckuck.

Ich brauche meine Albernheit und meine Spielfreude und meine Intution, dass ich mich von ihnen leiten lasse und von der Grundstruktur, die wir geschaffen haben, dass es einfach sein darf, dass eh schon eine riesige Fülle da ist, dass wir nichts beweisen müssen, sondern es um etwas Zärteres in dieser Gruppe geht.

die Feige trägt schon ganz viele Knubbel und die Vögel singen so schwungvoll und unterschiedlich

29. Februar 2024

wir arbeiten GEMEINSAM diesen Monat, das spüre ich wirklich ganz deutlich, wir tragen alle unsere Schreibprojekte ein Minizipfel mit

Musik als Süßigkeit

Um die Muster unserer Tage festzuhalten, braucht es keine Vollständigkeit. Man kann ein Bild auch zu fest weben.

Etwas weiter fand ich einen gegabelten Ast, den ich halten konnte.

Verhältnis von einzelnen Menschen zur Geschichte der Menschheit; also zu Menschen von ganz früher – wie schwer fällt es mir zu glauben, dass jemand vor 100 Jahren das fühlen konnte, was ich fühle? Dass jemand vor 1.000 Jahren das fühlen konnte, was ich fühle? Dass jemand vor 10.000 Jahren das fühlen konnte, was ich fühle? Woher kommt diese Jetzt-Arroganz, warum glauben wir, dass nur wir wirklich existieren? Weil wir uns nicht vorstellen können, dass 1.000 Jahre nach uns noch ein Mensch hier lebt, leben kann?

das wird immer toller hier im Schreibmonat, so viele Schreibanlässe, so viel Eintauchen in die Welten anderer, und alles mit einfachsten Mitteln, es hat so sehr etwas REALES, obwohl wir wochenlang jetzt miteinander im Zoom abhängen

(beim Video bearbeiten) ich bin überraschend selber auf dem Start der Aufnahme von Kathrins Workshop zu sehen, und schaue mir kurz zu, wie ich die anderen rein lasse und ihnen zu winke, und betrachte mich mit Zärtlichkeit

oh du schöne kokosnuss

entstanden bei einer Schreibübung, die Kathrin heute im ersten Schreibmonats-Workshop angeleitet hat, angelehnt an Peter Wehrlis Katalag von allem1 – Faden: Der Faden des Schreibmonats, der noch um unsere Hefte gebunden wird, was die anderen noch nicht wissen, kleiner Zauber, Magie mit einfachsten Mitteln und ein feines Wortspiel für die Bach.

2 - Vernebler: Das zweite von drei Geräten, die ich in den letzten Wochen kaufte, die Wasser transformieren. Dieses hier schwingt über Ultraschall, glaube ich, Wasserteilchen winzig klein in die Luft und damit die in ihnen gelösten ätherischen Öle, also ihre Duftstoffe. Das erste Gerät macht Wasser zu Dampf, in dem Reis kocht, das dritte vernebelt Wasser und Salz, damit ich beides inhalieren kann, um einen Tag Meerluft zu atmen in 10 Minuten.

3 - schwarze Stoffkatze: Die kleine Sotffkatze von der Mama, steht auf meinem Schreibtisch wie das Äffchen an der Lampe beim Papa (und wie mein kleineres Äffchen an der Lampe am anderen Schreibtisch), Kinderblick in Büros: Was ist interessant? Immer nur die Deko.

ebenfalls entstanden bei einer Schreibübung in Kathrins Workshop, hier ausgehend von Elke Erbs Gedicht „Was über mich erzählt wird“WAS ÜBER MICH ERZÄHLT WIRD (oder erzähle ich das)

eine souveräne Sonne die Tee säuft
ein Hacker vorm Herrn
ein Sticheln auf jeder Haut
die weirdeste Brille durch die du schauen kannst
planvoll bis über die Planken da quillt’s
vor Struktur Kinde seines Vaters eine Frucht
wirklich aus dem gleichen Holz geschnitzt
ein Löffel für alle
das will wirklich einen Löffel für jeden
machen und jede und jedes und hat so viel
Sprache dass die auch immer quillt &
flickt gern die alten Stoffe
es mag den Moment wenn ein Stoff dünn wird
und von einem zweiten unterstützt wird
und von mindestens hundert reiskorngroßen Stichen
die alle aus einem Faden kommen
Verstärkung ist gut & doppelt hält besser &
wenn das eine durchs andere scheint ist das
doch das Schönste was uns passieren kann
diesen Punkt will ich in die Hand nehmen &
wie eine knatternde Fahne flattern lassen

WAS ÜBER MICH ERZÄHLT WIRD

ich bin schön & groß
ich habe ein einsnullabi
ich kann schwimmen wie ein profi
ich bin profi
ich bin verheiratet
ich bin anarchist
ich bin weiblich
ich bin eher männlich
ich bin süß
ich bin herb
ich kümmere mich & die sonne geht auf
ich schwitze schon auch mal
ich will immer am höchsten springen
ich will immer alles wissen
ich bin nervtötend besserwisserisch
ich trinke keinen alkohol
ich bin spaßbremse
ich bleibe angezogen
ich hab keinen zugang zu meinen gefühlen
ich mag keine affirmationen
ich bin viel zu pc viel zu stadt viel zu anstrengend
ich halte mich für zwanzig & denke ich kann jederzeit alles an mir verändern
ich hab immer so pointen auf denen was enden soll

WAS ÜBER MICH ERZÄHLT WIRD

ri hat ein atelier ri hat ein patenkind ri will alles haben ri tut so als hätte ri alles & kennte ri alles & beträfe es alles ri weiß schon viel aber macht halt auch viel fehler ri will den außenblick abschütteln aaah hilfe ich will nicht weiter von außen auf mich schauen aber das könnten alles federn sein mit denen ich mich schmücke das könnten meine verzierungen sein was ist die lustigste lüge über dich was ist der beste gossip über dich was würde ich wollen dass die erzählen und was wäre wenn ich darauf einfluss nähme wenn ich so täte als könnte ich das

(wie fast alle im workshop vorgelesenen schnipsel zu diesem thema sich mit gender beschäftigten, es ist eben doch die ganz große erzählung über uns)

wann dreht man als dichti irgendwie so richtig durch, weil alles text und alles wahr und wichtig und ist das iwann nicht auch GAGA oder genau schön und sollte eigentlich für alle greifbar sein?

Elke Erbs Formulierung in diesem Videokumpelhaftigkeit zum eigenen text

ich mag es, mit musik momente zu gestalten, das ist etwas ganz neues und spannendes für mich und es FUNKTIONIERT, auch mein aufwachen mit musik neuerdings, das färbt schon, das ist auch material, das hören gerade als sehr intensiver sinn, auch die eine person, die nicht stumm geschaltet ist und deren papier und stift ich ein bisschen kratzen und rascheln höre, so etwas schönes

Sind die Mittwoche immer so kompostionell unergiebig, weil ich an denen so sehr von hier nach dort, von einer Person zur anderen renne?

Extratach

28. Februar 2024

die KIEL POPO Mappe

keine Scham an mir kleben lassen, keinen Dreck behalten, sondern alles menschliche als natürlich betrachten und jeder:jedem das zurück geben, was ihr:ihm gehört

die Safranfäden, die mich seit Kind berühren

how to get into poetry cheap

Traum: statt Atelier hatte ich einen Raum in einem Studentenwohnheim, aus dem ich aber rausgeschmissen wurde, ich stand plötzlich in der Wohnung anderer Menschen und wusste nicht, wo meine Sachen hin gebracht worden waren, der zuständige Mensch fand sich nicht sehr zuständig und machte blöde Witze. Eine Gegend wie Grünau, besondere Spätis u Supermärkte, die etwas verlockendes Geheimnisvolles für die einen haben, trister Alltag für die anderen sind.

27. Februar 2024

Und vielleicht habe ich einen Dosenöffner für das Textknäuel gefunden, die Stelle, die mich wirklich gerade lebendig interessiert: Wie sprechen wie eine Queen? = Wie sprechen mit erarbeitetem Selbstbewusstsein? Mit Schmiedespuren. Aus dem Inneren vor allem, ohne Angst vor Reaktionen des Äußeren auf das Innere, weil man da längst drüber hinweg ist, weil so viel anderes passiert ist, weil Alter und Schmerz und Kraft und keine Zeit dafür.

Das erarbeitete Selbstbewusstsein - ist das die Maske, die ich umkreise? Die Freiheit, zu lügen. Oder zumindest falsche Spuren zu legen.

Mary RuefleHands are unbearably beautiful. They hold on to things. They let things go.

Ein Mal raus gehen mit der Säge und dem Beil im Rucksack, zwei kleine Baumteile abtrennen und nach Hause bringen und anfangen, sie zu behauen, und meine Hände tun weh und meine Arme tun weh und der Löffel ist krumm wie noch was und es macht mich über die Maßen FROH.

Mary RuefleOf course, underneath it all, the insects are tearing each other to pieces.

hierhow to get into pottery cheap

hier10 sounds that make you feel more alive

Heute im Hinterhof: wie eine Krähe erfolglos versucht, eine Maus zu erbeuten, das kleine Ding rannte um sein Leben

was ist mein Verhältnis zu Königinnen
zu QUEENS
zu Mächten verschiedener Art
die ich sein könnte oder auch nicht
und
was für Übertragungen mache ich da unbewusst
wie viel Macht gebe ich einer selbstbewussten
Person einfach so
wann wirke ich selber selbstbewusst und bekomme Macht
einfach so

menschen, die in texten erzählungen von träumen überspringen, würden vermutlich auch erzählungen von tarot readings überspringen – weil beides zu komplexe symbole oder impulse sind, die zu interpretieren man nur die energie hat, wenn sie einen selber betreffen?

& das ist schon sehr schön, in die anderen konzentrierten Schreibgesichter zu schauen, keine Gesichter aufgesetzt, alle am Seufzen, Grübeln, Nachdenken, Recken, Rausschauen.

Manchmal ist es auch schön und wichtig, stumm sein zu dürfen. Alles immer Kontextfrage.

Wer schaut wo hin und durch? Blicke bleiben interessant im Zoom. Und wo sind die Vöglein in meinem Haar, und was kommunizieren die Pilze auf mir und unter meinen Füßen, und was für eine Brille trägt Lupe Fiasco?

Matsch- und Wasserträume, das Eis wurde immer dünner, ich konnte zum Schluss nur darauf krabbeln und mich raus ziehen, auf dem Seematsch fuhr ein Matschbootauto, im Fluss tauchte ein riesiges Kreuzfahrtschiff auf, die Veronica.

26. Februar 2024

Cannondalecanyoncube

auf dem Heimweg einem Gravel Bike gefolgt, mit einer langen Person darauf, die ich weiblich las, ich im Windschatten oder ein ganzes Stück dahinter, aber wir in einem angenehmen Fluss, an der Ampel kniete eine Person, die ich auch weiblich las, bei ihrem Rad und fummelte die Kette wieder rein, Gravel fragte sie, ob alles okay ist, sie nickte, und das war ein schöner Moment, ein Moment, in dem die Welt vor mir aus radfahrenden und sich gegenseitig unterstützenden Frauen bestand, hi Barbie

Jean Valentine, via Sean Singer, via Kathrin Bach, die diese Zeile heute im Schreibmonat teilteWrite from the fungus of your feelings.

Noch ist es etwas rutschig auf dem Delfin, aber ich werde meinen Griff finden, auch ohne Zaumzeug, kollaborativ, mit den Kräften arbeitend. / Diesen Faden nicht verlieren. Welchen. Den gemeinsam gedrehten, den fließenden. Den, der durch seine Machart, wie er angelegt und ineinander verdreht ist, überraschend viel Kraft entwickelt.

gumo!

Ich fuhr in der Morgensonne über die Brachfläche, die Luft frisch und die Stimmung vorfreudig, radelte auf die Wiese und streckte mein Gesicht dem Licht entgegen und in genau dem Moment kam von einem Menschen, der auf den großen Steinen am Wiesenrand saß, ein durchdringend lauter RÜLPSER.

Traum: wir waren in Japan, ich gerade angekommen, wir flogen im Flugzeug über die dunkle Megastadt, ich sollte auf Google Maps einen Strand suchen, ich stellte mein Weinglas währenddessen außen auf das Flugzeug, das hielt. In der Stadt angekommen sollte ich laut dem Freundi eine Sänfte nehmen, das mache man hier so und in Bochum neuerdings auch, das Stühlchen der Sänfte war viel zu klein für mich, ich schrammte auf dem Boden, warf die Wasserflasche nach hinten zum Freundi u fiel dabei raus, die Trägerin lachte sich kaputt über mich.

25. Februar 2024

Du machst mich fernsichtig
Erst Tattoos
Dann radls
WhatsApp comes next?!

es war WALD, wir aßen WILD

Kegel mähen
Kägel mehen

Wir laufen durch ein Dorf:
ZAUNFREUDE

24. Februar 2024

POPO
KIEL
PIPI

einfach so rum sitzen und in die luft schauen

zwiebeln gemalt, und dann ein meer, und ein paar zwiebeln mag ich aber es ist auch so egal, ich lerne in jedem hinschauen und in jedem hinfühlen, ich kann sie nur malen, wenn ich in mir die zwiebel fühle, und das meer hatte ich nicht gefühlt, das habe ich aus einer oberflächlichen vorstellung heraus gemalt, einfach nur blau und gewellt; ich habe beim malen musik gehört und mitgepfiffen und mitgewippt, und das sind meine glücklichen momente, egal was dabei entsteht

manchmal zerkrümelt durch das besprechen etwas zu staub

ich find die stinkwanze nit aber die muss hier irgendwo sein

die swirls der Marmelade auf der Erdnussbutter die swirls des Ahornsirup im Joghurt (glänzt) Lupe FiascoI like my pancakes cut in swirls

ich hab was gelesen über eine Tante
das war voll lustig wirklich sehr lustig
die malte nur Zwiebeln
dann nur das Meer
dann Delfine
dann Meerjungfrauen
dann Einhörner
und zum Schluss
zum Schluss nur noch Socken und Unterwäsche

23. Februar 2024

Die Katze in der Kneipe, wie der nette Barkeeper ihr die Tür aufhält und sie entspannt hinaus trottet.

den Blick auf den Horizont legen und dort ausruhen lassen / wie Arme die auf dem Wasser treiben

huch wo kommt denn dieser getragene Tonfall her

Jetzt kommt auch die Müdigkeit, ein kleiner Crash, eine kleine Traurigkeit, Hunger
Warum klingen die Notizen vom Lotz so viel besser als meine
Was ist mit meinen Sounds
Will ich doch mehr schreiben, mehr rum schieben, mehr in den eigenen Text gucken

workshop als performance / theaterstück

künstlerisches Arbeiten heißt auch: nicht wissen was man tut, keinen greifbaren Plan haben

Lust und Wut hängen auch eng zusammen, sagte das Freundi, und es weiß das genau so gut wie ich.

22. Februar 2024

als ich nachts an der Ampel stand, hinter mir ein Auto, aus dem dröhnte ein Popsong und aus dem Pflegeheim daneben kam in beinah rhythmischen Abständen ein klagendes AUA

GLEICHZEITIGKEIT

Rush Hour des Lebens
meine ist höchst ungerusht

Ich muss weiterhin über Dinçers Reaktion auf die eingeschlagene Autofensterscheibe nachdenken, bei der er die Person, die den Stein geworfen hat, zu Apfelkuchen und Gespräch einlädt und erzählt von den Menschen in seinem Leben, um die er sich kümmern muss und für die er verantwortlich ist. Das rührt mich sehr, natürlich. Die Einladung zum Gespräch ist ein mutiges Beispiel eines Transformative Justice Angebots, wenn auch vielleicht fraglich, wie realistisch das ist, dass es wirklich angenommen wird. Die Ergänzungen zu der Verantwortung, die er für andere trägt, verstehe ich als den Versuch zu zeigen, dass man ein liebender Mensch in einem Netz liebender Menschen ist, und damit hoffentlich, vielleicht, Empathie bei einem:r Täter:in zu wecken. Und gleichzeitig widerstrebt mir daran ganz viel – ich will eigentlich in einer Welt leben, in der niemand Dinçer eine Scheibe einschlägt, selbst wenn er sich um keine Menschenseele kümmern und den ganzen Tag alleine in seinem Zimmer sitzen und Videospiele spielen würde. Sprich in einer Welt, in der ein türkischstämmiger Deutscher nicht das Gefühl haben müsste, dass er sich als liebenswerten Menschen zeigen muss, um dessen würdig zu sein, dass er keine Gewalt abbekommt. Und auch in einer Welt in der wir netten, liberalen Bio-Deutschen nicht so sehr auf den Guten Ausländer abfahren würden.

Das hat alles auf eine Art auch mit unseren Bildern vom Erwachsensein zu tun, wen wir als erwachsen empfinden, ob wir uns selber als erwachsen empfinden, welche Marker für uns dafür relevant sind. Ob wir erwachsen sein wollen oder müssen. Bei mir hat das tatsächlich mit Kindern und Autos zu tun, das Bild, ein Kind in einen Autositz hinein zu hieven und es anzuschnallen. Was natürlich Blödsinn ist, daran ist an sich erstmal überhaupt nichts erwachsen, es sind einfach nur zwei Marker, die ich nicht habe, weder Kind noch Auto.

Dieses Kernfamilienhierarchisierungsding ist auch ein Teil Scham, die Scham, für niemanden da sein zu müssen, die Scham, keine Familie gegründet zu haben, die Scham, aus der Norm zu fallen, die Scham, nur eine Tante zu sein, egal wie sehr ich sie Tante Alles nenne, die Scham, dann auch noch ein Onte zu sein.

21. Februar 2024

Ich muss mir selber das Selbstvertrauen und die Kraft (die recklessness und die shamelessness) geben, die andere daraus ziehen, dass sie für andere da sein müssen.

claiming my sunshine, claiming my rain

es bleibt AUFGABE für mich, die blutbanden und familienbanden und klassischen kernfamilienverantwortungen nicht alle unkommentiert zu schlucken, oder ihre hierarchisierende wirkung nicht automatisch mitzutragen, sie weiterhin und in jeder konstellation zu hinterfragen. meine themen daneben zu stellen und nicht in mir selber sogar auch ein bisschen davon auszugehen, dass sie weniger schwer wiegen. das schleicht sich alles sehr schnell ein.

die AUFGABE der GLEICHZEITIGKEIT

Dincer Gücyeterund bitte nicht vergessen, wir haben keinen zweiten ort, wir müssen hier zusammenleben.

diese verschiedenen wutqualitäten gestern – wie verbindend und beinah lustvoll bestimmte arten von wut sind, andere eher ernüchternd und manche herausfordernd. und alle so wichtig und alle müssen gefühlt werden, und das sagt sich viel leichter als es ist.

seit langem mal wieder ein alptraum. dann lag ich wach und versuchte mich abzulenken, indem ich krampfhaft darüber nachdachte, wie ich den geburtstagskuchen des freundis dekorieren könnte.

20. Februar 2024

Kopfweh den ganzen Tag. Dafür Nase allmählich frei. Gehört auch alles hierher, weil Körper liest mit und Körper schreibt mit.

Ist das laufende Schreiben und Teilveröffentlichen von Notizen auch ein Grund dafür, warum ich das Gefühl habe, dass ich immer arbeite? Könnte ich hier auch viel mehr PAUSE machen?

Hieße das dann viel mehr Sprachquatsch? Wie geht PAUSE machen im Schreiben? Wie geht Pause machen überhaupt.

MEINE KRONE IST AUS BROT

Machen die zehntausend Stunden auch Sinn, wenn es um sich überlappende Fähigkeiten geht? Also wie viele meiner (vielen) zeichnend verbrachten Stunden kann ich jetzt auf meine (extrem wenigen) tätowierend verbrachten Stunden dazu zählen? Ah, immer diese Zahlen, immer diese Ziele. Ich spüre das doch, wenn ich da bin, wo ich sein will. Es gibt doch eh immer noch mehr zu lernen und noch mehr, und solange ich grundsätzlich Freude am Prozess habe, kann ich die Durststrecken überbrücken und einfach WEITER LERNEN. Muss weder Meisterschwimmi werden noch Meisterschnitzi, und auch tätowieren werde ich so lange und so oft, wie es mir Freude macht und ich es brauche. Alles Teile meines Repertoires, und meine Krone ist eh aus Brot.

so mag ich gerade gern die Dienstage nutzen, notieren, weiter notieren, verknüpfen, und Notizen fallen mühelos von selber aus diesem Beutel

was dann mit den Notizen, das ist die andere Frage

Youssef MaguidFOR NOW MY PLACE IS HERE

birdsong as a way to activate the vagus nerve (a feeling of safety, because no predators are around when the birds are singing)

James Baldwin via adrienne marie brownFor nothing is fixed, forever and forever and forever, it is not fixed; the earth is always shifting, the light is always changing, the sea does not cease to grind down rock. Generations do not cease to be born, and we are responsible to them because we are the only witnesses they have. / The sea rises, the light fails, lovers cling to each other, and children cling to us. The moment we cease to hold each other, the moment we break faith with one another, the sea engulfs us and the light goes out.

Beginner’s Mind.

Was hat es mit diesem Konzept der Meisterschaft auf sich? Das „vollendete“ Handwerk und die Perfektion stecken darin, ein kraftschonender, geübter, eleganter Prozess, ein bezauberndes Endprodukt usw. Eine Art von Schönheit also, und ein Staunen darüber, wozu menschliche Körper und Köpfe fähig sind. Sehr viel sofortige Achtung und Bewunderung. Und ich bewundere das genau so, ich könnte stundenlang Barn beim Löffel schnitzen zusehen oder die japanischen Keramiken in The Unknown Craftsman betrachten oder den Ebinum Brothers beim Tanzen zuschauen oder Anne Carson lesen usw.

UND. Meisterschaft hat mit täglich zu tun, mit den zehntausenden von Stunden, die es angeblich braucht, um ein Handwerk zu beherrschen, mit der Entscheidung für dieses eine Ding, diese eine Tätigkeit. (Das die sogenannte Leidenschaft?) Was mir immer schwerfällt, Entscheidungen für EINS sind nicht so meins. Also beginne ich Sachen und lerne Sachen und habe Freude an Sachen und werde ein bisschen gesehen in Sachen und mache dann andere Sachen.

Notieren, dieses kleine Schreiben.“ – Wolfram LotzVielleicht bin ich meisterhaft im Notieren.

Es steckt so viel Hierarchie in der Meisterschaft. Das besser sein als andere, das beherrschen, die Macht darin, der Meister sein, Meisterschüler:in sein. Das angekommen sein.

Vielleicht will ich nicht herrschen und ich will auch nicht ankommen.

Lehrer:in sein ist ein völlig anderer Vibe. Das Metier auch, das Geschäft, das jemand betreibt oder (lol) versteht.

Erinnerung an die Übung, ein Gedicht einer anderen Person von Hand abzuschreiben – auch hier geht es doch um Repertoire Aufbau, darum, sich Information einzuverleiben

in den LEIB hinein werfen, aufessen

Sich mit fremden Flocken schmücken

Sich mit fremden Federn schmücken

letztes bild aus dem traum: eine bildtafel mit lauter pflanzen darauf, von denen man über schnittflächentriebe ableger bilden kann, sehr viele kakteen aber auch eine reihe gurken.

ich verstehe nicht, wie ich so oft mit kopfschmerzen aufwachen kann – was mache ich falsch? ist es der viele bildschirm? sind es die vielen gedanken über andere? ist es zu wenig luft, zu viel restschnupfen, zu viel zucker, zu wenig schlaf oder bewegung …?

19. Februar 2024

Repertoire ENTWICKELN

Kompost eben schon auch als Keine Scham Übung

ich kuriere meinen schnupfen jetzt mit supermarkt meerwasserspray

Wann tragen wir vor uns selber Masken? Vielleicht das eine interessante Frage. Soll es in dem Knäuel eigentlich vor allem um die Masken gehen, ist es das, was es zusammenhält?

Was brauche ich? In den Abgrund schauen und nicht hinein fallen, das, JA.

Ich brauche Pausen von einem im anderen, ich brauche heute Abend eine feste Umarmung, ich brauche ein leckeres Essen, ich brauche einen kleinen Spaziergang, microdosing my pleasures, Kleinigkeiten aus dem Repertoire.

18. Februar 2024

WEITER ÜBEN.

Ich bin genau so, ich kann genau das, ich lerne genau das, ich zeige mich genau so.

Ah stimmt, und dann kommt der Moment, an dem ich mich daran erinnere, dass ich ja nicht gerade erst begonnen habe zu zeichnen, und dann hole ich die Skizzenbücher und die Kartons voller Zeichnungen und bemalter Zettel und Karten, und ich durchforste sie noch viel hemmungsloser, denn von mir selber kopiere ich am liebsten, und eigentlich habe ich schon ein ganzes Flash Book beisammen, jetzt muss ich nur noch die Technik lernen und üben und üben und weiter zeichen, immer einfach WEITER MACHEN und WIEDERHOLEN.

Ich will einfach viel selber machen können (der Dinge, die ich nutze, der Dinge, die mich schmücken) – interessiert mich Meisterschaft vielleicht gar nicht?

Glaube ich an Kopien? Also natürlich weiß ich, dass nur zu oft bestimmte (sichtbarere) Menschen Ruhm und Achtung und Geld bekommen haben und bekommen für etwas, was andere (weniger sichtbare) Menschen zuerst versucht, gedacht, ausprobiert, formuliert haben, und dass diese Achsen der Un/Sichtbarkeit natürlich Achsen von Macht und Privilegien sind, und dass das Plagiat genannt wird, und dass das oft über Gerichte und Geld geregelt wird, und dass das trotzdem Grauzonen sein können. Glaube ich neben diesen strukturellen und kommerziellen Fragen daran, dass eine Person wirklich etwas kopieren kann von einer anderen Person? Ist der Strich nicht immer ein bisschen anders, ist der Tonfall nicht immer ein anderer, weil Körper, weil Kontext? Kommt es auf den Grad der Andersartigkeit an? Kommt es auf den Grad der Veröffentlichung an? (Für mich im Zimmerlein kann ich ja üben und kopieren so viel ich will und brauche)

Das sprachliche Flash Book als Repertoire für eine Textperformance (egal ob auf Bühne oder auf Blatt, ob einzelne Sätze, Phrasen, Wörter als wiederholbar gedacht sind oder nicht)

Repertoire = Portfolio?

Ah! Repertoire kommt auch von der Liste (der Inventur), from Latin reperiō (“I find, find out, discover, invent”), from re- (“again”) + pariō (“I produce”)

I produce again and again and again

Repertoire = Vorrat an Spielen jeder Art, Menge der Möglichkeiten, die für die Bewältigung einer Aufgabe zur Verfügung stehen, the set of skills, abilities, experiences, etc., possessed by a person, the set of vocalisations used by a bird

Ein Sonntag alleine mit mir und meinen Gedanken und Werkzeugen

PAUSE

hier höre ich vor allem vogelstimmen

Interessant, dass ich kaum Neid auf das Freundi spüre, für dessen Manuskript sich nun mehrere unabhängige Verlage interessieren – ich freue mich für das Freundi und glaube, dass das der viel fruchtbarere Weg ist als bei einem der großen, und es fühlt sich an, als hätte es erstaunlich wenig mit mir zu tun, als hätte ich nicht auch etwas da liegen, was ein Manuskript ist oder hätte werden können. Ich glaube, ich bin wirklich zufrieden gerade mit meinen anderen Experimenten und Tätigkeiten, und die fühlen sich sinnvoll und ausfüllend an, die Sehnsucht nach Anerkennung durch den Betrieb, durch irgendeinen Betrieb, ist gerade einfach nicht vorhanden, und auch nicht der Drive, diese Geschichte fertig zu stellen und in die Welt zu schicken.

Mal schauen! Eccomi! In all meinen Firmen! Beziehungsweise Formen!

17. Februar 2024

huchnoch gar nicht zähne geputzt
istgut habe auch noch hunger

Mit Metier ist im Allgemeinen ein Geschäft gemeint, das jemand betreibt oder versteht

Emerit, Eremit, meiert, Mieter, reimet, reimte
Er-time
Air-Time

Ist diese Übung des Kopierens von Zeichnungen auf Text übertragen ein wildes Übersetzen?

Die meisten (Tattoo) Künstler:innen, deren Arbeit mich anzieht (deren Arbeit ich kopiere, um die Information in meine Hände zu laden), haben vermutlich bei Kindern kopiert. Ich kopiere knallhart vom Kind. Das Kind sagt: Ich wusste, dass du mir das nachmachen wirst.

Nachdenken über das Kopieren beim Zeichnen, über die Lücke zwischen dem Erkennen der Linien und Formen, die einem gefallen, und den Linien und Formen, die auf dem eigenen Papier landen, über diese Phasen, in denen einfach gemacht werden muss, eins um andere, auch eins ums andere kopiert werden muss, damit die Information in mir ankommt und dann, wenn ich weiter mache, weiter verarbeitet wird, um als etwas von mir gefiltertes ganz anders und doch ähnlich auf dem Papier zu landen.

ein Metier haben

LUXUSBESUCH

Mit dem Freundi, das kurz zu Besuch war, gesprochen über: ein Repertoire an Bewegungsmöglichkeiten haben, ein Repertoire an Dingen, die man gerne tut ←→ eine feste Routine haben, die man machen muss, damit man einen guten Tag gehabt haben wird

Die neuronalen Netze brauchen oft nur ganz wenig von etwas, um es erlebt zu haben; microdosing pleasure als immer vorhandene Option (einmal um den Block)

Und nee es ist nicht beunruhigend, dass fast jedes Mal, wenn ich in mich hinein höre und mich frage, worauf ich gerade LUST habe, ich mich als erstes einfach nur hinlegen und die Augen schließen will.

Making it all count, somehow, carrying it all softly.

ein Flash Book ist ein Buch mit allen Vorlagen einer Tattoo Künstler:in, aus dem sich die Person, die eine Tätowierung wünscht, ein Motiv aussuchen kann; manchmal gibt es jedes Motiv nur einmal, manchmal wird ein Motiv auf mehrere Menschen gestochenEin sprachliches Flash Book
???
wär aber geil

16. Februar 2024

vielleicht braucht das Waldwolfdragknäul einen ordentlichen Namen, damit ich besser verstehe, was ich damit will, damit der Beutel einen Griff bekommt

INFORMATION

Mein Kopieren vorhin im Skizzenbuch holprig und nicht zufriedenstellend, aber das ist ok, ich kann mich da durchwurschteln, das ist der gefährliche Gap, durch den man immer wieder durch muss, damit kann ich umgehen inzwischen.

das Freundi hat mir Videos von IGELBABIES gezeigt, die aussehen wie Esskastanien, wie Aliens, wie Spielzeug, die so süß und so seltsam sind

wenn ich in der Natur unterwegs bin, habe ich meistens etwas Proviant dabei
zum Beispiel einen APFEL

eigene Seile aus eigenen Materialien

SCHWUNGLINIE

Und ja zum hemmungslosen Kopieren, denn es wird eh anders, ich mische das Kind und den x und den y und die z, das sind mir eh zu viele Machomännchen, ist schon gut, wenn wir das anders und für uns machen und es hat eh keiner alleine was erfunden.

KÖRBE

TÄTOWIERUNGEN

KÖRPER

LUST

UNTERLEIBSKRÄMPFE

LEIBESKRÄFTE

15. Februar 2024

nächstes Jahr kann ich aus unserem geschnittenen Wein große grobe Körbe flechten

Dattelnacht LOL

Die Weiden müssen vermutlich wirklich gefällt werden, und ich habe nicht geweint, und habe statt dessen ein riesiges Bündel abgeschnittener Weiden eingesammelt, im Pulli an der Sonne, und es war traurig und schön gleichzeitig. Wie wenig Menschen von einem weidensammelnden Menschen Notiz nehmen. (Notiz nehmen). Wie gut mir das tat, an der Luft mit etwas Großem zu hantieren.

Oder vielleicht hab ich’s auch einfach vercheckt und das ist nur das ganz normale Zurückschneiden der Kopfweiden??

Blutbanden

und auch auf Text muss ich nicht immer Lust haben, und ich darf ihn essen wie fünf Pfannkuchen

Odiles LUST, und wie die richtigen Bücher doch immer passend wieder auftauchen: „aber wo ist sie hergekommen, die Unlust? Warum der Widerwille des ersten Wortes? Weil es zu viel zu sagen gibt, weil ich Plattitüden fürchte? Oder weil ich fürchte, dass die Lust mir auf den Leib rückt, mir ans Leibchen will? Mich bloßstellt, mir Fragen stellt, was weiß ich was mit mir anstellt? Weil ich mich hinter ihr nicht verstecken, mich nicht losgelöst von meiner persönlichen Geschichte mit ihr auseinandersetzen kann? Aber kann ich mich überhaupt mit irgendetwas ohne meine persönliche Geschichte auseinandersetzen? … eine andere Vergangenheit hab ich nicht. Ich setz mich ganz weit weg! Ich rücke ganz nah ran! Wo ist sie hergekommen, die Lust, die Lust auf Welt, auf Körper, auf Text? Wann und weshalb hat sie mich überkommen? Was war der Preis? Was gebe ich preis? Wie viel Ich stecke ich in den Text?

das Freundi erzählte von einem durch mehrere Hände weitergegebenem Rezept für eingelegte Zitronen, wie rätselhaft die Alchemie darin wurde durch die Übertragung aus dem Indischen ins Handschriftliche einer Freundin, put them in the living.

Ob die Nachbarn glauben, dass die neu installierten Rauchmelder eigentlich Überwachungskameras sind?

Ich hätte gern einen großen Korb für meine Bettwäsche. Was ist mit den Weiden am Tor zur Siedlung? Wenn sie ganz gefällt werden, muss ich weinen.

ich mag auch nicht alle fragmentarischen Texte viele nerven mich auch

und ja es macht einen Unterschied ob fast alle Menschen im Umfeld erwerbsarbeiten oder ob auch viele nahe Menschen dabei sind, die zb hauptsächlich pflegen oder krank geschrieben sind etc, die um uns leben uns so viel vor

Ich denke weiter über die sehr enge Beziehung von Zeit und Erwerbsarbeit nach, über all das, was wir tun „müssen“ und was wir als (halbwegs) sinnvoll verbrachte Zeit einsortieren, also auch Prioritäten, die wir setzen oder setzen müssen.

In dem Zusammenhang auch die Frage nach den verschiedenen Planungstools – nach dem künstlerischen Arbeiten und dem unternehmerischen Arbeiten, und wie sich diese Grundhaltung auch in dem abbildet, was wir uns für bestimmte Zeitabschnitte vornehmen und wie wir sie planen. Arte Útil taucht wieder auf, darüber habe ich schon lange nicht mehr nachgedacht, was das ist und sein kann. Habe ich es verinnerlicht? Ist es gar nicht mehr so relevant für mich gerade? Dochdoch, es wird eigentlich immer relevanter.

(Du musst auf deiner Kunst sitzen wie auf einem kleinen Pferd. Sie muss dich woanders hintragen.)

und es liegt in Teilen ja auch an den Zeitungen selber, daran, dass die aufreißerische Überschriften schreiben wollen, immer provokanter und spaltender, Paula hatte doch nirgendwo wirklich geschrieben, dass sie „Freundschaft statt Familie“ wolle

diese Spielzeiten sind wirklich anders als Urlaube, weil sie keine sozial geprägten Zeiten sind – Urlaube ja meist schon und dadurch sind sie oft auch Beziehungsarbeit, oder zumindest einander aufnehmen und verdauen, Spielzeiten sind PAZ Zeiten, das ist anders

LUST- und LAUNETAG

so viel Lichtlust, Frühlingslust, Vogellust, ich will euch alle singen und sprießen hören

14. Februar 2024

schmink dich groß
find ich gut

Fühle mich selten so kompetent und erwachsen wie wenn ich gerade die Reifen des Rads aufgepumpt und die Kette frisch geölt habe.

Tätowierungen als Markieren von Zeit

über das im „Hier und Jetzt leben“ gesprochen und wie seltsam das ist, sich gar nicht in seine Zeit und in sein Leben hineinflechten zu wollen, das geht doch parallel zu einem präsent-Sein im Jetzt, jemand versuchte mal ein Abendessen lang nur über das Jetzt zu reden und scheiterte daran, jemand trug mal eine Uhr, auf der statt Ziffernblatt das Wort „Jetzt“ stand

immer mehr spüre ich, was ich durch das Tätowieren noch alles lernen kann, nämlich eine andere Art von Körpergefühl, Ausdrücke meiner sehr eigenen Körpersprache, das ist auch eine Form von Poesie und vielleicht Poetik, ich gehe damit so um, wie ich mit allem anderen auch umgehe – es ist letzendlich alles ein Vorgang in so vielen unterschiedlichen Formen, ich brauche keine Scham spüren darüber, dass ich gerade nicht schreibe oder vielleicht nie mehr schreibe, außer im Kompost, dass ich gerade keinen Schmuck mache oder vielleicht nie mehr Schmuck mache, dass ich gerade wenig auf Papier zeichne, ich weiß, ich werde weiter zeichnen

„zeitsouverän“ hat wenig damit zu tun, wie viel Zeit wir letztendlich zur Verfügung haben, sondern ist mehr eine Haltung, eine Frage davon, wie weich und präsent wir in dieser Zeit, die uns frei zur Verfügung steht, sein können – wie weich und sicher wir uns in das Auf und Ab begeben können

das Kind sagt: KNALLE SCHNUPPE

das Freundi schickt mir Bilder von zwei dicken Kartoffeln

Freundi sagt: das Freundi riecht das wenn die Kartoffeln fertig sind

Freundi sagt: deine Tätowierungen sind ja auch Veröffentlichungen

die Karte sagt: Flüssigkeiten austauschen ist das Intimste

Smiley Spuren im Kerzenwachs von Abend zuvor

13. Februar 2024

hat Fisch auf dem Bein und Fisch im Bauch

warum interessieren mich fragmente und tagesmitschnitte zurzeit mehr als fertig geformte, durchdachte, durchgearbeitete erzählungen und narrative? weil ich mehr freiheit im selber zusammenfügen habe? weil ich zurzeit keine lust habe, den vollständigen langen gedankensträngen anderer zu folgen? weil mich das „fertige“ immer weniger interessiert, und ich nur noch den prozess mag? i dunno.

12. Februar 2024

Tortuga Film, Hallo Tortuga ich kooomme!, und die Schildis und das Meer und die Aufnahmen waren so schön und so erstaunlich, und der Text obendrüber so entsetzlich. Wie die Schildi ihre Eier aus dem Schlauch drückt und Hannelore Elsner völlig entrückt ruft „Nun ist die kleine Schildkröte eine: MUTTER! Jetzt endlich hat sie die BESTIMMUNG IHRES LEBENS gefunden!“. And they interviewed all of them and everyone of them / Not one could give any hint of a clue what they were doing here either // It’s all so pointless / It is and that’s beautiful, I find it humbling, sincerely (aus dem Lied 100% Endurance von Yard Act)Als ob die langen Reisen dieses Tieres nur dann Sinn machen, wenn es irgendwann Eier legt, als ob die 20 Jahre, die es sich davor im Meer und in den Strömungen herum getrieben hat, nicht auch so Sinn machen würden, oder eben keinen Sinn, wer weiß das mit dem Leben schon so genau?

Auf jeden Fall fuchst mich die Vermenschlichung in diesen Dokus so sehr, allein die Behauptung, wir würden da einer einzelnen individuellen Schildkröte über Jahrzehnte durchs Meer folgen ist doch schon eine Lüge, und dann auch noch unsere klebrigen kleinen menschlichen Vorstellungen von Sinn und Sehnsucht darüber zu kippen. Es ist doch alles so schon schön genug und schrecklich genug, so lernen wir doch nicht, genau hinzuschauen.

PUNKTESCHWUNGLINIE

20 Minuten in der JBL Hotline wegen meines kaputten Lautsprechers, in denen mir der nette Mensch am Telefon erklärte, wie die „Harry“ Brotfabrik funktioniert, also wie die die Platzierung ihrer Brote im Regal testen, was dann auf Augenhöhe sei, er sei allerdings zwei Meter groß, bei ihm wären dann andere Produkte im Regal auf Augenhöhe, und wie generische Produkte unter allen möglichen Preisen und Markennamen in allen möglichen Supermärkten auftauchen, und wie man das erst bei Rückrufaktionen bemerkt, zum Beispiel wenn Glassplitter in gesalzenen Mais-Chips stecken.

SCHNEEFLOCKE

Äpfel die nach Rosenblüten schmecken

Ehe als Tarnung
Namen als Tarnung

Könnte man diese Kostüm-Aufregung lösen, indem man im Kindergarten in den Wochen vor Fasching gemeinsam Kostüme bastelt? Im Zweifel alle Kinder also einfach Pappmasken und Geweihe aus Stöcken und Ästen tragen? Würde man ihnen damit etwas „nehmen“? Weil so ist das doch auch nicht sinnvoll, der ganze Glitzer und die ganzen Stereotypen und die Vergleiche und die Nerven, und das kommt doch auch noch früh genug. (ja wenn man denen einen Finger reicht jetzt wollen die auch noch Fasching abschaffen ihr spinnt wohl)

11. Februar 2024

(Netz sein, viele sein, alle einander tragen)

die Großzügigkeit und FREUDE, mit der das Freundi Halbedelsteine verschenkt

APFELHUNGER

schreibt Paula Fürstenberg hier und in mir ruft alles JAAAA (VatiNr1 kommentiert erwartungsgemäß: So läuft das. Mit einem Zugeständnis oder Entgegenkommen ist die Diskussion nicht etwa vorbei, da beginnt sie erst richtig. Wir haben jetzt den kleinen Finger, nun quengeln wir weiter, bis wir die ganze Hand bekommen. Gleichstellung von Ehe und Freundschaft. Sorry, aber ihr sp… wohl?) (Dann muss ich ganz schnell raus aus der binären kernfamilien-, sex- und hierarchiefixierten Kommentarspalte, sonst verliere ich alle Lust zum Weiterleben.)„Ich erlebe [Freundschaften] als die krisenfestesten und dauerhaftesten Beziehungen – vielleicht weil sie strukturell polygam sind und nicht alle Erwartungen und Bedürfnisse von einer Person erfüllt werden müssen. Vielleicht auch weil die Kulturgeschichte nicht zugerümpelt ist mit Erzählungen davon, wie erwachsene Freundschaften auszusehen haben, und sie keinen vorgefertigten Mustern folgen müssen. (…) In dieser weder institutionalisierten noch reglementierten Beziehungsform liegt eine besondere Schönheit und Freiheit. Einerseits.

Andererseits haben erwachsene Freundschaften ein Repräsentations- und Anerkennungsproblem. Eine Frage wie “Ist da nicht mehr zwischen euch?” offenbart die Hierarchisierung: Als wären Freundschaften weniger als romantische Paarbeziehungen und nicht einfach etwas völlig anderes. Und für den Schmerz, wenn eine Freundschaft in die Krise gerät oder zu Ende geht, gibt es nicht mal ein Wort.“

(wieder die Ränder, an denen unsere bisherige Sprache nicht ausreicht)

ich schaffe es nicht, den gtp chatbot zu etwas anderem zu bewegen als langweiligem, pseudo-kontroversem, alles nochmal besänftigendem politiker:innen-geschwurbel. nicht mal mit fragen wie „kann meine echtheit jemals so opulent glitzern und so gut unterhalten wie eine kunstvolle drag performance, kann mein hunger jemals so rein sein wie der eines wolfes?“ (lol). das vielleicht höchstens nützlich: ich kann damit schnell und gründlich abklopfen, was die bekannten und oberflächlichen aspekte und verbindungen meiner themen sind, und von dort aus selber loslegen.

jetzt wo ich gerade nicht schwimmen kann, kommen die schwimmträume, alles findet im pool statt, lauter begegnungen, kleine rennen, schnell noch eine bahn delfin

10. Februar 2024

Bin ich eine amorphe Masse? Well, who knows.
Brauche ich einen Griff? Well, who knows.

gemueseschaeler.pngdas als Sprachtechnik: auf alles, was aus Metall ist, einen Streifen Zinn legen und darin Steine und Muscheln und Nüsse und Körner und Knochen fassen

aber die pfeile treffen mich nicht

Muss ich mir das abgewöhnen, dass ich zig Sachbücher parallel über Jahre hinweg lese? so ergeben sich zwar punktuell schöne Reibungen und unerwartete Parallelen, aber ich behalte so wenig von dem einzelnen Gedankenbogen. Aber vielleicht würde ich auch dann wenig behalten, wenn ich sie in einem Rutsch durchlesen würde, und dann hätte ich nicht die Freude der Crossthoughts.

9. Februar 2024

Lewis Hyde in Trickster makes this worldWe always inhabit a story that others have shaped, but we also always participate in the shaping.

das Freundi würde als Feuersalamander zum Fasching gehen

rest your ears & mouth

Schablonen
die sich wie Schatten
auf das nächste Blatt legen

(kleiner Unsinn aus dem Schreibnachmittag)

Zwei erstaunlich jahreszeitlich passende Blickwinkel:

aus einer Broschüre zu einer Ausstellung der Truppe FledermausMikhail Bakhtin, a Russian philosopher and literary critic developed the term carnivalesque to characterize writing that depicts the de-stabilization or reversal of power structures. Bakhtin based these theories on the medieval carnival, which he describes as “a second world and a second life outside of officialdom”. All Medieval people participated in the carnival; in some European cities it lasted up to three months of the year. Bakhtin believed the “comic rituals and spectacles” of the medieval carnival are “life itself, but shaped according to a certain pattern of play. In fact, carnival does not know footlights, in the sense that it does not acknowledge any distinction between actors and spectators”. The carnival is dualistic and ambivalent; it unites—the sacred and profane, high and low, wisdom and stupidity, old and young, birth and death. “The theme of death as renewal, the combination of death and birth, and the pictures of joyous death play an important part”.

Und Lewis Hyde in seinem Trickster-Buch:

The stock anthropological and literary understanding is that carnival celebrations, despite their actual bawdiness and filth, are profoundly conservative. Especially in highly ordered and hierarchical societies, carnival reinforces the status quo because, first of all, it provides the exceptions that prove the rules. We may laugh at men dressed as women, or greasy food eaten at the altar, but when the laughter ends, the normal patterns return all the more solidly. Carnival is, after all, officially sanctioned and clearly contained. (…) Fat Tuesday never leaks over into Lean Wednesday. When Lent begins, the normal hierarchy reappears with a sheen, the rest of its internal tensions burnished away by their exposure. (…)

Where change is not in order, then, ritual dirt-work offers the virtue of non-violent stability. But where change is in order, dirt-work also has a role to play, for it simply isn’t true that these rituals are always conservative. Dirt rituals may stabilize things for years on end, but when the order is in fundamental crisis these rituals can become the focal points for change, catalytic moments for dirt’s revaluation and true structural shifts. Every so often Fat Tuesday does leak over into Lean Wednesday, and into the rest of the year as well. (…)

The historian Natalie Zemon Davis has argued that the gender reversals of various early modern European festivals served to „undermine as well as reinforce“ prevailing social structures. (…) Davis is well aware that letting carnival’s „women on top“ have power during the holidays usually served to keep women on the bottom when the holidays were over, but once such an image exists it is hard to control, and this one sometimes also „promoted resistance,“ and „kept open and alternate way of conceiving families structure,“ and served as „a resource for feminist reflection on women’s capacities.“

I assume that trickster tales serve an analogous double role; usually they bring harmless release but occasionally they authorize moments of radical change. (…) Stories like these are not about conservative dirt-work but about the end of one world and the beginning of another.

Auf den Kompost posten wie eine Zeichnung abpausen, ein Üben wie bei den Schablonen

Robert KroetschWe go through a day picking up the fragments everywhere and somehow patching them together so that we don’t fall off the edge of the world, or through a hole in the story.

Überhaupt Verhältnis Original – Schablone – Ergebnis

rest your ears & mouth

Ich mag meine zartrosa Tulpen und esse sehr viel Zucker zurzeit und verliere somit auch praktisch immer mehr einen Anspruch auf Reinheit, auf eine fiktive weiße Form von Gesundheit oder eher Gesundheitserzählung.

Was ist der Kern in diesem Waldwolfdragtarnungsknäul? Was reizt mich daran? Ich will da einem Glitzern folgen, da ist viel Grün und Matt und es gibt aber eben auch eine Spur Glanz darin, der will ich folgen und schauen, wo sie mich hin führt.

Das Freundi teilt seinen Ärger über ein Buch mit mir, das ich auch gelesen habe, es sei die Geschichte einer empathischen deutschen Person für andere deutsche Personen über eine ukrainische Frau, in der es eigentlich nicht um die ukrainische Frau geht, sondern um das Bedürfnis der Erzählerin, eine gute Person zu sein, dabei geht die Selbstbestimmung der Hauptfigur verloren – und ich habe das Buch genau so gelesen, als deutsche Person, die versucht, eine gute deutsche Person zu sein, und oh, was das alles schon für Unglück mit sich gebracht hat … heiße kleine Scham. Und das Freundi denkt weiter nach, darüber, wie wir nicht so sehr Gespräche anregen unter Menschen, die sich eigentlich nicht auskennen, sich aber vor allem gut positionieren wollen, sondern mehr fransige, weitreichende, vielschichtige Gespräche, die sich nicht auf schnelle Kategorisierungen verlassen müssen. Und ich denke, wie mühsam das ist und wie wichtig, und dass es für das weitflächige Führen solcher Gespräche vielleicht erstmal das bedingungslose Grundeinkommen und das Abschaffen des neoliberalen Kapitalismus bräuchte, damit Menschen (wieder?) Kapazität bekommen, sich mit Neugier einander zuzuwenden. Und nee, das geht auch jetzt, das muss auch jetzt schon gehen.

Spannend in dem Kontext nochmal die Frage nach ContraPoints Canceling, wie in ihrem Fall dieses Gespräch unter Menschen, die tatsächlich unmittelbar mit etwas Erfahrung haben, völlig ausrutscht und in eine höchst binäre und extrem kategorische Richtung kippt – allerdings ist es ja auch kein „wirkliches“ Gespräch, sondern ein aufgeheizter Twitter Mob, das ist schon ein riesiger Unterschied. Die Frage also weiterhin: Wie diese fransigen, unkategorischen, weirden, vielschichtigen Gespräche ermöglichen? (und das tut Natalie sehr, wie ich finde, und es ist nicht ihre Schuld, dass es dann so kippt)

Traum: Ich war Austin Kleons Sohn und wir machten Musik zusammen, ich sollte Blockflöte spielen, was ich nicht kann und nicht mag, ich umklammerte das dunkelblaue Ding und gab mein Bestes, ein Ton war klar, der Rest Gepfiffe; Kleon der Vati war offensichtlich verwirrt darüber, warum ich das nicht mehr kann, das ging wohl schon mal besser, blieb aber nett und geduldig. Später kam die Mutti dazu und ihr Gespür war genauer, sie wusste, dass ich fremd bin. (ihh selbst im Traum schematisch binärgeschlechtliche Zuweisung von Intuition)

Im nächsten Traum bekam ich nur vom falschen Kuchen auf dem Faschingsfest des Kindergartens, das im Helgoländer Hinterhof stattfand. Aber ich wollte doch den Brownie!!

8. Februar 2024

Maya Angelou„struggling towards being free … you work all day long and achieve some kind of level of success by nightfall, go to sleep and wake up the next morning with the job still to be done.“

und auch ContraPoints Hauptthema ist eigentlich Veränderung, und das Potenzial, das wir Menschen für Veränderung haben, und ihr Glaube daran, dass wir Veränderungen gestalten können

Rezensionen lesen (nachdem ich selber geschaut oder gelesen oder gehört habe), fühlt sich an wie ein wichtiger Abgleich mit der Welt, und im besten Fall wie ein Lernen darüber, wie ich noch etwas hätte empfinden oder was ich noch hätte sehen können, also ein Erweitern von Sinnen. Und ich bin oft einfach neugierig auf Eindrücke anderer Menschen. Ich schämte mich bisher immer ein bisschen für dieses Lesen, als ob das bedeuten würde, ich wäre unsicher in meinen eigenen Ein- und Abdrücken der Schau- oder Leseerfahrung und würde nach einer Autorität suchen, die mir eine klare Meinung dazu vorgibt, aber das ist es nicht und ich lege diese Scham hiermit ab.

There is so much room still to tuck anarchist tools into any place, to practice skills of freedom, to jump, skip, dance around the binaries and hierarchies.

wie gern ich das mag, dass die Truppe Fledermaus sich auch nicht darum schert, ob eine Tarotkarte bei einem Reading verkehrt herum liegt, da eh immer alle Bedeutungen der Karte gleichzeitig in Betracht zu ziehen seien, medicine and poison, we already see multiplicity & contextual tonalities in each card, auch das ein sehr nicht-binärer Zugang

Wieder über die Brache gefahren und wieder daran gedacht, dass sie dieses Jahr vermutlich noch verschwinden wird, und wie schmerzlich ich sie vermissen werde, und dass ich nichts dagegen tue und wenig tun kann, dass ich vielleicht wenigstens wirklich ein gemeinschaftliches Ritual anstoßen sollte? Und dass es in meiner Fabrik-Geschichte ja vermutlich vor allem um Veränderung geht, die äußere durch Abrisse und Bebauungen, die Landschaften verändern, und Tätowierungen, die Körper fortlaufend verändern, die selber nicht still stehen, der Prozess der Tätowierung ein Auftakt für sichtbare langfristige Veränderung (was für eine Rolle spielen dann touch-ups?), die innere Veränderung durch Freundschaften und Bilder, die von außen nach innen einsickern. Und ich denke an Octavia Butler, und dass es ja wirklich vor allem darum geht, die Veränderungen zu gestalten.

Ich bekomme zurzeit erstaunlicherweise auch ein bisschen Verkleidungslust, wie all diese Themen ja auch überall drin stecken, ich will als Harlekin gehen, wohin auch immer, ein Anlass wäre schön, mit bemalter Hose und Hemd mit Bobbeln und einem riesigen riesigen losen wippendem Kragen.

Ich muss weiter über das Mangeldenken nachdenken – mehr Möglichkeitsdenken wäre vermutlich eine Antwort darauf, nicht so schnell zumachen und verzweifeln, warum passiert das so schnell? Und wann ist Mangeldenken-Gerede spiritual bypassing, weil es so tut, als gäbe es gar keine tatsächlichen Mängel? Der Reflex ist das Gefährliche, vermute ich, dass es so schnell geht und man sich in dem Moment nicht mehr raus snappen kann.

Ist ein guter Jugendfilm automatisch wholesome? Das war auf jeden Fall die Qualität, die ich gestern gesucht habe, allein diese lustig weirde aber überhaupt nicht creepy Onkel-Nichte-Beziehung, das tut so gut, eine solche Beziehung so in einem Film zu sehen, egal wie albern er sonst ist.

(wie „wholesome“ übersetzen? Gesund meine ich nicht, eher erbaulich, aber das klingt auch iwie unpassend?)

7. Februar 2024

Und das Freundi steckt mir den glatten schwarzen Troststein zu

fully grounding myself in the fact that no father can tell me to move again, I move on my own accord now

ein deutscher Jugendfilm heute genau richtig für meinen müden erkälteten Kopf, there’s magic to be had in there, too

habe ich jetzt muskelkater von zwei downward dogs? oh je oh je

bezieht sich auf Die Stille nach dem Schussin filmen fällt mir auf, wie menschen, die ich weiblich lese, ihr lächeln so oft als werkzeug einsetzen (aber immerhin hat der stasi-mitarbeiter auch erstaunlich viel gelächelt)

(immer noch baff über ContraPoints Bericht über ihr Canceling, in was für einen Wahn sich Menschen auf Twitter schreiben) (schrieben?) (ich bin aufrichtig dankbar, dass ich es, aus welchen zufälligen Gründen auch immer, geschafft habe, diesen angsterfüllten Morast nie wirklich zu betreten)Nicht-binäres Denken zu üben als eines der großen Vorteile des nicht-binär Seins

6. Februar 2024

der Himmel leuchtend bewegt rosa beritten

im antiken Griechenland gab es mini Delfingeld, ganz kleine in Bronze gegossene Delfine

5. Februar 2024

find the medicine in the poison

Ricard*a

Ich mag, wen und was Ball glorifiziert, den Künstler, der seine Kunst auf der Straße verschenkte, die Zeichnerin von toten Säuglingen in einem schottischen Krankenhaus.

Jedes Mal eine andere Bedeutung angeben, wenn jemand nach einer bestimmten Tätowierung fragt

Die neue Nachbarin unten singt mit voller Kraft in ihrer Küche und das macht mich glücklich

WASSER

ein Delfin der beritten wird, der Geschwindigkeit hat, der rettet, der spielt, der über Musik mit uns verbundenen ist

Maskiert durch Bewegungen

HARLEKIN

Ist auch Trickster, who would have known! Und wurde in der Aufklärung verbannt, richtig als Puppe auf der Bühne verbrannt, und lebt als Modus weiter, und blitzt manchmal unter dem Kostüm auf.

Balls Neid auf alte Männer, die eine Zwiebel zum Mittagessen essen; ich verstehe die Anziehungskraft dieser Einfachheit und Bedürfnislosigkeit.

Erkältet. Dann liege ich heute eben mit den Tarotbüchern und süßem Tee hier, lese über die verschiedenen Enden der Welt und welche Werkzeuge in den Karten liegen können, was das Wasser mit all dem zu tun hat und ich fühle das, ich fühle das Flüssige und ich fühle das Brennende und ich fühle das Erdende und ich fühle das Wehende.

Rebecca Solnit„Amnesia says the way things are now is inevitable, change is impossible, change for the better is beyond our power. Memory says, not so fast, ordinary people have changed the world again & again.“

Wieviel vom Freundi habe ich mitgenommen? Dieses Mal, aber auch in meinem Leben? Wie sehr sind seine Zellen teil meiner Zellen, wie sehr denke ich wie es, was habe ich abgeschüttelt, was habe ich gerahmt, was ist fest eingeflochten?

Kurz den Geruch von Play-Doh in der Nase.

jesse balls autoportrait gerade fertig gelesen, es hatte eine weile gelegen, weil ich so viel ICH von ihm nicht auf einmal aufnehmen konnte. es hat mir weiter freude gemacht und ich bin mir nicht ganz sicher, ob es für außen oder innen geschrieben wurde. ich kann mir nicht vorstellen, dass ball irgendetwas für sich schreibt, ich glaube auch nicht, dass er tagebuch schreibt, also ist es wohl für außen, und da bekommt es zwar einen zauber und eine ganz eigene textur und ich will das alles wissen, aber ich frage mich auch, ob ich das alles wissen muss und er nervt mich immer wieder mit seinem drang zum besonderen und ich mag seinen kopf gleichzeitig sehr, und da kippt die frage mit dem außen/innen, er schreibt einfach sehr konsequent was er fühlt, das geschrieben werden muss. ich glaube, am anfang ging es auch um das veröffentlichen, aber das habe ich schon wieder vergessen, ich kann mir das nicht alles merken, das buch steckt voller zettelchen.

er schreibt über tattoos: People tend to assume that a tattoed person hopes the tattoo will remain perfect for the duration of the life. But the degradation of the tattoo – its blurring into a vagueness that in the final case speaks only of a profound desire, the snake writhing its way out of its skin – this is what I am looking for each time I sit for the needle. Why should I choose not to adorn this dirty skin-sack with arcane symbols and outlines of animals and plants?

was ich gelesen hatte, bevor ich diese erfahrung selber gemacht habe, und ich hatte diese textstelle vergessen; ich konnte sie geschrieben nicht aufnehmen und verstehen, erst durch das eigene erleben kam das bei mir an. nur die frage am ende hatte ich mitgenommen.

4. Februar 2024

Kindersprache ist auch so eine Art KI-Sprache, sie fügt zusammen, was sinnvoll klingt oder passen könnte

es gibt Vessels und Zeiten und Ansätze für alles, und nichts Menschliches ist unnatürlich, und im Garten sind kleine Salatbabies mit langen weißen Wurzeln und die Rosinenscones heute morgen waren einwandfrei fantastisch

Alles Schreiben entsteht in der P.A.Z.
Mein tätowierter Körper ist eine P.A.Z.

Mein queerer Körper ist eine P.A.Z.

Horos, schreibt Hoof, Hovard Humber Hunsinger

Matsushita, schreibt Martorana, Mayberry Mcconville Mccoun

die 25jährige in der bar hatte so viel energie, dieses ausgehen braucht so viel energie, um spaß zu machen, sie drehte sich zu mir, strahlte und rief HI! und bot mir einen schluck aus ihrem weinglas an

wie wir alle ein bisschen klischee sind und ein bisschen auch nicht

die vielen frühlingsvögel auf einmal

3. Februar 2024

und ist das Grundstück auf der karibischen oder pazifischen Seite

Relationship fluidity: das Konzept, dass sich eine Beziehung in ihrer Form endlos verändern kann, ohne dass sie mehr oder weniger wert ist, dass also Nähe und Liebe verschiedene Formen finden können, dass es kein Beziehungsergebnis gibt, kein fertiger finaler Zustand.

lass uns doch gegenübersitzen dass wir uns ansprechen können

Die Unmengen von Notizbüchern und Blöcken, mit denen ich zurückkehre, unter großem Einhornhimmel, leuchtend rot und rosa und orange.

1. Februar 2024

Einer im Zug klatscht sich auf die Armbeuge und erklärt dem anderen die Geste, also weißt du, wegen Drogen

Mein Misstrauen bei den sehr simplen Fragen der vielleicht Vierzigjährigen, die anscheinend noch nie Bahn gefahren ist, ich erklärte ihr, wo das Gleis ist und ja, dass es im Zug eine Toilette gäbe, und hatte gleichzeitig Angst, dass mein Rucksack gerade heimlich ausgeräumt wird, aber nee, sie wusste das wirklich nicht, und bedankte sich, sie hätte gleich geahnt, dass ich mich mit Zügen auskenne.

Die elf Bücher, mit denen ich für 48 Stunden verreise

tattoos in stockfotos. interessant, wie bilder von weißen menschen mit tattoos für werbezwecke eingesetzt werden, was sie aussagen sollen, welche arten von tätowierungen das dann sind, wie sie kombiniert werden zB mit weichen, hellen textilien und sehr gepflegten nägeln usw und man sieht dann meist nicht die gesamte person sondern nur die arme und hände am laptop oder an der tasse - und was das mit mir gerade macht, dass ich dann überlege ob die person, deren website das ist, ob die das ist auf den bildern und ob sie tatsächlich selber tätowierungen hat und ob genau diese und wie das alles eigentlich zusammen geht - werben mit identitäten? werben mit symbolen anderer?

noch im liegen mit meinem wecklied mitgetanzt.

31. Januar 2024

adrienne maree brown what we give our attention to grows

Prentis Hemphill Boundaries are the distance at which I can love you and me simultaneously. (auch hier das wieder Zurückkehren zu einem Zitat, wie gut das ist, von manchen Sätzen begleitet zu werden, nicht immer wieder neue Sätze zu brauchen, sondern die vorhandenen aufblättern, immer wieder.)

Kali, sinngemäßI strongly believe that we want to be close and that we need to be close and that at times we can put our focus more on the together part and not so much on the different we parts

Freude über den Küchentisch im Atelier voller Skizzenbücher und Farbe und einem Guten Ast, Vorfreude auf das Tätowieren als Prozess und als Lernprozess und auf die Tattoos selber, ich habe so gar keinen Zweifel daran, dass das gerade dran ist, überhaupt keine Angst davor, das irgendwann zu bereuen, falls ja, werde ich auch damit umgehen können, aber nichts in mir will diesen Körper „rein“ halten, er hat vielleicht nochmal 40 Jahre und die darf er bunt und bemustert verbringen, und so schlabbrig und faltig wie er will, wir können jede Freude dringend gebrauchen.

Mama das ist jetzt echt gezogen, sagte das Kind im Traum über den Burger mit Kuscheltierhund drin zu mir, und dann hab ich’s gegessen oder doch wir beide.

30. Januar 2024

ein notat: kuschi mein armadillo du gürteltier an meinem oberrücken

dorothea prühls ketten gezeichnet, als ansätze für eine tätowierung; schmuck zu schmuck machen

ich mache ein experiment, will für einen textauftrag verschiedene notizen erweitern und zusammenfassen oder verflechten oder nebeneinander stellen. in den themenbeutel stecke ich den wolf, die wildnis, die tarnung als queere praxis, die notiz zur reinheit, die noch nicht veröffentlichte zu drag und noch ein paar fäden mehr, arbeitstitel: wolfwalddrag. ich habe dafür einen bündel notizen ausgedruckt, und den rotkäppchen-moment gehabt (duh natürlich trägt der wolf drag), und es geht auch in diesem bündel um weichheit und wut und widerstand und werkzeuge und wald, wie an fast allen anderen stellen auch, das sind gute beutel in beuteln zurzeit.

ich habe die handreichung zu meiner genderqueerness veröffentlicht! in einer ersten version, es ist das drin, was ich jetzt gerade brauche und das, was ich jetzt gerade sagen kann.

Tagebuch als ein Ort wo wir so spezifisch und weird sein und schreiben dürfen wie wir es sind

die vielen wilden lebensläufe, dieser papierabdruck von versuchen und ansätzen und irrwegen

wir können alle kleine mafiosi sein, die seitwärts deals aushandeln und unangezündete kippen in den mundwinkeln hängen haben

Auf die Frage wer bist du muss ein Name immer reichen (die Erwartungshaltungen, die wir in sozialen Kontexten haben, was wir alles glauben, wissen zu dürfen oder sogar Anspruch darauf zu haben)

Wie unfassbar schwer das ist, etwas zu machen, das nichts bedeutet – ich versuche das bei den Tätowierungen und scheitere sofort, es kann nicht nur verzieren, es hat sofort Kontext und Geschichte und Platzierung und und und – weil nichts aus dem Nichts kommt und weil wir so sehr Sinn in allem suchen

queernature hierMost Things Leave a Trace. This is the premise of Tracking, the oldest science. This is really more spellwork than critique, but we are able to believe it’s possible to Leave No Trace because of a deanimated view of the world that was/is imposed upon us. Obviously, we can still refrain from littering, we can reduce our impact, and practice awareness of the traces we do leave, while still believing in the inevitability of Traces; participating in that animistic revival. (…) Tracking is a way of seeing that anticipates animacy everywhere by looking for its effects on matter. This includes the scuff of paw on dirt, but also extends to the low hanging branch sweeping a crescent on the ground below as the wind blows, the seaweed and driftwood etching a water line across the beach. Rare is the surface or substrate that is free from traces of the animate.

ich mag, wie das freundi mit gedichtzeilen arbeitet, sie als nahrung und anregung und behälter verwendet

29. Januar 2024

Verbindlichkeiten und Nebenverbindlichkeiten

An so vielen Stellen in meinem Leben gibt es noch keine flüssige Sprache für das, was ich bin und das, was wir sind und das, was wir tun. Also suchen wir Sprache und probieren Sprache aus und stolpern rum und wirken von außen wirr und sind aber innen so klar, so klar wie selten, und stark und verbunden, nur die Sprache dafür gibt es noch nicht. Ich tröste mich immer öfter damit, dass das zwar anstrengend wie sau ist, aber eine zutiefst fruchtbare Anstrengung. Ich würde das gerne noch mehr als Spiel sehen können, wie ich es gestern mir schon in dem Gespräch zur Lesung wünschte, damit die Anstrengung sich nicht so existenziell anfühlt, damit sie beiläufig produktiver werden kann.

eine wolke drückte von innen an meinen schädel

28. Januar 2024

Familienformen finden, die sich jenseits der Kernfamilie bewegen, ist ein queerender Prozess, und er ist ähnlichen Bedingungen der Sprachlosigkeit und Fragen nach Sichtbarkeit ausgesetzt (zB wie nennt ein Kind das Kind, mit dem es aufwächst, das nicht sein Geschwisterkind ist?).

27. Januar 2024

lea schreibt im newsletter von materialrecherche und glasurexperimenten, wie das von laborbedingung plötzlich zu einem wilden draußen experiment wird, und genau so will ich das tätowieren angehen lernen, von innen und draußen heraus (Wenn ich den Ton mit meinen eigenen Händen aus der Erde hole, dann habe ich keine Anweisungen auf einer Verpackung, sondern eine Einladung frei und wild zu experimentieren.)

der summer oben summt

türen ölen macht mir spaß

nackter-mann-orchidee.jpg nackter mann orchidee, von hierein Lachanfall

Coming out again
and again and again and again
Maske an Maske ab
Regie!

Haus
wünscht
keine Werbung

Mehrere Grüns in einem Muster

26. Januar 2024

Elke Erbs 5 Minuten Notate nochmal eine ganz andere Herangehensweise, weder Kompost noch Tagebuch noch Hirnschwapp, oder zumindest nicht der Schwapp, wie ich ihn zurzeit schwappe, die Notate sind ein literarisches Vorgehen und kein Weltbewältigendes, oder eben genau beides, es ist Stimme und nicht Meldung. Ausprobieren.

mal schauen wie schnell so ein Bein voll ist

ein Blatt ist schnell voll

Palme, Pfeil, Tanne, Pilz
Wolke, Blüte, Sonne

Hat alles inzwischen eine bittersüße Qualität? Wie ein Apfel, ein Apfel mit immer angeditschter Stelle. Ist wirklich überall eine Verunsicherung dahinter?

Wo genau bin ich wirklich tiefenentspannt.

Und wer profitiert von meiner Grundanspannung.

Trainerin
mit
Trillerpfeife

Es schüttet wie aus Kürbissen
Eine Stunde hat tausend Stunden

Hilfsbereite Nachbar:innen klingeln, weil der Nachbar von oben sein Schlüssel an der Autotür hat stecken lassen, macht gleich kleinen Dorf-Vibe, hier oben bei uns in der Siedlung

Jesse Ball in Census keeping a strong mood of joyfulness and gratefulness, and trying not, in our attitudes or speech, to lay the world out in hierarchies

Motto der Website also Motto meines Lebens gerade

(Da ist auch die Frage nach dem Lieblingsding, der Lieblingsperson drin, denn das sind Hierarchien)

Ich glaube ich habe sogar im Traum Kompost bearbeitet

25. Januar 2024

gestern 1 Fuchs
heute 1 Vollmond

das Lewis Zitat mit den Spuren von uns, die wir überall hinterlassen, erinnert mich an eine Vorstellung, die ich als Kind hatte – wie es wäre, wenn man anhand von Farben erkennen könnte, wo Menschen sich überall gegenseitig berührt haben (wie Wetterkarten mit verschiedenen Temperaturzonen oder Sturmdichten), also dass die Hände eine viel dunklere Farbe hätten, weil sie so oft berühren und so oft berührt werden, und intimere Stellen viel heller wären - ich glaube, das hatte keinen direkten sexuellen Bezug, war aber auf jeden Fall gemischt mit einer kindlichen Neugierde darauf, wo Menschen sich überall berühren; die Vorstellung war schön bunt und geheimnisvoll

da gäbe es auf jeden Fall auch berufsbedingte Abweichungen

Mobile Komposte, Kompostreisen

Draußen pustet einer die Blätter weg und wird vermutlich keinen Kompost daraus machen. Obwohl? Auf jeden Fall bekommt die Wiese nicht die Düngung.

24. Januar 2024

Lust auf estnische Zimtkekse

so lebendig das Wetter heute, so hell und so viel Wind

der Stall ist eine Schutzkappe, ein Regenmantel, ein Regenbogen, eine große Maske

Elke Erb, Ich wache aufUnd: Mein Pferd ist im Stall.
Es ist nicht der Sinn eines Pferdes, sich zu zeigen.

Yi Jin Jing ist ja auch eine Art von Selbstregulierung, ein tägliches Ausprobieren von und Erinnern an verschiedene Masken und Werkzeuge und Energien, die wir zur Verfügung haben.

Im Traum war das Freundi nicht mehr in der „zarten Phase“, und fuhr deshalb auf großen Felsbrocken, die es anstieß, in den eiskalten See hinein.

Paul McCartney, Maybe I’m Amazed(help me with my song)

Ich habe gestern in einer digitalen Gruppensituation angeregt, dass wir gemeinsam singen, oder summen – ich! eine Person, die doch gar nicht singen kann, und da immer so Panik davor hat! – und es war genau richtig, wir haben im Kanon froh zu sein bedarf es wenig gesummt, und es war chaotisch und lustig und verbindend und auflockernd und irgendwie dran.

23. Januar 2024

Ich wolke, ich will wolken.

Ich renne, ich will regnen.

Ich galoppiere, ich will ankommen.

Widerstand, Weichheit, Wut als Werkzeuge (die wir wie Masken selber auf- und absetzen können, die wir und mit denen wir uns selber regulieren, es gibt so viele verschiedene Arten von Schalen, papierdünn und spröde wie Litschis, weich wie Pfirsich, rückenschützend wie Ohrensessel)

Wolken als Verb.

🐎🌧

Interessant, dass ich keinen Duft mehrere Stunden lang ertrage – was für eine Kraft diese Pflanzenöle tatsächlich haben, das ist richtig Chemie und macht was mit mir (lernen, auch mit diesem Werkzeug umzugehen)

Elke Erb ist gestorben, und durch die Bach fühle ich einen näheren Draht und eine Traurigkeit, und wir sprechen über die Hirnschwapps und wie wichtig sie sind und über das Knüllpapier, und sind dankbar und ich zünde noch eine Kerze an

Ich empfinde das als hilfreich, dass der Kompost, sowie Lotz' Heilige Schrift und Goetz' Abfall etc, keine Bilder enthalten – das ist ein großer Unterschied zB zu Instagram, die Bildgewaltigkeit dort ist mir oft anmaßend, bleibt mir anders kleben als Text (stimmt das?) (zumindest was offene Alltagseindrücke anderer Menschen angeht, es ist dann, als hätte ich ganz schnell ganz kurz viele Menschen besucht)

Manchmal muss man einfach los tippen, wir geben uns viel zu selten Gelegenheit, einfach los zu tippen, bei uns zu sein und dem Ausdruck zu geben = das ist eine wichtige Arbeit, die die Bach und ich mit dem Schreibmonat machen. Wir haben gestern eine sehr bunte sehr freudige digitale Postkarte als Antwort auf unsere Postkarten-Mail bekommen, von einer Leserin, die sich so gefreut hat über unseren verspielten Ansatz, und ich freue mich so über ihre verspielte Antwort, auch das ist wichtige Arbeit, wir zeigen, dass auch das sogenannte ethische Marketing keine starren Regeln hat, sondern ein Spiel ist.

Ich bin leicht schräg drauf, was heißt, ich bin sehr bei mir, ich habe heute Spieltag aber ich spiele im Schreibmonat, ich mische alles zusammen mit großen Händen wie gestern das Kimchi in seinen fünf Schüsseln, und danach werde ich auch alle Schüsseln spülen müssen, aber das gehört eben dazu, ich atme, ich versuche mir, die Qi Gong Sequenzen einzuprägen und eigen zu machen, ganz weich sie ernst zu nehmen.

Die Welt ist hell heute, klingend, sie ist sie selber, sie weiß nichts von den Gefahren, sie weiß alles über die Gefahren, wo liegen die Schlangen gerade in der Brache, wo schlafen die Rehe im Wäldchen?

welche künstlerin war das noch, die tatsächlich kleine wolken in galerieräume eingeladen hat, sie dort fabriziert hat (was ist das richtige verb?)

und der kleine duftvernebler macht ja auch die ganze zeit eine kleine zimmerwolke

„We leave traces of ourselves wherever we go, on whatever we touch.“ fand ich auch bei den Wolkenhänden, es ist ein Zitat von Lewis Thomas, dessen Lives of a Cell ich vor Ewigkeiten mehrfach angefangen und (wie so viele Bücher) noch nicht zu Ende gelesen habe, aber als ich jetzt wieder hinein lese, ist mir vieles ganz vertraut, eine große Zelle zu sein heißt auch, keine Insel zu sein. Und wie diese Zitate Fäden weben.

Bergamotte riecht tatsächlich erstaunlich lavendelig

Verschiedene Qualitäten von weich – die Weichheit in einem Streit, um die wir so ringen mussten, die ganz viel Kraft brauchte, um nicht überrollt zu werden, die dann so tief ging und so viel aufgemacht hat. Die Weichheit in meinem Körper, die ich zurzeit erforsche, dieses immer und immer wieder Loslassen einer Spannung, im Nacken, in den Händen, in den Armen, in den durchgedrückten Knien, und auch hier wird so sichtbar, wie anstrengend diese Weichheit ist, wie sehr mich die Verhärtung und Spannung eben auch stützt und wie viel Kraft ich in anderen, neuen Muskeln aufbringen muss, damit die Knie weich und locker bleiben können.

Im Traum einen Christstollen geklaut, aus einer Schulbäckerei.

22. Januar 2024

Heute hat das Sternzeichen gewechselt, sagt das Kind, jetzt ist Wassermann. Und überhaupt erzählt es so viel, obwohl es eigentlich krank ist, es berichtet mir alles vom Zirkusaufbau und dem Meerjungfrauenschwanz und den Sturmstufen im Hörspiel, violett ist nämlich der stärkste Sturm, aber es war ein roter, und sie haben alles gesichert und die Tiere in den Stall geholt. Und es will mir auch einen Stall malen, was für ein Glück ich habe, dass mehrere Menschen mir einen Stall malen.

Die Kompost-Notizen geben erstaunlich wenig darüber preis, wie sich mein Tag tatsächlich angefühlt hat, was für eine Stimmung sich durchzog, was ich erlebte. Die veröffentlichbaren Gedankenstränge einfach ein eigener Strang, der manches im Tag immer wieder berührt und sich darum wickelt, und manchmal völlig eigen ist.

Handgelenk schmerzt kann nicht tippen
Stimme rau kann nicht sprechen
Sooooooorry

alle Früchte so Natur Wunderwerke, wenn man da mal anfängt drüber nachzudenken

Plötzlich taucht auch noch ein Wolkenworkshop auf (But does a cloud criticize itself for being a cloud? Is it prone to over-analyzing or shaming itself when it takes the shape of a storm?), auch hier gibt es ein Emotional Storm Support Kit, überhaupt das Gefühlte Wetter, das Innere Wetter, was bedeuten die Wolken noch, was bedeuten sie mir gerade? WOLKEN. Wolken tragen, Wolken spielen, Wolken zeichnen. WASSER, das da oben hängt, das sichtbar ist. Das mit Pilzen und Bakterien gefüllt ist, oder sich an Pilze und Bakterien hängt, ich weiß nicht, wie rum.

manchmal schmeckt eine Walnuss richtig wie eine Frucht

Lieblings-Etwas oder Lieblings-Soundso kann aber vielleicht auch eine schöne Genauigkeit und Bewusstheit enthalten, genau zu wissen, was ich selber mag, genau zu spüren, was ich an einer bestimmten Person mag. In nahen Beziehungsgeflechten ist das doch auch hilfreich, weil es so klar und spezifisch jemanden sieht, mit dem, was genau diese Person mitbringt, und in dieser Spezifität ist gar kein Platz für Eifersucht, weil das ja per Definition nicht vergleichbar ist – und/aber es wertet doch einfach sehr, oder könnte ich das abschütteln? Weil es ja so viele Varianten gibt, jemandens Liebling zu sein? (Wäre es nicht schöner, ganz das Liebling sein wollen abzuschütteln?)

21. Januar 2024

Mein Handwerk mein Handwerk

Deane Juhan in Job’s Body, a handbook for bodywork, aus diesem Essay unter anderem über Contact ImprovisationBy rubbing up against the world, I define myself to myself.

Und die Traurigkeit tragen wir alle.

Die selber bestückten psychischen Notfallkoffer, selbstgemachte Notfallkarten, was für ein gutes Konzept, warum werden solche Konzepte nicht in Schulen beigebracht? Das müssen doch alle wissen.

Saugt der Kompost meine Kommunikationskapazität ab?

der kalte Schnee an meinen Händen

wir werfen Schneebälle auf einen Baum und treffen beide nicht

Die heimliche Sehnsucht am Abend nach einer solchen Demo: in den Nachrichten zu hören, dass das Problem gelöst ist, die Partei eingeknickt, der Hocker abgesägt, es waren genug Leute da, hat gereicht, danke.

Hab einen Stall auf Post-it bekommen
Der gleichzeitig auch ein Rätsel ist

Michael P. Garofalo zu seinem Blog Cloud HandsIs drawing or painting clouds on paper a form of moving hands like clouds?

Die Griff und greifen Metaphern, die Schmerzen im Handgelenk und die Übungen dafür, die cloud hands, Spannung und Entspannung, das Berühren mit Händen, sich unterhaltende Körper, die Freiheit im Schwimmen, im Tanzen, im Schnitzen, Wolken zeichnen und malen, schreiben ohne zu schreiben.

= Ich entdecke Muster im Kompost

Im Traum schaute ich Tattoo Motive mit meiner kleinen Schwester an, sie wollte unbedingt ein Herz, sie wollte es direkt gestochen haben, obwohl sie noch ein Kind war, sie hatte differenzierte und kluge Meinungen zu den Motiven. In einem Kleintierfachgeschäft fragte ich nach Fischen und Fischfutter, denn ich bräuchte die Fische, um sie meiner Eule zu füttern, die Verkäuferin tippte mir lachend an die Stirn.

20. Januar 2024

Warum sind Filmsynchronisierungen auch immer so schlecht? WILL niemand, dass die besser sind?

Vielleicht sollte ich wirklich mal beobachten mit welchen Übersetzis ich gut leben kann. Lieblings Übersetzis finden. Ann Cotten fällt mir erstmal nur ein. Muss ich mal drauf achten.

Ich leide oft unter deutschen Übersetzungen aus dem Englischen, wie in dem „Warum wir schwimmen“ von Bonnie Tsui, das sind doch einfach keine schönen Satze mehr. Auf Deutsch blättere ich das Buch relativ distanziert durch, auf der Suche nach Momenten, die mich wach machen, aber vielleicht hatte es im Englischen einen komplett anderen Sog?

Charles Tomlinson in Swimming Chenango LakeUnd frei zu sein zwischen Griff und Greifen.

mit einem Freundi über das tägliche Schreiben gesprochen bzw über Schreibprojekte, die leicht und flüssig laufen, die voller Spaß und Drama sind, und wie sie unserem Hirn dann melden du hast ja heute schon geschrieben und wir dann nicht mehr an den anderen Projekten weiter schreiben, an den ernsten ernsthaftigen

ich weiß so wenig über Tricky

Und ich bin geschwommen, in einer neuen Halle, die gleich aufgebaut ist wie die anderen alten DDR-Schwimmhallen und ich kurzsichtige Person bin froh darum, denn dann kann ich mich auch brillenlos orientieren, aber das goldene Abendlicht habe ich gesehen, das in die Schwimmhalle geflutet kam, und dann der rosablaugoldleuchtende langsame Sonnenuntergang, den habe ich auch aus dem Wasser gesehen, das ist alles ein Glück, das ist mir so ein Glück, so komme ich wieder zu mir und bin wieder ansprechbar und kann Neues wieder aufnehmen und überhaupt da sein. Bin ich im Wasser wirklich da? Die Zeit verfliegt beim Schwimmen immer so schnell.

19. Januar 2024

diese woche überhaupt nicht gezeichnet
aber bilder im kopf und worte fließen an manchen tagen und die spuren im schnee waren so schön

freude über eine aus dem nichts aufploppende lesungsanfrage, anne munka mischt wieder musik und texte und ich mag mischwesen doch so gern, sie erinnert sich an unseren briefwechsel, an den text über die nachbar:innen, den ich ihr damals schickte, ich glaube, es war auch eine zeichnung dabei

ich fühle mich, als müsste ich weinen, bin aber gleichzeitig eigentlich glücklich, ich bin müde, aber nicht erschöpft, ich habe den schweiß vom pferdchen abgewischt, ich habe es gekämmt, ich habe ihm die hufen ausgekratzt, jetzt locke ich es mit schönem stroh in den stall

mein kleines lichtermärchen

Hobbies als Verbindungsmomente, als kleine unauffällige Bühnen für Spiritualität

Senfbrote

ein total
schönes
kerzenmeer

Wie ich dem Freundi ungefragt mit meiner Meinung zu Hausgeburten begegnet bin, genau das wollte ich doch nicht tun

Wie das Freundi sich heute daran erinnert hat, dass ich beim Weichen Website Kurs vorgeschlagen hatte, man könne sich einen Altar bauen, und dass der Altar auch mit Kippen und Keksen bestückt sein könne, und dass das dauerhaft die Vorstellung des Freundis davon, was ein Altar sein kann, verändert habe

Ich habe ja ungern Lieblings-Irgendwase, weil sich gefühlt alles so oft bei mir ändert und weil ich die Wertung in einem Lieblings-Ding oft unsinnig finde (Superlative nerven so oft) UND ich merke, dass ich natürlich Lieblinge habe, zu denen ich immer wieder zurück kreisele, Tricky zB als Musiker, auch weil sein Werk so unterschiedlich ist, immer erkennbar auf eine Art und immer sehr anders, so eigen und durcheinander wie Björk zB, nur mehr noch auf meiner Wellenlänge, als würde mein Blut in tricky beats fließen höhö

Was mich vermutlich auch ziemlich genau zeitlich verortet

Soll heißen ich finde eine ziemliche Bandbreite meiner Emotionen in seiner Musik wieder

Was vermutlich auch an der hohen Dichte seiner Kollaborationen liegt, es ist ja nie nur er zu hören, es ist immer eine kleine Welt, eine Gruppe, eine Partnerschaft

Tricky Ununiform

heute ein Tag an dem ich eigentlich nur den gesamten Tag durch den Schnee stapfen will

hart verzaubert von der Schneelandschaft auf der Brache in der Sonne

ich habe darüber schon mal geschrieben, über den Positionierungs-Aktivismus, ich habe da schon oft drüber geschrieben

Das Ding mit Demos, das Ding mit den Grundrechten, die man Hocker entziehen will, wie ich gehört habe, es sei eine Petition „gegen ihn“, aber Grundrechte entziehen ist schon noch mal was anderes als „gegen“ jemanden zu sein usw, wieder mal hab ich mich zu wenig damit befasst, wieder mal denke ich alles gleichzeitig, also ich denke warum nutzen wir nicht jedes Werkzeug, „die“ nutzen doch auch alles, was ihnen so einfällt, und ich denke gleichzeitig was passiert denn dann wirklich, wenn man einen der Fratzen ein bisschen entmachtet hat, hilft das tatsächlich, oder sitzt seine Macht nicht woanders, in all denen, die ihn als Figur brauchen, und würden die ihm als Opfer nicht noch viel mehr beistehen usw.

Was ist wirklich wirksam? Worüber werde ich mich ärgern, es nicht getan zu haben, was werde ich mir vorwerfen? Ich weiß nicht, ob ich mir vorwerfen werde auf eine Demo nicht gegangen zu sein. Aber wer weiß, das Ding mit den Körpern und sich hin stellen – aber wer sieht das und was macht es?

Was braucht es wirklich und was kann ich dafür tun und wo bin ich einfach nur bequem und wo bräuchte ich Mut? Antworten bitte.

Im Traum viel Wasser, mit dem Freundi schwomm ich gekachelte Wassergänge hinauf und hinunter, es waren Verbindungen zwischen Häusern, wir hatten uns etwas darin verschwommen, wir waren einfach rein gesprungen / eine Küste, an der ich mit dem Zug oder der Drohne entlangraste, ich sah wie viele Hochzeiten gefeiert wurden in leerstehenden Häusern und an Stränden, wie Omis lachend ins Wasser gezogen wurden / mit Freundis verreist oder in Residenz, auch hier ein See mit Holzsteg und es zog uns dort hin, Freundi, gehen wir noch ins Wasser?

(vielleicht alles schon der Einfluss von dem Schwimmbuch, das ich gestern auslieh)

18. Januar 2024

brauche
neue
hände

ich will bronzene kerzenständer und schälchen und seifenhalter mit langen staksbeinchen machen
& ich will stoffe weben in alle richtungen mit farben
& schnitzen schnitzen nähen nähen quilti quilti

am nacken jetzt immer eine brise, so frisch kurz rasiert wie er nun ist

Möchtest du wissen, warum ich dich so selten sehe, mein Freund? In der Einsamkeit habe ich ein Paket für dich zusammengestellt.

Schreibt Thoreau und mir schnürt es alles zusammen. Ich schnüre Pakete für das Freundi und kann sie nicht übergeben.

Wenn ich auf die Einträge von gestern im Kompost schaue, spüre ich nicht die Stimmung oder die Stimmungen des Tages, da ist vor allem ein Gedankenstrang abgebildet, an dem ich mich offensichtlich gestern abgearbeitet habe, und da wird die umgekehrt chronologische Reihung dann fast seltsam, aber vielleicht auch gut seltsam? Weil sie sichtbar macht, wie ich kreisele?

Und eine Leserin schreibt, sie lese den Kompost von unten nach oben und hänge irgendwo in meinem Dezember und was für eine Freude ihr das sei, und auch das ist so etwas Schönes.

Und zu heute gehört, dass ich mich erstaunlich sehr auf meinen Duftvernebler freue, ich frage mich, warum ich bisher noch nie auf die Idee gekommen bin, auf diese Weise bestimmte Gerüche in mein Leben zu bringen, ich sehe mich schon mit dem Ding verreisen und es überall hin schleppen, eine tragbare Duftbubbel.

Ich habe mich sehr gefreut über meine Idee gestern, für die Textanfrage Notizen zu schreiben bzw zu verknüpfen und zu verbinden, von online auf Papier und wahrscheinlich wieder zurück.

Verliere ich meine Persönlichen Autonomen Zonen, wenn ich so viel für den Kompost schreibe? Wo habe ich gerade PAZ? Ist das der entscheidende Punkt bei den PAZ, dass in ihnen nichts veröffentlicht werden kann? So hatte ich sie definiert.

okay vielleicht doch nicht Thoreau, der Arme hat viel Wetter erlebt

Als Vorbereitung für den Workshop habe ich mir Michael Maars Tagebuch-Buch ausgeliehen, schlage es auf und bin wieder mal fassungslos, wo mir überall was für ein Alltagssexismus entgegenkommt. Es sind fast nur Texte von cis Männern darin, es wird nur generisches Maskulinum verwendet, auf den ersten drei Seiten (!) werden drei Mal in Zitaten Frauen veralbert oder irgendwie ins Lächerliche gezogen … spitzen Anfang … meine Güte Maar

habe jetzt vorerst den älteren Text des mittelalten weißen Mannes mit einem noch sehr viel älteren Text eines alten weißen Mannes ersetzt und lese mittags jetzt die Tagebücher von Thoreau

Heauheau

Der Frisör erzählt von der Doktorarbeit seiner Freundin, die sich mit der medizinischen Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen beschäftigt habe, dann präzisiert er, von trans Kindern und Jugendlichen, wir sprechen eine Weile darüber und ich freue mich, dass das Thema auf diese Weise präsent ist, da ist plötzlich eine Verortung da und ich fühle mich ein Mü sicherer noch als vorher. Das also eine Positivsortierung.

Später zeichnet er Horrorvisionen von einem AfD-Deutschland, mit Hocker als Bundespräsidenten, und noch etwas später sage ich, dass ich unter anderem deshalb Sorge habe, meinen Geschlechtseintrag anpassen zu lassen, auch wenn ich mich gleichzeitig für diese Sorge schäme – aber muss ich das so zentral staatlich verankern, wenn ich doch überhaupt nicht weiß, welche Auswirkungen das in nächster Zeit haben wird? Das ist schon eine ziemlich zentrale Frage für mich im Moment, die ich doch häufig verdränge, die so sehr auch an mein Staatsverständnis geht, und an meine Kampfbereitschaft. Und dokumentiert ist es ja eh alles schon, es steht doch alles auf meinen Websites, immer mehr, dass ich genderqueer bin und welche Pronomen ich verwende. Die Person, deren Haare im Stuhl neben mir geschnitten werden, dreht sich zu uns und fragt, ob sie kurz was fragen dürfe, was ich denn für Pronomen verwende.

Werden bei Schnee mehr alte Straßenbahnen eingesetzt?

Von hinter mir in der Tram schallt es nach vorne c’est trop gai (eine Gruppe von Menschen, die sich kannten, hatten sich in der Tram verteilt und führten nun eine laute Unterhaltung über viele Sitze hinweg, ein multidimensionaler Hörraum, wie die Lautsprecher Tests beim IMAX Kino am Anfang)

Naja und dann ist der Wald auch einfach weiß

Umarmungen die nicht enden sollen

Ist die Spiritualität nicht eigentlich noch viel weiter, eine untrennbare Verknüpfung zwischen allen Lebewesen, nicht wieder nur dieses menschenzentrierte Ding? Bedeutet das nicht, dass ich genauso meine untrennbare Verbindung zum Stein fühle wie zur Wolke wie zum Nachbar dem Rocker? Und das ändert natürlich nichts daran, dass ich wenig Erlebnisse habe, in denen ich Freude und Leid mit anderen, nicht von mir ausgesuchten, Menschen teile. Öfter teile ich Freude und Leid mit einer Gruppe Wolken.

Im Traum wurde uns das Kind zurückgegeben, das wir anscheinend ein paar Jahre zuvor abgegeben hatten, ein ängstliches dünnes Kind, das natürlich völlig verunsichert war, so auf einmal bei fremden Menschen. Wir wohnten in einer Bretterbude und hatten rein gar nichts für das Kind und auch kein Geld, und irgendwie freuten wir uns trotzdem, jetzt war es ja eben so und wir richteten uns innerlich sofort auf das Kind und dessen Sorge aus, wir spielten mit ihm, wir wollten ihm Pommes kaufen, aber da war es schon eingeschlafen, erschöpft nach dem langen Tag in neuer Familie.

17. Januar 2024

Noch mal zu Brené Brown, die ich weiterhin nicht mögen will, die aber etwas formuliert, wieder zum Thema Spiritualität, was mich trifft und anhand dessen ich bemerke, dass ich wirklich keinerlei spirituelle Praxis habe und auch keine hatte jemals. Spirituelle Praxis hier gedacht als eine Praxis, die mich mit den Freuden und Schmerzen einer größeren, nicht von mir bestimmbaren, Gruppe an Menschen verknüpft. Die mir also diese untrennbare Verknüpfung zu anderen Menschen, zur Menschheit in irgendeiner Form, vorleben würde. Und es ist ja im Gegenteil so, dass ich mich scheue wie noch was vor Konzerten und Stadien und Gruppenveranstaltungen jeder Art.

Am nächsten komme ich dem bei Aufgüssen in der Sauna.

Zu Kleon: Ich habe mich ja schon lange gefragt, was eigentlich seine Arbeit ist – er ist ja vor allem ein Kurator, er sucht Sachen zusammen und bündelt sie zu bestimmten Themen, mit mehr oder weniger sinnvollen Titeln dazu und macht da so ein moderneres Self Help Genre draus. Aber die eigentliche künstlerische Arbeit, die er macht oder behauptet zu machen, bleibt mir immer ein bisschen unklar. Er ist sehr fleißig, er ist sehr konsequent, er ist sehr aktiv in seiner Praxis, er ist überhaupt ein spannendes Beispiel für kontinuierliche Praxis. Und in aller Sichtbarkeit bleibt er gleichzeitig darin auf eine Art unsichtbar, vor allem in so Grundverortungsfragen. Vielleicht ist das eine interessante Achse mit den Sortierungsfragen und der Sichtbarkeit – wo will ich denn auf eine Art auch sortiert werden, weil ich damit sichtbar werde mit bestimmten Werten und mit bestimmten Überzeugungen?

Und natürlich lese ich die Artikel, die mich von dem Heinzi interessieren, doch weiter – er gibt mir mit seinen Behauptungen immerhin Anhaltspunkte, mit denen ich arbeiten kann, dann kann ich ihm kritisch begegnen, und wenn ich an anderen Stellen von ihm lernen kann, dann ist das eine Art von Reparatur. Vielleicht doch alles ähnlich wie mit dem Nachbarn.

Diktieren und Notieren sind für mich völlig unterschiedliche Denkvorgänge, Sprechen ist SO ETWAS ANDERES als Schreiben. Was habe ich da bisher eigentlich meinen Kundis immer erzählt? Aber vielleicht ist Diktieren ja wirklich hilfreich, wenn jemand im Schreiben stockt, ich stocke ja meist nicht im Schreiben, sondern eher im Sprechen.

Kleinen moralischen Wettbewerb mit mir am Laufen, was. Und ich erkenne inzwischen, wie geschickt Kleon jegliche Positionierung vermeidet, jeglichen Hinweis darauf, wie er eventuell zu bestimmten Themen steht. Und auch wenn ich gegen die große Sortierung bin, und ich verstehe und daran glaube, dass wir uns nicht einsortieren müssen, habe ich offensichtlich doch eine gewisse Sehnsucht an manchen Punkten nach einer Grundorientierung.

Jetzt konnte ich nicht mal richtig mein schönes Wecklied hören, weil mich der christliche Touch darin, den ich gestern Morgen noch so stehen lassen konnte, heute an den Typ von gestern Abend erinnert. NEIN natürlich muss ich den weder lesen noch seine interessanten Gedanken zitieren (andere Menschen haben auch interessante Gedanken), ich brauche nicht noch mehr Menschen oder Impulse, die meine Identität anzweifeln, auf diese Traurigkeit und Verwirrung kann ich verzichten, die ist nicht fruchtbar. Bei bestimmten Themen aka diesem kann ich mich einfach entziehen, da schulde ich keinem Fremden ein Interesse, da muss ich keine Ausgewogenheit beweisen, Brené Brown hin oder her. Und wenn es mein Nachbar wäre, wäre es möglicherweise nochmal ganz anders, aber auch da: in bestimmte Situationen muss ich mich nicht bringen.

(Umso mehr Verbündetes sein für andere Themen, die nicht so nah an mir sind)

(Und ja, es macht mir schon Fragezeichen in Richtung Austin Kleon auf, dass er diesen Typ verlinkt und sich mit ihm befasst – was ist das wiederum für ein Impuls? Will ich vorgewarnt werden? Habe ich Angst, dass Kleon heimlich auch so denkt, und dass der andere heimlich viel krassere Sachen denkt? Yup, letzteres.)

Im Traum meine Schwerter geschärft.

16. Januar 2024

Ich habe heute eine Einladung zum Schreibmonat als Gedicht verschickt, das macht mich erstaunlich glücklich. Und die Traurigkeit, die auch da ist, nehme ich mit dazu.

Dieses halböffentliche Schreiben ist eine dauernde Herausforderung und eine gute Übung für meinen Selbstauftrag, bei mir zu bleiben. Ich darf etwas performen, wenn ich das will, ich darf überlegen, was ich als nächstes lese und dabei meine eigenen Mitlesenden mit denken, ich will das alles im Blick behalten und mit einschließen, ich muss mich weder in die eine noch in die andere Richtung zensieren.

Ich habe heute eine Erläuterung zum Kompost geschrieben und darin jemanden zu einem bestimmten Aspekt von Notizenarbeit zitiert. Und später habe ich in dem Blog dieser Person weitergestöbert und festgestellt, dass sie nicht an Genderfluidität „glaubt“ und eine relativ deutlich kritische Position gegenüber Trans Menschen hat (keine offensichtlich aggressive, aber auf jeden Fall ablehnende, aus einer christlichen Kernfamilienverherrlichung kommend), und ich habe daraufhin deren Zitat wieder von meiner Webseite genommen. Obwohl der Gedanke, den die Person hatte, rein handwerklich ja interessant war, und jetzt frage ich mich, was mein eigenes Mini-Canceln mit mir macht, und ob ich mich vielleicht umfassender mit den weiteren Gedanken dieser Person hätte befassen sollen, sie nicht direkt vehement ablehnen – aber NEE, ich muss mich nicht mit jeder Person befassen und so bedeutend war dieser eine Gedanke, den die Person hatte, nun auch wieder nicht, dass ich dafür deren sonstige faulen Gedanken durchkämmen müsste.

Wie stark ist dieses Bild, das Goetz der Schriftsteller in Abfall von sich und seinem Schreibleben zeichnet? Auf wie viele Menschen wirkt so etwas, wer empfängt das, wen stachelt es an, wer glaubt dadurch, nur noch genauer zu wissen, nicht mitreden zu können, nicht dazu zu gehören, nicht mit dieser Krankheit, nicht mit dieser Hautfarbe, nicht ohne Studium, nicht mit Baby auf dem Arm usw? Und wem genau ist das vorzuwerfen?

Ich will selber nicht mehr daran glauben, dass jedes Buch alles und alle mitdenken muss. Aber ich spüre es eben so stark (wir alle spüren das vermutlich so spitz), wenn ich nicht mitgedacht werde. Aber das ist wiederum auch keine reale Erwartung, die ich an Goetz' zwanzig Jahre altes Tagebuch habe. Aber warum beschäftigt es mich dann so? Ich hänge da gerade so ein bisschen in einer Meta Schleife, und ich sollte vielleicht mal was anderes lesen, aber ich habe einfach so viel SPASS an diesem voyeuristischen Tagebuch-Format, das mir so eine NÄHE vorgaukelt.

Vom Lotz hätte ich genau so eine Live-Kommentierung machen können, nur hatte ich da noch keinen Kompost.

Wie S. sagte: Kompost ist einfach Praxis

Füße wie die Lappen

Ich kann im Kompost das öffentliche Sprechen (das Melden) üben, ohne dass ich ganz stark vorauseilend in einen Resonanzraum höre, ohne, dass ich augenblicklich Reaktionen (oder ein Ausbleiben von Reaktionen) erhalte. Vermutlich sollte es da nicht stehenbleiben, Resonanz ist natürlich relevant, aber ich fühle mich als dermaßen nicht-öffentliche Person, dass ich diesen Zwischenschritt gut gebrauchen kann.

Muss die Lässigkeit (in der Sprache, oder die Grobheit im Schmuck etc) klug sein, damit sie funktioniert? Ist eine Form von Intelligenz hier entscheidend?

Das Freundi sagte gestern, die Füchse erkennen mich bestimmt, wie ich da immer in meinem Dreieck zwischen Zuhause, Atelier und Schwimmbad umherradele.

do not disturb modus

generativ ja auch so ein computer und ai wort - wie färbt das aufeinander ab, was bedeutet hier was?

Ich lese den Goetz inzwischen fast genau so gern wie den Lotz. Beim Goetz habe ich weniger parat aus der Zeit, in der es geschrieben wurde, weshalb ich weniger Zusammenhänge sofort erkennen kann. Gut, ich war da auch vierzehn. Aber ich mag seine Energie und Getriebenheit, zumindest auf dem Papier.

Bei beiden ist es so ein angenehm arbeitsorientierter Ort, so viel mediengetränkter Fokus, bei Goetz nochmal mehr, hier ist alles Denken und Verknüpfen und Bewerten und Durchdringen, und kaum Körper, kaum Natur, kaum Fürsorge (keine bisher benannt, um genau zu sein), kaum nahe Beziehung. Bei Lotz ist das mit der einen nahen Beziehung, über die er nicht schreibt, immerhin eine markierte Leerstelle, bei Goetz bleibt es offen, ob das nicht vielleicht wirklich einfach Realität ist, oder war, oder zumindest für diesen relativ jungen Mann in der Hauptstadt in den Neunzigern Realität war.

Hab schon lange keinen solchen Text mehr gelesen, fast alles, was ich inzwischen sonst lese, ist getränkt von Fürsorgefragen, von Körpern, von Körperflüssigkeiten, von Aushandlungen von Macht und Privilegien und Strukturen nicht nur im Großen, sondern im sehr konkreten Alltäglichen, von einer von außen bestimmten Dringlichkeit der Klimakatastrophe, der politischen Zuspitzungen. Goetz lesen also ein Pause machen.

(Ah lustig, kaum notiert, stoße ich zumindest auf eine winzige Markierung, dass ein Mensch mehr ist als ein Kopf: „Ich frage mich dauernd, wie andere Leute das machen: Beruf und Haushalt. Gottseidank hat man wenigstens keine Kinder. Bei Rutschkys, wo alles so intellektuell und toll ist, macht alles die Frau, ganz traditionell. Und er sitzt als Pascha da und schwadroniert rum und kennt sich aus. Streichelt den Hund, spricht mit der Katze. Auch super.“)

All I ever really want to know is how other people are making it through life—where do they put their body, hour by hour, and how do they cope inside of it.Miranda July in It chooses you Ich komme immer wieder zu Miranda July zurück, zu dem, dass ich offensichtlich auch einfach wissen will, was andere Menschen Stunde um Stunde tun, denken, notieren, und dass es mir gar nicht so sehr darauf ankommt, wer diese Menschen sind und was sie sonst tun und wann sie das taten und notierten. Das passt auch zu Geigers Abfall Buch, das ich inzwischen doch weiter lese, in dem er von den Briefkonvoluten erzählt, die er findet, und wie lebendig und spannend die meist seien. Mich erstaunt allerdings, dass er erst über diese Briefe die „Stimmen des Volkes“ hört, die hört man doch auch sonst im Alltag?

Und warum hat Goetz dann in der Zeit, als er kleine Kinder hatte, nicht auch so ein öffentliches Tagebuch geführt?

Mir jetzt wirklich so ein ganzes Shrimpsalat-Kästchen rein gepfiffen.

Warum sind Rollenspiele für die Entwicklung eines Kindes so wichtig? Habe ich viel Rollenspiele gespielt? Kann ich denn heute noch Rollenspiele? Zählt da auch das Zeichnen dazu, Erlebnisse auf dem Papier haben? Zählt da auch dazu, alleine mit dem Puppenhaus zu spielen (ganz großes Ding bei mir gewesen), oder mit Kastanien oder Steinchen etc, ihnen Wesen zuzuweisen? Oder braucht es verteilte Rollen mit anderen Menschen? Müssten die Rollenspiele des Kindes den Erwachsenen Spaß machen?

Shrimps und Krabben verwechselt. Der muntere Jazz im Bioladen war auch sehr konsumanregend. Jetzt frühstücke ich Brötchen mit Shrimps in Cocktailsauce, und es ist auf eine Art sehr geil.

Essbare Masken (Pfannkuchen, Mortadella, Fruchtleder)

15. Januar 2024

Das Hallenbad als einer meiner wenigen regelmäßigen öffentlichen Begegnungsorte. Supermarkt noch, und meine Spaziergangsstrecken. Gelegentlich Bibliothek, Kneipen, Restaurants, Theater, Kino, Museum, Öffies etc. Aber das ist so ein Unterschied zu der geballten Öffentlichkeit, die andere Menschen täglich abbekommen und mitgestalten.

Im Schwimmbad immer so eine Dankbarkeit, dass das noch geht, dass ich noch dermaßen Wasser nutzen darf, mich darunter stellen, hineinspringen, stundenlang darin rumpaddeln. Ich fürchte, ich werde das noch anders erleben. Dazu einen Ärger auf diejenigen, die ihre Duschen hinter sich laufen lassen, der gleiche Gedanke wie auf der Brache, vielleicht haben wir es ja wirklich nicht anders verdient.

2 Füchse

Vielleicht ist da was dran an den Rückenschmerzen aufgrund der durchgedrückten Knie - ich übe seit ein, zwei Tagen das weiche Stehen, das Qi Gong Stehen, und spürte plötzlich, wie anders die Beine arbeiten müssen, und wie viel weniger der Rücken

das ein WEICHER Moment
der eine andere starke Struktur braucht (die Muskeln der Beine)

Der Nachbar der Rocker wünscht mir ein extrem erfolgreiches neues Jahr

Die Frage, die Goetz nach der Lässigkeit in der Sprache stellt und wann die gut ist und wann sie läppisch lässig wird, die gibt’s genauso auch im Schmuck, wann was grob ist und wann es genau richtig grob ist, und die gibt’s auch in Zeichnungen und Malerei, und Fotografie auf eine Art auch, zum Beispiel wann was unscharf ist und was scharf ist und was gut unscharf ist.

Wieder neue Müllhaufen auf der Brachfläche, und da denke ich, wir haben es doch vielleicht gar nicht verdient, dieses Land auf das wir aufpassen könnten.

In welcher Sprechsituation denke ich mich im Kompost? Also zuerst spreche ich nur für mich und mit mir, idealerweise. Und im Sortierungsschritt sehe ich mich dann in welcher Situation? Klingt banal aber ist entscheidend, vermute ich.

Und die Semi-Öffentlichkeit ist sneaky, die mitlesenden Augen schleichen sich schnell ein. Ein Teil des Schreibens, also des Handwerks, ist es, in bestimmten Phasen niemanden mitlesen zu lassen, auch gedanklich nicht, nur für mich und aus mir heraus zu schreiben. Und dann erst überlegen und spüren, was davon weiter nach außen soll. Oder?

Na Falke
isst du Lachs
nee eben nicht ne

14. Januar 2024

spätabendliche tahinkeks-backung

Treppenhäuser auch eine Semi-Öffentlichkeit

Wald ist echt das halbe Jahr braun, kaum grün

Knall macht der Pizzakarton auf dem Sitz, so von mir aus kanns weiter gehen, sagt der dazugehörige Mensch und meldet der Tram, wie rum sie fahren soll, jetzt hier rechts

Ich will in kein Café
Ich fahr ins Atelier

Rehäugleinwimpernkranz

Schmuddelkind der Branche? Books on Demand in der Deutschen NationalbibliothekWas mir fehlte in der Ausstellung war die gesamte ökologische Achse, Berücksichtigung für das Material, das mit Books on Demand ja mitunter auch munter verschwendet wird, dieser Ressourcenverbrauch an Papier und Tinte und Strom und Versand etc. Also ja, Internet braucht auch Ressourcen, aber Papier ja wohl eher noch mehr? Das ist eine Leerstelle, die heutzutage einfach nicht mehr geht.

Die gedruckte Wikipedia, 7.350 Bände für die englischsprachige Ausgabe.

Wie Bücher eben auch Konzept sein können, es muss sie als Objekt geben, aber ich muss sie nicht lesen, will sie vielleicht gar nicht lesen, nicht als Objekt haben, aber ich will vielleicht wissen, dass es sie gibt und wo sie stehen. Bibliotheksbücher also, nicht im negativen Sinne. Das ist eine Berechtigung. Und aber bewegen sie denn etwas in mir? Und ist das eine Frage an diese Bücher oder (m)eine Frage an Konzeptkunst insgesamt?

Bei der gedruckten Wikipedia macht es mir Sinn, einfach als Veranschaulichung, als greifbar machen von dieser sonst unfassbar großen Datenmenge.

Wie war’s beim Geburtstag? – Ein Mädchen hat gesagt, dass ich nicht gut sprechen kann. – Und hat sie Recht? – Nein.

Den Kompost als Buch, einmal im Jahr? Books on Demand auch eine Semi-Öffentlichkeit.

Klassische Ballettkunst in ihrer reinsten Form

Blumenstrauß in Alufolie

Die zum Gang ausgerichteten Einzelplätze in der S-Bahn, kleine geschützte Orte (Dieser bescheuerte Video-Titel, der mir ungefragt auf YouTube angezeigt wird, etwas mit die Ehe als letzter Safe Space für Männer, so eine Verdrehung dieses Begriffs, und was soll damit überhaupt gemeint sein, ein Ort, an dem Mann nicht herausgefordert wird, sich nicht verändern muss? Ich will, dass all meine Beziehungen Orte sind, an denen ich mich verändern kann und verändert werde, ich will ja eben genau darum in Beziehung treten. Aber ich habe das Video auch nicht angeschaut, könnte völlig falsch liegen, don’t know tho.)

Sahne ist die Maske meines Tees

13. Januar 2024

Wind

Bullshit Jobs, wie die Freundis Sinn und ein DING brauchen, wie wir das natürlich sofort spüren, wenn uns das versagt wird

Heute ist Tag der Aufkleber

Bogenschießen könnte eine Sportart für mich sein, jetzt wo ich Interesse an Qi Gong habe, und damit an nicht-explosiver Kraft, die ohne große Anstrengung wächst

Kraft

Eine Brücke beziehen
Eine Brücke bewohnen

Ein Waldstück als Freundi-Gruppe kaufen und gemeinsam immer wieder dort hin fliehen, anstatt dass alle immer in unterschiedliche Richtungen fliehen.

Briefmarken sammeln: das überwachte Tauschen in einem Verein, ein Verein als Schulhof, diese kleinen bunten Bilder als Zeugen von Welt, als kontrolliertes Fernweh

Was sammelst du? Ist anscheinend die erste Frage im Verein. Antwort: Bunt, Berlin und DDR.

In manchen Gesprächen das Gefühl, ich müsse kleine lustige Anekdoten liefern (im Gegensatz zu wirklich von mir erzählen), um eine gemütliche und angenehme Stimmung für die Runde zu schaffen. Aber was wäre, wenn ich auf einmal wirklich von mir erzählte? In welchen Räumen will ich diese Kraft überhaupt aufbringen, in welchen braucht es mehr Kraft, um diese „Gemütlichkeit“ auszuhalten? Überhaupt Gemütlichkeit als Konzept.

Wie ich Zahlen so schlecht einordnen kann, 4.000 Menschen sind letztes Jahr nach Leipzig gezogen und das klingt für mich erstmal nach wenig und dann mache ich mir klar, dass das ein ganzes Dorf ist, und was diese Menge an Menschen für eine Infrastruktur braucht etc. Und in der Elbe seien „nur“ noch 13% der Fische schadstoffbelastet, und das kommt mir doch recht viel vor.

12. Januar 2024

Angenehm wie der Goetz sich selbst immer wieder unterbricht und befragt und widerspricht, das leuchtet mir sehr ein, so fühlt sich Denken halt an

Bestes Freitagströdeln, lesen und Chili-Ei essen und Tee trinken und darauf warten, dass die Schwimmhalle sich etwas leert.

Der Kompost als Geflecht, das alle anderen Texte tragen können muss, ich muss ALLES, was ich schreibe, auf den Kompost legen können, es muss in allem spürbar sein, dass es durch den Kompost gegangen ist

stimmt das?

Und Goetz schreibt davon, dass die Widersprüche noch viel gleichzeitiger passieren müssten, aber das ist doch inzwischen genau so, oder? Ist das nicht die große Sortierung?

Rainald Goetz' Abfall für alleAufmerksamkeit fürs Wetter. (…) Wenn man sich das durchgehen läßt, wenn das mit einem durchgeht, diese Art Präzision dem Allervergänglichsten und zugleich Hyperpräsentesten gegenüber. Ich glaube, diesen Gedanken habe ich mal vor vielen Jaren bei Julie Burchill gelesen, in irgendeiner Kolumne. Der andere Punkt: daß gerade von den intensivsten Wettereindrücken, vom Versuch wirklich präziser Wiedergaben der sinnlich überwältigenden Daten nur so ein komisch poetisch-sentimentalischer, sehr traditionell kodierter WORTMÜLL schönster Worte übrig bleibt. Überhaupt nichts Vorstellbares. Man liest ein beschriebenes Wetter und denkt sich: Er hat ein Wetter erlebt. Es hat ihn beeindruckt. Er hat sich Mühe gegeben, das darzustellen. Die arme Sau. Was hat der denn für ein Problem?

stelle ich Thoreaus Tagebuch des inneren Wetters gegenüber:

Henry David ThoreauThe poet must be continually watching the moods of his mind, as the astronomer watches the aspects of the heavens. What might we not expect from a long life faithfully spent in this wise! The humblest observer would see some stars shoot. (…) It matters not whether they visit my mind or yours, – whether the meteor falls in my field or yours, – only that it comes from heaven. (…) A meteorological journal of the mind. You shall observe what occurs in your latitude, I in mine.

und Woolfs gigantic Cinema, auch eine Art Probe für das planetarische Theater:

Virginia Woolf in A Room of One’s OwnImmeasurable resources are used for some purpose which has nothing to do with human pleasure or human profit. If we were all laid prone, frozen, stiff, still the sky would be experimenting with its blues and golds.

und natürlich

W.S. GrahamEnter a cloud.

Es gibt so extrem viele Arten, ein Logbuch zu führen, und alle führen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen. Ist vielleicht entscheidend, was man erreichen oder bewirken will mit dem Logbuch? Auf jeden Fall kommt es beim Stricken dieses Experiments so sehr auf die Details an, darauf, wie man sich mit der Welt verdrahtet fühlt, wann und wie man notiert, wann man es durchgeht, wo, warum und ob man es veröffentlicht, wen und was man auslässt, und die tausend Zwischentöne zwischen all dem. Das hat alles Auswirkungen, und eins ist nicht richtiger als das andere.

Stefanie Wenners Manifest für planetarisches TheaterPflanzen, Tiere, Erden, Menschen, Steine, Mineralien, Mikroben, Planeten, die Sonne: Alles ist Öffentlichkeit. Publika sind lokale Öffentlichkeiten aus menschlichen und nicht-menschlichen Körpern, die als Mitspielende Landscape Plays hervorbringen. Landscape Plays sind Spiele, die Land schaffen, den Boden für Stoffwechselprozesse bereiten. Durch diese Spiele entsteht der Planet, so, wie wir ihn gemeinsam formen. Planetarisches Theater basiert auf diesen gemeinschaftlichen Spielen und verortet sie im größeren Kontext der Himmelskörper und der Sonnensysteme. Die lichtgebenden Himmelskörper sind Taktgeber für diese Plays. An der Pflege planetarischen Theaters sind alle beteiligt.

All die Emoji-Herzies, die ich überall dran klatsche. Ein bisschen ist das ja schon wie mein harmoniesüchtiges 13-jähriges Ich, die Herzen unter jedem Tagebucheintrag.

Traum: Ein Secondhand-Laden, der zuerst nur ein sehr großer Pappkarton war, wie eine Verschenkekiste zum Betreten. In München durfte ich nicht wählen, und ein paar Teenies in der Tram auch nicht, ob wir deshalb etwas Kraftstoff für sie hätten, wir wussten nicht, was gemeint ist und meine Begleitung gab ihnen ein paar Euro. Ich kannte mich dort nicht mehr aus mit den Öffies und auf einem noch nicht abgeräumten Imbiss Stehtisch sah ich mehrere Hunnies liegen. Pfeil hoch Pfeil runter, das war Teil eines Buchtitels und es war mega bedeutsam für mich, ich dachte gleich, dass ich mit diesen Symbolen alles erklären können werde.

11. Januar 2024

Wie das Kind vorhin die Holzpferde an seinem kleinen Tisch striegelte, alles Arbeitsgerät sorgfältig aufgebaut und dann mit Stab die Mähne ausgerollt, mit Schlagzeugstock die Hufen ausgekratzt, mit Bürste den Schweif gekämmt, mit Eifer meinen Vorschlag angenommen und einen Faden zum Drumbinden gesucht, um den Bauch des Pferdes.

Seitdem ich einen Kompost pflege, zeichne ich wieder viel weniger, im Zeichentagebuch nur alle paar Tage. Aber ich bin nicht sicher, ob es da einen kausalen Zusammenhang gibt, es war vielleicht auch schon davor so. Warum ist der Widerstand im Zeichnen so schnell wieder da? Das Zeichnen viel mehr wie die Praxis vom Kind angehen, viel präsenter, schneller, unprätentiöser. Als würde man eben noch nicht schreiben können.

Energie Abfall

Okay ich werde immer mehr wie mein Vater jetzt kommt das Chili-Öl schon auf Pfannkuchen

Nachdem ich vorhin schon ein Ei damit gegessen habe

esse auch
gerne mayo
zurzeit

Das Freundi hat gestern eine Doku über eine schmiedeiserne Pfanne angeschaut

Aus stehendem Auto am Rand des Wäldchens metallisch scheppernde Fetzen eines bekümmerten Gesprächs - weil ich nicht alleine sein will - könnte auch eine Hörspiel Aufnahme sein aber dafür sind die Pausen zu lang

Bin ich bekümmert

Goetz auch unbekümmert was öffentliche Bewertung von anderen Menschen angeht, ich halte mich da so zurück

Ich glaube einfach irgendwie nicht daran, dass alle Menschen mitbekommen können müssen, was ich von bestimmten anderen Menschen halte, ich weiß nicht, ob ich ein Anrecht auf eine semi-öffentliche Meinung über semi-öffentliche Personen habe

(aber ich erlaube mir eine Meinung über Bücher, die semi-öffentliche oder sehr öffentliche Menschen geschrieben haben, und im Falle von Büchern, die sehr nah am Alltagserleben ihrer Autor:innen sind, fühlt sich das an wie eine Meinung über die Menschen haben)

Max
– ohne Weste! –
gesucht
von Manja Sylt 18

Die Freude auf den krustigen stabil eingefroren Miniatur Bergrücken aus Matsch zu gehen

Und sie halten mich

Miniatur
Bergrücken
aus Matsch

sich selber als spirale sehen, also sich eindrehen, kraft ansammeln und wieder aufdrehen. coil and recoil. eine spirale steht ja vielleicht gar nicht still, ist eher eine bewegungsform in sich.

Zurück, zurück zu mir.

Ich hätte gerne eine Landkarte vom Internet, wüsste dann, wo ich wandeln will.

bisschen über goetz gelesen und wow er klingt nervös und wertend und dringlich und auch etwas einschüchternd, wie sein abfall von 98. wie klingt sein abfall heute wohl?

will jetzt auch immer wieder unter die letzten Worte schreiben:
PRAXIS

mit rosinenbrötchen und zopf im korb hüpfend durch die brache geradelt, durch die eisige morgenlandschaft, den kopf kaum richtung sonne drehen können vor lauter großer kapuze

wie ich gestern mich anstrengte im wasser, mich durchmuskelte und die beine wollten schon fast aufgeben und ich mich dann irgendwann daran erinnerte, dass das doch schon leichter ging, dass da etwas mit der technik nicht stimmen kann, dass es nicht so schwer war, dass ich gerade zu sehr aus den knien delfine. und dann ging es auch leichter, ich war gestern trotzdem kein fisch, aber ich konnte das schwingen zwischendrin finden. das wäre vermutlich alles noch leichter, wenn nicht so viele andere mit in der bahn wären, wenn ich nicht immer wieder von der geschwindigkeit anderer angesteckt würde.

Tao Te Ching, Verse 63 act without doing / work without effort / think of the small as large / and the few as many / confront the difficult / while it is still easy / accomplish the great task / by a series of small acts // the master never reaches for the great / thus she achieves greatness / when she runs into difficulty / she stops and gives herself to it fully / she doesn’t cling to her own comfort / thus problems are no problems for her

Traum: versucht, Kreise zu konstruieren = versucht, zu schwimmen = versucht, zu schlafen (sehr abstrakt und gleichzeitig sehr konkret, es waren rote Holzkreise)

Ein altes Freundi wieder getroffen, oder ich war es ein bisschen, oder ich schaute einen Film über das Freundi an, ein First Nation Junge auf einem Quad. Jemand trug eine überraschend große blaue Sonnenbrille.

10. Januar 2024

Alles aufsaugen und dann wieder von allen Vorbildern lösen
So suppt das eigene rein
Es suppe stark

es
suppe
stark

Ich war überhaupt nicht in Form im Wasser, ich habe die ersten Züge gemacht und wusste, das wird heute anstrengend. Woran liegt so etwas?

Wieviel % Schwankung macht Tagesform aus?

% von was

kopf- und augenmüde bin ich zum Schwimmen und jetzt bin ich beinmüde

Ich will gar nicht mit jedem über alles hier sprechen aber mit manchen manchmal

Also vermutlich wollen Goetz und Lotz auch nicht mit mir über ihre Ansichten von vor Jahren diskutieren

aber was ist das dauernd mit der enttäuschten Frau

Zeigen die beiden Jahresbücher auch unterschiedliche Männerbilder über zwanzig Jahre hinweg – also „darf“ Lotz spielerischer, weicher, alberner sein? Oder ist das einfach Persönlichkeit, oder ein Leben mit Kindern in einem Dorf im Elsaß versus Leben alleine in Berlin? Aber auf eine Art sind die beiden doch eigentlich ganz gut als Vergleichsobjekte geeignet, oder?

Rainald Goetz' Abfall für allekeiner darf die Rolle WISSEN, die er besetzt - das muß natürlich auch offen sein, changieren können - gehört zum sozialen »Spiel«, daß jeder in den Augen eines jeden anderen, jeder für jeden anderen eine ANDERE, und außerdem ja auch noch dauernd wechselnde Rolle besetzt, spielt - Zuweisung, Festlegung, Offenheit, Annahme, Verdeckung, Geheimnis - diese Grundregel, daß man über die nahen Menschen nicht wirklich präzise, analytisch nachdenkt, nachdenken darf, um sich offen, zart und handlungsfähig zu halten - man bohrt einfach nicht rum, im nahen anderen Menschen, man nimmt ihn, wie er sich geben will, ganz praktisch, äußerlich, situativ - all das, also das Gelingen auf dieser Ebene der Rollenbesetzung, Annahme und doch auch dauernden Offenheit, bestimmt auch mit darüber, wieviel SPASS ein bestimmtes Agieren in einem definierten sozialen Feld macht - wieviel gute Laune eine Gruppe als Ganzes produziert, den einzelnen Beteiligten macht - nach außen ausstrahlt -

Wie man in den Neunzigern noch unbefangen über Spaß sprechen konnte (stimmt das?). Ist mir jedenfalls interessant, die Wendung von den Rollen und dem Annehmen hin zur Gruppenlaune und ihrem Gelingen, das ist etwas, worüber ich sehr selten nachdenke.

Die Eisblumen blühen immer kräftiger an den Fenstern. In der Stunde, die ich in der Zahnarztpraxis verbrachte, fror mein Fahrradschloss ein, und ich musste nochmal rein, um mir heißes Wasser abzufüllen, um überhaupt los zu kommen, weg von dem vollen überoptimierten Ort.

Die Fachkraft, die meine Zähne professionell reinigt, stellt sich mit Vornamen vor, wie in einem amerikanischen Diner, und auf ihrem Namensschild steht auch nur ihr Vorname. Die Assistent:innen am Empfang tragen Namensschilder mit Vor- und Nachnamen, die Ärzt:innen in der Praxis haben nur ihren Titel und Nachnamen auf den Schildern. Was ist das denn für eine beschissene Hierarchie? Spielt da mit rein, dass die Zahnreinigung der kommerziellste Aspekt ist? Alle Sätze dort klingen geskriptet und trainiert. Je weniger Macht, desto mehr Form, desto mehr Geld macht es dem Inhaber? I don’t know, aber es ist mir auf jeden Fall unsympathisch, und lässt mich noch weniger glauben, dass die Prozedur alle halbe Jahr sinnvoll ist.

Traum: auf der verlassenen Autobahn Richtung Zombieland mit der Mama Inlinern wollen, dann haben wir sehr schnell beschlossen, dass das keine gute Idee ist.

9. Januar 2024

keinen Brief geschickt und nicht schwimmen gewesen

ein Freundi getröstet, das darunter litt, dass ein Arbeitskompagnon wieder mal zu schnell war (auch hier wieder die unterschiedlichen Modi und Tempi, und es kann doch nicht sein, dass daran etwas scheitert, das müsste man doch durcharbeiten können? frage ich mehr mich als die beiden)

Ich mache blöde Denkfehler beim Regal bauen, und es klappt trotzdem, es gibt Spielraum für manche Fehler, es entsteht trotzdem ein schönes und gut nutzbares Regal dabei. Mein schlappriges Lebenshandwerk macht mir Verständnis für das andere gelerntere, eingeübtere Handwerk – so eine besondere Intelligenz, die jedes Bauen und jede Arbeit mit Material erfordert.

Das Kind schickt mir eine Mappe per Post, eine gezeichnete Mappe voller Zeichnungen und ausgeschnittener Sterne und Türmchen und wilder Zettel und Schnipsel und Schneeflocken aus Transparentpapier. Die Mappe ist ein Produkt von Praxis, oder ein Ausschnitt aus einer Praxis, die völlig selbstverständlich ist, höchst produktiv und sehr unbekümmert. So eine Praxis will ich auch. (Habe ich auch ein bisschen.)

immer mehr wirklich spüren, dass ein kleines Regal bauen für die Küche eine genau so kreative und schöpferische Tätigkeit ist wie mehrere Stunden auf einer Tastatur zu tippen

tag an tag knüpfen

das mache ich hier

ChatGPT bestimmt kein Gender und weiß, dass if the author’s gender is not explicitly stated in the provided texts, it remains unknown. Nice.

Kompensiere ich in meiner sonstigen, projektbezogenen Geschwindigkeit manchmal die Langsamkeit, die ich an anderen Stellen meiner Entwicklung habe?

Manchmal also schneller werden und manchmal langsamer.

several instances of the shame of not following through, die Scham des Zurückrudernmüssens – das erinnert mich an bestimmte Business-Ratschläge, die ich vor langer Zeit aufgesogen habe, dass man immer liefern (und overdelivern) (überliefern, hi hi) muss, the golden rule is to follow through, to do what you said you’ll do, to not be a flake, nur so könne man Vertrauen aufbauen. Ja, klar. Und es ist noch viel mehr und ganz anders, und ich bin manchmal schnell begeistert und hüpfe auf mein Pferd und reite los und setze andere in Bewegung, und merke dann manchmal später, dass ich zu schnell war und dass Zeit vergangen ist und sich inzwischen alles anders anfühlt oder die Realität andere Erkenntnisse gebracht hat und dann ist es manchmal, oft, so viel sinnvoller und doch auf Dauer auch vertrauensbildender, wenn ich dann zurückrudere. Mich schämend entschuldige und sage, das wird doch nichts. Und auch wenn ich das einsehe, dass es sinnvoll ist, ich will es seltener haben, das ist keine schöne Situation. Gleichzeitig fühlt es sich gut an, wenigstens nachträgliche Neins zu sagen, und ich muss dazu stehen, dass ich diese Sachen selbsttätig angestoßen habe, und ich liege einfach manchmal falsch und schätze mich und meine Energie und die Zeit, die mir zur Verfügung steht, falsch ein, nach wie vor. Aber ich lerne! Für das Lernen muss ich mich nicht schämen.

Die Sonne leuchtet auf die Eisschicht am Fenster, die aussieht wie Hammerschlaglack, und bricht sich darin und leuchtet noch stärker und füllt die kalten Räume und sie erwärmen sich nicht dadurch.

Can you wait until the lake is clear? Do you have the patience to wait until something comes up? Das ließ mich an meinen Brief heute denken, den ich schon fast wieder an den Haaren aus der Erde ziehen wollte, und an die unterschiedlichen Modi, mit denen die Freundis und ich der Welt begegnen, mit Kraft und Muskeln, mit Zartheit und Zögern, mit Ruhe und Unruhe. Und niemand muss sich für einen Modus schämen, und keiner ist besser oder schlechter als ein anderer.

Bei dieser Kälte nochmal mehr Dankbarkeit für die warmen sicheren Räume, in denen ich mich aufhalten, arbeiten, schlafen kann.

8. Januar 2024

Wie würde AI das Gender der Kompost-Autor:innen einschätzen? Würde es sich zum Beispiel daran orientieren, dass ich viel über Beziehungen schreibe? Und was würde das aussagen? Überhaupt etwas?

Die Beziehungsperson meines Coachis hat genderaffirming top surgery bekommen, und ich beobachte in meinem Beglückwünschen und Mitfreuen, in der intensiven Nachsorge, in der Aufregung und heiligen Schutzbubbel darum und wie es lang ersehnt wurde, Parallelen zu der Geburt von kleinen Menschen. Vielleicht ist es ja wirklich eine Art von Neugeburt eines größeren Menschen.

Spiel als das, was ultra ernst nimmt und gleichzeitig komplett erfunden ist.

aus der Einführung von Rainald Goetz' Abfall für alleAbfall für alle, das Experiment, es einmal aufzuschreiben zu versuchen, wie man lebt und denkt und arbeitet. (…) Die Spannung, ob ein solches Protokoll der Welt, gespiegelt in Bewusstseinstext, Plausibilität gewinnt für Leser, auf die hin es sich entworfen hat, täglich, fragmentiert in zersprengte Notizen, (…) Hysterie von Kohärenz und Kontinuität. Ein Argument, ein Blick, ein Meilenstein abstrakter Nähe, jedes Tagebuch ist eines jeden Ichgeschichte.

Ist der Kompost für mich ein literarisches Projekt? Es fühlt sich nicht so an, eher wie eine Lebenspraxis. Aber so weit entfernt voneinander sind Lebens- und Schreibpraxis nun auch nicht.

In einer Coaching-Stunde muss ich das Vertrauen haben, dass das, was dran ist, auch ehrlich dran ist, und nicht eine kurzfristige Stimmung den ganzen Termin torpediert (darin auch etwas kapitalistisches, den teuren Termin möglichst effizient ausnutzen müssen). Ähnlich vielleicht wie hier das Vertrauen, dass der Tag, auf den jemand stößt, wenn sie zum ersten Mal auf den Kompost stößt, mich schon auch zeigt, oder mich nicht verstellt, oder zumindest nichts torpediert (was könnte torpediert werden?).

Elfriede Gerstl, geschickt von Kathrin Bacheine sache weiterführen / heisst manchmal / das gegenteil machen / heisst manchmal / eine sache weiterführen

Lotz & Goetz

Ich kann natürlich doch auch ein bisschen kompetitiv im Kompost sein, heute mehr und klüger denken wollen als gestern.

Ich lese diese Woche weder den ganzen Lotz noch den ganzen Goetz

langweilen mich übergeordnete Sortierungen grundsätzlich? wird es für mich immer nur im konkreten Kleinen spannend? oder ist das ein AI Thema, liegt es also an der Art und Weise, wie dieses Modell Muster erkennt und den Begriffen, die es dafür findet?

Traum: die Suche nach Sauerkraut am Bubenbad

7. Januar 2024

Mich interessiert das Texte generieren lassen von AI nicht, mich interessieren AI generierte Texte nicht. In dem Zitate-Artikel, den ich jetzt wochenlange hatte liegen lassen, habe ich einige Ausschnitte gefunden, die ich mir bei meiner Erstrecherche aus ChatGPT rüberkopiert hatte, Stichworte und Outlines nur, aber selbst diese kleinen Textfitzel haben mich so aus meinem Tonfall gebracht, führen mich auf schlittrige Sprachflächen, da will ich nicht hin.

Und mich schreckt ab, was für Züge AI und die Möglichkeiten dieser Modelle in Menschen weckt. Ein fantasieloser Hauptimpuls scheint immer wieder zu sein: wie kann mir AI Arbeit abnehmen, wo muss ich mir dann weniger überlegen oder umsetzen oder Menschen bezahlen, die etwas für mich umsetzen, also wie kann ich Geld damit machen oder Zeit damit sparen. Anstatt dass es als Spiel- und Werkzeug begriffen wird, um eventuell anders zu arbeiten, um zu experimentieren mit dem Zugriff auf Sortierungen und Verknüpfungen und Übersichten, die wir bisher nicht hatten, um mit dieser Zaubertechnologie tiefer zu gehen. Nicht dass das einfach oder unbedingt möglich wäre, aber es zumindest auszuprobieren.

Im Zusammenhang mit dem „entmenschlichen“ die Gedanken eines Freundis zu dem Begriff „menschlich“, dass das eine Fehlerfreundlichkeit mit einschließe, gleich so etwas wankendes, löchriges, betont warmes habe, vielleicht im Gegensatz zu einem Computer? Muss nochmal nachfragen, was es genau dazu gesagt hatte.

Den bisherigen Kompost in ChatGPT gefüttert und das System gebeten, mir die Hauptthemen darin zu benennen. Ich lieb vor allem, wie in der Antwort von mehreren Autor:innen die Rede ist – japjap wir sind die Ricardas. Ansonsten weiterhin erstaunlich, wie schnell die Anworten langweilig werden, es ist eine nervöse, kräftige Anstrengung nötig, um das immense Schiff dieses Sprachmodells in halbwegs interessante Gewässer zu führen. Manchmal kleine spannende Momente, „wir“ haben zum Beispiel gemeinsam den Begriff Brückenmasken erfunden (Masken, die nicht dazu dienen, sogenannte Authentizität zu verdecken, sondern versuchen, auf eine Art Verbindung herzustellen).

Lustig fand ich die Themenzusammenfassung unter Miscellaneous:

Mir neulich überlegt, beim Spazierengehen in der Siedlung: dass es schön wäre, wenn ich berühmt wäre, weil ich dann mit der Stadt verhandeln könnte, dass sie nach meinem Tod das Atelier übernimmt, als sicherer Ort für schreibende Orlandos. Interessant, wie langfristig ich mich in diesem Gedanken hier in Leipzig verorte. Und interessant, dass dieser Gedanke nicht wirklich damit rechnet, dass in Kürze hier eine AfD Regierung Kontrolle haben wird, die kein Interesse an schreibenden Orlandos hat.

6. Januar 2024

Was sind die Fragen, die ich mir eigentlich gern stellen will, über die ich finde, dass ich nachdenken könnte? Big picture Fragen, aber konkret auf meine Felder bezogen, auch auf die Arbeitsfelder. Anders: Welche Fragen würde ich mir stellen, wenn ich meine Selbständigkeit als ein Forschungsprojekt verstehen würde?

aus Orlando, meine politische BiographieDer Totenkopf als immergleiche Maske

Die Freude auch am nicht fertig werden, daran, dass ich genau weiß, wo ich beim nächsten Mal weiter bauen werde. So will ich eigentlich immer arbeiten. Oder zumindest öfter. Immer ist schon ein großes Wort.

Bei Brené Brown hatte ich über entmenschlichende Haltungen gelesen, und das die eine Grenze bilden, ein geht nicht, denn danach sei alles erlaubt und nichts mehr sicher. Was ja sachlich richtig ist, sieht man ja in Gaza in alle Richtungen. Dennoch so eine seltsame Formulierung, als dürfe man mit Tieren alles machen, als hätten die kein Leben und keine Würde verdient.

Wie gut und befreiend sich das anfühlt, wenn jemand einem klar sagt, was er:sie braucht

Die Übung für mein Handgelenk, als würde ich einer anderen Person STOPP sagen, ist eine körperliche Manifestation von das geht nicht.

Neblige Kiste heute

Zwei Freundis haben mich auf die Struktur im und die Strukturierung durch den Kompost angesprochen. Mir selber fällt beides kaum auf. Wie ist das Erlebnis durch das Scrollen? Wie nah bin ich der Struktur? Wie bewusst habe ich sie gesetzt? Was macht sie mit mir? Bin ich „strukturierter“ als andere, und wann ist das hilfreich und wann hinderlich. Ist das diese innere Architektur, von der Fripp spricht, und für mich fühlt es sich aber eher an wie ein innerer Garten.

Diese Unterscheidung in Architekti/Gärtneri als Grundtypen des Umgangs mit Informationen und Gedanken ist vielleicht auch viel zu binär, Hausstrukturen haben ja auch oft Gärten angedockt und sowohl Häuser als auch Gärten können wuchern.

5. Januar 2024

Gertrude Stein in Everybody’s AutobiographyIf you write a half hour a day it makes a lot of writing year by year. To be sure all day and every day you are waiting around to write that half hour a day.

abzeichnen ist so schön wie ausmalen. da ich so lange schon mich zwinge, aus dem kopf zu zeichnen, fühlt sich das abzeichnen von etwas, das ich sehe, ganz leicht an. wie kniebeugen mit gewicht und dann ohne.

das freundi erzählt von der drangsal der bauern und wie sie sich gegen habeck richten und sagt, dass die politiker sich nicht wundern müssen, dass handlungen handlungen hervorrufen. ich wundere mich nicht darüber, nur darüber, dass sie nicht lindner angreifen. aber der fährt ja nicht fähre.

Lena Müller zur Writing with Care Writing with Rage KonferenzEs braucht Zeit, die nicht besetzt ist von den Worten und Gefühlen und Bedürfnissen anderer. Es braucht einen Raum, der die Entfernung erlaubt, den Rückzug, den Eigensinn, die Abschweifung und die Ausschweifung. (…) Auf der einen Seite den Rückzug aus dem Sozialen, das Verstopfen der offenen Einfühlungskanäle – damit die Worte kommen, die Ideen, damit ich die Figuren sprechen höre, mich wiederum in sie einfühlen kann, damit ein Sound an mein Ohr dringt und ich ihm folgen kann. Auf der anderen Seite eine Verbindung zur Welt, einen Austausch, ein In-der-Welt-Sein als Einzelne, deren Gedanken, Texte und Worte sich verbünden können mit den Gedanken, Texten und Worten anderer. Insofern scheint das Zimmer für sich allein immer beides: einerseits der konkrete Raum, der Raum zum Schreiben, mit einer Tür verschließbar. Andererseits der Sehnsuchtsort, Utopie. Gleichzeitig allein und verbunden. Nicht-ausschließende und nicht-ausschließliche Mutterschaften, vielfältige Allianzen zwischen Kinderlosen und Menschen mit Kindern.

Es bleibt so wichtig, alles zuerst zu schreiben und dann zu entscheiden, was man damit macht, löschen oder einer Person zeigen oder zweien oder in diesem Eck oder jenem veröffentlichen. Das sind einfach zwei unterschiedliche Schritte, und sie brauchen Abstand voneinander.

Das Freundi erzählt, wie schroff Tonfälle Anfang der Siebziger gewesen seien, man hätte sich oft gegenseitig beleidigt und achtsam sei noch überhaupt kein Begriff gewesen, es führt das auf die Energie der 68er zurück.

In welcher Form macht es einen Unterschied, ob man fünfzehn Jahre früher oder später geboren wurde (Arno Geigers Realität ist wie weit entfernt von meiner?).

Ich mag sehr, dass es keine instant gratification gibt in meinem Kompost – vielleicht taucht er in Gesprächen auf, vielleicht nicht, aber es gibt keine Like-, Lese- oder Klickzahlen. Das macht ihn zu einem geschützten Raum für mich, zu einem, in dem ich gar nicht wirklich kompetitiv sein kann, geschützt also auch vor mir selber.

Anarchist Bookstores als Sehnsuchtsorte als Andockorte als der Ort wo ich eigentlich in Gemeinschaft schreiben will und ab und an aufschauen wenn jemand zur Tür hinein kommt

Robert FrippWithout a practice, without a discipline, life is pretty much a series of contingent events; moving from one situation to another, jumping from one mess to another, or simply sleeping through it all. With a practice, we develop a structure of acting in the world; within which we construct an interior architecture, moving to realise what we are, uniquely, born to achieve.

Angst, dass diese Logbuch-Praxis all meine Energie und Zeit raubt und ich nichts mehr für den Brotjob übrig habe

Ich hab ja auch nicht endlos Löffel

Ich habe eine Neujahrskarte erhalten, auf der steht geht nicht gibt’s, und sie ruft auf dazu, in bestimmten Kontexten Grenzen zu setzen und einzuhalten. Da stolpere ich gerade immer wieder darauf rum, wann sage ich, dass etwas nicht geht. Was genau ist der Unterschied zwischen Meinungen und Haltungen? Meinungen habe ich ja gesagt kann ich viele nachvollziehen. Aber Haltungen nicht alle, die kommen mir größer und gewaltiger und bewusster vor?

Soll der Zitate-Artikel wirklich so lang werden, wie ich ihn angelegt habe? Für wen mache ich das? Für mich, für die Lesenden, für die Suchmaschinen? Ist das die „richtige“ Mühe gerade, ist hier meine Zeit im Moment am besten aufgehoben? So eine unangenehme Frage.

Es gibt ein bisschen Regen heute und ein bisschen goldenes Licht, wieder nur sehr kurz, eher als Deko, es ist etwas kühler, es ist angenehm draußen, ich wollte das Fenster kaum wieder zu machen.

Ich sehe öfter zurzeit, dass Menschen, die tätowieren, auch Keramik machen und oder auch malen, es scheint ein generatives Patchwork zu sein, Zeichnung unter allem. Die vielen Wege, die zum Tätowieren hin führen. Ich bin noch sehr am Begreifen, was für eine Kunst es ist, und was für ein Handwerk.

Ich will so tätowieren wie ich Löffel schnitze, nicht technisch perfekt aber voller Freude und so dass sie genau das tun was sie tun sollen. Und natürlich auch nicht immer gelingen. Ich will das auskosten, dass ich darin linkisch sein werde.

Und ich stelle fest, dass ich blasse Tattoos auch sehr mag, also nicht ausschließlich, aber so Unterschiede in Schattierungen sind schon gut.

Traum: mich mit dem Freundi darüber aufgeregt, welche Bücher in der Brigitte empfohlen werden und welche nicht, dass Heidenreich doch auch mal den Lotz lesen könnte. Genau genommen auch hier eine Sortierung. Und ich hatte ein dickes Papiertagebuch wie früher, und darin Fotos, und kleine Gifs von mir, es waren Selbstportraits von mir beim konzentrierten Arbeiten, ich sah darauf ähnlich aus wie ich im Kindergarten.

4. Januar 2024

Schlaf was schönes.

Was ist das Tolle an Westen? Ich glaube dass sie das Herz schützen. Das ist wie einschlafen mit Kuscheltier auf der Brust nur tagsüber. Oder wie Umarmungen.

Aus dem Gespräch mit dem Freundi: wie spannend, wie unterschiedlich Menschen denken, was wem leicht fällt und was wem schwer (zB das Notieren und Formulieren ist für mich keine Herausforderung, ich muss eher darauf achten, dass ich es ein bisschen in Schach halte, Auszüge davon auf Instagram oder in eine ähnliche bevölkerte Öffentlichkeit zu stellen, fühlt sich dagegen im Moment noch fast nicht machbar an)

Wir wollen Social Media without the feeling of being sorted. Wie der Mops mit dem Stehkragen, so wollen wir Instagram begegnen – schau mal hier ist etwas, und ich bin auch da, und nicht auf dieser Seite stehe ich das sind meine Meinungen und Überzeugungen das ist meine Identität.

Auf meiner Website fühle ich mich sicherer als auf Instagram. Wer bei mir vorbei kommt, kommt bewusst (ich tauche nicht einfach so im Feed auf) und mit vermutlich aufrichtigem Interesse und Neugier, so dass ich sie gleich einladen will, dass ich gleich selber ein Interesse und eine Neugier habe.

Der Kompost ist für mich wie Studieren, oder eher wie meine romantische Vorstellung davon. Also es klingt fast absurd, aber mein Leben fühlt sich gerade mehr wie meins an, ich mag meinen Alltag gerade so gern, ich denke so gern weiter, ich bin so glücklich über diesen Raum, meine Gedanken vom Vortag nochmal anschauen zu können. Nicht zu Ende denken, sondern einfach weiter.

das Schwimmbad heute, genau wie ich befürchtet hatte, deutlich voller als sonst, mit lauter Menschen vermutlich, die gute Vorsätze für das neue Jahr haben. wie leicht ich besitzig und überheblich werde! aber das ist nicht meine Halle, wir sind keine Eingeweihten, ich gehe auch erst seit einem Dreivierteljahr wieder wirklich regelmäßig schwimmen. ach Menschen. und dabei mag ich die Fülle sogar ein bisschen, es ist zwar natürlich schön, eine Bahn für sich zu haben und komplett im eigenen Rhythmus schwimmen zu können, aber es ist auch interessant, mit anderen zu schwimmen, andere zu überholen und andere vorzulassen und gemeinsame Rhythmen zu finden, ein bisschen wie Tanzen. und es sind viele Körper und schöne Bewegungen, ich mag die Füßies, die an mir vorbei flattern, die Schenkel, die sich in der Bahn nebenan auf und ab wiegen.

aus aloks neujahrsvorstäzen: don’t mistake the rules as reality. color outside the lines. they do not exist (you do). / beauty is the elixir for boredom. become fluent in everything that makes you want to live. / shame lives in should. swap guilt with grace. see what happens.

Absichtlich trödeln und Zeit ausdehnen. Das mache ich so selten. Dann ist Zeit auf einmal auch lang. Einfach noch mal hinlegen anstatt los zu gehen.

Immer wieder denke ich, ich will die Telko bewusster gestalten, irgendwie fokussierter oder thematischer. Vielleicht einen salonartigen Austausch über meine Themen des letzten Briefes. Aber vielleicht ist es genau richtig, dass es ein offenes Format ist für alle Themen, die Menschen mitbringen?

Wieso lasse ich mir von Fiktionen (über die Knappheit von Zeit und die benötigte Dringlichkeit zum Beispiel) so oft Energie ziehen? Geben mir Fiktionen genau so oft auch Energie?

Mein geschwungener Stein umarmt den Stein vom Freundi, den mir das Freundi mitgegeben hat.

Und eigentlich gehört uns kein Stein.

Somebody is burning their waffles, denke ich auf meinem Spaziergang. Was wie ein Sprichwort klingt, für eine Situation vielleicht, in der jemand versucht, etwas Gutes zu tun und daran scheitert.

Brené Brown in Braving the Wilderness über das ideologische Einsortieren von Menschen und ob diese Nähe Menschen ein Gefühl von Verbundenheit gibtIf we’ve hunkered down ideologically and geographically with people who we perceive to be just like us, doesn’t that mean that we’ve surrounded ourselves with friends and people with whom we feel deeply connected? Shouldn’t „You’re either with us or against us?“ have led to closer ties among the like-minded? The answer to these questions is a resounding and surprising no. At the same time sorting is on the rise, so is loneliness.

Brown bezieht sich hier auf das Buch The Big Sort von Bill BishopAccording to Bishop, in 1976 less than 25 percent of Americans lived in places where the presidential election was a landslide. In other words, we lived next door to, and attended school and worshiped with, people who held different beliefs than ours. We were ideologically diverse. In contrast, in 2016, 80 percent of U.S. counties gave either Donald Trump or Hillary Clinton a landslide victory. Most of us no longer even live near people who are all that different from us in terms of political and social beliefs.

Now let’s compare these numbers to what’s happening in the realm of loneliness. In 1980 approximately 20 percent of Americans reported feeling lonely. Today, it’s more than double that percentage. And this is not just a local issue. Rates of loneliness are rapidly increasing in countries around the world. Clearly, selecting like-minded friends and neighbors and separating ourselves as much as possible from people whom we think of as different from us has not delivered that deep sense of belonging that we are hardwired to crave.

Durcheinander gewürfelt ist auch nicht unbedingt weniger einsam, und trotzdem ist das ein kleiner Trost für mich und eine Erklärung dafür, warum mir Connewitz so ein lonely feeling macht.

Tamara Santibañez in ihrem NewsletterLately I struggle with the distance between friendships and political formations; sometimes they feel one and the same and sometimes they feel irreconcilably different. I can feel held by community in a timeless way at midnight and wake up the next morning feeling isolated and unsure of how to connect, and I’m working on accepting both day by day, trying to practice devotion to something bigger than myself.

masks to pass, and passing not as a negative or a positive thing but as a movement to someplace different and then having the space (even if only the tiny space behind the mask where you can wiggle your eyebrows unseen) to feel and adjust and ask yourself if you want to be there

Mich selber stärker den Unterschied spüren lassen, denn es verwischt schon jetzt: in meinem Tagebuch schreibe ich für MICH, erst am Tag drauf soll-muss-darf die Umwandlung passieren, das Aufbereiten für Außen.

Traum: Eine Platte von der Omi gehört mit Chorknaben und auf einmal sehr schmissigen songs von den Lava People. Dann die kaputten Fenster in unserer Dachgeschosswohnung, die Mannschaft zur Reparatur, the rubble all around.

3. Januar 2024

Drag ist Scham Alchemie

Immer gleich die Kritik mitlesen

hier schreibt Trysh Travis in The Cool Chick in Recovery über die Schriftstellerin Joyce Johnson und die Scham-Expertin Brené Brown und über Coolness und damit auch über MaskenSo as early as high school, sneaking out to Washington Square Park, Johnson assembled what she called a “downtown disguise” to pass in that world. A black dirndl and flats, Mexican belt, and "copper earrings [that] clank reassuringly … in the slightest breeze" allowed her (unironically) to manage her fear of being seen as inauthentic by the folk singers, intellectuals, and labor organizers clustered around the park fountain. Blending into the crowd, she got what she came for: big ideas, innovative rhythms and language, frank expressions of sexuality and power. Sure she had native intelligence and talent, but since when did that buy a ticket out of Squaresville? To play in the wide world, Johnson learned, she had to be “cool and clever as any double agent.” The costume got her there all right, but along the way it did begin to chafe.

(…)

But to banish cool entirely? Drop your armor, Brown proclaims at the end of Rising Strong, and you change not just your life but also the world. Openness and empathy, respect for our shared human vulnerabilities - cultivating these traits will dissolve racism and income inequality and end sexual violence. Now that goes beyond cheesy. Believing that kind of thing is only possible if you write power out of the equation. Brown’s willingness to do just that is the reason why popular therapeutic culture is so reviled by Left intellectuals.

Twelve-step meetings, however, close with the useful reminder to “take what you like and leave the rest.” Although she frustrates me, I like Brené Brown, even if (in fact, maybe because) she needs to think a little harder about history. If she did, she might realize that the cool chick lives for a reason, and that she lives within what Joyce Johnson reminds us is feminisms “never-to-be-completed work of transforming relationships with men.” Change will be made slowly (thanks, Mom), within a tightly constrained space. Meantime, cool can level the playing field of sexual politics, if only temporarily. It can open up space to operate, to strategize. And when it does, it creates opportunities for pleasure as well as power.

Yup: Masks used to open up space to operate, to strategize, creating opportunities for pleasure as well as power.

aus Braving the WildernessBrené Browns take on masks: I found my primary coping mechanism for not belonging in studying people. I was a seeker of pattern and connection. I knew if I could recognize patterns in people’s behaviors and connect those patterns to what people were feeling and doing, I could find my way. I used my pattern recognition skills to anticipate what people wanted, what they thought, or what they were doing. I learned how to say the right thing or show up in the right way. I became an expert fitter-in, a chameleon. And a very lonely stranger to myself. As time passed, I grew to know many of the people around me better than they knew themselves, but in that process, I lost me.

Und: True belonging is the spiritual practice of believing in and belonging to yourself so deeply that you can share your most authentic self with the world and find sacredness in both being a part of something and standing alone in the wilderness. True belonging doesn’t require you to change who you are; it requires you to be who you are.

Auch hier Masken als masking authenticity, aber das ist nicht das, was ich meine, ich meine Masken nicht als ein Ziel oder als ein coping mechanism, sondern als Spiel- und Werkzeuge für einen Prozess

ebenfalls Brené Brown, Braving the WildernessDie erste Definition von Spiritualität, mit der ich etwas anfangen kann bzw in der ich erkennen kann, wie und warum mich das betrifft: Spirituality is recognizing and celebrating that we are all inextricably connected to each other by a power greater than all of us, and that our connection to that power and to one another is grounded in love and compassion.

eine Herangehensweise von Michael Dean, die er hier kurz beschreibt: I have a specific 27-point checklist, that I (try to) run every day, and I even use a stopwatch to measure how long each item takes. The whole list gets done in under 60 minutes. By limiting this extremely-optimized hyper-diligent “checklist consciousness” to one hour every day, I can get away with tangents and rabbit holes with the rest of my time. The checklist is a way to “get centered,” so the next morning I can plunge into the next one thing without worrying about all the loose ends.Die nachmittägliche Checklisten Herangehensweise ausprobiert. Alles dauert natürlich deutlich länger, also nur 10 Minuten Nachrichten beantworten ist super schwierig für mich UND es ist total hilfreich zu wissen, dass ich morgen wieder Zeit dafür geblockt habe – the power of blocking time! UND ich merke, dass es mich in einen guten wenn auch slightly gefährlichen Abhakmodus bringt, noch kurz das Bad geputzt, noch kurz die ganze TK Abrechnung gemacht etc

Emojis als kleine Masken

ich habe interne und externe Emojis, welche die ich nur für mich verwende und welche, die ich anderen schicke und dann wiederum auch sehr unterschiedlich, wem ich welche schicke - warum ist das so? was benutze ich wann? was bedeutet was für wen? Kontext, überall

Wo sich das mit der Scham überall versteckt, auch und vielleicht sogar besonders in „moralisch wertvollen“ Handlungen. Auch ethisches Marketing kann dazu dienen, eine Scham zu verstecken (wenn ich zum Beispiel unbewusst nicht daran glaube, einen bestimmten Preis verlangen zu dürfen oder eine bestimmte Art von Erfolg haben zu dürfen, kann das Anbieten von Stipendienplätzen das ganz bequem vor mir selber verstecken). Glaube ich daran, dass es meine Angebote genau so geben darf, zu genau diesen Preisen? Hat das eine solide Basis und Selbstverständlichkeit in mir? Will ich damit „Erfolg“ haben? Was steckt noch alles in meinem Bedürfnis, soziale Preismodelle anzubieten?

Diese Notizen nicht vergleichen mit einem durchgearbeiteten fragmentarischem Buch, auch wenn die Form sich vielleicht ähnelt.

Die verschiedenen Formen, die Mut annimmt. Dieses öffentliche Kompostieren braucht Mut, oder brauchte es zum Loslegen, jetzt bin ich schon im Umsetzungsfährwasser, jetzt denke ich nicht mehr bei jeder Zeile darüber nach, ob ich mich traue, sie zu veröffentlichen. Der neue Job vom Freundi braucht auch Mut, selbst wenn es die angeblich sicherere Version ist, sich anstellen zu lassen und die Selbständigkeit „nur noch“ wochenends und feierabends weiter zu treiben. Mich beeindruckt, dass das Freundi einen Brief an sich selber geschrieben hat, den es in einem Jahr lesen wird, um sich daran zu erinnern, was es mit diesem Schritt eigentlich wollte.

„Darf“ ich nach Bauchgefühl entscheiden, für welche meiner Angebote ich ein Stipendium anbiete und für welche nicht? Ist das eine Grundsatzfrage, müsste ich das kategorisch entscheiden und dann auf alle Angebote anwenden, egal wie viel sie kosten? Weiß ich denn, ob sich jemand 60€ leisten kann oder nicht? Ist mein Zurückschrecken vor dem Aufwand, vor der anstehenden Kommunikation, eine valide Komponente in diesen Überlegungen? (Ja natürlich, Bedürfnisse sind immer erstmal valide)

Ein Lied im NTS Early Bird Radio erinnert mich an eine frühere Zeit und an ein Freundi aus dieser Zeit, an die eine Nacht (war es nur eine?), die ich bei ihm und mit ihm verbracht habe, in seiner Kellerwohnung, und ich stelle fest, wie sicher und geborgen ich mich in dem Moment gefühlt hatte. Was ich damals offensichtlich nicht ganz umrissen habe, oder es nicht ausreichend wertschätzen konnte, so tief wie ich in meinen überhitzten Gefühlen für ein Freundi von diesem Freundi steckte, wie diese hitzige Verliebtheit alles andere wegsengte.

Interessant auch der Versuch, diesen winzigen Erinnerungsmoment (von denen ich im Laufe eines Tages Dutzende habe), auszuformulieren, für ein Außen verständlich zu machen, ihn durchzukämmen auf etwas, was auch für andere Menschen interessant sein könnte.

(Ah, und jetzt kommt es mir: Die Figur in dem Film gestern erinnerte mich an das Freundi, das war die Verbindung.)

Ich sehe eine Person, die für die Krähen Krümel an den Stamm schüttet. Denken muss ich aber an die Wolfsfrage, und was sie alles bedeutet. Wolf macht Wolfsding, Mensch macht das, was wir gelernt haben, als Menschding zu akzeptieren. Sprich: Sich um die sogenannte Ordnung sorgen, die Mensch in der Welt geschaffen hat. Sich zutiefst und unlogisch in binären Grabenkämpfen einrichten. Sich einmischen und alles noch schlimmer machen.

Im Traum trug ich gläserne Clogs

2. Januar 2024

Manchmal sehe ich Menschen mit Hunden auf der Straße und bin einfach verwirrt, dass das geht, dass da ein Tier ein anderes Tier an einer Leine führt, und es anschimpft, wenn es sich mit der Leine um einen Laternenpfahl verwickelt hat.

Nochmal das Wasser des letzten Jahres erinnern, die Seen, das Meer, die Strände und die unterschiedlichen Steine, all the swims.

Vielleicht lerne ich hier, eine Haltung zu Meinungen zu entwickeln, oder zumindest zu üben, gelegentlich welche zu äußern. Die ich sonst ungern habe, weil sie mir so fluide und wandelsam erscheinen, so kontextabhängig, ich kann mich meist in fast alle, naja sagen wir viele, Meinungen zumindest hineinversetzen. Und gleichzeitig scheint es mir so sehr, dass wir nach Meinungen einsortiert werden von anderen, dass Meinungen Flaggen der Identität sind, die wir vor uns her tragen, und die Flaggenfarben müssen bitte schön zusammenpassen. Und falsch liegen mit einer Meinung, oder sie einfach so ändern, ist beides sehr unerhört. Aber wer weiß, vielleicht finde ich übermorgen den neuen Geiger ja total gut, und dann schreibe ich es auch hier rein.

Schlaf kann auch nur mit ganz leichtem Griff gehalten werden.

Ich mag Äpfel gerade sehr gerne. Schlichtes Obst.

Zu welchem Datum gehören die Notizen aus einer schlaflosen Nacht? Es sind Grüße aus dem Mini-Bardo.

Vielleicht ärgere ich mich vor allem über Geigers uneingeordnetes und seltsam unreflektiertes Erzählen seiner literarischen Laufbahn, es fehlt mir eine strukturelle Ebene darin, er feilt seitenlang einsam in seinem Kämmerchen an einem Roman und auf einmal wird er zum Klagenfurter Wettlesen eingeladen, da fehlen Schritte und Verbindungen und Beziehungen und Menschengeflecht, und es ist eigenartig, das auszulassen, wenn man sich sonst so inszeniert. Und ich ärgere mich über abtörnend fröhlich-naive Bemerkungen, wie seine neue Freundin immer zum Sex bereit gewesen sei, auch wenn sie sich gerade gestritten hätten. Und es fehlt mir eine Deutlichkeit, mit der benannt wird, dass sein Müllsammeln von Anfang an ein selbstbestimmtes, freiwilliges Unterfangen war, da steckt eine Vagabundenromantisierung drin, die ich nicht gut ertrage.

Nicht einschlafen können, obwohl ich hundemüde bin, ist immer wieder speziell unangenehm. Der halbherzige Versuch, zu meditieren, scheitert. Der engagierte Versuch, die Augen geschlossen zu halten, scheitert. Alle Menschen, die ich kenne, tauchen in meinen Gedanken auf, mit all ihrem Sein und all ihren Fragen. Egal wie ich liege, liege ich unbequem. Stehe bettelnd vor der Tür zum Schlaf. Ich schalte das Licht wieder an. Man soll sich nicht so quälen. Schaue Schwimmvideos. Die machen mir eine leicht fiebrige Wachheit. Ich lese das Buch weiter. Ärgere mich über Arno Geigers glückliches Geheimnis, wollte das Buch gut finden, weil meine Mutter es mir schenkte und sie es so mochte, finde es aber leider holprig und langweilig und um sich selbst schlingernd, verstehe nicht, was er eigentlich erzählen will und was er auslässt und was sein Experiment dabei ist und warum ich das lesen soll. Lese es nicht weiter. Werde hungrig vom Wachliegen.

1. Januar 2024

Ist das, was ich hier tue, ein Inventarisieren? Oder eher ein Sammeln? Oder ein Kuratieren? Manchmal ergeben sich sehr poetische Zusammenhänge aus den Schnipseln eines Tages.

(Heute die Kerzen bewusst angelassen, mal sehen, wie lange ich es aushalte.) (nicht lange)

Ich habe keinerlei Erwartung oder Vorstellung, dass irgendjemand Teile dieses Logbuchs liest – dass es aber jemand tun könnte, führt dazu, dass ich meine Gedanken präziser ausformuliere, was mir beim Denken hilft.

Ich bin erst heute dazu gekommen, den Nachtisch zu machen, den ich die gesamten sogenannten Feiertage über schon zubereiten wollte, und das fühlt sich irgendwie schön an, den Feiertagsnachtisch in den nächsten Tagen mit in den Alltag zu nehmen.

Haben diese kleinen, über den Tag verteilten Notizen mit „Achtsamkeit“, mit „Mindfulness“ zu tun? Ist das auch eine Art zu meditieren?

Ein Kind beim Spaziergang gesehen, das mich mit seiner schönen starken Energie (aber nach dem Mittagessen gehen wir wieder raus!) an Irlande Côté erinnert, die in dem Film A Colony, den ich gestern anschaute, eine Nebenrolle spielte, aber eigentlich die Hauptrolle, die so lebendig und präsent und sichtbar war, dass es mir im Herzen zog. Die Energie mitnehmen.

Statt Vorsatz und alles neu: verpflichte ich mich mir selber, also zu dem wie ich bin, also zu mir und all meinen Masken, meinem Innerem und Äußerem, und das zu zeigen, soll heißen: mich nicht zu schämen. Ich verpflichte mich zu meinem Alltag, zu meiner Praxis, to my practices. Denn die sind erprobt und passend und generativ, die verändern sich organisch mit mir, die muss ich jetzt nicht zum neuen Jahr neu aus dem Boden stampfen, die sind stützende Behälter für meine Wachstums- und Lernprozesse. Das fühle ich dieses Jahr zum ersten Mal so klar, und bin sehr dankbar dafür.

Beim Aufwachen der Wunsch, mich im Namen der Menschheit bei den anderen Tieren zu entschuldigen für das Geböllere in der Nacht.

31. Dezember 2023

Wie das Freundi den Papierpanzer zertritt (eine Böllerverpackung), ein befriedigendes Bild

Der Grundimpuls meiner Sparsamkeit zwingt mich dazu, Kerzen zu löschen, wenn ich sie nicht anschaue, zum Beispiel weil ich anfange, in einem Buch oder Bildschirm zu versinken.

Bereits mindestens einen Eintrag wieder aus dem Kompost gelöscht, weil ich fürchtete, im Widergeben einer Alltagsbeobachtung mißverstanden zu werden. Genauer: weil es eine Alltagsbeobachtung war, die leicht sehr unterschiedlich interpretiert hätte werden können, und ich Sorge bekam, mit der knappen und nicht weiter kommentierten Form, die ich gewählt hatte, Menschen zu verletzen. Genau so wahre Interpretation meines Löschens: Ich fühle mich zu wenig informiert bezüglich der aktuellen politischen Debatte, die in dieser Beobachtung steckte, und bekam Sorge, mich zu blamieren.

Just spending some quality time with my compost.

Diese Qigong Übungen machen erstaunlich viel mit meinen Armen und Händen, ich glaube, ich halte dort oft sehr viel mehr Spannung als nötig. Ich denke öfter zurzeit darüber nach, wie fest ich zupacke, und sagte gestern auch so etwas wie „dann halten wir den Plan mal mit einem ganz leichten Griff“.

Menschen wie James Rafael, mit dessen YouTube Videos ich derzeit handgelenkschonendes Yoga und Qigong übe, der dermaßen liebevolle, niedliche, wholesome Vibes aussendet, der unglaublich viel lächelt, aber irgendwie erreicht es mich zurzeit und ich muss dann auch lächeln, solche Menschen leisten auf digitale Weise emotionale Arbeit für eine ganze Reihe von anderen Menschen. Ich sauge das auf, und ich mache mir gleichzeitig Sorgen um diesen mir eigentlich unbekannten Menschen, frage mich, wie er für sich sorgt, wann und ob er diese sich selbstauferlegte Aufgabe auch ablegen kann. Und ich weiß, dass ich selber auch beruflich emotionale Arbeit übernehme, in den Briefen und Artikeln, in Beratungen, im Co-Working usw, und dass es manchmal sogar einfacher ist, bei mir zu bleiben und nur das zu geben, was ich wirklich geben kann, wenn es an eine unbestimmte Mehrzahl von Menschen rausgeht, als wenn ich einer einzelnen Person gegenüber sitze.

Das Freundi sagt ich hab Ofenfüße, es hole gleich zwei Eier und würde die auf meinen Füßen braten

Traum: mit einem Freundi iwie den JBL Lautsprecher umprogrammiert, in einem Laden mit sehr viel Kruscht, ich war mehrfach verlockt, dem Kind einen Pferde-Regenschirm zu kaufen. Später in der WG von mehreren Freundis, die sich im echten Leben gar nicht kennen, es lagen sehr viele Klamotten rum und hingen am gekippten Fenster und es müffelte und wir hingen auf der Sprossenwand im Treppenhaus herum, ich konnte gut Übungen darauf machen, weil ich so gute Bauchmuskeln habe, das eine Freundi kletterte hoch und sprang von dort wieder ins Bett

30. Dezember 2023

Beim Durchschauen der Zeichentagebücher gefunden, irgendwann im Herbst geschrieben: Verändert sich nicht auch ein dauerhaftes, „ewiges“ Tattoo laufend, ist es nicht auch Einflüssen, Kontexten, Körperveränderungen ausgesetzt? Inzwischen würde ich ergänzen: Deutungen.

Vielleicht muss und kann ich auch einfach akzeptieren, dass ich in meinem jetzigen Lebensmodell einfach anders Zeit habe als andere Menschen. Dass das eine Leben sich nicht auf das andere legen lässt.

Im Schwimmbad verschnaufe ich kurz am Beckenrand, zwei der drei Mitschwimmer:innen in der Bahn stehen dort auch. Die eine Person ist wütend und ärgert sich über ein Manöver im Wasser, sie schwimme langsamer und sei von einer schnelleren Person bedrängt worden, die andere Person hört zu und sagt leiser etwas beschwichtigendes. Ich schwimme weiter und frage mich lange noch, ob ich wohl gemeint war, einmal hatte ich sie versehentlich etwas zu nah am Rand überholt, aber ich versuche eigentlich immer möglichst umsichtig zu schwimmen, ich will ja, dass sich alle in der Bahn sicher fühlen können, wie ich mich auch darin sicher fühlen will. Ich beschließe dann, dass sie mir das hätte sagen können, wenn sie mich gemeint hätte, und dass ich ihren Ärger und den Raum, dem sie ihm gibt, irgendwie auch mag, und die vierte Person in der Bahn war auch mir gegenüber etwas rüpelig, und Schwimmbäder sind eben öffentliche Gemeinschaftsorte und da finden Verhandlungen statt.

Ein Paar überquert die Straße, er schiebt einen großen Küchenschrank auf Rädern vor sich, sie schiebt mit der einen Hand einen Kinderwagen und zieht mit der anderen Hand einen Bollerwagen mit weiteren Teilen des Schrankes.

Ich lese bei bell hooks von der Bedeutung von Lügen und Ehrlichkeit in der Liebe, dass es kein wirkliches Lieben ohne Ehrlichkeit gibt. Ich verstehe, wo hooks her kommt und sehe die patriarchal erzwungenen Verstellungen, und auch ihre Auswirkungen, und ja, ich bin in Liebesbeziehungen auch sehr für ein möglichst angstfreies gegenseitiges Zeigen von dem, was da ist und in dem Moment wahr und lebendig ist. Und ich empfinde Wahrheit nicht als etwas Fixes, Unveränderliches, ich habe Wahrheiten in mir, und die schwanken mit mir und dem Mond und den Umständen, und außerhalb von vertrauten Beziehungen will ich mich immer weniger dem Druck beugen, jederzeit mich ganz offenlegen zu müssen, jederzeit „authentisch“ sein zu müssen. Ich will erst herausfinden können, ob der Boden, den ich gerade betrete, mich auch trägt.

Liegt diese gefühlte Verkehrung von Authentizität in etwas Erwartetes, Fremdbestimmtes an unseren Vorstellungen von Selbstdarstellung (zB auf Instagram als Privatpersonen, die aber auf eine Art auch etwas verkaufen oder anbieten, oder auf Websites als Selbständige, wo wir definitiv etwas verkaufen)? Also weil wir diese allzu glatten Bilder und Rollen nicht mehr sehen können, erwarten wir Authentizität von anderen im Sinne eines Bruchs mit der Perfektion, aber eben vor allem für uns selber, damit wir uns wohler und verbundener fühlen können mit unserer eigenen, uns selber wohlbekannten Unperfektheit? Haben wir deshalb eine Sehnsucht nach „Menschlichem“? Und wann kippt eben auch das und wird dann zu einer Performance des Menschlichen?

Earning money with teaching things that I practice and not with the products of these practices.

Marlee GracePeople are interested in intersections.

Dieser Kompostierprozess auch ein Vorgang des laufenden Destillierens, dann „muss“ ich nicht am Ende eines Jahres ganz viel zusammenfassen und überblicken, sondern kann ver- und überarbeitetete Stellen zusammenfädeln – und damit leben, dass immer viel untergeht und wir nie ein vollständiges Bild haben, nicht von uns selber, nicht von anderen

Die verschiedenen Unterkünfte in denen Autor:innen anscheinend bei offiziellen Residencies untergebracht werden: ehemalige Wartezimmer mit Glastüren, vor denen oft Menschen stehen und reden, in einem Internat mit Fünftklässler:innen, in einem Zimmer ohne Schreibtisch – ist es wirklich so schwer, sich vorzustellen, was eine schreibende Person braucht?

Traum: Ein Freundi war irgendwie ein anderes Freundi und in den USA und hatte dort eine Lesung vorbereitet und ich war mit einem ihrer Brüder zu Besuch und wir durften hinten sitzen in dem kleinen weißen Haus in dem das stattfand und ich machte eine Aschenbecher Wachs Skulptur die überhand nahm die riesig würde in deren Mitte ein ganzes Fitness Gerät aus Wachs stand und Zigaretten zum Rauchen für die neuen Nachbarn und der andere Bruder hatte ein Plakat gestaltet

In einem anderen Teil war ich in einer riesigen Unterkunft musste immer zum Bereich K aber das ging kaum ich landete immer in Krankenhausfluren und es war sehr verdächtig und geheim alles und ich sollte dort ein Praktikum oder so machen oder zur Schule gehen

aber: lat. invenire „come upon“, inventarium „a list of what is found“, das mag ich schon, das verstehe ich (es ist der Besitz-Kontext des Begriffes Inventur, der mir unsympathisch ist)

29. Dezember 2023

do I like the word inventory no I do not like the word inventory

Frage von gestern: Was ist die lustigste Art, diese Tätigkeit auszuführen?

auch aus dem Telefonat: Ich beobachte an mir, dass ich auch andere Menschen immer weniger als „fertig“ oder statisch betrachte, sondern sehr im Prozess und in Veränderungen begriffen. Konkret sehe ich Tätowierungen nicht mehr nur als „das ist mein Bild von mir, so will ich jetzt aussehen“, sondern als Teilbilder, ich sehe die noch nicht gestochenen Tätowierungen, die Pläne für weitere, die kommenden Cover-Ups. Die Transformationen sind nie vorbei, wir kommen nicht irgendwann fertig gebacken aus dem Ofen gekrabbelt, fertig ist ein Prozess. Bei hormongestützten Transformationen besonders spannend die Frage: Was passiert in dem Zwischendrin? Wem begegnet man in der Zeit wie? Wann genau beginnt die Veränderung, und hört sie jemals auf?

aus dem Telefonat mit Freundi: Authentizität als etwas Fremdbestimmtes, als ein Außenbegriff, der mehr mit den Erwartungen anderer oder unserer Performance vor anderen zu tun hat als mit dem, „wie wir eigentlich sind“, was ja die gängige Bedeutung von Authentizität sein dürfte

Das Logbuch führen hat auch den Effekt, dass ich mich regelmäßig frage, wie ich mich fühle (nicht nur was ich denke oder besprochen habe), und ist damit vielleicht eine gute Übung für das bei mir bleiben und Bedürfnisse benennen

es gibt keine lückenlosen berichte

Ich hab SO VIEL MATERIAL. Ich könnte knapp 30 Jahre Tagebuch durchgehen und Teile hierher kopieren. Wüsste dann jemand mehr über mich? Mehr über sich? Bis wohin fände ich meine eigenen Gedanken noch interessant?

Toni MorrisonFreedom is choosing your responsibility. It’s not having no responsibilities; it’s choosing the ones you want.

Masken deshalb interessant, weil sie eine Selbstbestimmtheit enthalten, ein Auf- und Absetzen, eine Bewegung und eine Wahl, ein schnelleres Wechseln. Rollen fühlen sich groß und verflochten an, Masken griffig und spielerisch.

Masken und Augen – was bedeutet es, die Augen mit einer Maske zu verschließen? Nicht mehr gesehen zu werden, also es kann nicht mehr in einen hineingeschaut werden. Nicht mehr zu sehen, also man kann nichts mehr über die Augen aufnehmen. Wichtig für schamanische Rituale, wichtig für kleine und größere Trips. Schlafmasken.

Es ist doch wirklich sinnvoller, einen bewusst ausschließenden Raum zu eröffnen, als einen komplett offenen und angeblich komplett inklusiven Raum, wenn man dann keine Zeit und Kraft und Bereitschaft hat, Inklusionsarbeit zu leisten. Ich habe Verständnis für Menschen, die zu müde dafür sind. Und: Wie genau soll sich unsere jetzige Welt wirklich verändern, wenn ältere cis Männer implizit oder explizit aus Räumen ausgeschlossen werden, in denen sie ein weiches, fühlendes Miteinander üben könnten? Ich habe immer weniger Lust auf Pauschalisierungen und Feindbilder.

Traum: Ich zeichnete etwas auf einen Baum, auf die Rinde, und neben mir am Boden zündete ein Feuerwehrmensch mit einem kleinen Gasbrenner einzelne Blätter testweise an, um dann seinem Kollegen zuzurufen, hier müsse auch noch abgedeckt werden, hier müsse noch Papier hin. Später wedelte jemand an einem Restauranttisch ein herankrabbelndes Baby fort, das seien Tricks oder Klone, er sei selber einer.

28. Dezember 2023

Und die kleine Giraffenherde, mit ihren flachen muskulösen Hälsen und den riesigen Augen. Das Kind neben uns sagt die sehen so friedlich aus. Die Giraffen bewegen sich ab und an sanft, eine schiebt sich vor die andere, sie formen ein neues Tableau.

Meine Schwimmbekanntschaft erzählt mir abends um halb neun unter der Dusche, dass sie seit heute morgen um sieben im Bad sei, das mache sie schon zum zweiten Mal, das sei so toll, dass das Bad zwischen den Jahren mal so lange auf habe. Ich verstehe erst nicht so richtig, erst als sie mir erklärt, dass sie knapp 20 Kilometer geschwommen ist, begreife ich, dass sie wirklich den gesamten Tag geschwommen ist. Aber jetzt reiche es auch.

Ich spüre schon jetzt einen Vorwurf (von einem imaginierten Außen, also letzendlich von mir selber), dass ich hier nicht genug Weltgeschehen benenne und kritisiere. Aber es gibt wenig, was ich schlechter kann, als Weltgeschehen in Echtzeit benennen und kritisieren.

Ich spreche viel von generativ, generativer Smalltalk, generative Fragen – was genau meine ich damit? Nicht-binär, öffnend, spielerisch, anregend? Tauchte das erste Mal in der Arbeitsgruppe auf, als ein anderes Wort für antikapitalistisch.

wir warfen die beleidigung des gohliser joggers in den fluß, der in seiner neonkleidung an uns vorbei trampelte und rief klamotten aus dem lumpensack oder was, und mit etwas abstand ist es fast schon witzig, du magst neon tragen aber eine leuchte wirst du nie, fasste das freundi zusammen

einen satz oder eine haltung als „maske“ parat zu haben, hinter oder in der wir uns sammeln und bei uns bleiben können, um eine situation und ein gegenüber in ruhe betrachten zu können

das freundi erzählt vom psychodrama, wo es darum geht, seine eigenen unbewussten, übernommenen rollen (er)kennen zu lernen und sie aktiver selbstbestimmt zu wechseln, dass zu diesen masken also freiwilligkeit kommt

lebensplanung als architektur oder als gartenpflege, es kommt mehr auf das wie an als auf das was, ich kann dränglich umziehen und nichts mitnehmen wollen, ich kann umziehen und neu anfangen und bewusst meine themen und meine verarbeitung mitnehmen – je älter ich werde, desto mehr erkenne ich das organische, zufällige, mäandernde und spiralische im leben, umso weniger glaube ich daran, dass man leben konstruieren könne

das freundi zeichnet sein graphic novel einfach seite um seite, lässt skizzen, prozess, fehler, veränderungen in stil und herangehensweise sichtbar und offen. das wäre ein praxisnäherer ansatz als zu glauben, dass ich erst richtig gut figuren zeichnen können und eine klare vorstellung der bildwelten haben müsste, um dann loslegen zu dürfen.

was bräuchte eine tägliche nachmittags-admin-checkliste, um effektiv und hilfreich zu sein?

Semi-Öffentlichkeit als guter Übungsschritt des Veröffentlichens. Kas Veröffentlichen in der Hosentasche zum Beispiel, von dort kann das Gedicht herausgezogen und gezeigt werden, oder es fällt versehentlich heraus. Oder Michael Deans Logbuch, das zwar komplett einsehbar ist, aber durch seine schiere Größe sich auch wieder verschleiert. (Warum war das bei Lotz nicht so? Da habe ich den Mammuttext zur Gänze gelesen, und würde mit großem Vergnügen täglich weiter lesen. Lag das daran, dass die Heilige Schrift I als Buchform vor mir lag, und damit so eindeutig veröffentlicht war?)

Wie öffentlich ist diese Öffentlichkeit?

27. Dezember 2023

Ich werde körperlich immer flexibler und kann immer mehr Sachen (zum Beispiel verschiedene Schwimmstile), und das sieht von außen bestimmt gesund und schön aus, und von innen fühlt es sich zwar oft ganz gut an, aber immer begleitet von Schmerzen, im Handgelenk, Ellbogen, Rücken, Muskelkater, Kopfweh etc.

Ich will dieses Micrologging-Experiment tatsächlich vor allem deshalb machen, um heraus zu finden, worüber ich nachdenke und was ich entwickle, und ich habe iwie Angst davor (was wenn es nur Blödsinn ist?).

Das entscheidende Puzzlestück für mich ist vermutlich wirklich das, was ich bisher kaum mache, nämlich die Auswertung bzw Einsortierung, der regelmäßige Zeitpunkt, an dem ich drüberschaue was ich geschrieben habe und wo es hin passen könnte und es dann auch entsprechend verteile.

Wie ist das mit Drama? Wann ist es hilfreich, ist es irgendwann jemals hilfreich? Wir haben heute ohne viel Drama einen Konflikt geklärt. Was hat das mit Masken zu tun?

Brauche ich Timestamps hier?

Was sagt das über mich aus, dass ich mich wenig freue über die Schwangerschaften in meinem Umfeld? Es hat nichts mehr mit meinem eigenen Prozess zu tun, da bin ich mir ziemlich sicher, eher mit meiner Entscheidung und dass ich Sorge habe, noch mehr Menschen noch erschöpfter zu sehen?? Auch mit Klimakatastrophe, Zukunftsangst etc. Stelle fest, dass eigentlich alle „Meinungen“ zur Familienplanung anderer wenig wirkliche Aussagekraft haben.

Die drei Clownsnasen in der Telko, die Minimalmaske, der emotionale Airbag, die Muss-Allergie und wie es mit Freude und Spiel besser geht.

Kalis looking at it sideways – also statt frontal auf einen Konflikt zuzugehen und nur noch zwei Seiten darin zu sehen, ihm anders begegnen. Mit Tarotkarten, Spielen, dem Körper, Träumen, taking it to the trees. Diese Qualität soll der Website als Maske Workshop auch enthalten.

Kichernde alte Frau

26. Dezember 2023

Michelle Spencer und Rachel Katz hier im GesprächYou’re allowed to be on disability only if you’re really broken. You’re not actually allowed to live a good life. / R: This idea that if you’re sick enough not to work, then you don’t deserve joy (…) Joy is only for the productive. / M: Yeah, rest and joy. We have to earn rest. We also have to earn joy. It sort of explains how we treat old people too. Because they cease to be productive.

Über drei Stunden gebraucht, um mich von einer Überdosis Rettich zu erholen